Kalibr
Kalibr ist eine russische Lenkwaffenfamilie. Die Exportbezeichnung lautet Klub. Die Lenkwaffen tragen im URAW WMF-Index, ähnlich zum GRAU-Index, die Bezeichnung 3M54, 3M14 und 91R. Einzelne Lenkwaffen bekamen Codenamen des Verteidigungsministeriums der Vereinigten Staaten (SS-N-27 Sizzler und SS-N-30 Sagaris; siehe: NATO-Codenamen).[1] Kalibr wurde in den 1980er-Jahren im Konstruktionsbüro Nowator entwickelt und wird von Almas-Antei hergestellt. Das Lenkwaffensystem ist modular aufgebaut und kann von verschiedenen Startplattformen zum Einsatz gebracht werden.
Entwicklung
Die Entwicklung von Kalibr begann Mitte der 1980er Jahre beim Konstruktionsbüro Nowator in Jekaterinburg. Dort arbeitete man an dem Waffenkomplex P-900 Alfa mit dem überschallschnellen Seezielflugkörper 3M51.[2] Zeitgleich entstand, basierend auf dem Entwurf der 3K10 Granat, der 3M14-Marschflugkörper. Aus diesen beiden Waffen wurde die 3M54-Lenkwaffe entwickelt, die ein Turbofan-Triebwerk für den Marschflug verwendet und eine überschallschnelle Gefechtskopfsektion besitzt.[3] Durch weitere Standardisierungsmaßnahmen entstand die universell einsetzbare Kalibr-Lenkwaffenfamilie zur Bekämpfung von See- und Landzielen. Die Lenkwaffenfamilie kann von Schiffen, U-Booten, Flugzeugen und Lkw gestartet werden. Im Jahr 1993 wurden die ersten Technologiedemonstratoren präsentiert.[4] Die damalige angespannte finanzielle Situation der russischen Streitkräfte verhinderte zunächst eine Beschaffung. Ab 1997 wurde Kalibr unter der Bezeichnung Klub auf dem Exportmarkt angeboten.[5] Ab 2011 wurden die ersten Schiffe und U-Boote der Russischen Seekriegsflotte mit Kalibr-Lenkwaffen ausgerüstet.[3] Weiter soll im Rahmen des staatlichen Bewaffnungsprogramms GPV 2018-27 eine vergrößerte Kalibr-Ausführung entwickelt werden. Angestrebt ist bei einer Nutzlast von 1000 kg eine Reichweite von bis zu 4500 km.[6]
Varianten
- Kalibr-NK: für den Einsatz durch Überwasserschiffe
- Kalibr-PL: für den Einsatz durch U-Boote
- Klub-N/U: Exportversion für den Einsatz durch Überwasserschiffe
- Klub-S: Exportversion für den Einsatz durch U-Boote
- Klub-T/M: Exportversion installiert auf einem BAZ–6909/MZKT-7930-Lkw
- Klub-K: Exportversion für den Einsatz aus einem Standard-Container
- Klub-A: Exportversion für den Einsatz durch Flugzeuge wie die Su-30, -34 sowie Tu-22M und -95
Technik
Die Ausführung Kalibr-NK wird von Überwasserschiffen eingesetzt. Die Flugkörper können auf zwei Arten auf dem Schiff installiert werden. Beim Startkomplex 3R14 sind die Flugkörper in geneigten Startkanistern auf dem Schiffsdeck untergebracht. Dieser kann wahlweise zwei bis acht Startrohre beinhalten. Die Exportbezeichnung für diesen Komplex lautet 3S14E. Das Gesamtsystem hat die Exportbezeichnung Klub-U.[7]
Der Startkomplex 3R14K ist eine Senkrechtstartanlage für Flugkörper und wird unter Deck installiert. Der Komplex ist modular aufgebaut und kann wahlweise zwei bis acht vertikale Startrohre beinhalten. Die Exportbezeichnung für diesen Komplex lautet 3S14PE. Das Gesamtsystem hat die Exportbezeichnung Klub-N.[8] Die Ausführung Kalibr-PL wird von U-Booten eingesetzt. Die Lenkwaffen werden aus Standardtorpedorohren mit 533 mm Durchmesser gestartet. Der Start kann aus einer Tauchtiefe von bis zu 30–40 m erfolgen.[9] Die Kalibr-PL-Raketen werden in versiegelten Schutzbehältern im Torpedoraum des U-Bootes gelagert. Für den Start wird der Schutzbehälter mit der Lenkwaffe in ein Torpedorohr geschoben. Nach dem Verlassen des Rohres zündet der Raketenbooster und treibt den im Schutzbehälter eingekapselten Flugkörper zur Wasseroberfläche. Nach dem Durchstoßen der Wasseroberfläche zündet der Booster der Lenkwaffe und treibt diese aus dem Schutzbehälter. Danach entfalten sich die Flügel und das Turbofan-Triebwerk startet.[10] Bei der Ausführung Klub-K werden die Lenkwaffen in einem Standard-Container transportiert und direkt aus diesen gestartet. Die Container können mit allen für diese Container geeigneten Transportmitteln transportiert oder im Gelände abgestellt werden. Ein Container enthält vier Startbehälter. Klub-K ist damit schnell verlegbar und schwierig zu lokalisieren.[11]
Die Luft-Boden-Lenkwaffen werden in einem Container transportiert und abgeworfen. Nach dem Abwurf wird die Lenkwaffe aus dem Container ausgestoßen und das Triebwerk zündet.[12] Mit Kalibr kommen fünf unterschiedliche Lenkwaffentypen zum Einsatz: Zwei für die Schiffsbekämpfung, ein Marschflugkörper für den Einsatz gegen Landziele sowie zwei Lenkwaffentypen zur U-Boot-Bekämpfung. Bei der Konstruktion der Lenkwaffen wurde darauf geachtet, dass möglichst viele gemeinsame Komponenten zur Anwendung kommen.[13] Ein wesentlicher Unterschied besteht in der Ausführung des Startboosters. Während bei den Lenkwaffen für den Start ab Schiffen ein Booster mit Schubvektorsteuerung zum Einsatz kommt, verwenden die Lenkwaffen für den Unterwasserstart einen größeren Dualpuls-Startbooster ohne dieses Steuersystem.[12] Kalibr-Lenkwaffen können unabhängig von der Startplattform einzeln oder in kurzer Serie gestartet werden.
3M54
Der Lenkwaffentyp 3M54 (vormals Birjusa, russisch Бирюза) dient zur Schiffbekämpfung und ist eine Fire-and-Forget-Lenkwaffe. Die Reichweite der Exportausführung beträgt rund 220 km.[14] 3M54 ist ein dreistufiger Seezielflugkörper, bestehend aus einem Startbooster, einem Marschflugtriebwerk sowie einer separierenden überschallschnellen Gefechtskopfsektion. Nach dem Start steigt die Lenkwaffe mit Hilfe des Feststoffboosters auf eine Höhe von rund 150 m.[15] Dort wird dieser abgeworfen und das Marschtriebwerk zündet. Ebenso entfalten sich am Heck vier Steuerflügel sowie in der mittleren Rumpfsektion zwei Tragflächen. Das Marschtriebwerk ist ein Turbofan-Triebwerk vom Typ 50B (37-01E) des Herstellers NPO Saturn.[15] Dieses beschleunigt den Flugkörper auf eine Geschwindigkeit von Mach 0,6 bis 0,8. Der Marschflug erfolgt in einer Flughöhe von 10 bis 15 m.[13] Ein Radarhöhenmesser sorgt für den nötigen Sicherheitsabstand zur Meeresoberfläche. Die Navigation während des Marschfluges erfolgt mittels einer Trägheitsnavigationsplattform. Aktualisierte Zieldaten können über einen Datenlink von der Startplattform zur Lenkwaffe gesendet werden. Rund 30 bis 40 km vom Ziel entfernt steigt die Lenkwaffe auf eine Höhe von rund 400 m und der aktiv arbeitende ARGS-54-Radarsuchkopf wird aktiviert.[15] Der Suchsektor beträgt im Azimut ±45° und im Höhenwinkel +10/−20°. Der ARGS-54-Radarsuchkopf kann einen Kreuzer auf bis zu 65 km erfassen.[12] Wurde das Ziel erfasst, wird der aktive Radarsuchkopf abgeschaltet und die Rakete mit Hilfe des passiven Radarsuchkopfes zum Ziel geführt. Dieser orientiert sich an den elektromagnetischen Emissionen (Radar, Störsysteme), welche das Ziel aussendet. Verliert die Rakete das Ziel, wird der aktive Radarsuchkopf sofort wieder aktiviert. Nachdem das Ziel erfasst wurde, sinkt die Lenkwaffe wieder tiefer. In einer Entfernung von rund 20 km zum Ziel separiert die dritte 3P52-Stufe.[16] Diese besteht aus den Hauptbaugruppen Suchkopf, Sprengkopf und Feststoff-Raketentriebwerk. Das Raketentriebwerk beschleunigt die dritte Stufe auf eine Geschwindigkeit von rund Mach 2,9.[13] Der Zielanflug erfolgt in einer Flughöhe von drei bis fünf Metern (je nach Seegang).[15] Während des Zielanfluges führt die Rakete nach dem Zufallsprinzip abrupte Ausweichmanöver durch. Der Einschlag im Ziel erfolgt auf Wellenhöhe im Schiffsrumpf. Der 200 kg schwere Penetrations-Gefechtskopf zündet zeitverzögert im Schiffsinneren.
Die Lenkwaffe trägt im GRAU-Index die Bezeichnung 3M54. Die Exportversion wird 3M54E bezeichnet und verfügt über eine reduzierte Reichweite von 220 km. Der NATO-Codename lautet SS-N-27 Sizzler.[1] Weiter existiert die Exportausführung 3M54E1, die auf dem Flugkörperrumpf der 3M14 basiert.[14] Anstelle der separierenden Gefechtskopfsektion ist diese Lenkwaffe mit einem 400 kg schweren Penetrations-Gefechtskopf ausgestattet.
Technische Daten
Lenkwaffe | 3M54 | 3M54T | 3M54E (Export) | 3M54E1 (Export) | 3M54TE (Export) | 3M54TE1 (Export) |
---|---|---|---|---|---|---|
Startplattform | U-Boot | Schiff (VLS) | U-Boot | Schiff (VLS) | ||
Länge | 8,22 m | 8,92 m | 8,22 m | 6,20 m | 8,92 m | |
Rumpfdurchmesser | 514 mm | |||||
Spannweite | 2100 mm | 3080 mm | 2100 mm | 3080 mm | ||
Gewicht | unbekannt | 2300 kg | 1780 kg | 3655 kg | 3210 kg | |
Sprengkopf | 200 kg panzerbrechend | 400 kg panzerbrechend | 200 kg panzerbrechend | 400 kg panzerbrechend | ||
Einsatzreichweite | 600 km[17][18] | 220 km | 275–300 km | 220 km | 275–300 km | |
Fluggeschwindigkeit | Marschflug: Mach 0,6–0,8; Zielanflug Mach 2,9 | Mach 0,6–0,8 | Marschflug: Mach 0,6–0,8 Zielanflug Mach 2,9 |
Mach 0,6–0,8 | ||
Flugprofil | Tiefflug 5–20 m |
3M14
Der Lenkwaffentyp 3M14 ist ein Marschflugkörper zur Bekämpfung von stationären Landzielen. Der Codename des US DoD dieses Flugkörpers lautet SS-N-30 Sagaris.[1][19] Der Start des Marschflugkörpers erfolgt mit Hilfe eines Feststoffboosters, der die Lenkwaffe auf eine Höhe von rund 150 m bringt, wo er abgeworfen wird und das Marschtriebwerk zündet. Ebenso entfalten sich am Flugkörperheck vier Steuerflügel sowie in der mittleren Rumpfsektion zwei Tragflächen. Das Marschtriebwerk ist ein Turbofan-Triebwerk vom Typ 50B (37-01E) des Herstellers NPO Saturn.[20] Dieses sorgt für eine Fluggeschwindigkeit von Mach 0,6 bis 0,8. Der Marschflug erfolgt über dem Meer in einer Höhe von 20 m. Über dem Land fliegt 3M14 im Konturenflug in einer Flughöhe zwischen 50 und 150 m.[13] Ein Radar-Höhenmesser sorgt für den nötigen Sicherheitsabstand zwischen der Lenkwaffe und der Erdoberfläche. Die Navigation während des Marschfluges erfolgt mittels eines kombinierten INS/GPS-Lenksystems.[12] Das System verfügt über einen mehrkanaligen Empfänger für die Satelliten-Navigationssysteme GLONASS und GPS. Je nach Verfügbarkeit wählt das Lenksystem automatisch eines der beiden Satelliten-Signale aus. Für den Flugweg können bis zu 15 Navigations-Wegpunkte bestimmt werden, deren vereinfachte Signaturen im Bordcomputer abgespeichert werden.[20] Beim Überfliegen der Wegpunkte vermisst das RWE-Typ-B-Navigationsradar die zuvor eingespeicherten Höhenprofile des überflogenen Gebietes und vergleicht sie mit den eingespeicherten Geländedaten des Soll-Flugpfades. Durch eine Vergleichsrechnung zwischen Soll- und vermessener Position wird dann eine Kurskorrektur errechnet.[20] Für den Zielanflug kommt ein radarbasierter DSMAC-Suchkopf (Gelände-Kontur-Abgleich) zum Einsatz und der Flugkörper sinkt auf eine Flughöhe von 20 m. Im Zielgebiet sucht das ARGS-14-Radar die zuvor eingespeicherten Strukturen und vermisst deren Lage im Raum. Durch eine Vergleichsrechnung zwischen Soll- und vermessener Position wird dann eine Kurskorrektur errechnet und das Ziel angeflogen. Auch kann das Ziel anhand von radarreflektierenden Referenzpunkten, deren Position im Verhältnis zum Zielpunkt bekannt ist, angeflogen werden.[12] Der ARGS-14-Radarsuchkopf hat eine Erfassungsreichweite von rund 20 km, wobei der Suchsektor im Azimut +/−45° beträgt und im Höhenwinkel bei +10/−20° liegt.[20] Gemäß Herstellerangaben liegt die Treffgenauigkeit bei fünf bis zehn Metern. Der Marschflugkörper kann mit einem rund 500 kg schweren Splittergefechtskopf, Bomblets (Streumunition) oder einem Nukleargefechtskopf bestückt werden.[3] Der Zünder hat unterschiedliche Modi und kann in Abhängigkeit zur Zielbeschaffenheit entsprechend eingestellt werden (Aufschlag oder Überflug). Die U-Boot-basierte Ausführung 3M14 hat eine Reichweite von 1500 bis 2500 km. Die Ausführung 3M14T/S für den Start von Überwasserschiffen hat eine Reichweite von 1600 bis 2600 km.[21][22]
Technische Daten
Lenkwaffe | 3M14 | 3M14T/S | 3M14E (Export) | 3M14TE (Export) | 3M14EE (Export) |
---|---|---|---|---|---|
Startplattform | U-Boot | Schiff (VLS) | U-Boot | Schiff (VLS) | |
Länge | 6,20 m | 8,90 m | 6,20 m | 8,90 m | |
Rumpfdurchmesser | 514 mm | ||||
Spannweite | 3080 mm | ||||
Gewicht | ~2300 kg | unbek. | 1770 kg | 1951 kg | unbek. |
Sprengkopf | ~500-kg-Splittergefechtskopf, Streumunition, Nukleargefechtskopf |
450-kg-Splittergefechtskopf | ~500-kg-Splittergefechtskopf, Streumunition | ||
Einsatzreichweite | 1500–2500 km | 1600–2600 km | 275–300 km | ||
Fluggeschwindigkeit | Mach 0,6–0,8 | ||||
Flugprofil | Konturenflug 20–150 m |
91R
Der Lenkwaffentyp 91R dient zur Bekämpfung von getauchten U-Booten. Die Lenkwaffe ist eine Kombination aus einem Raketentreibsatz und einem U-Jagd-Torpedo APR-3ME oder MPT-1ME.[14] Nach dem Abfeuern fliegt die 91R auf einer ballistischen Flugbahn in ein vordefiniertes Gebiet, in dem sich das gegnerische U-Boot befindet. An einer vorausberechneten Position wird der Raketentreibsatz abgesprengt und der Torpedo schwebt an einem Fallschirm auf das Wasser. Beim Auftreffen auf die Wasseroberfläche löst sich der Fallschirm vom Torpedo, der nun abtaucht und selbstständig mit der Suche nach dem U-Boot beginnt. Der MPT-1ME-Torpedo hat eine Länge von 3,05 m, einen Durchmesser von 324 mm und wiegt 325 kg. Er kann U-Boote in einer Tiefe von 16 bis 500 m bekämpfen.[13] Die maximale Geschwindigkeit des Torpedos liegt bei 50 Knoten (rund 93 km/h) und die maximale Reichweite bei 13 km. Der Start der 91R-Lenkwaffen kann aus einer Tauchtiefe von 20 bis 150 m bei maximal 15 Knoten Fahrt erfolgen.[24]
Technische Daten
Lenkwaffe | 91RE1 (Export) | 91RTE2 (Export) |
---|---|---|
Startplattform | U-Boot | Schiff (VLS) |
Länge | 7,65 m | 6,20 m |
Rumpfdurchmesser | 533 mm | |
Spannweite | unbekannt | |
Gewicht | 2050 kg | 1200 kg |
Nutzlast | APR-3ME-Torpedo | MPT-1ME-Torpedo |
Einsatzreichweite | 50 km | 40 km |
Fluggeschwindigkeit | Mach 2,5 | Mach 2,0 |
Flugprofil | ballistisch |
Nutzerstaaten
- Algerien – Die algerische Marine verwendet Klub-S auf den U-Booten der Kilo-Klasse.[25]
- Volksrepublik China – Die Marine der Volksrepublik China verwendet Klub-S auf den U-Booten der Kilo-Klasse und die Ausführung Klub-N auf den Überwasserschiffen.[17][25]
- Indien – Die indische Marine verwendet Klub-S auf den U-Booten der Sindhughosh-Klasse. Die Ausführung Klub-N kommt auf den Fregatten der Talwar-Klasse zum Einsatz.[25]
- Iran – Die iranische Marine verwendet Klub-S auf den U-Booten der Kilo-Klasse.[25]
- Russland – Folgende Schiffklassen der Russischen Seekriegsflotte sind (oder werden) mit Kalibr-Lenkwaffen ausgerüstet: Die Korvetten der Bujan-M-Klasse (Projekt 21631), Stereguschtschi-Klasse (Projekt 20380) und Gremjaschtschi-Klasse (Projekt 20385).[21] Die Fregatten der Admiral-Gorschkow-Klasse (Projekt 22350) und Admiral Grigorowitsch-Klasse (Projekt 11356M). Die U-Boote der Lada-Klasse (Projekt 677) und der Granay-Klasse (Projekt 885).[26] Daneben sollen die U-Boote des Projekt 949A (K-150 Tomsk[27]) und die Kreuzer der Kirow-Klasse im Zuge ihrer Modernisierung mit Kalibr-Lenkwaffen ausgerüstet werden.[28] Weiter können auch Boote des Projektes 636.3 mit Kalibr-Marschflugkörpern nachgerüstet werden.[29] Die mutmaßliche Stationierung landgestützter Kalibr wurde von den USA im Jahr 2017 als Bruch der INF-Vereinbarung zum Produktionsverbot von Flugkörpern mittlerer Reichweite gewertet.[30]
- Vietnam: Die vietnamesische Marine verwendet Klub-S auf den U-Booten der Kilo-Klasse.[31]
Einsatz
Russischer Militäreinsatz in Syrien
Der erste Gefechtseinsatz von Kalibr-NK-Marschflugkörpern erfolgte im Rahmen des russischen Militäreinsatzes im Bürgerkrieg in Syrien. Am 7. Oktober 2015 starteten Schiffe der Kaspischen Flottille 26 3M14T-Marschflugkörper[32] vom Kaspischen Meer aus gegen Ziele in Syrien. Die Entfernung zu den Zielen betrug rund 1500 Kilometer.[33][34] Davon soll nach Angaben eines nicht genannt werden wollenden Mitarbeiters des US-Verteidigungsministeriums mindestens eine nicht das vorgegebene Ziel, sondern ein iranisches Dorf in der Nähe der Stadt Takab (auch Tekab transliteriert) getroffen haben.[35]
Der erste Gefechtseinsatz der U-Boot-gestützten Ausführung Kalibr-PL erfolgte am 8. Dezember 2015 durch das Projekt-636-U-Boot Rostow-na-Donu.[29] Das U-Boot startete aus dem Mittelmeer mehrere Kalibr-Marschflugkörper gegen IS-Ziele in Syrien.[36]
Am 19. August 2016 wurden im Rahmen des Militäreinsatzes in Syrien von den Korvetten Seljony Dol und Serpuchow Kalibr-Marschflugkörper gegen Kommandoposten, Munitionsdepots und Waffenfabriken der Al-Nusra-Front bei Dar Taaza eingesetzt.[37][38]
Bis Ende 2018 setzten die Russischen Streitkräfte rund 90 Kalibr-Marschflugkörper gegen Ziele in Syrien ein. Westliche Nachrichtendienste erkennen in diesen Einsätzen keinen taktischen Wert. Ihren Beobachtungen zufolge dienten diese Einsätze für Waffentests sowie der Waffendemonstration.[39]
Russischer Überfall auf die Ukraine 2022
Beim Russischen Überfall auf die Ukraine 2022 starteten die Streitkräfte Russlands in den ersten zwei Tagen 40 bis 50 3M14-Marschflugkörper gegen Ziele in der Ukraine.[40][41][42][43]
Literatur
- Ducan Lenox: Jane’s Strategic Weapon Systems, Edition 2001, 34th edition Edition. Jane’s Information Group, 2001, ISBN 0-7106-0880-2.
Weblinks
Einzelnachweise
- Andreas Parsch und Aleksey V. Martynov: Designations of Soviet and Russian Military Aircraft and Missiles. In: designation-systems.net. 18. Januar 2008, abgerufen am 11. Dezember 2015 (englisch).
- 3M51 Alfa. (Nicht mehr online verfügbar.) In: missilethreat.com. 5. April 2013, archiviert vom Original am 29. März 2016; abgerufen am 11. Dezember 2015 (englisch).
- Комплекс 3К-14 / С-14 Калибр, ракеты 3М-54 / 3М-14 – SS-N-27 / SS-N-30 Sizzler. In: militaryrussia.ru. 10. Dezember 2015, abgerufen am 11. Dezember 2015 (russisch).
- Russian/Soviet Sea-based Anti-Ship Missiles. DTIG, November 2005, abgerufen am 9. Dezember 2015 (englisch).
- Ducan Lenox: Jane’s Strategic Weapon Systems, Edition 2001. 2001, S. 175.
- Nicholas Fiorenza and Nikolai Novichkov: Update: Russia reported to be developing longer-range Kalibr missile. In: janes.com. IHS Jane's Defence Weekly, 11. Januar 2019, abgerufen am 11. Januar 2019 (englisch).
- Club-U Modular Missile System. concern-agat.ru, archiviert vom Original am 29. März 2015; abgerufen am 9. Dezember 2015 (englisch).
- 3R-14UKSK-Kh Ship General-Purpose Firing System. concern-agat.ru, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 9. Dezember 2015 (englisch).
- Универсальные пусковые установки серии 3С-14. rbase.new-factoria.ru, 26. Oktober 2005, abgerufen am 9. Dezember 2015 (russisch).
- Club Kalibr missiles at IMDS 2013 – JSC Experimental Machine-Design Bureau „Novator“. In: navyrecognition.com. youtube.com, 5. Juli 2013, abgerufen am 13. Dezember 2015.
- Michael Stott: Deadly new Russian weapon hides in shipping container. reuters.com, 26. April 2010, abgerufen am 9. Oktober 2015 (englisch).
- Carlo Kopp: Soviet/Russian Cruise Missiles. In: ausairpower.net. April 2015, abgerufen am 11. Dezember 2015 (englisch).
- The Klub Missile Family. DTIG, Mai 2005, abgerufen am 9. Dezember 2015 (englisch).
- Ducan Lenox: Jane’s Strategic Weapon Systems, Edition 2001. 2001, S. 176.
- Яндекс.Директ: Противокорабельная ракета 3М-54Э / 3М-54Э1. In: rbase.new-factoria.ru. Abgerufen am 11. Dezember 2015 (russisch).
- Airwar.ru: 3M51 АЛЬФА
- Richard D Fisher Jr: Image suggests YJ-18 anti-ship missile has entered PLAN service. In: janes.com. IHS Jane's Defence Weekly, 7. September 2017, archiviert vom Original am 10. September 2017; abgerufen am 11. September 2017 (englisch).
- European Security & Defence Nr. 2/2019, Mittler Report Verlag GmbH, 53173 Bonn, 2019, S. 74.
- Iiss.org: An introduction to Russia's military modernisation
- Яндекс.Директ: Высокоточная крылатая ракета 3М-14Э shtml. In: rbase.new-factoria.ru. Abgerufen am 11. Dezember 2015 (russisch).
- Jeffrey Lewis: Sokov on Russian Cruise Missiles. In: armscontrolwonk.com. 25. August 2015, abgerufen am 11. Dezember 2015 (englisch).
- Pawel Podwig: More details on Russia and the INF violation. In: Russian strategic nuclear forces. russianforces.org, 28. August 2014, abgerufen am 3. September 2014 (englisch, Blog).
- The Klub Missile Family. DTIG, 2005, abgerufen am 9. Dezember 2015 (englisch).
- Яндекс.Директ: Противолодочные ракеты 91РЭ1 и 91РЭ2. In: rbase.new-factoria.ru. Abgerufen am 12. Dezember 2015 (russisch).
- Trade Register auf sipri.org, abgerufen am 11. Dezember 2015
- SS-N-27 Sizzler / P-900, 3M54 Klub family. (Nicht mehr online verfügbar.) In: warfare.be. Archiviert vom Original am 22. Dezember 2015; abgerufen am 11. Dezember 2015 (englisch).
- https://tvzvezda.ru/news/forces/content/201707120405-4ph8.htm
- RIA Novosti: Russland rüstet Atom-U-Boote mit Marschflugkörpern „Onyx“ und „Kalibr“ aus (Memento vom 15. August 2012 im Internet Archive) (12. Dezember 2011). Abgerufen am 14. Dezember 2011.
- Mittelmeer: Russisches U-Boot feuert Marschflugkörper auf IS ab. In: de.sputniknews.com. 8. Dezember 2015, abgerufen am 8. Dezember 2015.
- Russlands mysteriöse Lenkwaffe, NZZ, 9. März 2017
- Greg Torode: Vietnam buys submarine-launched land attack missiles to deter China. Reuters, 30. April 2015, abgerufen am 9. Oktober 2015 (englisch).
- Die „Dagestan“ trifft Ziele in Syrien, gazeta.ru, 7. Oktober 2015
- Syria: What can Russia’s military do?, BBC, 7. Oktober 2015
- Schiffe der Kaspi-Flotte feuern 26 Flügelraketen auf IS-Stellungen in Syrien ab. In: de.sputniknews.com. 7. Oktober 2015, abgerufen am 7. Oktober 2015.
- Thomas Gibbons-Neff: Washington Post. In: washingtonpost.com. 8. Oktober 2015, abgerufen am 3. Mai 2021 (englisch).
- Russland feuert U-Boot-Raketen gegen den IS. In: 20min.ch. 9. Dezember 2015, abgerufen am 9. Dezember 2015.
- Russische Kampfschiffe im Mittelmeer zerstören mit Marschflugkörpern Kommandoposten von Al-Nusra. rt.com, 19. August 2016, abgerufen am 20. August 2016.
- Russland feuert Marschflugkörper auf syrische Rebellen ab. Südtirol Online, 19. August 2016, abgerufen am 20. August 2016.
- Patrick Truffer: Ein weiter Weg: Die russische Militärreform – Teil 2. In: offiziere.ch. Offiziere.ch: Security Policy – Armed Forces – Media, 30. Januar 2019, abgerufen am 31. Januar 2019.
- Forbes.com: Russia Invades Ukraine: Missiles And Misinformation
- Dailymail.co.uk: How Putin rains down death on Ukraine: The thermonuclear-capable Kalibr cruise missile Russia is using to strike targets
- Euronews.com: Ukraine war: Russian army continues Kyiv assault as Germany sends weapons
- Thedrive.com: These Are The Standoff Missiles Russia Used To Open Its War Against Ukraine