Kairlindach
Kairlindach ist ein Gemeindeteil des Marktes Weisendorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt (Mittelfranken, Bayern).
Kairlindach Markt Weisendorf | |
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Höhe: | 298 m ü. NHN |
Fläche: | 4,77 km²[1] |
Einwohner: | 247 (10. Jul. 2019)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 52 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Mai 1978 |
Postleitzahl: | 91085 |
Vorwahl: | 09135 |
Pfarrkirche St. Kilian |
Geografie
Das Pfarrdorf liegt im Aischgrund. Im Ort fließen Wolfsbach, Auweiherbach und Litzenaugraben zur Lindach zusammen, einem rechten Zufluss des Mohrbachs. Dieser fließt links in den Seebach. Der Auweiherbach speist unmittelbar südlich des Ortes den Kirch- und die Kairlindachweiher. Sonst ist der Ort von Acker- und Grünland mit vereinzeltem Baumbestand umgeben. Im Norden liegt die Flur Pfarrfeld genannt Im Südwesten befindet sich der Lerchenknock (307 m ü. NHN), im Süden der Hummelberg (312 m ü. NHN).
Die Kreisstraße ERH 27 verläuft nach Mechelwind (2,3 km nordwestlich) bzw. nach Reinersdorf zur Staatsstraße 2259 (0,9 km südlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Neuenbürg (1,5 km östlich), eine weitere nach Oberlindach zur Staatsstraße 2263 (2,3 km westlich).[3] Durch den Ort führt der Fränkische Marienweg.
Geschichte
Der Ort entstand im Zuge der Würzburger Siedlungskolonisation. Lehnsherr war das Hochstift Würzburg. Ursprünglich hieß der Ort Lindach, dessen Name sich von einem gleichlautenden Gewässernamen ableitet. Das Bestimmungswort Linde weist darauf hin, dass er damals von Linden gesäumt war. Zur besseren Unterscheidung von den in der Nähe gelegenen Ober- und Niederlindach, möglicherweise Ausgründungen von Kairlindach, erhielt der Ort den Zusatz Kair-, was sich wohl von Kira (= Kirche) ableitet. 1317 war der Reichsministeriale Herdegen von Gründlach Lehensnehmer im Ort. 1379 war die Kirche von Kairlindach bereits Pfarrkirche. Die Pfarrechte schienen in der Folgezeit allerdings wieder verlorengegangen zu sein und wurden erst im 16. Jahrhundert mit der Reformation 1528 wiedererlangt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf samt der Kirche verwüstet und verödete weitestgehend. Erst 1688 gab es wieder 26 bewohnte Häuser.[4]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Kairlindach 36 Anwesen. Das Hochgericht und die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte das brandenburg-bayreuthische Kasten- und Jurisdiktionsamt Dachsbach aus. Alleiniger Grundherr war Brandenburg-Bayreuth: KJA Dachsbach (Kirche, Pfarrhaus, 7 Güter, 1 Schmiede, 1 Tropfgut, 3 Häuser), Verwaltung Uehlfeld (1 Hof, 1 Halbhof, 2 Viertelhöfe, 1 Schenkstatt, 5 Güter, 5 Häuser, 3 Tropfhäuser, 2 Häuslein, Gemeindehirtenhaus, Synagoge). Ein Wirtshaus mit Bräu unterstand den beiden Verwaltungseinheiten gemeinsam.[5]
1810 kam Kairlindach an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1811 der Steuerdistrikt Kairlindach gebildet, zu dem Ailersbach, Biengarten, Boxbrunn, Hesselberg, Mechelwind, Mohrhof, Oberlindach, Rezelsdorf, Sauerheim, Schmiedelberg und Sintmann gehörten. 1813 entstanden folgende Ruralgemeinden:
- Kairlindach mit Ailersbach, Biengarten, Boxbrunn, Hesselberg, Mechelwind, Mohrhof, Oberlindach und Schmiedelberg
- Sauerheim mit Mitteldorf, Rezelsdorf und Sintmann
Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstanden aus der Ruralgemeinde Kairlindach vier Ruralgemeinden:
- Boxbrunn mit Ailersbach, Biengarten und Mechelwind
- Hesselberg mit Mohrhof
- Kairlindach
- Oberlindach und Schmiedelberg[6][7]
Die Gemeinde Kairlindach war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Neustadt an der Aisch zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Neustadt an der Aisch. Am 12. Juli 1827 wurde die Gemeinde dem Landgericht Herzogenaurach überwiesen, am 1. Oktober 1847 auch dem Rentamt Herzogenaurach.[8] Ab 1862 gehörte Kairlindach zum Bezirksamt Höchstadt an der Aisch (1939 in Landkreis Höchstadt an der Aisch umbenannt) und weiterhin zum Rentamt Herzogenaurach (1919–1929: Finanzamt Herzogenaurach, seit 1929: Finanzamt Erlangen). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Herzogenaurach (1879 in das Amtsgericht Herzogenaurach umgewandelt), seit 1959 ist das Amtsgericht Erlangen zuständig. Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 4,770 km².[1]
Am 1. Mai 1978 wurde Kairlindach im Zuge der Gebietsreform in die Gemeinde Weisendorf eingegliedert.[9]
Baudenkmäler
- Kairlindacher Straße 20: Kleinbauernhaus
- Kairlindacher Straße 32: Pfarrhaus
- Kairlindacher Straße 33: Walmdachbau
- Kairlindacher Straße 36: Evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Kilian
Einwohnerentwicklung
Jahr | 1818 | 1840 | 1852 | 1855 | 1861 | 1867 | 1871 | 1875 | 1880 | 1885 | 1890 | 1895 | 1900 | 1905 | 1910 | 1919 | 1925 | 1933 | 1939 | 1946 | 1950 | 1952 | 1961 | 1970 | 1987 | 2019 |
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Einwohner | 309 | 331 | 293 | 283 | 287 | 287 | 289 | 288 | 285 | 280 | 274 | 278 | 261 | 253 | 259 | 251 | 243 | 242 | 239 | 383 | 382 | 340 | 251 | 239 | 225 | 247 |
Häuser[10] | 42 | 47 | 52 | 50 | 48 | 51 | 54 | 59 | ||||||||||||||||||
Quelle | [11] | [12] | [12] | [12] | [13] | [12] | [14] | [12] | [12] | [15] | [12] | [12] | [16] | [12] | [12] | [12] | [17] | [12] | [12] | [12] | [18] | [12] | [1] | [19] | [20] | [2] |
Religion
Seit der Reformation ist der Ort evangelisch-lutherisch geprägt. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind nach St. Kilian (Kairlindach), die römisch-katholischen Einwohner nach Geburt Mariens (Hannberg) gepfarrt. Im Ort gab es ursprünglich auch eine Synagoge.[21]
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Cairlindach. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 1: A–Ei. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1799, DNB 790364298, OCLC 833753073, Sp. 526 (Digitalisat).
- Johann Kaspar Bundschuh: Geyerslinda. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 318 (Digitalisat).
- Hanns Hubert Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 1). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1951, DNB 452071143 (Digitalisat).
- Hanns Hubert Hofmann: Neustadt-Windsheim (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 2). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB 452071216 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Kayrlindach. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 265 (Digitalisat).
Weblinks
- Kairlindach auf der Website weisendorf.de
- Kairlindach in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 9. September 2021.
- Kairlindach in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 2. Oktober 2019.
- Kairlindach im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 2. Oktober 2019
Einzelnachweise
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 680 (Digitalisat).
- Zahlen und Daten auf der Website weisendorf.de. Höchstwahrscheinlich inkl. Nebenwohnsitzen.
- Kairlindach im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
- Franz Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt. Verlag für Behörden u. Wirtschaft, Hof (Saale) 1979, ISBN 3-921603-00-5, S. 183.
= Georg Daßler (Hrsg.): Landkreis Höchstadt a. d. Aisch. Vergangenheit und Gegenwart. Verl. f. Behörden u. Wirtschaft Hoeppner, Aßling-München 1970, DNB 457004320, S. 93.
Ergänzt durch Kairlindach auf der Website weisendorf.de - Hanns Hubert Hofmann: Neustadt-Windsheim (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 2). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB 452071216, S. 105 (Digitalisat).
- Hanns Hubert Hofmann: Neustadt-Windsheim (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 2). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB 452071216, S. 221 f. (Digitalisat).
- Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S. 58–59 (Digitalisat).
- Hanns Hubert Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 1). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1951, DNB 452071143, S. 144 (Digitalisat).
= Hanns Hubert Hofmann: Neustadt-Windsheim (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 2). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB 452071216, S. 193 (Digitalisat). - Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 711.
- Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
- Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 46 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 146, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 877, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1050, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 995 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1043 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1077 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 924 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 173 (Digitalisat).
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 336 (Digitalisat).
- Kairlindach auf der Website alemannia-judaica.de