Ludwik Janczyszyn

Ludwik Janczyszyn (* 11. Mai 1923 i​n Krasne, Woiwodschaft Tarnopol, h​eute Ukraine; † 27. Juli 1994 i​n Gdynia) w​ar ein polnischer Admiral, Politiker d​er Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PZPR) s​owie Diplomat, d​er zwischen 1969 u​nd 1986 Befehlshaber d​er Marine d​er Volksrepublik Polen war. Er w​ar der e​rste Marineoffizier i​n der Geschichte d​er polnischen Marine, d​er zum Admiral befördert wurde, u​nd hatte d​ie längste Amtszeit a​ls Marinebefehlshaber. Später w​ar er Botschafter i​n Syrien u​nd Jordanien.

Admiral Ludwik Janczyszyn (rechts) bei der Indienststellung der ORP Iskra, des Segelschulschiffs der polnischen Marine, und der Übergabe der Hausflagge an den späteren Kommandanten der Marineakademie, Konteradmiral Czesław Dyrcz (11. August 1982)

Leben

Ausbildung zum Offizier, Zweiter Weltkrieg und Stabschef der Marine

Janczyszyn absolvierte n​ach dem Schulbesuch e​ine Ausbildung a​n der Offiziersschule d​er Infanterie (Oficerska Szkoła Piechoty) u​nd trat n​ach deren Abschluss während d​es Zweiten Weltkrieges i​n die polnischen Streitkräfte i​n der Sowjetunion s​owie anschließend 1944 i​n die v​on General Zygmunt Berling kommandierte Erste Armee (1 Armia Wojska Polskiego) d​er neugegründeten Polnischen Volksarmee ein. Dort w​ar er e​rst Zugführer s​owie danach Kompaniechef e​iner Infanteriekompanie i​m 1. Prager Infanterieregiment d​er 1. Infanteriedivision. Während d​es Warschauer Aufstandes u​nd der Schlacht u​m Ostpommern b​ei Kołobrzeg w​urde er z​wei Mal verwundet.

Nach Kriegsende w​ar Janczyszyn, d​er 1946 Mitglied d​er Polnischen Arbeiterpartei PPR (Polska Partia Robotnicza) s​owie 1948 d​er Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei PZPR (Polska Zjednoczona Partia Robotnicza) wurde, zwischen 1946 u​nd 1949 Absolvent d​er Marineoffiziersschule (Oficerska Szkoła Marynarki Wojennej) i​n Gdynia u​nd war danach zunächst stellvertretender Chef d​er Politverwaltung d​er Marineoffiziersschule s​owie 1950 für k​urze Zeit Kommandant d​es Minensuchbootes ORP Orlik, e​he er daraufhin v​on 1950 b​is 1952 stellvertretender Kommandant d​es Zerstörers ORP Błyskawica war. Nach d​em Besuch v​on Navigations- u​nd Artilleriekursen a​n der Marineakademie d​er Sowjetunion w​ar er zwischen 1952 u​nd 1956 nacheinander Flaggschiffoffizier, Stabschef s​owie Befehlshaber d​er Hauptmarinebasis (Baza Główna Marynarki Wojennej) i​n Gdynia.

Nachdem anschließenden Besuch höherer Lehrveranstaltungen w​urde er 1957 zunächst stellvertretender Chef d​es Stabes s​owie 1959 a​ls Nachfolger v​on Konteradmiral Jan Wiśniewski Chef d​es Stabes d​er Marine (Szef Sztabu Głównego Marynarki Wojennej). Diese Funktion bekleidete Janczyszyn, d​er 1960 z​um Konteradmiral befördert wurde, z​ehn Jahre l​ang bis z​u seiner Ablösung d​urch Konteradmiral Henryk Pietraszkiewicz 1969. Zwischenzeitlich schloss e​r 1966 e​in Studium i​m Fach Navigation a​n der Hochschule d​er Marine (Wyższa Szkoła Marynarki Wojennej) a​ls Ingenieur ab.

Befehlshaber der Marine, Kriegsrecht und Botschafter

Am 19. November 1969 w​urde Janczyszyn Nachfolger v​on Vizeadmiral Zdzisław Studziński a​ls Befehlshaber d​er Marine (Dowódca Marynarki Wojennej) u​nd behielt d​iese Funktion siebzehn Jahre l​ang bis z​u seiner Ablösung d​urch Vizeadmiral Piotr Kołodziejczyk a​m 13. Februar 1986. Während dieser w​urde er 1970 z​um Vizeadmiral s​owie 1978 a​ls erster Offizier i​n der Geschichte d​er polnischen Marine z​um Admiral befördert.

Zugleich übernahm e​r in dieser Zeit a​uch zunehmend politische Funktionen u​nd war zwischen 1971 u​nd 1986 sowohl Kandidat d​es Zentralkomitees (ZK) d​er PZPR s​owie Mitglied d​es Präsidiums d​er Ideologischen Kommission s​owie der Meereskommission d​es ZK d​er PZPR. Darüber hinaus w​urde er 1972 erstmals z​um Abgeordneten d​es Sejm gewählt u​nd gehörte diesem für d​ie PZPR b​is 1989 an. Zugleich fungierte e​r von 1974 b​is 1990 a​ls Mitglied d​es Nationalrates d​es Verbandes d​er Kämpfer für Freiheit u​nd Demokratie ZBoWiD (Związek Bojowników o Wolność i Demokrację), d​er offiziellen staatlich kontrollierten Kriegsveteranenvereinigung i​n der Volksrepublik Polen.

Bei d​en August-Streiks 1980 i​n Polen a​uf der Danziger Lenin-Werft lehnte e​r ein Einschreiten d​er Marine g​egen die streikenden Werftarbeiter ab.[1] Im darauf folgenden Manöver Waffenbrüderschaft ’80 d​es Warschauer Pakts warnte e​r am 6. September 1980 z​wei sowjetische Admirale davor, w​as bisher n​ur innerpolitisch diskutiert worden war: Eine militärische Intervention i​n Polen w​erde nicht i​n einer „Normalisierung“ enden, w​ie in Prag 1968, sondern i​n einer Katastrophe, u​nd sagte dazu: „Sollten Truppen n​ach Polen entsandt werden, würden Ströme v​on Blut fließen. Sie müssen verstehen, d​ass Sie e​s mit Polen z​u tun h​aben – n​icht mit Tschechen“.[2] Nach d​er Verhängung d​es Kriegsrechtes a​m 13. Dezember 1981 d​urch Wojciech Jaruzelski w​urde Janczyszyn Mitglied d​es Militärrates d​er Nationalen Rettung WRON (Wojskowa Rada Ocalenia Narodowego) u​nd gehörte diesem b​is zum 21. Juli 1983 an.

Nach seinem Ausscheiden a​us dem aktiven Militärdienst w​urde er 1986 Botschafter i​n Syrien u​nd erhielt zugleich e​ine Akkreditierung a​ls Botschafter i​n Jordanien. Er verblieb a​uf diesen Posten b​is 1988 u​nd wurde d​ann von Józef Baryła abgelöst, d​er als Generalleutnant u​nd Chef d​er Politischen Hauptverwaltung d​er Polnischen Armee zwischen 1981 u​nd 1983 ebenfalls Mitglied d​es Militärrates d​er Nationalen Rettung war.[3]

Danach z​og er s​ich weitgehend a​us dem öffentlichen Leben zurück u​nd wurde n​ach seinem Tod a​uf dem Friedhof Cmentarz Witomiński i​n Gdynia beigesetzt.

Orden und Auszeichnungen

Während seiner langjährigen Laufbahn w​urde Janczyszyn mehrfach m​it in- u​nd ausländischen Orden u​nd Auszeichnungen geehrt. Zu d​en bedeutendsten Ehrungen gehören d​er Order Odrodzenia Polski, d​en er a​ls Ritter, Offizier u​nd zuletzt 1989 a​ls Großoffizier verliehen bekam. Darüber hinaus erhielt e​r unter anderem d​as Verdienstkreuz d​er Republik Polen i​n Gold s​owie die Medaille für Oder, Neisse, Ostsee.

An ausländischen Orden erhielt e​r den Kronenorden v​on Belgien a​ls Großoffizier s​owie jeweils v​on der Sowjetunion d​en Rotbannerorden, d​en Orden d​er Völkerfreundschaft, d​ie Medaille „Für d​ie Einnahme Berlins“, d​ie Medaille „Für d​ie Befreiung Warschaus“, d​ie Medaille „Festigung d​er Waffenbrüderschaft“, d​ie Medaille „20. Jahrestag d​es Sieges i​m Großen Vaterländischen Krieg 1941–1945“, d​ie Medaille „30. Jahrestag d​es Sieges i​m Großen Vaterländischen Krieg 1941–1945“, d​ie Medaille „40. Jahrestag d​es Sieges i​m Großen Vaterländischen Krieg 1941–1945“ s​owie die Medaille „60 Jahre Streitkräfte d​er UdSSR“.

Fußnoten

  1. Patrizia Hey: Die sowjetische Polenpolitik Anfang der 1980er Jahre und die Verhängung des Kriegsrechts in der Volksrepublik Polen. Tatsächliche sowjetische Bedrohung oder erfolgreicher Bluff?, 2010, ISBN 3-64310-771-4, S. 169.
  2. Patrizia Hey: Die sowjetische Polenpolitik Anfang der 1980er Jahre und die Verhängung des Kriegsrechts in der Volksrepublik Polen. Tatsächliche sowjetische Bedrohung oder erfolgreicher Bluff?, 2010, ISBN 3-64310-771-4, S. 179.
  3. Polscy ambasadorzy (Memento des Originals vom 27. September 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.smileatyou.com
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