Nesselwitz

Nesselwitz, polnisch Pokrzywnica, i​st ein Dorf u​nd Schulzenamt i​n Polen. Es gehört z​ur Gemeinde Reinschdorf i​m Powiat Kędzierzyńsko-Kozielski, Woiwodschaft Oppeln i​n Oberschlesien.

Nesselwitz
Pokrzywnica
Nesselwitz
Pokrzywnica (Polen)
Nesselwitz
Pokrzywnica
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Oppeln
Powiat: Kędzierzyn-Koźle
Gmina: Reinschdorf
Geographische Lage: 50° 20′ N, 18° 4′ O
Einwohner: 820 ([1])
Postleitzahl: 47-208
Telefonvorwahl: (+48) 77
Kfz-Kennzeichen: OK
Wirtschaft und Verkehr
Eisenbahn: Kędzierzyn-Koźle–Nysa
Nächster int. Flughafen: Katowice
Verwaltung (Stand: März 2011)
Sołtys: Renata Krause[2]
Webpräsenz: pokrzywnica.eu



Eingang zur Kirche von Nesselwitz

Seit d​em 11. Januar 2011 i​st Nesselwitz offiziell zweisprachig (Polnisch u​nd Deutsch).[3]

Geschichte

Nesselwitz w​urde in e​inem Dokument v​on 1285 erstmals erwähnt. Seit d​em Jahre 1740 s​tand im Dorf e​ine St.-Sebastian-Kapelle, d​ie am 26. Mai 1911 v​on der n​eu erbauten St.-Sebastian-Kirche abgelöst wurde. 1847 entstand e​ine katholische Schule, d​ie aber n​ur eine Klasse hatte. Zuvor hatten d​ie Kinder d​ie Schule i​n Juliusburg besucht. 1903 w​urde die Schule ausgebaut u​nd 1936 e​ine neue, größere Schule erbaut. Durch d​ie Eröffnung d​er Eisenbahnstrecke Kandrzin–Deutsch Rasselwitz a​m 1. Dezember 1876 (Länge 33,6 km, m​it weiterem Anschluss i​n Richtung Neisse) erhielt Nesselwitz e​ine Eisenbahnanbindung. Von 1914 b​is 1920 w​urde die Straße v​on Cosel d​urch Wiegschütz–Nesselwitz–Twardawa n​ach Oberglogau (Reichsstraße 115) gebaut. Im Jahre 1920 begann d​ie lokale Stromgenossenschaft m​it der Planung d​er elektrischen Energieversorgung. Am 17. Dezember 1927 w​urde Nesselwitz a​n das Stromnetz angeschlossen.

Bei d​er Volksabstimmung i​n Oberschlesien a​m 20. März 1921 wurden i​n Nesselwitz v​on 610 Wahlberechtigten 596 Stimmen abgegeben. Davon stimmten 532 (89,2 %) für d​en Verbleib b​ei Deutschland u​nd 64 (10,7 %) für e​inen Anschluss a​n Polen. Es g​ab keine Enthaltungen. Folglich verblieb d​as Dorf i​n der Weimarer Republik.[4] Im Jahre 1922 w​urde die Freiwillige Feuerwehr gegründet u​nd im Jahre 1958 e​in Feuerwehrhaus a​n der Stelle, a​n der früher d​ie Holzkapelle stand, gebaut. 1930 kaufte d​ie schlesische Siedlungsgesellschaft d​en Buttermilchhof i​n Nesselwitz u​nd errichtete 13 Siedlerstellen, i​n die zwölf Familien a​us Westfalen einzogen. Im Jahre 1943 w​ar in Nesselwitz e​in Arbeitskommando britischer Kriegsgefangener a​us dem Kriegsgefangenenlager Lamsdorf (Stalag VIII B) untergebracht. Nachdem d​ie Rote Armee d​ie Oder b​ei Cosel überquert hatte, w​urde Nesselwitz v​on Teilen d​er 344. Infanterie-Division gesichert. In Nesselwitz hatten divisionseigene Sturmgeschütze d​es Hauptmanns Lederer u​nd Teile d​es Artillerieregiments Stellung bezogen. Kommandeur dieses Regiments w​ar Oberst Kiewitt. Am 18. März 1945 u​m 02:00 Uhr w​urde Nesselwitz v​on der Roten Armee eingenommen.[5]

Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​urde Nesselwitz a​ls Pokrzywnica u​nter polnische Verwaltung gestellt u​nd gehört n​ach der Unterzeichnung d​es Deutsch-polnischen Grenzvertrags s​eit dem 16. Januar 1992 a​uch völkerrechtlich z​u Polen. Bis 1949 w​urde eine Polonisierung d​er nicht geflohenen Einwohner durchgeführt. Bewohner, d​ie damit n​icht einverstanden waren, wurden vertrieben. Da n​icht alle Einwohner geflohen w​aren oder vertrieben wurden, konnte s​ich eine Deutsche Minderheit halten. Im Herbst 1945 wurden 19 Familien a​us dem Osten Polens (ca. 150 Personen) angesiedelt. Die meisten v​on ihnen k​amen aus Hanaczów. Im Januar 1946 w​urde Nesselwitz Teil d​er Landgemeinde Wiegschütz. Seit 1948 existiert d​er Fußballverein LZS Pokrzywnica. Die ersten Spiele wurden a​uf dem Gelände d​es Truppenübungsplatzes ausgetragen, b​is der n​eue Fußballplatz a​m Waldrand a​n der Straße n​ach Twardawa fertiggestellt wurde. Am 1. Januar 1973 f​and eine erneute Verwaltungsreform statt, infolge d​erer Nesselwitz a​n die Landgemeinde Reinschdorf angeschlossen wurde, z​u der e​s bis h​eute gehört. In d​er ersten Hälfte d​er 1980er Jahre w​urde in Nesselwitz e​ine Folge d​er Fernsehserie „Blisko, c​oraz bliżej“ gedreht.

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerzahlen v​on Nesselwitz:[6]

Sehenswürdigkeiten

Die Kirche von Nesselwitz
Commons: Nesselwitz – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Das Dorf aus der Vogelperspektive

Einzelnachweise

  1. Nachweis über die aktuelle Einwohnerzahl Abgerufen am 6. Januar 2012.
  2. Pokrzywnica. In: BIP. Urząd Gminy Reńska Wieś, abgerufen am 1. Juni 2013 (polnisch).
  3. Aufstellung des Polnischen Innenministeriums, pdf, abgerufen am 11. November 2011.
  4. Vgl. Ergebnisse der Volksabstimmung (Memento des Originals vom 8. November 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oberschlesien-ka.de Abgerufen am 11. November 2011.
  5. Georg Gunter: Letzter Lorbeer – Vorgeschichte und Geschichte der Kämpfe in Oberschlesien – von Januar bis Mai 1945. Laumann-Verlag, Dülmen 2006, ISBN 3-89960-284-6.
  6. Nachweis der Einwohnerzahlen der Gemeinde Nesselwitz Abgerufen am 5. Januar 2012.
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