Kloster Berau
Das Kloster Berau war ein ehemaliges Benediktinerinnenkloster. Es befand sich im Ortsteil Berau der Gemeinde Ühlingen-Birkendorf im Schwarzwald im Landkreis Waldshut. Es ist nicht zu verwechseln mit der Propstei Berau.
Kloster Berau | |||
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Orden | Benediktinerinnen | ||
Gründungsjahr | um 1110 | ||
Aufhebung/Jahr | 1803 | ||
Neugründung | neuer Orden | ||
Lage | |||
Land | Deutschland | ||
Region | Baden-Württemberg | ||
Ort | Ühlingen-Birkendorf Ortsteil Berau | ||
Geografische Lage | 47° 41′ N, 8° 15′ O | ||
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Lage in Baden-Württemberg |
Gründung
Abt Caspar I. schreibt in seiner Chronik: Zu Zeiten des St. Blasianischen Abtes Rustans (1108–1125) lebte auf dem Berauer Berg der Ritter Gottfried von Berau. Er übergab dem Kloster St. Blasien (Schwarzwald) alle seine Besitzungen. Das geschah um 1110. Um 1130 lebte hier die Inkluse und Schwester Agnes von Berau. Von 1240 bis 1247 war Arnold I. von Berau Abt in St. Blasien.
Das Frauenkloster von St. Blasien wurde 1112 durch Abt Rusten nach Berau verlegt und verblieb dort sieben Jahrhunderte. Bernherus von Basel wird als Baumeister genannt. Die erste Klosterkirche St. Nikolaus wurde am 4. Juli 1117 vom Bischof Bruno von Trier eingeweiht. Das Kloster (und die erweiterte Kirche) St. Nikolaus wurde 1147 durch Bischof Hermann von Konstanz eingeweiht. Die ersten Päpstlichen Bestätigungen erhielt das Kloster Berau 1120 durch Calixt II., 1140 von Innozenz II., 1157 von Hadrian IV., und 1178 von Alexander III. Im Jahr 1126 wurde es von König Lothar bestätigt. Unter den Äbten Berthold I. und Gunther von St. Blasien erlebte das Kloster seine Blütezeit. 1157 gehören die Kirche zu Berau und Neunkirch, und seit 1179 die Kirche von Schwerzen zu Berau. Außer dem Dinghof in Berau besaß das Kloster einen Dinghof in Thayngen und 1307 wird der Dinghof Lütisloh in Horheim in einem Dingrodel genannt.[1] Adlige Damen nahmen den Schleier (sie begaben sich in ein Kloster), so unter anderen Witwe Ita von Kaltenbach, deren Gemahl, Werner von Kaltenbach die Propstei Bürgeln begründet hatte, und Luitgard von Bogen. Ursprünglich gehörte das Vogtrecht den Herren von Eschenbach. Agnes von Eschenbach war mit Graf Mangold von Nellenburg verheiratet, er verkaufte das Vogtrecht um 135 Mark Silber 1448 an die Familie am Stad von Schaffhausen. 1478 erwarb St. Blasien alle Rechte.
Berau gehörte nach der Aufteilung des Reiches von Karl dem Großen zum Alpgau, damit zur Landgrafschaft Stühlingen. 1612 erwarb Abt Martin I. von St. Blasien die Herrschaft von Reichserbmarschall Maximilian von Pappenheim. Nach der Zerstörung der Burg Gutenburg (1640) wurde Berau zur Obervogtei Schloss Gurtweil unterstellt. Mehrmals brannte das Kloster ab wurde aber durch Schenkungen des umliegenden Adels immer wieder erneuert, so waren die Krenkinger, die Im Thurn, die von Schellenberg, die von Grießen, die Grafen von Lupfen und von Reischach, Wohltäter des Klosters das nicht mehr als 40 Nonnen beherbergen durfte (1370).
Das im benachbarten Riedern am Wald neben dem Kloster Riedern am Wald gelegene Frauenkloster auch Untere Propstei genannt, des St.-Augustinus-Ordens, leuchtet um 1200 durch Gräfin Mechthilde von Toggenburg hervor, die eine geistige Gespielin der Agnes in der Klausur von Berau war.[2]
Brände
Das Kloster brannte erstmals im Jahr 1189 nieder und wurde durch Abt Mangold wieder erbaut. Bischof Diethelm weihte das neue Gebäude 1193. Der Hochaltar trug die Holzfigur des Hl. Nikolaus, heute im Historischen Museum Basel. Dieser Bau bestand bis zum 9. März 1267 als ein in der Küche entstandenes Feuer erneut die Gebäude vernichtete.
Das Kloster hatte vor allem Besitz im Wutachtal und im Klettgau, zentriert in Schwerzen (Weinanbau) und Horheim wo 1307 der Dinghof Lütislo erstmals genannt wurde. 1317 beschränkte Abt Ulrich die Aufnahme auf 40 Klosterfrauen.
1349 wurde zur Verwaltung ein Dingrodel angelegt, auch in den folgenden Jahrhunderten erfolgten stetige Verwaltungseingriffe durch das Kloster St. Blasien. 1442 brannte das Kloster wiederum ab, auch 1456 und 1467 brannte es. 1468, im Waldshuter Krieg wurde es geplündert und erst 1550 im alten Umfang wiederhergestellt. Auch im dreißigjährigen Krieg erfolgten mehrfache Zerstörungen. 1583 wurde die Kirche und der Kreuzgang neu erbaut, 1589 war der Turm der Klosterkirche aufgebaut es fehlten aber noch mehrere Glocken, das Kloster ließ daher drei Glocken gießen, einer Sage nach vor Ort, die Glockenweihe erfolgte 1605 durch den Konstanzer Bischof. 1644 erließ Abt Franz neue Statuten die vor allen die Bekleidung betrafen. 1663 brannte das Kloster wieder nieder, nur das Kirchenschiff blieb stehen. Wieder wurden neue Glocken benötigt, Abt Franz ließ sie bei dem lothringischen Glockengießer Mollod herstellen. Nun bestand das Kloster bis am 4. Juli 1711 als es gegen 11 Uhr nachts durch Selbstentzündung von frischem Heu abermals völlig niederbrannte.
Barocke Neuanlage
In der Regierungszeit von Abt Augustinus Fink wurde von Caspar Moosbrugger ein Plan für Neubauten erstellt. Bereits im Herbst 1711 waren die Rohbauten fertiggestellt. Das Kloster wurde zusätzlich um einen “Anstoß” erweitert. 1715 wurde die Klosterkirche unter der Meisterin Gertrud von Beck zu Willmendingen und der Vorsteherin Magdalena Tröndlin von Greiffenegg neu geweiht. Eine Supraporte im Schloss Bürgeln zeigt die Anlage. Am 5. Dezember 1715 wurde auf den Wunsch des Konvents die Klausur unter Abt Augustin neu eingeführt. 1771 erweiterte Fürstabt Martin die Klausur um die Ewige Anbetung. 1791 brach erneut ein Feuer aus, es betraf jedoch nur Stallung und Scheune, die 1792 wieder erneuert waren. 1796 flüchtete sich der Konvent mit dem Archiv nach der Propstei Klingnau.
Aufhebung
Bedingt durch den Frieden von Lunéville und als Entschädigung für den Malteserorden, nahm 1803 im Auftrag von Erzherzog Karl und dem Deutschen Ritterorden der Geheime Rat von Mandel die Gebäude provisorisch in Besitz. Damit schien der Bestand gesichert und 1805 erfolgten umfassende Renovationsarbeiten.
Es lebten noch 20 Klosterfrauen und 6 Laienschwestern in Berau, 1834 noch 9 Klosterfrauen. Großherzog Leopold erklärte im Juli 1834 das Kloster für aufgehoben, am 15. September 1834 verließen die Letzten das Kloster. Der Gesamtwert des Klosters Berau wurde auf 315.559 Gulden geschätzt (ein Gulden entsprach etwa einer Goldmark). Das Kloster besaß noch 1806 Weinberge und den Weinzehnten in Schwerzen und Bechtersbohl. Weitere Weinberge in Gurtweil und im Breisgau, auch Güterbesitz in vielen Orten zwischen Reiselfingen bis Steinenbühl, dazu Fischrechte in der Schwarza, Mettma und im Fohrenbach. Das Inventar wurde am 11. Mai 1835 versteigert. Die ehemalige Klosterkirche wurde auf Abbruch versteigert, der kupferne Turmknopf kam auf den Turm der Pfarrkirche in Gurtweil und die Orgel in die Klosterkirche des Bonndorfer Paulinerklosters gebracht, wo sie 1842 mit den restlichen ehemaligen Klostergebäuden verbrannte. 1846 brannten die leeren Gebäude in Berau, 1847 wurden die noch vorhandenen Reste abgebrochen.
Bereits 1811 hatte man sich für den Erhalt der Pfarrkirche St. Pankratius entschieden, da sie etwas näher bei dem Ort lag. Der Vorgängerbau war 1098 von Bischof Gerhard von Konstanz eingeweiht worden. 1588 wurde sie von Abt Caspar II. renoviert. 1630 bis 1631 errichtete Abt Blasius II. einen Neubau, zweiter Schutzheiliger wurde St. Oswald. 1853 brannte die Kirche bis auf das Chorgewölbe und die Außenmauern nieder. Die Pfarrkirche ist ein Buntsandsteinbau (roter Sandstein aus Hallau und Schleitheim) aus den Jahren 1853 bis 1856. Die Gebeine der Agnes von Berau wurden 1994 in den Altarraum unterhalb des Marienfensters umgesetzt.
Legende
Als die fromme Luitgard von Wittichen, mit ihren Schwestern von Tiengen nach dem Kloster Berau durch einen finsteren Wald (Gewann Finsterloh) gehen wollte begegneten ihnen eine Räuberbande, die sie unter Spottreden und Gemeinheiten zu berauben trachteten, Luitgard aber rief Gott und den Landesherr (Zähringer) als Zeugen ihrer Guten Taten an, und durch ihre Fromme Rede und Predigt ließen die Mörder bald von ihnen ab, taten Buße und gewährten ihr Geleit nach dem Kloster Berau.
Wappen
Die Ritter von Berau führten im Wappen drei schwarze Bärenköpfe. Auch die Herren von Sellenbüren führten das Bärenkopfwappen, Reginbert von Seldenbüren gilt als Gründer des Klosters St. Blasien.
Literatur
- Hans Matt-Willmatt: Berau im südlichen Schwarzwald. Bürgermeisteramt Berau (Hrsg.), 1969.
- Albert Kürzel: Der Amts-Bezirk oder die ehemalige sanktblasische Reichsherrschaft Bonndorf. 1861, home.arcor.de/g-boll (PDF)
- Paul Booz: Bau- und Kunstgeschichte des Klosters St. Blasien und seines Herrschaftsbereiches. Schillinger, Freiburg 2001, ISBN 3-89155-264-5
- Rudolf Metz: Geologische Landeskunde des Hotzenwalds mit Exkursionen in dessen alten Bergbaugebieten. Schauenburg, Lahr 1980, ISBN 3-7946-0174-2
Siehe auch
Weblinks
- Benediktinerinnenkloster Berau in der Datenbank Klöster in Baden-Württemberg des Landesarchivs Baden-Württemberg
Einzelnachweise
- Schöne Heimat am Hochrhein, Bilder von den Menschen und ihrer Arbeit. Südkurier, 1967, S. 40–42
- Albert Kürzel: Der Amts-Bezirk oder die ehemalige sanktblasische Reichsherrschaft Bonndorf, 1861, S. 161