Jahrstedt
Jahrstedt ist eine Ortschaft und ein Ortsteil der Stadt Klötze im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.
Jahrstedt Stadt Klötze | ||
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Höhe: | 65 m | |
Fläche: | 20,39 km² | |
Einwohner: | 596 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 29 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 2010 | |
Postleitzahl: | 38486 | |
Vorwahl: | 039008 | |
Lage von Jahrstedt in Sachsen-Anhalt | ||
Ortsmitte mit Ehrenmal und ehemaligem Schulgebäude |
Geografie
Das altmärkische Rundplatzdorf liegt an der Ohre in der Nähe des Feuchtgebietes Drömling geologisch auf der Calvörder Scholle.[2]
Ortschaftsgliederung
Zur Ortschaft Jahrstedt gehören der Ortsteil Jahrstedt mit dem Wohnplatz Germenau und der Ortsteil Böckwitz.[3]
Geschichte
Das Dorf Jahrstedt wird 1420 urkundlich als dacz dorff Jarstede erwähnt, als Markgraf Friedrich Günzel von Bartensleben in der Herrschaft Wolfsburg belehnt.[4] Im Jahre 1492 heißt es hingegen: dat dorp to Jorstede.[5] Weitere Nennungen sind 1687 Jarstedt und 1804 Jahrstedt. 1818 wird erstmals eine Windmühle erwähnt. 1840 existierten auch zwei Roßölmühlen und ein Schulhaus mit einem Lehrer.[6]
Bei der Bodenreform wurden 1945 erfasst: Eine Besitzung mit über 100 Hektar hat 117 Hektar, 108 Besitzungen unter 100 Hektar haben zusammen 1427 Hektar, die Kirche hat 2 Hektar, die Gemeinde hat 1 Hektar Land. Die enteigneten 117,3 Hektar wurden auf 36 Siedler aufgeteilt, davon waren 29 Neusiedler. Bereits im Jahre 1952 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die LPG Typ III „Karl Marx“. Im Jahre 1960 bewirtschaftete die LPG Typ III 2004 Hektar, die LPG Typ I „Ohrestrand“ 137 Hektar. 1959 wurde an die LPG Typ III die LPG Typ III „Voran“ in Böckwitz angeschlossen. Die LPG Typ I wurde erst im Jahre 1967 an die LPG Typ III angeschlossen. Die LPG „Karl Marx“ betrieb 1986 die Junghennenanlage Germenau. Außerdem war die LPG Pflanzenproduktion Kunrau mit Technikstützpunkt Jahrstedt aktiv. Nach der Wende wurde im Jahre 1992 die LPG Typ III in „Agrargenossenschaft Jahrstedt eG“ umgewandelt.[6] Sie wurde bereits am 2. August 1993 wieder aus den Handelsregister gelöscht. Andere Landwirtschaftsbetriebe entstanden und prägen heute die Landwirtschaft.
Die Gemeinde hat im Jahre 2017 ihre 800 Jahrfeier begangen. In der Zeitung stand damals: „Man schrieb das Jahr 1217, als Günzel von Bartensleben durch Heirat die Vogtei Steimke und damit auch Jahrstedt an sein Geschlecht brachte.“[7] Der Historiker Peter Rohlach nennt die Jahreszahl für Jahrstedt nicht.[6] Zur Hochzeit im Jahre 1217 schreibt Siegmund Wilhelm Wohlbrück: „Dies ist aber eine von vielen Erdichtungen.“[8]
Eingemeindungen
Am 1. April 1937 wurden die Gemeinden Jahrstedt und Germenau zu einer Gemeinde mit dem Namen Jahrstedt zusammengeschlossen.[9] Dadurch wurde Germenau ein Wohnplatz von Jahrstedt.
Jahrstedt wurde am 15. Juni 1950 vom Landkreis Salzwedel in den Landkreis Gardelegen umgegliedert.[10] Am 25. Juli 1952 kam die Gemeinde dann zum Kreis Klötze. Nach dessen Auflösung wurde sie dem Altmarkkreis Salzwedel zugeordnet. Bereits am 1. Januar 1974 war die Gemeinde Böckwitz nach Jahrstedt eingemeindet worden.[11]
Durch einen Gebietsänderungsvertrag beschloss der Gemeinderat der Gemeinde Jahrstedt am 12. Januar 2009, dass die Gemeinde Jahrstedt in die Stadt Klötze eingemeindet wird. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[12][13]
Nach Eingemeindung der bisher selbstständigen Gemeinde Jahrstedt wurden Böckwitz und Jahrstedt Ortsteile der Stadt Klötze. Für die eingemeindete Gemeinde wurde die Ortschaftsverfassung nach den §§ 86 ff. der Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt. Die eingemeindete Gemeinde Jahrstedt und künftigen Ortsteile Jahrstedt und Böckwitz wurden zur Ortschaft der aufnehmenden Stadt Klötze. In der eingemeindeten Gemeinde und nunmehrigen Ortschaft Jahrstedt wurde ein Ortschaftsrat mit sieben Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.
Einwohnerentwicklung
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Quelle bis 2006, wenn nicht angegeben:[6]
Politik
Bürgermeister
Letzter Bürgermeister war Uwe Bartels, der aus dem Amt ausschied, als er Bürgermeister der Stadt Klötze wurde. Seit 24. Januar 2017 ist Randy Schmidt aus Jahrstedt neuer Ortsbürgermeister.[15]
Wappen
Blasonierung: „In Gold aus grünem mit silbernem, Schwarz konturiertem Wellenbalken belegtem Schildfuß wachsenden 3 schwarze Rohrkolben mit grünen Stängeln und Blättern in einem wachsenden, schwarzen, golden gefugten Torbogen.“
Die Farben Jahrstedts sind Schwarz - Gold (Gelb).
Vereine
- Männergesangsverein Jahrstedt-Germenau 1876 e. V.
- Turn- und Sportverein „Adler“ Jahrstedt e. V.
- Junge Gesellschaft Jahrstedt e. V. Der 1993 gegründete Verein widmet sich der Brauchtumspflege.[16]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Das Naherholungsgebiet „Kniggen“ ist ein Park im Ort.
- Der Ortsfriedhof mit einem Läutewerk liegt am südwestlichen Ende des Dorfes.
- In der Ortsmitte steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges, eine Stele mit krönendem Stahlhelm.[17]
Religion
- Die evangelischen Christen aus Jahrstedt sind in die Kirchengemeinde Steimke eingekircht, die früher zur Pfarrei Steimke gehörte[18] und heute betreut wird vom Pfarrbereich Steimke-Kusey im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[19]
- Jahrstedt hatte nie eine Kirche. Ursprünglich eingekircht 1686 in Steimke, gehörte es ab 1794 mal zu Brome mal zu Altendorf im Lüneburgischen. Nachdem 1854 die Pfarrei Steimke endgültig von der Pfarrei Brome abgezweigt wurde, blieb Jahrstedt dauerhaft nach Steimke eingekircht.[6]
- Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Jahrstedt stammen aus dem Jahre 1706.[20]
Einzelnachweise
- Markus Schulze: Weiterhin mehr Frauen als Männer. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau. 21. Januar 2022, DNB 1047268213, S. 18.
- Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- Hauptsatzung der Stadt Klötze Abgerufen am 14. April 2019.
- Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 273 (Digitalisat).
- Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 302 (Digitalisat).
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 1047–1050, doi:10.35998/9783830522355.
- Markus Schulze: Ein liebenswertes Dorf. In: Volksstimme Magdeburg, Lokal Klötze. 9. August 2017 (volksstimme.de [abgerufen am 5. Januar 2019]).
- Siegmund Wilhelm Wohlbrück: Geschichte der Altmark bis zum Erlöschen der Markgrafen aus Ballenstädtschem Hause. (herausgegeben aus dem Nachlass mit Ergänzungen von Leopold von Ledebur). Berlin 1855, S. 82–83, Fußnote 268 (Digitalisat).
- Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1937, ZDB-ID 3766-7, S. 187.
- Erste Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 15. Halle (Saale), S. 226 (PDF).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 358, 361, 363.
- Amtsblatt des Landkreises Nr. 2/2009 Seite 36–38 (Memento vom 14. November 2012 im Internet Archive) (PDF; 397 kB)
- StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2010
- Stadt Klötze, Einwohnermeldeamt: Einwohnerbestand am 31.12.2018. 9. Januar 2019.
- Markus Schulze: Neuer Ortsbürgermeister in Jahrstedt. In: Volksstimme Magdeburg, Lokal Klötze. 24. Januar 2017 (volksstimme.de [abgerufen am 8. Februar 2017]).
- Markus Schulze: Jahrstedt feiert zwei Tage lang. In: Volksstimme Magdeburg, Lokal Klötze. 3. September 2018 (volksstimme.de [abgerufen am 5. Januar 2019]).
- Jahrstedt. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallendenkmäler, 1. April 2018, abgerufen am 5. Januar 2019.
- Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 52 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- Steimke-Kusey. Abgerufen am 31. Dezember 2018.
- Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 9 (genealogy.net [Volltext und Scan]).