Ritterkreuz
Ritterkreuz bezeichnet in der Ordenskunde eine Stufe oder Klasse von Orden und Ehrenzeichen. Üblicherweise wird hiermit international die niedrigste Stufe der Verdienstorden bezeichnet (abgesehen von den „affiliierten“ Verdienstzeichen, Verdienstkreuzen und Medaillen), die normalerweise als Auszeichnung am Bande an der (linken) Brust getragen wird.
Entwicklung
Die Ritterorden des Mittelalters waren einstufig, d. h. sie bestanden ausschließlich aus Rittern. Ludwig XIV. führte 1693 mit dem St.-Ludwigs-Orden den ersten Verdienstorden mit drei Stufen (Ritter – Komtur – Großkreuz) ein, wodurch der Ritter zur niedrigsten Stufe und aus ursprünglichen Amtsbezeichnungen der Ritterorden (Komtur, Provinzial) Rangbezeichnungen wurden. Weitere derartige Orden entstanden im 18. Jahrhunderts, wie z. B. der ungarische St.-Stephans-Orden. Auch bereits bestehende, ursprünglich einstufige Orden wie der Dannebrogorden und der Order of the Bath schufen unter französischem Einfluss neue Klassen.
Als Vorbild für die heute meist übliche Einteilung der Verdienstorden in fünf Stufen (Ritter – Offizier – Komtur – Großoffizier – Großkreuz) gilt jenes System, welches zuerst 1802 in Frankreich von Napoleon Bonaparte bei der Stiftung der Ehrenlegion (Légion d’honneur) eingeführt wurde. Bei der Gründung zahlreicher weiterer Verdienstorden im 19. und 20. Jahrhundert wurde dieses Muster häufig übernommen und gelangte dadurch zu weltweiter Verbreitung.
Im System des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland entspricht das Ritterkreuz dem Verdienstkreuz am Bande, in Österreich dem Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Stellung innerhalb der Ordenshierarchie
- Großkreuz
- Großkomtur (auch „Großoffizierskreuz“, „Großoffizier“, „Knight Commander“, „Komtur 1. Klasse“)
- Komtur (auch „Komturkreuz“, „Kommandeur“, „Commander“, „Komtur 2. Klasse“)
- Offizier (auch „Offizierskreuz“)
- Ritter (auch „Ritterkreuz“ oder „Mitglied“)
Beispiele
Folgende Orden umfassen seit ihrer Grüngung nur die Stufe des Ritters:
- Orden vom Goldenen Sporn
- Hosenbandorden
- Annunziaten-Orden
- Orden vom Goldenen Vlies
- Hubertusorden
- Distelorden
- Elefanten-Orden
- Orden des Heiligen Andreas des Erstberufenen
- Schwarzer Adlerorden
- Orden des Weißen Adlers (Polen)
- Pour la vertu militaire (Hessen-Kassel)
- Hessischer Hausorden vom Goldenen Löwen (1818-1851 um drei weitere Klassen erweitert)
- Seraphinenorden
- Hausorden der Rautenkrone
- Nassauischer Hausorden vom Goldenen Löwen (1873–1892 mehrstufig)
Folgende Orden wurden ursprünglich nur mit der Stufe des Ritters gegründet, sind heute aber mehrstufig:
- Dannebrogorden (bis 1808)
- Order of the Bath (bis 1815)
- Orden der Württembergischen Krone (bis 1818)
- Roter Adlerorden (bis 1861)
- Badischer Hausorden der Treue (bis 1808)
- Weimarer Hausorden vom Weißen Falken (bis 1815)
- Militär-St.-Heinrichs-Orden (bis 1768)
- Pour le Mérite (bis 1866)
- Silvesterorden (bis 1905)
- Piusorden (bis 1856)
- Orden der Heiligen Kyrill und Methodius (bis 1950)
Kursive Orden sind erloschen oder aufgehoben.
Ausnahmen
Bekannte Ausnahmen, die nicht dem heute meist üblichen Schema der Einteilung der Verdienstorden in fünf Stufen entsprechen, sind das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes, das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes sowie das Ehrenritter- und das Rechtsritterkreuz des Johanniterordens, die zwar dem Namen nach „Ritterkreuze“, gemäß der internationalen Klassifizierung aber eher als Komturkreuze einzustufen sind. Einige Orden, wie der Russische Orden des Heiligen Georg oder der Orden der Eisernen Krone, kannten verschiedene Ritterklassen, wobei der Ritter I. Klasse dem Großkreuz entsprach.
Eine nichtstaatliche, private Auszeichnung war das 1919 durch Alfred von Randow gestiftete Deutschritter-Kreuz, das nur in einer Stufe verliehen wurde.