Olympische Sommerspiele 1908/Leichtathletik – 110 m Hürden (Männer)

Der 110-Meter-Hürdenlauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1908 in London wurde am 25. Juli 1908 im White City Stadium entschieden. An den beiden Tagen zuvor gab es Vor- und Zwischenläufe zur Ermittlung des Finalfeldes.


SportartLeichtathletik
Disziplin110-Meter-Hürdenlauf
GeschlechtMänner
OrtWhite City Stadium
Teilnehmer25 Athleten aus 10 Ländern
Wettkampfphase23./24./25. Juli 1908
Medaillengewinner
GoldForrest Smithson (Vereinigte Staaten 46 USA)
SilberJohn Garrels (Vereinigte Staaten 46 USA)
BronzeArthur Shaw (Vereinigte Staaten 46 USA)

Es wurde nicht auf der Aschenbahn des Stadions gelaufen, sondern auf einer Grasbahn im Innenraum.

Die US-Amerikaner konnten einen dreifachen Erfolg verbuchen. Olympiasieger wurde Forrest Smithson, Silber ging an John Garrels, Bronze gewann Arthur Shaw.

Rekorde

Der Weltrekord war damals noch inoffiziell und wurde in allen drei Fällen über 120 Yards erzielt[1], das entspricht 109,728 Metern, womit die Distanz eigentlich zu kurz war. Nach den heute geltenden Regeln wäre keine Anerkennung möglich. In der unten genannten Literatur von Kluge ist als Rekordzeit 15,4 s gelistet. Bei Sports-Reference sind ohne Jahreszahl nur John Garrels und Arthur Shaw als Weltrekordler aufgeführt, die Zeit wird dort ebenfalls mit 15,4 s benannt.

Weltrekord 15,2 s Alvin Kraenzlein Vereinigte Staaten 45 USA Chicago (USA), 18. Juni 1898
John Garrels Vereinigte Staaten 46 USA 1. Juni 1907
Arthur Shaw Vereinigte Staaten 46 USA 29. Mai 1908
Olympischer Rekord 15,4 s Alvin Kraenzlein Vereinigte Staaten 45 USA Finale OS Paris (FRA), 14. Juli 1900

Folgende Rekorde wurden bei den Olympischen Spielen gebrochen oder eingestellt:

ORe15,4 sVereinigte Staaten 46 USAForrest Smithson Halbfinale, 24. Juli
WR15,0 sEndlauf, 25. Juli

Ergebnisse

Vorläufe (23. Juli)

Die verhältnismäßig große Anzahl von Vorläufen ist nur dadurch zu erklären, dass wesentlich mehr Läufer gemeldet waren, dann jedoch nicht antraten. In mehreren Fällen blieb nur ein einziger Läufer übrig. Ob diese Vorläufe dann tatsächlich ausgetragen wurden, ist unklar. Vermutlich kamen die betreffenden Läufer kampflos in den Zwischenlauf.

Für die Zwischenläufe qualifizierten sich nur die jeweiligen Laufsieger – hellgrün unterlegt.

Die in Klammern angegebenen Zeiten stammen aus der unten genannten Literatur von zur Megede und sind vermutlich geschätzt.

1. Vorlauf

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Alfred Healey Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien 15,8
2 Henry St. Aubyn Murray Australasien Australasien (16,3)
3 Doug Stupart Vereinigtes Konigreich 1801 Südafrika k. A.

Alfred Healey gewann mit einem Vorsprung von vier Yards.

2. Vorlauf

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 John Garrels Vereinigte Staaten 46 USA 16,2
2 Arthur Halligan Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien k. A.

Arthur Halligan hatte einen Rückstand von 7 Yards.

3. Vorlauf

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Oswald Groenings Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien 16,4
2 Georgios Skoutaridis Königreich Griechenland Griechenland k. A.

Oswald Groenings gewann mit fünf Yards Vorsprung.

4. Vorlauf

Platz Athlet Land Zeit (s)
Laurence Kiely Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien im Alleingang

5. Vorlauf

Kenneth Powell – ausgeschieden als Zweiter des fünften Vorlaufs
Platz Athlet Land Zeit (s)
1 William Rand Vereinigte Staaten 46 USA 15,8
2 Kenneth Powell Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien (16,2)
3 Ted Savage Kanada 1868 Kanada k. A.

Der Sieger hatte einen Vorsprung von drei Yards.

6. Vorlauf

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Wallis Walters Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien 17,8
Oscar Lemming Schweden Schweden DNF

7. Vorlauf

Platz Athlet Land Zeit (s)
William Knyvett Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien im Alleingang

8. Vorlauf

Platz Athlet Land Zeit (s)
Fernand Halbart Belgien Belgien im Alleingang

9. Vorlauf

Platz Athlet Land Zeit (s)
Tim Ahearne Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien im Alleingang

10. Vorlauf

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Forrest Smithson Vereinigte Staaten 46 USA 15,8
2 Nándor Kovács Ungarn 1867 Ungarn k. A.

Der Favorit Forrest Smithson gewann klar mit einem Vorsprung von zehn Yards.

11. Vorlauf

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Eric Hussey Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien 16,8
Wilhelm Blystad Norwegen Norwegen DNF

12. Vorlauf

Oscar Guttormsen – hier als Werfer – ausgeschieden als Zweiter des zwölften Vorlaufs
Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Cecil Kinahan Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien 16,8
2 Oscar Guttormsen Norwegen Norwegen k. A.

Cecil Kinahan siegte mit einem Vorsprung von zehn Yards.

13. Vorlauf

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Leonard Howe Vereinigte Staaten 46 USA 15,8
2 Edward Leader Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien (16,1)

Leonard Howe siegte mit anderthalb Yards Vorsprung.

14. Vorlauf

Platz Athlet Land Zeit (s)
Arthur Shaw Vereinigte Staaten 46 USA im Alleingang

Halbfinale (24. Juli)

Da der Belgier Fernand Halbart nicht antrat, wurden die Zwischenläufe zu einer internen Angelegenheit der britischen und US-amerikanischen Läufer. Für das Finale qualifizierten sich nur die vier jeweiligen Sieger – hellgrün unterlegt. In allen vier Läufen setzten sich die Amerikaner durch.

Die in Klammern angegebenen Zeiten stammen aus der unten genannten Literatur von zur Megede und sind vermutlich geschätzt.

1. Halbfinale

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Arthur Shaw Vereinigte Staaten 46 USA 15,6
2 Eric Hussey Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien (16,5)
3 Wallis Walters Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien k. A.
4 Oswald Groenings Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien

Arthur Shaw siegte souverän mit sechs bzw. acht Yards vor Hussey und Walters.

2. Halbfinale

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Forrest Smithson Vereinigte Staaten 46 USA 15,4 ORe
2 William Knyvett Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien k. A.
3 Leonard Howe Vereinigte Staaten 46 USA

In einem hochkarätigen Zwischenlauf egalisierte Forrest Smithson den olympischen Rekord. William Knyvett und Leonard Howe lagen nur knapp zurück.

3. Halbfinale

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 William Rand Vereinigte Staaten 46 USA 15,8
2 Alfred Healey Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien (15,9)
3 Laurence Kiely Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien k. A.
4 Tim Ahearne Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien

William Rand gewann knapp mit einem Fuß vor Alfred Healey.

4. Halbfinale

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 John Garrels Vereinigte Staaten 46 USA 16,2
2 Cecil Kinahan Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien k. A.
Fernand Halbart Belgien Belgien DNS

Mit zehn Yards Vorsprung gab es keinen Zweifel am Sieg des US-Amerikaners John Garrels.

Finale (25. Juli)

Die in Klammern angegebenen Zeiten stammen aus den Angaben bei Sports-Reference sowie zur Megede und sind geschätzt.

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Forrest Smithson Vereinigte Staaten 46 USA 015,0 WR
2 John Garrels Vereinigte Staaten 46 USA (15,7)00
3 Arthur Shaw Vereinigte Staaten 46 USA (15,8)00
4 William Rand Vereinigte Staaten 46 USA (16,0)00

Überlegener Sieger des Finallaufs wurde Forrest Smithson, der den bisherigen Weltrekord der drei US-Amerikaner Alvin Kraenzlein, John Garrels und Arthur Shaw deutlich unterbot. Die drei überragenden Hürdensprinter ihrer Zeit, die hier die Medaillen abräumten, waren zuvor noch nie gegeneinander angetreten. Die später weit verbreitete Legende, Smithson habe das Rennen mit einer Bibel in der linken Hand bestritten, um gegen die Austragung an einem Sonntag zu protestieren, ist nachweislich falsch. Erstens gab es am Sonntag überhaupt keine Wettkämpfe, und zweitens zeigt das im offiziellen Bericht abgebildete Foto eine nach dem Rennen gestellte Szene. Allerdings soll er im Training, wenn andere zusahen, oftmals mit einem Buch in der Hand gelaufen sein, um seinen Gegnern zu imponieren.[1].

Literatur

  • Volker Kluge, Olympische Sommerspiele – Die Chronik I, Berlin 1997, ISBN 3-328-00715-6.
  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970

Einzelnachweise

  1. Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970, S. 83
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