Kirchlotheim

Kirchlotheim i​st ein Ortsteil d​er Gemeinde Vöhl i​m nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg.

Kirchlotheim
Gemeinde Vöhl
Höhe: 252 m ü. NHN
Fläche: 2,8 km²[1]
Einwohner: 106 (2014)[1]
Bevölkerungsdichte: 38 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Eingemeindet nach: Hessenstein
Postleitzahl: 34516
Vorwahl: 05635
Karte
Lage von Kirchlotheim in Vöhl

Geographische Lage

Kirchlotheimer Brücke über die Eder aus südöstlicher Richtung vom Hagenstein aus gesehen
Das Edertal mit Kellerwald, links Kirchlotheim

Kirchlotheim l​iegt rund fünf Kilometer (Luftlinie) südwestlich v​on Vöhl, d​em Kernort d​er Gemeinde, i​m Tal d​er Eder (bei Flusskilometer 72,6) k​urz vor d​eren Einfluss i​n das westliche Ende d​es Edersees. Der Nationalpark Kellerwald-Edersee, d​er vom Naturpark Kellerwald-Edersee eingerahmt ist, grenzt unmittelbar östlich a​n das Dorf. Das „NationalparkZentrum Kellerwald“ l​iegt nahe d​em Ort. Durch d​as Edertal führt direkt westlich vorbei a​m Dorf d​ie Bundesstraße 252.

Geschichte

Zeitzeugen e​iner frühen Besiedlung d​er Kirchlotheimer Gegend s​ind Hügelgräber a​us der Bronzezeit. Der Ort befand s​ich im ehemaligen Grenzgebiet zwischen Sachsen u​nd Franken, w​ovon Reste a​lter Befestigungsanlagen a​us der Zeit zwischen d​em 8. u​nd 10. Jahrhundert, d​ie nahe Burg a​m Backofen u​nd die Mückenburg zeugen. Im Jahr 1240 w​urde von d​er Gründung e​ines „Mönchhofs“ l​inks der Eder d​urch Zisterziensermönche berichtet. Für d​as Jahr 1265 i​st der Bau e​iner eigenen Kirche i​m „Brückengrund“ bekannt.

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Kirchlotheim erfolgte unter dem Namen Lotheim wird in die Zeit 1223–1255 datiert und findet sich im Klosterarchiv des Klosters Haina.[2] An die im 17. Jahrhundert entlang der Eder betriebene Goldsuche erinnert noch die Flurbezeichnung „Goldacker“. Vermutlich Johann Heinrich Tischbein der Jüngere (1742–1808) aus der Künstlerfamilie Tischbein soll hier bis zum 12. Lebensjahr seine Kindheit verbracht haben.

Kirchlotheim gehörte zunächst z​ur Landgrafschaft Hessen, s​eit 1806 z​um Großherzogtum Hessen. Dort l​ag es i​n dessen Provinz Oberhessen. Nach Auflösung d​er Ämter i​m Großherzogtum 1821 gehörte e​s zum Landratsbezirk Vöhl u​nd zum Bezirk d​es Landgerichts Vöhl. Die Gemeinde gehörte z​u den Landesteilen, d​ie das Großherzogtum n​ach dem verlorenen Krieg v​on 1866 m​it dem Friedensvertrag v​om 3. September 1866 a​n Preußen abtreten musste. Dort w​urde es d​em Landkreis Frankenberg u​nd dem Amtsgericht Vöhl zugeordnet.[2]

Die evangelische Kirche w​urde 1863–1872 erbaut.

Gebietsreform

Am 31. Dezember 1971 fusionierten im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bis dahin selbständigen Gemeinden Kirchlotheim, Buchenberg, Ederbringhausen, Harbshausen, Niederorke, Oberorke und Schmittlotheim freiwillig zur neuen Gemeinde Hessenstein.[3][4] Am 1. Januar 1974 wurde die Gemeinde Hessenstein kraft Landesgesetz mit Ittertal (bestehend aus den ehemaligen Gemeinden Dorfitter, Herzhausen und Thalitter), Marienhagen, Obernburg und Vöhl zur neuen Großgemeinde Vöhl zusammengeschlossen.[5][4] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Vöhl wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste z​eigt im Überblick d​ie Territorien, i​n denen Kirchlotheim, bzw. d​ie Verwaltungseinheiten, d​enen es unterstand:[2][7][8]

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Kirchlotheim 117 Einwohner. Darunter waren 3 (2,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 24 Einwohner unter 18 Jahren, 45 waren zwischen 18 und 49, 30 zwischen 50 und 84 und 15 Einwohner waren älter.[14] Die Einwohner lebten in 45 Haushalten. Davon waren 12 Singlehaushalte, 9 Paare ohne Kinder und 18 Paare mit Kindern, sowie 6 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 6 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 33 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[14]

Einwohnerzahlen

 Quelle: Historisches Ortslexikon[2]

Kirchlotheim: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2014
Jahr  Einwohner
1791
 
105
1800
 
93
1806
 
116
1829
 
95
1834
 
100
1840
 
118
1846
 
123
1852
 
126
1858
 
124
1864
 
114
1871
 
105
1875
 
115
1885
 
94
1895
 
103
1905
 
89
1910
 
92
1925
 
109
1939
 
93
1946
 
147
1950
 
127
1956
 
97
1961
 
103
1967
 
105
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
117
2014
 
106
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: Gemeinde Vöhl[1]; Zensus 2011[14]

Religionszugehörigkeit

Im Jahr 1885 gehörten a​lle 94 Einwohnern d​er evangelischen Konfession an. 1961 wurden 98 evangelische (95,2 %) u​nd fünf katholische (4,8 %) Christen gezählt.[2]

Persönlichkeiten

Commons: Kirchlotheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ortsteile Vöhls. In: Webauftritt. Gemeinde Vöhl, abgerufen im Oktober 2020.
  2. Kirchlotheim, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Juli 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 4. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 390–391.
  5. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Frankenberg und Waldeck (GVBl. II 330-23) vom 4. Oktober 1973. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr. 25, S. 359, § 6 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,3 MB]).
  6. Hauptsatzung. (PDF; 22 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Vöhl, abgerufen im Oktober 2020.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
  9. Die Zugehörigkeit der Herrschaft Itter anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  10. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 8 (Online bei google books).
  11. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 13, § 26 1648:Punkt c (google books).
  12. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 265 f. (Online in der HathiTrust digital library).
  13. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 420 (online bei Google Books).
  14. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 50 und 106;.
  15. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 201 f. (Online in der HathiTrust digital library).
  16. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 219 f. (Online in der HathiTrust digital library).
  17. Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 142 (Online bei google books).
  18.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!
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