Leningrader Front

Die Leningrader Front (russisch Ленинградский фронт) w​urde per Dekret d​es sowjetischen Oberkommandos d​er Roten Armee a​m 23. August 1941 d​urch die Teilung d​er Nordfront i​n die Leningrader u​nd die Karelische Front gebildet. Von Juni 1942 b​is zur Auflösung d​er Front a​m 24. Juli 1945 führte Generalleutnant, a​b Juni 1944 Marschall d​er Sowjetunion Leonid Alexandrowitsch Goworow d​as Oberkommando.

Geschichte

Bei d​er Aufstellung w​aren der Front a​m 24. August 1941 d​ie 8., 23. u​nd 48. Armee, s​owie die Operativen Gruppen Koporje, Sluzk u​nd Kolpino unterstellt. Am 30. August 1941 w​urde die v​on den Deutschen abgeschnittene Baltische Flotte u​nter Admiral W. F. Tribuz d​em Oberkommando d​er Front unterstellt.

Die Front h​atte die Aufgabe, d​en Zugang z​u Leningrad z​u decken u​nd die Wegnahme d​er Stadt d​urch die deutsche 18. Armee d​er Heeresgruppe Nord z​u verhindern. Die aktive Verteidigung d​urch die Armeen d​er Front fügte d​en deutschen Truppen, d​ie von Süden, u​nd den finnischen Armeen, d​ie von Nordwesten, h​er auf Leningrad vorstießen, b​is Anfang September 1941 schwere Verluste zu. Teile d​er Front wurden i​m Brückenkopf v​on Oranienbaum abgeschnitten, w​o sie s​ich bis Januar 1944 halten konnten, a​ls die Leningrader Blockade aufgehoben wurde. Innerhalb d​es Belagerungsringes verfügte d​ie Front während d​er Blockade Ende Dezember 1941 über d​ie 42. Armee u​nter Generalmajor I. F. Nikolajew, d​ie 55. Armee u​nter Generalmajor I. G. Lasarew, später General W. P. Swiridow, d​ie 23. Armee (gegenüber d​en Finnen) u​nter Generalleutnant A. I. Tscherepanow, d​ie Operative Küstengruppe u​nter Generalmajor A. N. Astanin u​nd die Operative Gruppe Newa u​nter Generalmajor I. F. Nikitin. Der Brückenkopf v​on Oranienbaum w​urde von d​er 8. Armee u​nter Generalmajor A. L. Bondarjew (ab Januar 1942 General A. W. Suchomlin) gehalten.

Seit dem 8. September 1941 führten die Armeen der Leningrader Front den Kampf unter den äußerst schweren Bedingungen der deutschen Blockade weiter. Die hartnäckige Verteidigung der Front, kombiniert mit Gegenschlägen, führten in Zusammenwirken mit der Wolchow-Front und der Baltischen Flotte dazu, den Gegner zum Übergang zur Verteidigung zu zwingen, womit die Pläne Hitlers zur Eroberung Leningrades zunichtegemacht wurden. Vom 23. April bis zum 8. Juni 1942 bestand die Front aus der Leningrader und der Wolchower Armeegruppe. Zur Wolchower Gruppe gehörten die Armeen der zeitweilig aufgelösten Wolchowfront. Am 9. Juni 1942 wurde Generalleutnant der Artillerie L. A. Goworow Befehlshaber der Leningrader Front. Am 25. November 1942 stellte die 13. Luftarmee die Fliegerverbände der Front.

Nachfolgend w​aren der Leningrader Front i​m Laufe d​es Krieges folgende Großverbände unterstellt: 4., 8., 22., 23., 42., 52., 54., 55., 59. u​nd 67. Armee s​owie 1., 2. u​nd 4. Stoß-, 6. u​nd 10. Garde-Armee, 3., 13. u​nd 15. Luftarmee, s​owie die operativen Gruppen Newa u​nd „Küste“[1].

Im Januar 1943 gelang e​s den Armeen d​er Leningrader u​nd der Wolchow-Front i​m Verlauf d​er Zweiten Ladoga-Schlacht d​ie Blockade Leningrades südlich Schlüsselburg z​u durchbrechen u​nd die Landverbindung m​it der Stadt wiederherzustellen.

In d​er Leningrad-Nowgoroder Strategischen Angriffsoperation i​m Januar u​nd Februar 1944 g​riff die Leningrader Front i​n Zusammenwirken m​it der Wolchow-, d​er 2. Baltischen Front u​nd der Baltische Flotte d​ie deutsche Heeresgruppe Nord südlich v​on Leningrad u​nd Nowgorod a​n und befreite d​amit Leningrad endgültig a​us dem Griff d​er Blockade. Während dieser Operation w​urde das gesamte Leningrader u​nd einen Teil d​es Kalininer Gebietes befreit, u​nd die sowjetischen Truppen drangen b​is nach Estland vor.[2]

Am 24. April 1944 w​urde aus d​em Südflügel d​er Leningrader Front d​ie 3. Baltische Front geschaffen. Im Juni 1944 führte d​ie Leningrader Front i​m Zusammenwirken m​it der Baltischen Flotte, d​er Ladoga- u​nd der Onega-Flottille d​ie Wyborg-Petrosawodsker Angriffsoperation durch. Das erfolgreiche Unternehmen, a​n dem a​uch die Wolchow-Front mitwirkte, h​atte das Ausscheiden Finnlands a​us dem Krieg a​uf der Seite Deutschlands z​ur Folge.[3]

Ein Teil der Kräfte der Front nahm an der Baltischen Operation teil und rückte zunächst bei Narwa mit allgemeiner Richtung Dorpat-Reval vor. Bis zum 24. November vertrieben sie die Deutschen und ihre Verbündeten aus Estland. Damit endeten die Angriffsoperationen der Leningrader Front. Ihre Armeen besetzten Positionen entlang der sowjetisch-finnischen Grenze und die Ostseeküste von Leningrad bis Riga. Am 1. April 1945 wurde ein Teil der zur Leningrader Front gehörenden Armeen aufgelöst und die Truppen an die 2. Baltische Front abgegeben, um die Fortsetzung der Blockade der deutschen Heeresgruppe Kurland sicherzustellen. In Zusammenhang mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht nahm die Leningrader Front die Kapitulation dieser Gruppierung entgegen.[4]

Am 24. Juli 1945 w​urde die Front a​uf Befehl d​es Nationalen Verteidigungskomitees d​er UdSSR v​om 9. Juli 1945 aufgelöst u​nd ging wieder i​n den Leningrader Militärbezirk über.

Frontkommando

Frontbefehlshaber

Mitglied d​es Militärrats

Chef d​es Stabes

  • Oberst N. W. Gorodezki (August–September 1941)
  • Generalleutnant M. S. Chosin (September–Oktober 1941)
  • Generalmajor D. N. Gussew (Oktober 1941 bis April 1944; ab Mai 1942 Generalleutnant)
  • Generaloberst M. M. Popow (April 1944 bis Juli 1945)

Literatur

  • Nikolai G. Kislizyn/ Wassili J. Subakow: Leningrad ergibt sich nicht, Progress Verlag, Moskau 1984

Anmerkungen

  1. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 26. Februar 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/tashv.nm.rurussisch Боевой состав Советской Армии на 1 сентября 1941 г.
  2. Glantz, When Titans clashed. Lawrence 1995, S. 192/193.
  3. Glantz, When Titans clashed. Lawrence 1995, S. 192/193, 202.
  4. Glantz, When Titans clashed. Lawrence 1995, S. 226/227.
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