Landeswahlkreis Wien

Der Landeswahlkreis Wien ist ein Landeswahlkreis in Österreich, der bei Wahlen zum Nationalrat für die Vergabe der Mandate im zweiten Ermittlungsverfahren gebildet wird. Der Wahlkreis umfasst das Bundesland Wien. Bei der Nationalratswahl 2008 waren im Landeswahlkreis Wien 1.158.122 Personen wahlberechtigt, wobei bei der Wahl die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) mit 34,8 % als stärkste Partei hervorging. Von den 33 zu vergebenden Grundmandaten entfielen elf Mandate auf die SPÖ, fünf auf die Österreichische Volkspartei (ÖVP), sechs auf die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ), fünf auf Die Grünen – Die Grüne Alternative (GRÜNE) und eines auf das Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ). Gegenüber der Nationalratswahl 2006 bedeutete dies für SPÖ und ÖVP den Verlust von je zwei Mandaten während die FPÖ zwei und das BZÖ ein Mandat gewannen. Die Grünen verzeichneten eine stabile Mandatszahl.[3]

Wahlkreis 9: Wien
Staat Österreich
Bundesland Wien
Wahlkreisnummer 9
Anzahl der Mandate 33
Wahlberechtigte 1.149.664 (2019)[1]
Wahlbeteiligung 72,0 % (2019)[2]
Wahldatum 29. September 2019
Abgeordnete

Geschichte des Wahlkreises

Nach dem Ende des Staates Österreich-Ungarn wurde für das Gebiet von Wien mit der Wahlordnung 1918 für die Wahl der konstituierenden Nationalversammlung insgesamt sieben Wahlkreise geschaffen, wobei Wien zu diesem Zeitpunkt noch Teil des Bundeslandes Niederösterreich war. Die sieben Wiener Wahlkreise umfassten zwischen drei und vier Bezirke mit insgesamt zwischen rund 190.000 bis 377.000 Einwohnern. In den sieben Wahlkreisen Wien Innen-Ost, Wien Innen-West, Wien Nordwest, Wien Nordost, Wien Südost, Wien Südwest und Wien West wurden dabei 48 Mandate vergeben, zwischen fünf und neun Mandate je Wahlkreis.[4] 1921 wurde Wien schließlich ein eigenes Bundesland, jedoch hatte dies auf die Wahlkreiseinteilung keinen direkten Einfluss.[5] Nachdem die Wahlordnung von 1923 von der austrofaschistischen Regierung 1934 außer Kraft gesetzt worden war, wurde die ursprüngliche Einteilung der Wahlkreise nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Verfassungsgesetz vom 19. Oktober 1945 weitgehend wieder eingeführt.[6] Zu kleineren Gebietsverschiebungen kam es, nachdem das 1938 geschaffene Groß-Wien wieder aufgelöst worden war, Teil der Wiener Umlandgemeinden jedoch dem Bundesland Wien zugeschlagen wurden. Durch die Nationalrats-Wahlordnungsnovelle 1958 kam in der Folge der Bezirk Liesing endgültig zum Wahlkreis Wien Südwest.[7] 1971 wurde mit der Nationalrats-Wahlordnung 1971 schließlich eine tiefgreifende Wahlkreisreform durchgeführt, mit der die Anzahl der Wahlkreise in Österreich auf nur noch neun reduziert wurde. Für das Bundesland Wien bestand in der Folge nur noch ein Wahlkreis, der Wahlkreis Wien (Wahlkreis 3).[8] Mit Inkrafttreten der Nationalrats-Wahlordnung 1992 wurde das österreichische Bundesgebiet schließlich in 43 Regionalwahlkreise unterteilt und somit ein drittes Ermittlungsverfahren eingeführt, wobei der Landeswahlkreis Wien (Wahlkreis 9) für das erste Ermittlungsverfahren in die sieben Regionalwahlkreise Wien Innen-Ost (9A), Wien Innen-Süd (9B), Wien Innen-West (9C), Wien Nord (9D), Wien Nord-West (9E), Wien Süd (9F) und Wien Süd-West (9G) unterteilt wurde.[9] Der Landeswahlkreis Wien erhielt in der Folge 1993 34 Mandate zugewiesen,[10] wobei die Neuberechnung der Mandatsverteilung zwischen den Bundesländern im Jahr 2002 (nach den Ergebnissen der Volkszählung 2001) den Verlust eines Mandates bedeutete.[11] Bei der neuerlichen Überprüfung der Mandatsverteilung 2013 blieb die Mandatszahl im Landeswahlkreis Wien unverändert.[12]

Seit der Schaffung des Landeswahlkreises Wien erreichte die SPÖ immer die Stimmenmehrheit, bis inklusive der Nationalratswahl 1990 konnte die SPÖ sogar die absolute Stimmen- und Mandatsmehrheit erzielen. Ihr bestes Ergebnis verzeichnete die SPÖ 1979 mit 60,6 %, das schlechteste bei der letzten Wahl 2019 mit nur noch 27,1 %. Auch die ÖVP kam 1979 mit 34,0 % auf ihr bestes Ergebnis, wobei sie von 1971 bis 1990 den zweiten Platz belegte. Bei den folgenden sechs Wahlen kam in der Folge die FPÖ vier Mal auf den zweiten Platz, zwei Mal konnte die ÖVP wieder den zweiten Platz belegen.

Wahlergebnisse

Nationalratswahl im Landeswahlkreis 9 Wien 2019
 %
40
30
20
10
0
27,1 %
(−7,4 %p)
24,6 %
(+3,0 %p)
12,8 %
(−8,5 %p)
9,9 %
(+3,4 %p)
20,7 %
(+14,8 %p)
4,9 %
(−5,4 %p)
2017

2019

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Nationalratswahlen im Landeswahlkreis Wien[2][13][14]
Wahltermin GM[15] SPÖ ÖVP FPÖ GRÜNE BZÖ LIF/NEOS FRANK PILZ/JETZT Sonstige
10. Oktober 1971 Stimmenanteile (%) 59,5 33,9 4,3 - - - - - 2,3
42 Grundmandate 24 14 1 - - - - - 0
5. Oktober 1975 Stimmenanteile (%) 59,8 34,0 4,1 - - - - - 2,1
39 Grundmandate 23 13 1 - - - - - 0
6. Mai 1979 Stimmenanteile (%) 60,6 33,2 4,7 - - - - - 1,5
39 Grundmandate 23 12 1 - - - - - 0
24. April 1983 Stimmenanteile (%) 56,6 33,6 4,4 - - - - - 5,4
36 Grundmandate 20 12 1 - - - - - 0
23. November 1986 Stimmenanteile (%) 52,4 33,2 5,8 6,1 - - - - 2,5
36 Grundmandate 18 11 2 2 - - - - 0
7. Oktober 1990 Stimmenanteile (%) 50,7 21,1 15,7 7,6 - - - - 4,9
36 Grundmandate 18 11 2 2 - - - - 0
9. Oktober 1994 Stimmenanteile (%) 38,5 17,1 22,7 9,8 - 10,1 - - 1,7
34 Grundmandate 13 5 7 3 - 3 - - 0
17. Dezember 1995 Stimmenanteile (%) 44,0 19,6 20,1 6,0 - 8,6 - - 1,7
34 Grundmandate 14 6 6 2 - 2 - - 0
3. Oktober 1999 Stimmenanteile (%) 37,9 17,0 24,8 10,3 - 7,0 - - 3,0
34 Grundmandate 12 5 8 3 - 0 - - 0
24. November 2002 Stimmenanteile (%) 43,8 30,7 8,0 15,1 - 1,2 - - 1,2
33 Grundmandate 14 10 2 4 - 0 - - 0
1. Oktober 2006 Stimmenanteile (%) 41,0 21,8 13,9 17,4 1,8 - - - 4,1
33 Grundmandate 13 7 4 5 0 - - - 0
28. September 2008 Stimmenanteile (%) 34,8 16,7 20,4 16,0 4,7 4,2 - - 3,2
33 Grundmandate 11 5 6 5 1 0 - - 0
29. September 2013 Stimmenanteile (%) 31,6 14,5 20,6 16,4 2,4 7,6 3,9 - 3,0
33 Grundmandate 10 4 6 5 0 2 1 - 0
15. Oktober 2017 Stimmenanteile (%) 34,5 21,6 21,3 5,9 - 6,5 - 7,5 2,8
33 Grundmandate 11 7 7 0 - 2 - 2 0
29. September 2019 Stimmenanteile (%) 27,1 24,6 12,8 20,7 - 9,9 - 3,0 1,9
33 Grundmandate 8 8 4 6 - 3 - 0 0

Einzelnachweise

  1. http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_wahlen/nationalrat/2019/Wahlberechtigte_endg.aspx
  2. Ergebnis der Nationalratswahl 2019 auf den Seiten des Bundesministeriums für Inneres
  3. Ergebnis der Nationalratswahl 2008 (Memento des Originals vom 3. August 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/wahl08.bmi.gv.at auf den Seiten des Bundesministeriums für Inneres
  4. Wahlordnung 1918
  5. Nationalrats-Wahlordnung 1923
  6. StGBl. Nr. 198/1945
  7. BGBl. Nr. 7/1959
  8. BGBl. Nr. 391/1970: Nationalrats-Wahlordnung 1971
  9. BGBl. Nr. 471/1992: Nationalrats-Wahlordnung 1992
  10. BGBl. Nr. 322/1993: Zahl der auf jeden Wahlkreis entfallenden Mandate für die Wahl des Nationalrates
  11. BGBl. II Nr. 337a/2002: Zahl der auf jeden Wahlkreis entfallenden Mandate für die Wahl des Nationalrates
  12. Website des BM.I Angaben zur Wahlkreiseinteilung auf der Website des Bundesministeriums für Inneres
  13. Wahlergebnisse ab 1995
  14. Historische Wahlergebnisse
  15. Anzahl der zu vergebenden Grundmandate
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