Kartoffel des Jahres
Die Auszeichnung Kartoffel des Jahres wird in Deutschland seit 2006 von einem Gremium aus Vertretern deutscher Umwelt- und Verbraucherverbände sowie landwirtschaftlicher Organisationen vergeben.
Mit der Auszeichnung soll auf die Vielfalt der Kartoffelsorten hingewiesen werden, damit diese erhalten und gefördert wird. Die Kartoffel ist ein Teil des kulturellen und kulinarischen Erbes. Ein Kriterium für die Wahl ist, dass die Sorte etwas „geleistet“ haben muss oder etwas Außergewöhnliches aufweist. Darunter fallen solche Eigenschaften wie Resistenz gegen Schädlinge, charakteristischer Geschmack oder Farbe oder eine besondere Anbauwürdigkeit.
Jedes Jahr stehen sechs Sorten zur Vorauswahl. Dabei handelt es sich ausschließlich um Sorten, die älter als 30 Jahre sind oder aus bäuerlicher Züchtung stammen und damit ohne Gebühren nachgebaut werden können.
Geschichte
Am 29. März 2006 wählte die Jury bestehend aus dem Projekt Lüneburger Landgarten am Freilichtmuseum am Kiekeberg, dem Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen, dem Biolandhof Karsten Ellenberg, dem Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V. und Slow Food Hamburg erstmals den Blauen Schweden zur Kartoffel des Jahres.[1] Die Wahl fiel auf diese Kartoffel, weil sie beispielhaft für die Farb- und Formenvielfalt der Kartoffelsorten und ihrer Zubereitungsmöglichkeiten steht.
Am 28. April 2007 wählte die um Bioland Deutschland, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und den Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen in Brandenburg (VERN) erweiterte Jury die Kartoffel Linda zur Kartoffel des Jahres. Mit der Wahl der Kartoffel sollte ein Zeichen für den weiteren Fortbestand des Anbaus dieser Kartoffel gesetzt werden.[2]
2008 kam es zu einer erneuten Änderung in der Jury. Die Vertreter vom Projekt Lüneburger Landgarten und dem Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen waren nicht mehr beteiligt. Dafür ergänzten Misereor, das Thüringische Kloßmuseum und der Ökoring Niedersachsen das Gremium. Am 28. April 2008 wurde das Bamberger Hörnchen gewählt. Die Kartoffel steht als Beispiel für eine alte, vom Aussterben bedrohte Sorte. Mit der Auszeichnung soll die bereits seit 1819 in Deutschland dokumentierte Kartoffel im Fortbestand gefördert werden.[3]
2009 war in der Jury statt des Ökoringes Niedersachsen wieder das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen vertreten. Am 14. Februar 2009 wurde die ostdeutsche Kartoffelsorte Adretta gewählt. Die mehlig kochende Sorte aus der ehemaligen DDR ist auch heute noch sehr beliebt und vielseitig verwendbar und wird auch nach Ablauf des Sortenschutzes regulär gehandelt.[4]
Am 10. Februar 2010 wählte die unveränderte Jury die Kartoffelsorte Sieglinde zur Kartoffel des Jahres 2010. Die Wahl fiel auf die Sorte, weil sie seit 75 Jahren in Deutschland als Speise- und Pflanzkartoffel im Handel ist. Sie ist damit die älteste noch zugelassene Kartoffelsorte.[5]
Im Jahr 2011 war in der Jury statt des Thüringer Kloßmuseums der Kartoffelzüchter und Händler Peter Glandien (Tartufflis erlesene Kartoffeln) vertreten. Am 22. Januar 2011 wurde mit Ora die Kartoffel des Jahres 2011 bekanntgegeben. Die 1952 in der DDR zugelassene Sorte wurde gewählt, um ein Zeichen für die Kartoffelvielfalt und gegen die Abhängigkeit von der Saatgutindustrie zu setzen.[6]
In der Jury des Jahres 2012 war Misereor nicht mehr vertreten. Die acht Mitglieder (AbL, Bioland, Slow Food, VERN, VEN, Peter Glandien, Karsten Ellenberg, Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen) wählten die Kartoffelsorte Bintje zur Kartoffel des Jahres 2012. Die 1905 in den Niederlanden gezüchtete Sorte wurde in den 1970/80er Jahren als Sorte für die Herstellung von Pommes frites und Kartoffelchips bekannt.[7]
Die neun Mitglieder der Auswahljury, zusätzlich zum Vorjahr war das Freilichtmuseum am Kiekeberg vertreten, wählten die Kartoffel Rosa Tannenzapfen zur Kartoffel des Jahres 2013. Die Wahl fiel auf diese Kartoffelsorte wegen ihres intensiven Geschmacks und der ungewöhnlichen Form.[8]
Die neun Mitglieder der unveränderten Auswahljury wählten 2014 die Sorte Granola zur „Kartoffel des Jahres 2014“. Die Sorte hatte schon im Zulassungsjahr 1975 viele gute Eigenschaften, die Anbauer und Verbraucher auch heute noch schätzen. Granola ist gut an die Bedingungen unterschiedlicher Standorte angepasst und damit für viele Regionen und Klimazonen geeignet und bietet sichere und hohe Erträge unabhängig von Standort und Klima. Die Kartoffel ist mittelfrüh, vorwiegend festkochend und verfügt über eine schöne gelbe Fleischfarbe.[9]
Das zehnköpfige Entscheidungsgremium (ergänzt um den Initiator der "Kartoffel des Jahres" Wilfried Stegmann) wählte 2015 die Kartoffelsorte Heideniere auf Grund ihres ausgezeichneten Geschmacks zur Kartoffel des Jahres. Diese von 1953 bis 1966 in der Bundesrepublik Deutschland zugelassene Sorte wurde in Genbanken der DDR (in Gatersleben und Groß Lüsewitz) erhalten. Nach der Wende wurde sie durch den Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen (VERN) rekultiviert. Seit 2011 ist die Heideniere als Erhaltungssorte beim Bundessortenamt wieder zugelassen.[10]
2016 wurde durch das unveränderte Auswahlgremium die Sorte Nicola zur Kartoffel des Jahres gewählt. Die 1973 in die Bundessortenliste aufgenommene Kartoffel gilt als Allrounderin in der Küche.[11]
2017 wählte das Gremium Weinberger Schloßkipfler und verkündete die Sorte im Rahmen der Internationalen Grünen Woche in Berlin im Beisein von Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer sowie der amtierenden Kartoffelkönigin aus der Lüneburger Heide.
2018 folgte Stefan Zimmermann, Museumsdirektor im Freilichtmuseum Kiekeberg seinem Vorgänger Prof. Rolf Wiese. Zudem wurde Gerhard Wacha vom Biogartenversand Jeebel neu in das Gremium aufgenommen, während Karsten Ellenberg seine Mitarbeit ruhen ließ. Das Gremium wählte die rotfleischige Rote Emmalie aus ökologischer Züchtung.
Kartoffel des Jahres
Jahr | Name | Abbildung |
---|---|---|
2006 | Blauer Schwede | |
2007 | Linda | |
2008 | Bamberger Hörnchen | |
2009 | Adretta | |
2010 | Sieglinde | |
2011 | Ora | |
2012 | Bintje | |
2013 | Rosa Tannenzapfen | |
2014 | Granola | |
2015 | Heideniere | |
2016 | Nicola | |
2017 | Weinberger Schloßkipfler | |
2018 | Rote Emmalie | |
2019 | Quarta |
Einzelnachweise
- Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung 2. Mai 2006: Blauer Schwede - Kartoffel des Jahres 2006
- Pressemitteilung Kartoffel des Jahres 2007 (pdf; 337 kB)
- Pressemitteilung Kartoffel des Jahres 2008: Bamberger Hörnchen (Memento des Originals vom 3. Mai 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Pressemitteilung: Adretta ist die Kartoffel des Jahres 2009 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (pdf; 40 kB)
- Sieglinde ist die Kartoffel des Jahres 2010 (Memento des Originals vom 7. Oktober 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Pressemitteilung: Ora ist die Kartoffel des Jahres 2011
- Bintje gewinnt Auszeichnung zur Kartoffel des Jahres (Memento des Originals vom 20. Februar 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- „Rosa Tannenzapfen“ ist „Kartoffel des Jahres 2013“ (Memento des Originals vom 20. August 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- "Granola" ist die Kartoffel des Jahres 2014
- Kartoffel des Jahres 2015: die Heideniere
- Kartoffel des Jahres 2016: Nicola (pdf)
- "Quarta" ist Kartoffel des Jahres. Abgerufen am 26. Juli 2019.