Kunrau
Kunrau ist eine Ortschaft und ein Ortsteil der Stadt Klötze im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.
Kunrau Stadt Klötze | ||
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Höhe: | 58 m ü. NHN | |
Fläche: | 22,98 km² | |
Einwohner: | 757 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 33 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 2010 | |
Postleitzahl: | 38486 | |
Vorwahl: | 039008 | |
Lage von Kunrau in Sachsen-Anhalt | ||
Blick vom Schlossturm auf Kunrau |
Geografie
Das Dorf Kunrau liegt 12 Kilometer südwestlich von Klötze im Westen der Altmark und in der Nähe des Feuchtgebietes Drömling. Die Ortschaft liegt geologisch auf der Calvörder Scholle und die Ohre fließt unweit westlich von ihr.
Ortschaftsgliederung
Neben dem Ortsteil Kunrau mit den Wohnplätzen Belfort, Hahnenberg, Kolonie I und Kolonie II gibt es im Norden der Ortschaft den Ortsteil Rappin.[2][3]
Geschichte
Kunrau ist eine wendische Gründung. Der Name kommt vom altslawischen konĭ und bedeutet so viel wie „Pferdeort“.[4]
Die erste urkundliche Nennung des Dorfes Kunrau war 1472 als dat wüste dorp Gimrou in eine Lehnbriefe vom Kurfürsten Albrecht Achilles für Werner und Gebhard von Alvensleben.[5] Weitere Nennungen sind 1502 Cunrou, 1506 Kunnerou, 1646 und 1655 Cunraw, 1687 Kunrow, 1775 Cunrau oder Currau.[6]
Um 1850 hatte Kunrau rund 350 Einwohner, 48 Wohnhäuser, ein Schulhaus mit einem Lehrer, fünf Ackerhöfe, 32 Grundsitzer, 30 Einlieger sowie einen Krug, Windmühle, Schäferei, Brennerei, Brauerei und Ziegelei.[7]
1889 wurde Kunrau über die Bahnstrecke Salzwedel–Oebisfelde an das Bahnnetz angeschlossen. 2002 wurde diese Strecke stillgelegt und für den Personenverkehr eine entsprechende Buslinie eingerichtet.
Die Schreibweise schwankte zwischen „Cunrau“ und „Kunrau“, bis am 2. Oktober 1937 die Festlegung der Schreibweise der Gemeinde Kunrau mit „K“ erfolgte.[8]
Kunrau verfügt über ein reges Vereinsleben (Senioren, Sport, Reitsport, Chor). Viele Gebäude wurden modernisiert, eine Siedlung mit Eigenheimen wurde gebaut, Bäume gepflanzt und Rabatten mit Begrünung angelegt.
Landwirtschaft
Haupterwerbszweig Kunraus ist und war die Landwirtschaft. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war der Boden vor Ort aufgrund des schwer bestellbaren Moorbodens ertraglos. Theodor Hermann Rimpau kaufte 1847 das Gut Kunrau. Nach langen Versuchen seit 1861 und aufgrund seiner Erfahrungen aus den Niederlanden entwickelte er die nach ihm so benannte Rimpau’sche Moordammkultur, die zu einer bedeutenden Ertragssteigerung führte. Kunrau wurde zu einem Mustergut.[9] Die landwirtschaftlichen Bruttoerträge waren hoch, aber auch die Tagelöhne waren hoch.[10]
Bei der Bodenreform wurden 1946 wurden 1567,4 Hektar enteignet. 1548 Hektar gingen an 322 Siedler. 1948 wurde von 205 Erwerbern aus der Bodenreform berichtet, davon waren 52 Neusiedler, die Land vom ehemaligen Rittergut erhalten hatten. Im Jahre 1952 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III, die LPG „Ernst Thälmann“.[6]
Eingemeindungen
Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Kunrau mit der Landgemeinde Cunrau vereinigt.[11] Am 15. Juni 1950 wurde die Gemeinde Kunrau aus dem Landkreis Salzwedel in den Landkreis Gardelegen umgegliedert.[12] Am 25. Juli 1952 kam Kunrau zum Kreis Klötze. Mit dessen Auflösung kam die Gemeinde am 1. Juli 1994 zum Altmarkkreis Salzwedel.[13]
Durch einen Gebietsänderungsvertrag beschloss der Gemeinderat der Gemeinde Kunrau am 9. Januar 2009, dass die Gemeinde Kunrau in die Stadt Klötze eingemeindet wird. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[14][15]
Nach Eingemeindung der bisher selbstständigen Gemeinde Kunrau werden Kunrau und Rappin Ortsteile der Stadt Klötze. Für die eingemeindete Gemeinde wurde die Ortschaftsverfassung nach den §§ 86 ff. der Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt. Die eingemeindete Gemeinde Kunrau und künftigen Ortsteile Kunrau und Rappin wurden zur Ortschaft der aufnehmenden Stadt Klötze. In der eingemeindeten Gemeinde und nunmehrigen Ortschaft Kunrau wurde ein Ortschaftsrat mit neun Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.
Gemeinde
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Quelle bis 2006, wenn nicht angegeben:[6]
Gutsbezirk
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Religion
Die evangelischen Christen der Kirchengemeinde Kunrau, die früher zur Pfarrei Steimke gehörte[17] werden heute betreut vom Pfarrbereich Steimke-Kusey im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[18]
Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Steimke stammen aus dem Jahre 1706. Sie sind in der Pfarre zu Brome zu finden, zu der Kunrau mit Steimke bis 1854 gehörte.[19]
Politik
Ortsbürgermeister
Frank Bartels ist seit Oktober 2021 Ortsbürgermeister.[20] Zuvor 2010 bis 2021 war Uwe Bock Ortsbürgermeister. Letzter Bürgermeister der Gemeinde war Horst Wienecke.
Ortschaftsrat
Bei der Ortschaftsratswahl am 26. Mai 2019 stellte sich die „Wählergruppe Pro Kunrau“ zur Wahl. Sie errang alle 9 Sitze. Gewählt wurden 9 Ortschaftsräte.[21][22]
Wappen
Das Wappen wurde am 15. Juli 1999 durch das Regierungspräsidium Magdeburg genehmigt.
Blasonierung: „In Gold ein aufsteigendes schwarzes Pferd; rechts eine grüne Flanke, pfahlweise belegt mit einem golden bebutzten silbernen Gänseblümchen zwischen zwei aufsteigenden silbernen Weidenblättern.“
Das Hauptmotiv – Roß in der Levade – bezieht sich auf den slawischen Ursprung des Ortsnamens (Kon=Pferd). Die grüne Flanke mit den silbernen Weidenblättern symbolisiert das Wald- und Weideland (Drömling) um Kunrau. Dazu wurde das silberne Gänseblümchen aus dem alten Siegel des Rittergutes übernommen.
Die Farben von Kunrau – abgeleitet vom Wappen – sind Schwarz – Gold (Gelb).
Das Wappen wurde vom Heraldiker Ernst Albrecht Fiedler gestaltet.
Flagge
Die Flagge ist Schwarz – Gelb (1:1) gestreift (Hissflagge: Streifen von oben nach unten; Querflagge: Streifen von links nach rechts verlaufend) mit dem aufgelegten Wappen der ehemaligen Gemeinde. Die Flagge kann die Form der Hissflagge, der Querflagge, der Hängefahne, des Banners und des Wimpels haben.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Schloss
Das zentral gelegene Schloss Kunrau wurde im Stil der italienischen Renaissance im 19. Jahrhundert errichtet. Im Schloss ist die Geschäftsstelle des Fremdenverkehrsvereins Jeetze-Ohre-Drömling e.V. sowie die Bibliothek untergebracht. Ebenfalls im Schloss beheimatet sind eine „Ökoschule“ und ein Naturerfahrungszentrum. In der Ökoschule werden Schulklassen über den Naturpark Drömling mit seiner vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt informiert und können durch Projekte und Experimente die Geheimnisse der Natur selbst kennenlernen und erfahren. Der Schlosspark ist teilweise als Baumpark angelegt. Viele alte Exemplare verschiedener Baumarten sind hier zu sehen.
Kirche
Die evangelische Dorfkirche Kunrau ist ein neuromanischer Backsteinsaal mit Rundapsis und quadratischem Turm mit achteckiger Spitze. Sie wurde 1891–93 nach Plänen von Kreisbaumeister Hartmann, Salzwedel errichtet.[23]
Ortsfriedhof
Der Ortsfriedhof liegt am südlichen Ortsausgang des Dorfes.
Vereine
- „Die Rimpauken“ – Förderverein der Grundschule Kunrau e. V.
- Turn- und Sportverein Kunrau
- Feuerwehrkameradschaft Kunrau e. V.
- Männerchor „Concordia“ Kunrau e. V.
- Reit- und Fahrverein Kunrau e. V.
- Turn- und Sportverein Kunrau
Wirtschaft
In Kunrau gibt es ein Bauunternehmen, eine Agrargenossenschaft und eine Landwirtschaftliche Betriebsgemeinschaft.
Persönlichkeiten
- Theodor Hermann Rimpau (1822–1888) lebte in Kunrau, Begründer der Moordammkultur. Nach ihm ist die Grundschule (ehemalige Kunrauer Sekundarschule) benannt.
Weblinks
Literatur
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 1292–1295, doi:10.35998/9783830522355.
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 134.
- J. A. F. Hermes, M. J. Weigelt: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Topographischer Teil. Hrsg.: Verlag Heinrichshofen. Band 2, 1842, S. 338 (Digitalisat).
Einzelnachweise
- Markus Schulze: Weiterhin mehr Frauen als Männer. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau. 21. Januar 2022, DNB 1047268213, S. 18.
- Hauptsatzung der Stadt Klötze Abgerufen am 14. April 2019.
- Ortsteilverzeichnis Land Sachsen-Anhalt (Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile), Gebietsstand Januar 2014, Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Halle (Saale), 2016
- Johann Dietrich Bödeker: Das Land Brome und der obere Vorsfelder Werder, Geschichte des Raumes an Ohre, Drömling und Kleiner Aller. Braunschweig 1985, ISBN 3-87884-028-4, S. 328.
- Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Hauptteil 1. Hrsg.: Berlin. Band 6, 1846, S. 142 (Digitalisat).
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 1292–1295, doi:10.35998/9783830522355.
- J. A. F. Hermes, M. J. Weigelt: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Topographischer Teil. Hrsg.: Verlag Heinrichshofen. Band 2, 1842, S. 338 (Digitalisat).
- Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1937, ZDB-ID 3766-7, S. 171.
- Martin Wiehle: Altmark-Persönlichkeiten. Biografisches Lexikon der Altmark, des Elbe-Havel-Landes und des Jerichower Landes. In: Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark und ihrer Randgebiete. Band 5. dr. ziethen verlag, Oschersleben 1999, ISBN 978-3-932090-61-5, S. 146–147.
- Wilhelm Zahn: Der Drömling [Reprint der Ausgabe von 1905]. Ein Beitrag zur Landeskunde und Geschichte der Altmark. 2014, ISBN 978-3-86289-072-9, S. 151–152.
- Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 216.
- Erste Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 15. Halle (Saale), S. 226 (PDF).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 359, 363.
- Amtsblatt des Landkreises Nr. 2/2009 Seite 36–38 (Memento vom 14. November 2012 im Internet Archive) (PDF; 397 kB)
- StBA: Gebietsänderungen vom 1. Januar bis 31. Dezember 2010
- Stadt Klötze, Einwohnermeldeamt: Einwohnerbestand am 31.12.2018. 9. Januar 2019.
- Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 52 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- Pfarrbereich Steimke-Kusey. Abgerufen am 5. März 2019.
- Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 9 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- Ortschef brandneu: Der neue große Mann in Kunrau. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Klötze. 6. November 2021 (volksstimme.de [abgerufen am 29. Januar 2022]).
- Stadt Klötze (Altmark): Amtliche Bekanntmachung Ortschaftsrat Kunrau 2019. In: verwaltungsportal.de. Abgerufen am 29. Januar 2022.
- Stadt Klötze: Ortschaftsrat Kunrau. In: stadt-kloetze.de. Abgerufen am 22. Januar 2022.
- Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 286.