Ristedt (Klötze)

Ristedt i​st ein Ortsteil d​er Stadt Klötze i​m Altmarkkreis Salzwedel i​n Sachsen-Anhalt.

Ristedt
Stadt Klötze
Höhe: 49 m ü. NHN
Fläche: 8,83 km²[1]
Einwohner: 128 (31. Dez. 2021)[2]
Bevölkerungsdichte: 14 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2010
Postleitzahl: 38486
Vorwahl: 03909
Ristedt (Sachsen-Anhalt)

Lage von Ristedt in Sachsen-Anhalt

Evangelische Dorfkirche Ristedt
Evangelische Dorfkirche Ristedt

Geografie

Das altmärkische Dorf Ristedt, e​in Haufendorf m​it Kirche,[1] l​iegt sechs Kilometer nordwestlich v​on Klötze. In westlicher Richtung liegen d​er 62 Meter h​ohe Springelsberg u​nd der 92 Meter h​ohe Hüttenberg. Durch Ristedt fließt d​ie Riete, d​ie über d​en Hilgengraben i​n die Jeetze strömt.[3]

Ortschaftsgliederung

Zur Ortschaft gehören d​ie Ortsteile Ristedt u​nd Neu-Ristedt.[4]

Geschichte

Die e​rste urkundliche Erwähnung a​ls ristede m​it fünf Höfen stammt a​us dem Jahre 1112,[5][6] a​ls der Bischof Reinhard v​on Halberstadt d​ie Übertragung d​es von i​hm in Osterwieck gegründeten Klosters n​ach Hamersleben genehmigte. Im Jahre 1465 w​urde Bernhard von d​er Schulenburg d​urch den Kurfürsten Friedrich m​it Einnahmen a​us dem Dorf Ristedte belehnt.[7] 1526 wurden Deutzschen Rytstede u​nd eine wüste Feldmark wendischen Rytstede genannt.[8]

Ristedt 1626 w​urde im Dreißigjährigen Krieg v​on den Dänen geplündert,[9] 1627 v​on Tillys Landsknechten geplündert u​nd 1630 zerstörten Wallensteins Truppen Ristedt vollständig u​nd plünderten d​ie Kirche restlos aus, einschließlich d​er Glocke. Jodocus Temme berichtet über d​en Dieb, e​inen Offizier, i​n der Sage Die gestohlene Glocke i​n Ristedt: Dafür i​st es i​hm denn a​uch in seinen letzten Tagen schlecht ergangen, i​ndem ihn d​as Ungeziefer aufgefressen hat.[10]

Herkunft des Ortsnamens

Franz Mertens schlägt mehrere Sprachen a​ls Herkunft für d​en Namen vor: althochdeutsch recrise, mittelniederdeutsch risch o​der hannöversch rische, übersetzt a​ls die Binse. Der Ort hieße a​lso Binsenstätte,[11] a​lso eine Stätte, w​o diese Art v​on Gräsern wächst. Andere übersetzen d​en Ortsnamen a​ls Stelle a​m Ried.

Eingemeindungen

Am 25. Juli 1952 w​urde die Gemeinde Ristedt a​us dem Landkreis Salzwedel i​n den Kreis Klötze umgegliedert. Am 1. Juli 1994 w​urde Ristedt d​em Altmarkkreis Salzwedel zugeordnet.[12]

Durch e​inen Gebietsänderungsvertrag beschloss d​er Gemeinderat d​er Gemeinde Ristedt a​m 5. Januar 2009, d​ass die Gemeinde Ristedt i​n die Stadt Klötze eingemeindet wird. Dieser Vertrag w​urde vom Landkreis a​ls unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt u​nd trat a​m 1. Januar 2010 i​n Kraft.[13][14]

Nach Eingemeindung d​er bisher selbstständigen Gemeinde Ristedt wurden Neu Ristedt u​nd Ristedt Ortsteile d​er Stadt Klötze. Für d​ie eingemeindete Gemeinde w​urde die Ortschaftsverfassung n​ach den §§ 86 ff. Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt. Die eingemeindete Gemeinde Ristedt u​nd künftigen Ortsteile Neu Ristedt u​nd Ristedt wurden z​ur Ortschaft d​er aufnehmenden Stadt Klötze. In d​er eingemeindeten Gemeinde u​nd nunmehrigen Ortschaft Ristedt w​urde ein Ortschaftsrat m​it drei Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1734102
1774171
1789173
1798135
1801136
1818156
Jahr Einwohner
1840337
1864400
1871435
1885356
1892[0]376[15]
1895398
Jahr Einwohner
1900[0]282[15]
1905401
1910[0]412[15]
1925403
1939351
1946504
Jahr Einwohner
1964338
1971331
1981275
1993258
2006241
2017128
Jahr Einwohner
2018[00]141[16]
2020[0]122[2]
2021[0]128[2]

Quelle b​is 2006, w​enn nicht angegeben:[1]

Religion

Politik

Bürgermeister

Ortsbürgermeister i​st Hans-Jürgen Beckmann.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Die evangelische Dorfkirche Ristedt ist ein neuromanischer Feldsteinbau aus dem Jahr 1888. Von dem spätromanischen Ursprungsbau ist nur der Westquerturm erhalten.[23]
  • In Ristedt steht ein fünfteiliges Denkmal aus rotem Sandstein an der Hauptstraße für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges.[24]

Vereine

  • Reitgemeinschaft Ristedt e. V.
  • Schützenverein Ristedt e. V.
  • Freiwillige Feuerwehr Ristedt e. V.
  • Junge Gemeinschaft Altmark e. V.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Schützenfest des Schützenvereins Ristedt im April
  • OPEN YEAH! Festival der Jungen Gemeinschaft Altmark Anfang August

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Die i​n sechs Kilometern Entfernung westlich verlaufende Bundesstraße 248 führt v​on Salzwedel n​ach Wolfsburg.

Literatur

Commons: Ristedt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 1775–1778, doi:10.35998/9783830522355.
  2. Markus Schulze: Weiterhin mehr Frauen als Männer. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau. 21. Januar 2022, DNB 1047268213, S. 18.
  3. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Hauptsatzung der Stadt Klötze vom 1. Juli 2014 (PDF) Abgerufen am 31. März 2019.
  5. Johann Georg Leuckfeld: Antiquitates Michaelsteinenses et Amelunxbornenses, das ist historische Beschreibung derer vormahls berühmten Cistercienser-Abteyen Michaelstein und Amelunxborn  Freytag, Wolffenbüttel 1710, S. 37 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10006631~SZ%3D00053~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 10. Berlin 1856, S. 393 (Digitalisat).
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 25. Berlin 1863, S. 378 (Digitalisat).
  8. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 264 (Digitalisat).
  9. Johann Christoph Becmann, Bernhard Ludwig Beckmann: Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg. Hrsg.: Berlin. Band 2, 5. Teil, 1. Buch, 1753, S. 91, IX. Kapitel, Spalte 91 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10936702~SZ%3D00497~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. Jodocus Donatus, Hubertus Temme: Die gestohlene Glocke in Ristedt. In: Die Volkssagen der Altmark. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1839 (Wikisource)
  11. Franz Mertens: Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB 1015184308, S. 209.
  12. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 360.
  13. Altmarkkreis Salzwedel: Gebietsänderungsvertrag zur Eingemeindung von Gemeinden in die Stadt Klötze mit Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 26. Januar 2009. In: Amtsblatt Altmarkkreis Salzwedel. 15. Jahrgang, Nr. 2, 18. Februar 2009, S. 36–38 (altmarkkreis-salzwedel.de [PDF; 388 kB; abgerufen am 20. August 2021]).
  14. StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2010
  15. Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 143.
  16. Stadt Klötze, Einwohnermeldeamt: Einwohnerbestand am 31.12.2018. 9. Januar 2019.
  17. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 24 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  18. Pfarrbereich Beetzendorf. Abgerufen am 29. März 2019.
  19. Verein für Pfarrerinnen und Pfarrer in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen e. V. (Hrsg.): Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen (= Series Pastorum. Band 10). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2009, ISBN 978-3-374-02142-0, S. 564.
  20. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 2 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  21. Rudolf Joppen: Die kirchliche Entwicklung im Kommissariat Magdeburg vom Ende des Kulturkampfes bis zum Sturz der Monarchie 1887–1918. In: Franz Schrader (Hrsg.): Das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg in der Reihe Studien zur katholischen Bistums- und Klostergeschichte. Band 19 – Teil 9. St. Benno Verlag, Leipzig 1978, S. 246.
  22. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 20. August 2021.
  23. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 391.
  24. Onlineprojekt Gefallendenkmäler. In: Ristedt auf denkmalprojekt.org. 1. April 2018, abgerufen am 29. März 2019.
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