Nennhausen
Nennhausen ist eine Gemeinde im Süden des Landkreises Havelland in Brandenburg (Deutschland). Sie ist Verwaltungssitz des gleichnamigen Amtes Nennhausen und entstand aus einem früheren Rittergut mit der Zusammenlegung von sechs Dörfern der Umgebung.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Brandenburg | |
Landkreis: | Havelland | |
Amt: | Nennhausen | |
Höhe: | 35 m ü. NHN | |
Fläche: | 89,69 km2 | |
Einwohner: | 1814 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 20 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 14715 | |
Vorwahl: | 033878 | |
Kfz-Kennzeichen: | HVL, NAU, RN | |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 63 212 | |
Gemeindegliederung: | 6 Ortsteile und ein Wohnplatz | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Fouqueplatz 3 14715 Nennhausen | |
Bürgermeisterin: | Brigitte Noël (Die Linke) | |
Lage der Gemeinde Nennhausen im Landkreis Havelland | ||
Geografie
Nennhausen liegt etwa 14 km östlich von Rathenow und rund 25 km nördlich von Brandenburg an der Havel. Östlich grenzt das Havelländische Luch, in dem sich ein ausgedehntes Schutzgebiet für die stark gefährdeten Großtrappen (Otis tarda) befindet, an die Gemeinde.
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Nennhausen gehören die Ortsteile
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und die Wohnplätze Ausbau, Bammer Ausbau, Försterei Krügershorst, Lieper Mühle, Luchhof, Nennhof und Spolierenberg.[2]
Geschichte
Im Jahr 1161 wurde der heutige Ortsteil Buckow erstmals urkundlich erwähnt. Die erste urkundliche Erwähnung von Damme als Dambe erfolgte im Jahr 1164. Urkundlich erstmals erwähnt wurden Nennhausen 1304, Bamme 1348, Liepe 1304 und Gräningen 1375. Mützlitz fand im Domkapitel Brandenburg im Jahr 1161 erste urkundliche Erwähnung. Die Orte Mützlitz und Buckow sind slawischen Ursprungs.
Das Rittergut Nennhausen gehörte als Lehen der Bischöfe von Brandenburg von 1482 bis 1694 der Familie Lochow und kam 1694 an die Familie Briest. Sie starb 1822 aus, so erbte es die Dichterin Caroline de la Motte Fouqué, geb. von Briest, Ehefrau des Schriftstellers Friedrich de la Motte Fouqué, und danach ihre Nachfahren aus erster Ehe mit einem Rochow. Der letzte Rochow auf Nenndorf war Theodor von Rochow (1794–1854), dessen Witwe verkaufte es an den Industriellen Karl Wilhelm von Jaeckel (1816–1875). Die Tochter Anna von Jaeckel (1862–1943) heiratete Adalbert Ferdinand Wilhelm von Bredow (1859–1933), von ihm erwarb es der Graf von und zu Westerholt und Gysenberg. 1945 wurde es enteignet und ein Flüchtlingsheim. 1996 erwarb Alexander von Stechow das Gutshaus und sanierte es.[3]
Das Rittergut Liepe wurde 1353 als „Lyp“ erstmals genannt. Seit 1375 war es im Besitz derer von Lochow und ab 1427 derer von Bredow. Nach dem Tod des kinderlosen Friedrich Ludwig Wilhelm Graf von Bredow (1819–1886) brachte die Familie das Gut in eine Familienstiftung ein, deren Einkünfte unter den männlichen Mitgliedern der Familie aufgeteilt wurden. Das 1855 neu gebaute Lieper Gutshaus existiert nicht mehr. An das ehemalige Rittergut erinnert seit dem Jahr 2006 eine Slawenburg, die dort im Zuge der Landesgartenschau, die auf dem Gut stattfand, errichtet wurde.
Nennhausen und seine heutigen Ortsteile gehörten 1817–1952 zum Landkreis Westhavelland in der preußischen Provinz Brandenburg (1947–1952 im Land Brandenburg), 1952–1990 zum Kreis Rathenow im DDR-Bezirk Potsdam.
Der Ortsteil Buckow beherbergt die staatliche Vogelschutzwarte des Landes Brandenburg, deren zentrale Aufgabe in der Entwicklung und Umsetzung des Artenschutzprogramms für die bis zu 18 Kilogramm schweren Trappen besteht, die nach den afrikanischen Riesentrappen (Ardeotis kori) zu den schwersten flugfähigen Vögeln weltweit zählen.
Die Gemeinden Buckow und Damme wurden am 31. Dezember 2002 nach Nennhausen eingemeindet.[4] Im Zuge der brandenburgischen Gemeindegebietsreform wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Bamme, Gräningen, Liepe und Mützlitz am 26. Oktober 2003 in die Gemeinde Nennhausen eingegliedert.[5]
Bevölkerungsentwicklung
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Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl[6][7][8]: Stand 31. Dezember (ab 1991), ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Nach Angaben des Amtes Nennhausen verteilten sich die Einwohner im August 2018 wie folgt auf die Gemeinde Nennhausen und ihre Ortsteile:[9]
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Politik
Gemeindevertretung
Die Gemeindevertretung besteht aus 12 Gemeindevertretern und der ehrenamtlichen Bürgermeisterin.
Wählergruppe | Stimmenanteil | Sitze |
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Gemeinsam vor Ort | 67,3 % | 8 |
Unabhängige Bürgerinitiative „Zukunft für die Gemeinde Nennhausen“ | 32,7 % | 4 |
(Stand: Kommunalwahl am 26. Mai 2019)[10]
Sehenswürdigkeiten
- Das Schloss Nennhausen, ein gut erhaltenes Gutshaus, wurde 1705 erbaut und ab 1735 umgestaltet. Es war Wohnsitz der beiden romantischen Schriftsteller Caroline von Briest und ihres zweiten Ehemanns Friedrich de la Motte Fouqué. Ein weiterer umfangreicher Umbau des Herrenhauses erfolgte zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Nordflügel der vorbestehenden barocken Anlage wurde abgerissen und Schloss Nennhausen nach Plänen von Ferdinand von Arnim im Stil der Neugotik überformt. 1983 kam es zu einem Brand, der das Gutshaus schwer beschädigte. Eine Reparatur blieb zunächst aus.
- Erst nach der Wende, in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre erfolgten umfangreiche Sanierungsmaßnahmen.
- Der Schloss- oder Gutspark wurde ab 1780 in einen englischen Landschaftsgarten umgestaltet. Die im Park befindliche Orangerie wurde nach der Restaurierung im Mai 2013 wieder eröffnet.
- Nahe dem Ort Bamme befindet sich der Burgwall Bamme, der Überrest eines slawischen Burgwalls aus dem 7.–9. Jahrhundert. Von der einstigen Anlage sind noch der ehemaligen Wall und Burggraben erkennbar.
Weitere Sehenswürdigkeiten sind:
- Dorfkirche Nennhausen, gotischen Ursprungs, Überarbeitung von 1613 mit Wanddenkmal, Relief aus Alabaster und Gruft mit Mumie. Turm von 1783 mit starken äußerlichen Eingriffen des 19. Jahrhunderts einschließlich Vorhalle im Stil der Neugotik
- Fouqué-Ausstellung im Alten Gärtnerhaus
- Sowjetisches Ehrenmal in Nennhausen
- Bockwindmühle aus dem Jahr 1569 in Bamme, ältestes im Ort erhaltenes Bauwerk
- Bienenpark Lemme im Bamme
- Dorfkirche Liepe
- Dorfkirche Bamme, das zentrale Gotteshaus im Ortsteil Bamme (der erstmals 1334 urkundlich erwähnt wurde). Die Kirche entstand 1730–1735 nach einer starken Überformung eines Vorgängerbauwerks. Ausgestattet ist der Sakralbau mit einem historischen Kanzelaltar, einer Orgel und einer Gussstahlglocke, die eine früher für Kriegszwecke abgelieferte Bronzeglocke ersetzt.[14]
- Dorfkirche Mützlitz
- Gotische Dorfkirche Buckow aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, einst Wallfahrtskirche[15]
- Staatliche Vogelschutzwarte mit Großtrappenschutzstation in Buckow
- Dorfkirche Damme aus dem Jahr 1822 mit wertvollem Kelch
- Dorfkirche Gräningen aus dem 16. Jahrhundert mit Taufbecken aus dem Jahre 1686
- Naturschutzgebiet Gräninger See
- Gräninger Spring-Quelle
- Havelländisches Luch
- Slawenburg im OT Liepe
Verkehr
Nennhausen ist über die Landesstraße L 982 mit der vier Kilometer entfernten Bundesstraße 188 verbunden.
Der Bahnhof Nennhausen liegt an der Bahnstrecke Berlin–Lehrte. Er wird von der Regionalexpresslinie RE 4 (Rathenow–Berlin–Ludwigsfelde) der ODEG im Zwei-Stunden-Abstand bedient. Werktags zur Hauptverkehrszeit halten die Züge stündlich und verkehren zum Teil bis Jüterbog.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Balthasar Köpke (1646–1711), evangelischer Theologe
- Gustav von Rochow (1792–1847), Politiker, preußischer Innenminister
- Georg Hille (1841–1911), Historiker, geboren in Liepe
- Walther Wecke (1885–1943), General der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg, geboren in Nennhausen
- Willi Beuster (1898–1982), Gewerkschafter, Lokalpolitiker (KPD/SED) und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, geboren in Bamme
- Rolf Weber (* 1953), Fußballspieler in der DDR-Oberliga, geboren in Bamme
Mit Nennhausen verbundene Persönlichkeiten
- Friedrich Baron de la Motte Fouqué (1777–1843), romantischer Dichter, lebte 1802 bis 1833 in Nennhausen
Literatur
- Ute Kamps / Heike Mortell / Bernhard Rengert: Nennhausen; (Schlösser und Gärten der Mark); ed. Sibylle Badstübner-Gröger / Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark. Deutsche Gesellschaft e.V.; Berlin 2004.
- Nennhausen, von Udo Geiseler und Edzard Rust. In: Peter Michael Hahn und Hellmut Lorenz: Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. S. 392–396; gesamt 2 Bände: Einführung und Katalog. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883); Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann 2000; 2 Bde., 856 S., 275 farbige, 825 SW-Abb.; ISBN 978-3-875-84024-7
- Jahrbücher der preußischen Monarchie. Unter der Regierung Friedrich Wilhelm des Dritten. Jahrgang 1798., Band 2, Verlag bey Johann Friedrich Unger, Berlin, 1798. S. 399 f. Digitalisat Nachricht von der Pockeninokulation zu Nennhausen bei Rathenow
Weblinks
- Gemeinde auf der Webseite des Amtes Nennhausen
- Schloss Nennhausen
- Wallfahrtskirche Buckow
- Nennhausen — Aus der Geschichte eines havelländischen Dorfes (Memento vom 17. Juni 2012 im Internet Archive) (PDF; 762 kB)
- Mützlitz in der RBB-Sendung Landschleicher vom 24. Mai 2009
- Damme in der RBB-Sendung Landschleicher vom 13. März 2016
Einzelnachweise
- Bevölkerung im Land Brandenburg nach amtsfreien Gemeinden, Ämtern und Gemeinden 31. Dezember 2020 (PDF-Datei; 950 KB) (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen) (Hilfe dazu).
- Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg. Gemeinde Nennhausen
- Website Schloss Nennhausen
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2002
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
- Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Havelland. S. 18–21
- Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2015 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
- Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
- Einwohner im August 2018. auf www.amt-nennhausen.de
- Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
- Ergebnisse der Kommunalwahlen 1998 (Bürgermeisterwahlen) für den Landkreis Havelland (Memento des Originals vom 5. April 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- § 73 des Brandenburgischen Kommunalwahlgesetzes
- Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019
- Andreas Kitschke: Kirchen des Havellandes (Leseprobe). Bebra Verlag Berlin, 2016, S. 22ff; ISBN 978-3-937233-78-9.
- Homepage des Fördervereins Wallfahrtskirche zu Buckow e.V., abgerufen am 2. Januar 2014.