Maintal (Schweinfurt)
Das Maintal (Ortsangabe: im Maintal) ist ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Schweinfurt in Unterfranken. Er wird in den Statistiken der Stadt Schweinfurt als Bezirk 53 und 54 geführt.[3]
Maintal | |
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Höhe: | 207 m ü. NN |
Fläche: | 3,74 km²[1] |
Einwohner: | 6 (31. Dez. 2015)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 2 Einwohner/km² |
Postleitzahl: | 97424 |
Vorwahl: | 09721 |
Stadtteil Maintal (Bezirke 53–54) | |
Wahrzeichen des Maintals Jugendstil-Tor an der Europa-Allee |
Das Maintal im engeren Sinn (Bezirk 54) ist ein nahezu unbewohntes Industrie- und Gewerbegebiet und einer der größten neu erschlossenen Gewerbeparks Deutschlands.[4] Das Maintal ist der jüngste eigenständige Stadtteil Schweinfurts und das einzige Gebiet der Stadt, welches in Folge der Bayerischen Gebietsreform flächenmäßig, aber ohne Einwohnerzugewinn, vergrößert wurde.
Geographie
Lage
Das Maintal befindet sich im äußersten Süden des Stadtgebiets und als einziger Stadtteil Schweinfurts komplett südlich der Autobahn 70. Der Industrie- und Gewerbepark verfügt über einen direkten Autobahnanschluss an die A 70 (Nr. 6, Schweinfurt-Hafen). Am Südrand des Maintals liegt mit 205 m ü. NN der niedrigste Punkt des Stadtgebietes.[5]
Benachbarte Stadtteile und Gemeinden
Nachfolgende Stadtteile und Gemeinden grenzen an das Maintal, einschließlich der östlichen Wald- und Seenbereiche an (Gesamtgebiet der roten Flächenfärbung). Vom Norden beginnend im Uhrzeigersinn: der Stadtteil Hafen-West; die Gemeinden Sennfeld, Gochsheim, Grafenrheinfeld und Bergrheinfeld; sowie der Stadtteil Oberndorf.[6]
Geologie
Flussschotterboden, am südöstlichen Rande des Maintals mit Kiestagebau. Am Ostrand des Maintals am Schwebheimer Wald liegen inaktive Flugsanddünen mit Kiefernbewuchs.
Hydrologie
Der Gewerbepark wird durch einen Maindeich vor Hochwasser geschützt. Er wurde erstmals bei der Mainkorrektion bei Grafenrheinfeld 1823 errichtet und in den 1960er Jahren ausgebaut. Das Areal des Gewerbeparks war spätesten seit den 1960er Jahren noch nie überflutet. Das 100-jährliche Hochwasser lag im Norden des Gewerbeparks bei 206,95 m ü NN[7] und im Süden bei 206,40 m ü NN.[7] Die Deichkrone liegt jeweils 1,00 m[7] über diesen Werten. Der hydrologische Stau liegt im Normalfall bei 203,0 m ü NN,[7] was der Höhe des Wasserspiegels des zur Großschifffahrtsstraße aufgestauten Mains in diesem Bereich entspricht. Zudem wurde das Maintal aus hydrographischen Gründen um etwa 1,50 m aufgeschüttet. Das Gelände liegt im nördlichen Bereich jetzt etwa bei 207 m ü NN und im südlichen bei etwa 206 m ü NN.
Oberflächenwasser außerhalb der Straßen wird mittels Trennsystem in Grünbereiche und Vorfluter abgeleitet.[8]
Klima
Das Maintal besitzt für die kontinentalen mainfränkischen Verhältnisse ein relativ ausgeglichenes Klima. Im Gegensatz zum höher gelegenen nordöstlichen Stadtgebiet am Rande der Schweinfurter Rhön herrscht hier ein lokales, relativ wintermildes Fluss-Klima, in dem sich selten eine höhere, geschlossene Schneedecke bildet. Aufgrund des offenen, brettflachen, weiten Talbodens, mit häufigem Ostwind bei Hochdruckwetterlage, Nähe zum Wald und zahlreichen kleineren Seen tritt hier im Gegensatz zu anderen mainfränkischen Gebieten Sommerhitze gemäßigter auf.
Statistische Bezirke
Der Stadtteil Maintal wurde von der Stadt Schweinfurt für statistische Zwecke in zwei Bezirke unterteilt:
- 53 Schweinfurt-Süd/Baggersee (Naherholungsanlage Baggersee und Schmachtenseen)
- 54 Maintal (Industrie- und Gewerbepark) 1,52 km²
Geschichte
Wüstungen
Östlich des heutigen Gewerbeparks Maintal, am Rande des Schwebheimer Waldes, befinden sich zwei Wüstungen. Urkundlich erstmals 1425 erwähnt wurde Schmachtenberg, unweit südlich liegt die Wüstung Senftenhof.
Eingemeindungen
Das nordöstliche Gebiet des heutigen Stadtteils (Areal um Möbelhaus Neubert, Kleingartenanlage Schweinfurter Kreuz, größte Teil des Baggersees) gehörte zu der am 1. Dezember 1919 nach Schweinfurt eingegliederten Gemeinde Oberndorf und heute noch zur Gemarkung Oberndorf.[9] Den weitaus größeren Bereich des heutigen Stadtteils, ein bis dahin unbewohntes Gebiet von 2 Quadratkilometern, musste die Gemeinde Grafenrheinfeld im Zuge der Bayerischen Gebietsreform am 1. Mai 1978 an die Stadt Schweinfurt als Raum für ihre industrielle Entwicklung abtreten. Dieses Areal bildet keine eigene Gemarkung, sondern wurde umgemarkt.
In nahezu allen Veröffentlichungen wird falsch angegeben, dass der ganze Gewerbepark mit seinen 152 ha (plus Randbereiche) vormals zu Grafenrheinfeld gehörte und die 152 ha werden falscherweise mit der etwas größeren Fläche der Gebietsabtretung gleichgesetzt.
Stadtentwicklung
Ermöglicht wurde der Gewerbepark durch Einstufung als städtische Entwicklungsmaßnahme, wodurch die Stadt enteignungsgleich alle Grundstücke zum von ihr festgesetzten Preis von 7,50 Mark pro Quadratmeter kaufen konnte. Ein Gewinn darf nicht erzielt werden. Verkauft wird derzeit (2018) der erschlossene Quadratmeter für 36,50 Euro. Dazu kommt ein symbolischer Euro für die weitaus teurere Kampfmittelbeseitigung und weitere 9,13 Euro, sofern die Stadt die wegen des Hochwasserschutzes nötige Geländeauffüllung selbst vornimmt. Einschließlich Erschließungsbeitrag ergibt das rund 60 Euro pro Quadratmeter, was im üblichen Rahmen in der Region liegt. Der Stadt kostete das Maintal mit seinen beiden Bauabschnitten rund 50 Mio. Euro (Grundstückskauf, Erschließung, öffentliches Grün und Pumpwerk mit Düker unter dem Main hindurch zur Kläranlage). Gerechnet wird mit Erlösen von rund 43 Mio. Euro. Auch die Kosten für die Autobahnanschlussstelle musste die Stadt selbst tragen, da diese nachträglich auf ihren eigenen Wunsch entstand. Eingehalten wurde bei den Vergaben, dass pro Hektar im Durchschnitt mindestens 70 Arbeitsplätze entstehen.[10]
Der Gewerbepark wurde beiderseits einer neuen Haupterschließungsstraße, der zweibahnigen Europa-Allee, angelegt, die eine neue und direkte Verbindung der A 70 mit dem Gemeindegebiet von Grafenrheinfeld herstellt. Zunächst war angedacht, die Europa-Allee auf Grafenrheinfelder Gemeindegebiet als östliche Ortsumgehung Richtung Röthlein zu verlängern, was schließlich von der Gemeinde aufgegeben wurde.
Aufgegebenes Projekt Containerhafen
In der Planung des Industrie- und Gewerbeparks Maintal waren zwischen Straßburgstraße und Main ein Containerhafen und ein Güterverkehrszentrum (GVZ) vorgesehen. Das Projekt wurde aus Kostengründen aufgegeben. Die Option für den Hafen (benötigte Fläche) besteht noch. Der für Containerhafen und GVZ geplante Gleisanschluss wurde zur Anbindung an weiter östlich gelegene Industriegrundstücke realisiert.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Bis zum November 2018 hatten sich im Maintal über 100 kleine und mittlere Betriebe in den Sparten Produktion, Dienstleistung und Gewerbe angesiedelt. Das Maintal besaß 4.000 Arbeitsplätze – im Endausbau sollen es 6.500 bis 7.000 sein. Reines Industrieland gibt es nicht mehr und soll deshalb in den Conn Barracks entwickelt werden.[10]
Im Norden des Maintals, unweit der A 70, befinden sich u. a. ein Autohof, ein Hotel, zwei Businessparks und das von der Stadt Schweinfurt betriebene Chancen-Center Maintal. Ende 2021[veraltet] soll ein großes Bürohaus namens Maintal One eröffnet werden, mit einer Nutzfläche von über 5.000 Quadratmetern. Unweit davon errichtet die ILJIN Bearing GmbH ein Forschungszentrum für Fahrdynamik, Radlagerentwicklung (Wälzlager), autonomes Fahren und Elektromobilität.[11]
Überregional bekannte Unternehmen:
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Behörden
- Zollamt Schweinfurt, Dienststelle des Hauptzollamtes Schweinfurt
Verkehr
- Bundesautobahn 70, Anschlussstelle Nummer 6: Schweinfurt-Hafen
- Stadtbuslinie 62
- Industriegleisanschlüsse
Sozialstruktur
Status 31. Dez. 2015[13] |
Maintal | Gesamtgebiet Schweinfurt |
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Deutsche | 33,3 % | 70,7 % |
Doppelstaatler | 0,0 % | 16,1 % |
Ausländer | 66,7 % | 13,2 % |
Die statistischen Werte der Sozialstruktur sind wegen minimaler Einwohnerzahl dem Zufall unterworfen und nicht aussagekräftig.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Im großen Kreisel an der Einfahrt in den Gewerbepark aus Richtung Hafenstraße und A 70 wurde als Denkmal und Wahrzeichen ein Jugendstil-Werkstor (um 1910) aufgestellt. Es stammt vom Fichtel & Sachs Werk 1, dem späteren SKF Werk 1, das 2007 abgerissenen wurde.
Seen und Naherholung
Im Osten, zwischen dem Industrie- und Gewerbepark und dem Schwebheimer Wald, liegt die noch zum Stadtteil gehörende Naherholungsanlage Baggersee. Sie besitzt einen 26 ha großen Badesee, der in den 1960er Jahren durch Kiesabbau für die Anlage des benachbarten Schweinfurter Kreuzes (Autobahn 70/Bundesstraße 286) entstand. Am See, mit 1 km langem Rasen- und Sandstrand und Bootshäfen für Segelboote ergänzen Bootsvermietung, Beachvolleyball, Hochseilgarten und eine Gaststätte das Angebot.
Nördlich des Badesees liegt die Kleingartenanlage Schweinfurter Kreuz, mit einer weiteren Gaststätte und einem Biergarten.
Südlich des Badesees befinden sich die ebenfalls durch Kiesabbau später entstandenen Schmachtenseen. Sie sollen entgegen dem Flächennutzungsplan von 1984 am Ende des Kiesabbaus nicht zu einem großen, sondern zwei kleineren Seen umgestaltet werden, mit insgesamt 21 Hektar Fläche. Östlich davon ist ein Camping- oder Zeltlagerplatz vorgesehen, dessen Realisierung von der Ausarbeitung des Landschaftsplans abhängig ist.[8]
Bei Planung der Olympischen Sommerspiele 1972 in München stellte die Stadt Schweinfurt Überlegungen an, den gerade entstandenen Badesee für eine Regattastrecke für das Olympia-Rudern nach Süden zum Areal der heutigen Schmachtenseen zu verlängern. Das passte jedoch nicht ins Konzept der Spiele der kurzen Wege, weshalb die Regattastrecke Oberschleißheim entstand. (siehe auch: Schweinfurt, Regattastrecke)
Einzelnachweise und Anmerkungen
- Gemessen mittels BayernAtlas
- Melderegisterbasierte Einwohner
- Übersichtskarte der Stadtteile und statistischen Bezirke der Stadt Schweinfurt (im Jugendhilfeplan). Abgerufen am 8. Februar 2018.
- Informationsbroschüre der Stadt Schweinfurt, 2002, S. 78
- Topografische Karte 1:25.000, Blatt 5927 Schweinfurt, Bayerisches Landesvermessungsamt München, 2003
- Grenzen nach dem Stadtplan Schweinfurt in Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungsamt. Druck- und Verlagshaus Weppert, Schweinfurt 2003
- Angabe des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen
- mainpost.de: Naturschutz im und am „Industrie- und Gewerbepark Maintal“, 31. Oktober 2018. Abgerufen am 24. September 2020.
- Vgl. BayernAtlas Historische Karte mit Topographischer Karte
- Main-Post: Das „Maintal“ ist fast ausverkauft, 1. November 2018. Abgerufen am 29. April 2019.
- mainpost.de: Musikschule Schweinfurt: Schlagzeuger gehen in die Kaserne, 19. Oktober 2020. Abgerufen am 19. Oktober 2020.
- Stadt Schweinfurt, Amt für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften, Lageplan Maintal, Stand November 2015
- Melderegisterbasierte Bevölkerung