Krefeld-Uerdinger Brücke
Die Uerdinger Rheinbrücke überspannt zwischen dem Krefelder Stadtteil Uerdingen und dem Duisburger Stadtteil Mündelheim als Zügelgurtbrücke den Rhein. Das Bauwerk ist insgesamt 860 m lang und hat zwei Fahrstreifen sowie zwei Gehwege. Es ist eine der letzten „unechten“ Hängebrücken über den Rhein. Die Uerdinger Rheinbrücke ist Teil der Bundesstraße 288. Das Bauwerk zählt zu den schönsten Rheinbrücken und steht seit 1987 wegen der „baukünstlerischen Auffassung der angestrebten Harmonie zwischen Natur und Technik“ unter Denkmalschutz.[1]
Krefeld-Uerdinger Brücke | ||
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Offizieller Name | Rheinbrücke Krefeld-Uerdingen | |
Überführt | Bundesstraße 288 | |
Querung von | Rhein | |
Ort | Uerdingen/Duisburg | |
Konstruktion | Zügelgurtbrücke | |
Gesamtlänge | 860 m | |
Breite | 19,5 m | |
Längste Stützweite | 250 m | |
Konstruktionshöhe | 7,25 m | |
Baukosten | 6,3 Millionen RM (heutige Kaufkraft ca. 28,8 Mio. EUR) | |
Baubeginn | 1933 | |
Fertigstellung | 1936 | |
Lage | ||
Koordinaten | 51° 20′ 59″ N, 6° 39′ 34″ O | |
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Geschichte
1933 begann der Bau der Rheinbrücke nach einem Entwurf von Friedrich Voß. Während der Gründungsarbeiten der Pfeiler wurde ein 27 Millionen Jahre alter versteinerter Urwalschädel gefunden, der heute im Essener Ruhrmuseum zu sehen ist und als bedeutender Fund (Patriocetus) gilt. Am 7. Juni 1936 folgte die Einweihung mit dem Namen „Adolf-Hitler-Brücke“ durch Rudolf Heß. Die Konstruktion ersetzte die alte Fährverbindung zwischen Mündelheim und Uerdingen. Die Baukosten betrugen 6,3 Millionen Reichsmark, was heute ca. 28,8 Millionen Euro entspräche. Am 4. März 1945 sprengten Truppen der Wehrmacht die Strombrücke, als alliierte Truppen im Rahmen der Operation Grenade zum Rhein vorrückten.[2] Im Vorfeld kam es dabei zu sehr harten Kämpfen um die Brücke, in deren Verlauf die Uerdinger Altstadt besonders in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Ende 1948 begann unter weitgehender Verwendung alter Konstruktionsteile nach den ursprünglichen Ausführungszeichnungen der Wiederaufbau.[3]
Am 4. November 1950 wurde die Rheinbrücke vom Ministerpräsidenten Karl Arnold als „Krefeld-Uerdinger-Brücke“ wiedereröffnet. Zur Erhöhung der Tragkraft erfolgten 1964 Verstärkungsmaßnahmen; zwischen 1984 und 1993 wurde sie für zehn Millionen DM (nach heutiger Kaufkraft ungefähr 7,7 Millionen Euro) instand gesetzt.
Zusammen mit der Brücke der Solidarität gehört die Krefeld-Uerdinger Brücke zur Route der Industriekultur: Themenroute Industriekultur am Rhein.
Konstruktion
Vorlandbrücken
Die linksrheinische Vorlandbrücke ist eine 88 m lange dreifeldrige Vollwandträgerkonstruktion aus Stahl mit Pendelstützen aus Stahl als Pfeiler. Die Vorlandbrücke auf Mündelheimer Seite ist eine 270 m lange Fachwerkbrücke mit sechs Feldern und oben liegender Fahrbahn.
Strombrücke
Die dreifeldrige Hauptbrücke hat bei einer Gesamtlänge von 500 m Stützweiten von 125,0 m + 250,0 m + 125,0 m und ist 19,5 m breit. Das Bauwerkssystem ist in Längsrichtung eine Auslegerbrücke (Kragarmbrücke) mit einem 50 m langen Einhängeträger, der in der Mitte der Stromöffnung angeordnet ist. Da die „Tragkabel“ aus Profilträgern bestehen, die polygonalartig durch Niete miteinander verbunden sind und ihre Zugkräfte in den Überbau einleiten, wird die Konstruktion auch als unechte Zügelgurtbrücke bezeichnet. Die Längsträger, zwischen der Fahrbahn angeordnet, sind 7,25 m hohe Fachwerkträger, welche alle 6,25 m durch Querträger miteinander verbunden und alle 12,5 m ausgehend vom Pylon an je sieben Pfosten hochgehängt sind. Die 40 m hohen Pylone haben eine Breite von 1,25 m. Die Fahrbahnplatte ist seit der Instandsetzung in den 1980er Jahren in der Stromöffnung eine 20 cm dicke Stahlbetonverbundplatte; ursprünglich waren es Fertigteilhohlplatten, die keinen Verbund mit der Stahlkonstruktion hatten. In den Seitenöffnungen sind 30 cm dicke Ortbetonplatten vorhanden. Die Pfeiler wurden mit Caissons gegründet; sie bestehen aus Stampfbeton und sind mit Basaltlava verkleidet.
Ausbauplanung
Im Bundesverkehrswegeplan 2030 ist der durchgehend vierstreifige Ausbau der B 288 und damit auch der Rheinquerung als „Weiterer Bedarf mit Planungsrecht“ eingestuft[4] und damit frühestens ab 2030 zu erwarten.[5] Ein Abriss der denkmalgeschützten Brücke kann daher nicht ausgeschlossen werden.[6]
Literatur
- Reinhard Ruhrberg: Schäden an Brücken und anderen Ingenieurbauwerken. Ursachen und Erkenntnisse. Dokumentation. Verkehrblatt-Verlag Borgmann, Dortmund 1994, ISBN 3-89273-069-5.
Weblinks
- Uerdinger Brücke bei brueckenweb.de mit historischen Fotos
- „… nur os Oedingsch aan“ – Fertigstellung der Rheinbrücke vor 70 Jahren
- Beschreibung aller Standorte auf dieser Themenroute als Teil der Route der Industriekultur
- Eintrag zu Rheinbrücke Uerdingen – Mündelheim (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Ruhr 078) in der Datenbank „KuLaDig“ des Landschaftsverbands Rheinland
- Brückenfoto aus den 1930er Jahren (digit.wdr.de)
- Foto des Schwimmportalkrans zum Wiederaufbau der Brücke 1946
Einzelnachweise
- Rainer Bartel: Rheinbrücken (6): Die Krefeld-Uerdinger-Rheinbrücke – vielleicht die schönste ihrer Art. Rhein-Magazin Düsseldorf, 15. März 2018, abgerufen am 25. Mai 2018.
- US-Kriegsbericht S. 173–178.
- Reinhard Ruhrberg: Schäden an Brücken und anderen Ingenieurbauwerken. Ursachen und Erkenntnisse. Dokumentation. Verkehrblatt-Verlag Borgmann, Dortmund 1994, ISBN 3-89273-069-5, S. 242.
- A 524 OD Krefeld – Duisburg-Serm. In: Projektinformationssystem (PRINS) zum Bundesverkehrswegeplan 2030. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, abgerufen am 25. Mai 2018.
- Jonas Schlömer: A524 wird in Duisburg "frühestens" im Jahr 2030 ausgebaut. derwesten.de, 4. April 2016, abgerufen am 25. Mai 2018.
- Norbert Stirken: Rheinbrücke: Denkmalabriss kein Tabu. RP Online, 18. Januar 2014, abgerufen am 25. Mai 2018.
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