SS-N-21 Sampson
Die SS-N-21 Sampson (S-10 „Granat“) ist ein sowjetischer U-Boot-gestützter Marschflugkörper. Der GRAU-Index lautet 3K10.
SS-N-21 Sampson | |
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Allgemeine Angaben | |
Typ | Marschflugkörper |
Heimische Bezeichnung | 3K10, S-10 Granat, 3M10 |
NATO-Bezeichnung | SS-N-21 Sampson |
Herkunftsland | Sowjetunion/ Russland |
Hersteller | Nowator NPO |
Entwicklung | 1971 |
Indienststellung | 1987 |
Einsatzzeit | im Dienst |
Technische Daten | |
Länge | 6,20 m (mit Booster) |
Durchmesser | 514 mm |
Gefechtsgewicht | 1485 kg (ohne Booster) |
Spannweite | 3300 mm |
Antrieb Erste Stufe Zweite Stufe |
Feststoffbooster RD-95-TM300 Turbofan[1] |
Geschwindigkeit | Mach 0,7 |
Reichweite | 2400–2900 km |
Ausstattung | |
Lenkung | Trägheitsnavigationsplattform |
Zielortung | TERCOM |
Gefechtskopf | Nukleargefechtskopf 200 kt oder 200–382 kg Splittergefechtskopf |
Waffenplattformen | U-Boote |
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Entwicklung
Die Entwicklung der S-10 Granat begann 1971 in dem Konstruktionsbüro Nowator NPO. Der erste Teststart erfolgte am 21. September 1978 in der Barentssee. Der erste Teststart von einem getauchten U-Boot fand am 21. Juli 1982 statt. Im April 1984 wurden die ersten Waffen an die sowjetische Marine ausgeliefert. Im Jahr 1987 war das System S-10 Granat schließlich einsatzbereit.
Technik
Die S-10 Granat werden in versiegelten Schutzbehältern im Torpedoraum des U-Bootes gelagert. Für den Start wird der Schutzbehälter mit dem Marschflugkörper in ein 533-mm-Standard-Torpedorohr geschoben. S-10 Granat kann aus einer Tauchtiefe von 40 m gestartet werden. Nach dem Verlassen des Torpedorohres zündet der Raketenbooster und treibt den im Schutzbehälter eingekapselten Flugkörper zur Wasseroberfläche. Nach dem Durchstoßen der Wasseroberfläche zündet der Booster des Marschflugkörpers und treibt diesen aus dem Schutzbehälter. Danach entfalten sich die Flügel und das Mantelstromtriebwerk wird gestartet. Der Marschflug erfolgt in einer Flughöhe von 50 bis 200 m.[2] Ein Radarhöhenmesser sorgt für den nötigen Sicherheitsabstand zwischen der Lenkwaffe und dem Terrain. Die Navigation während des Marschfluges erfolgt mittels einer Trägheitsnavigationsplattform. Für den Zielanflug kommt ein Gelände-Kontur-Abgleich-System (TERCOM) zum Einsatz, welches das überflogene Gelände mit eingespeicherten Daten vergleicht. Bei ersten Ausführungen wurde eine Präzision (CEP) von rund 150 Metern erreicht.[3] Bei den neuen Versionen soll die Präzision dank einem zusätzlichen GLONASS-Navigationssystem zwischen 10 und 45 Metern liegen.[4] Ursprünglich war die S-10 Granat mit einem Nukleargefechtskopf mit einer Sprengleistung von 200 kt bestückt. Neuere Ausführungen sollen mit einem konventionellen Splittergefechtskopf ausgerüstet sein.[2]
Die SS-N-21 kann tief in gegnerisches Territorium eindringen, und Flugplätze, Bunker, Radaranlagen oder Kommandoposten, sowie Infrastruktur zerstören. US- und NATO-Experten sehen die SS-N-21 als hervorragende Zweitschlagswaffe, mit der aber auch ein erfolgreicher Erstschlag geführt werden kann.
Varianten
SS-N-21 Sampson: auf U-Booten stationiert
- S-10 Granat (GRAU: 3K10): Standardversion mit 200 kt Nuklearsprengkopf. Reichweite 2400–2900 km.
SS-C-4 Slingshot: landbasierte Version
Status
Bei den START II-Abrüstungsverhandlungen 1993 deklarierte Russland 240 u-bootbasierte S-10-Granat-Systeme mit Nuklearsprengköpfen. Von diesen wurden 200 später umgerüstet. Sie bekamen ein verbessertes Navigationssystem und wurden mit konventionellen Splittergefechtsköpfen bestückt. Die fahrzeuggebundene Ausführung RK-55 Relief wurde mit sechs Trägerfahrzeugen und rund 84 Raketen zunächst in Jelgava in der Lettischen Sozialistischen Sowjetrepublik stationiert oder waren im Aufbau.[5] Im Zuge des INF-Vertrages im Jahr 1987 ausgesondert. Die letzte der 84 verbleibenden RK-55-Raketen wurde im Oktober 1988 verschrottet.[4]
Die SS-N-21 kann auf folgenden U-Bootklassen stationiert werden:
- Projekt 971 (NATO-Codename: Akula)
- Projekt 671RTM (Victor-III)
- Projekt 945 (Sierra)
- Projekt 885 (Graney)
- Projekt 955 (Borei)
- Projekt 667AT (Gruscha) (40 Lenkwaffen in vertikalen Startrohren)
Weblinks
Einzelnachweise
- Strategic Missile Complex 3K10 «Granat». In: bastion-karpenko.ru. НЕВСКИЙ БАСТИОН, abgerufen am 4. Dezember 2019 (russisch).
- RK-55 Relief (SS-N-21 Sampson). In: missiledefenseadvocacy.org. Missile Defense Advocacy Alliance, abgerufen am 1. Oktober 2018 (englisch).
- SS-N-21 “Sampson” (RK-55). In: missilethreat.csis.org. Center for Strategic and International, abgerufen am 1. Oktober 2018 (englisch).
- militaryrussia.ru, abgerufen am 17. Januar 2013 (russisch)
- https://www.bits.de/NRANEU/BMD/documents/infmou.htm