König-Albert-Gymnasium
Das König-Albert-Gymnasium war ein staatliches humanistisches Gymnasium in der Leipziger Nordvorstadt.
König-Albert-Gymnasium | |
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Das König-Albert-Gymnasium 1912. Im Hintergrund der Turm der Kongresshalle | |
Schulform | Gymnasium |
Gründung | 1880 |
Schließung | 1947 |
Ort | Leipzig |
Land | Sachsen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 51° 20′ 53″ N, 12° 22′ 20″ O |
Geschichte
Auf eine bis 1872 zurückgehende Initiative des Rates der Stadt errichtete das Königreich Sachsen ein Gymnasium, das das dritte in der Stadt war. Die Eröffnung fand 1880 statt.[1] Die Einrichtung trug zunächst den Namen Königliches Gymnasium.
Das Gebäude befand sich in der Parthenstraße 1, Ecke Pfaffendorfer Straße, also direkt gegenüber dem Eingang zum Zoologischen Garten. Es war ein dreistöckiger Bau mit einem deutlich hervortretenden Mittelteil, der gegenüber den Nachbarteilen erhöht war und im zweiten Stock die Aula enthielt. Die Hauptfront umfasste 21 Fensterachsen mit zwei Seitenrisaliten. Es waren Fachräume für Biologie, Chemie, Physik und Musik sowie zwei Turnhallen vorhanden.
Im Hinblick auf das entstehende Königin-Carola-Gymnasium erhielt die Schule im Jahr 1900 den Namen des regierenden Monarchen und hieß fortan König-Albert-Gymnasium.[2] Viele Lehrer der Schule waren nebenher oder auch später an der Universität Leipzig als Berater, Dozenten und Professoren tätig. Der gute Ruf der Schule bewirkte, dass die Schülerzahl rasch auf etwa 600 anstieg.
Beim Bombenangriff vom 4. Dezember 1943 erlitt das Gebäude einen Totalschaden. Nach Beseitigung der Trümmer wurde das Gelände als Parkplatz besonders für den Leipziger Zoo genutzt, bis dieser 2004 hier sein Parkhaus errichten ließ. Nach der Bombardierung wurde der Unterricht behelfsmäßig in Ausweichquartieren fortgeführt, bis 1947 das Gymnasium aufgelöst und die verbleibenden Klassen in die „Karl-Marx-Schule“ überführt wurden.[1]
Rektoren
- Richard Richter (1839–1901), 1880–1901
- Bernhard Gerth (1844–1911), 1901–1911
- Moritz Theodor Opitz (1851–1915), 1911–1915
- Ernst Schwabe (1858–1927), 1915–1923
- Hans Lamer (1873–1939), 1923–1931
- Franz Kemmerling (1890–?), ab 1931
Bekannte Lehrer
Bekannte Schüler
- Kurt Agricola
- Max Ariowitsch
- Max Beckmann
- Otto Ludwig Bettmann
- Flodoard von Biedermann
- Max Bleichert
- Paul Bleichert
- Karl Bock
- Georg Bohlmann
- Theodor Bohlmann
- Alfred Bornmüller
- Joseph Friedrich Nicolaus Bornmüller
- Paul Brandenburg
- Felix von Bressensdorf
- Walter Brugmann[3]
- Johann Buchheit
- Martin Buchwald
- Gustav Peter Bucky
- Walter Bud
- William Büller
- Maximilian Burlage
- Werner Catel
- Fritz Curschmann
- Hans Curschmann
- Ludwig Delp
- Carl Drucker
- Hans Finkelstein[4]
- Erich Förste
- Willy Foy[5]
- Karl August Fritzsche
- Otto Hermann Fritzsche
- Rudolf Georgi
- Walter Georgi
- Oswald Gottfried
- Max Gottschald
- Friedrich Hauck
- Friedrich Haufe
- Walter Heichen
- Karl Ernst Henrici
- Friedrich Hering
- Heinz Herz
- Erich Hesse
- Johannes Hohlfeld
- Wil Howard
- Carl Heinrich Ihmels
- Alexander Jadassohn
- Johannes Jahn
- Sándor Kästner[6]
- Bernard Katz
- Gerhard Kittel
- Theodor Kittel
- Fritz Klasing[7]
- Hilmar Klasing[8]
- Alfred Klotz
- Hansjürgen Knoche
- Fritz Körner
- Rudolf Körner
- Hans Kroch
- Günter Krone
- Albert Kunze
- Georg Langerhans
- Ernst Langlotz
- Siegfried Graf Lehndorff
- Gerhard Löwe
- Wilhelm Mauke
- Wilhelm Meisel
- Eduard Mörike
- Georg Müller
- Amadeus Nestler
- Ernst Nowack[9]
- Friedrich Oertel
- Curt Paulus[10]
- Charilaos Perpessas
- Carl Ernst Poeschel
- Hans-Heinrich Georg Queckenstedt
- Leo Rauth
- Otto Rauth
- Ernst Reclam[11]
- Hans-Emil Reclam[12]
- Paul Reymann
- Siegfried Rietschel[13]
- Joachim Ringelnatz
- Georg Walter Rössner
- Hugo Schlemüller
- Werner von Schmieden
- Thilo von Seebach
- Waldemar Staegemann
- Max Stendebach
- Carl Emil Stöckhardt
- Hans Stohwasser
- Hugo Stoltzenberg
- Georgios Streit
- Wilhelm Stumpf
- Heinrich Sulze
- Rudolf Swiderski
- Walter Tiemann
- Heinrich Titze
- Ulrich Unger
- Wilhelm Johannes Vierling
- Hans Volkelt
- Felix Wach
- Hugo Wach[14]
- Conrad Weygand
- Johannes Weyrauch
- Walter Willhöfft
- Gerhard Wörner
- Gerhard Wülker
- Johannes Wunderlich
- Wolfgang Zenker
- Georg Zöphel
Das neue König-Albert-Gymnasium
Noch während der Wendezeit bildete sich Anfang 1990 aus den Gemeinden von Leipzig und Umgebung ein Kreis christlicher Lehrer, der sich das Ziel stellte, eine christliche Schule zu gründen. Er erhielt auch die Genehmigung vom Kultusministerium Sachsens, eine ökumenische Schule in staatlicher Trägerschaft zu gründen. Im Juli 1991 wurde der Schule das Schulgebäude Czermaks Garten 8 in Leipzig – eine Plattenbauschule – zugewiesen, und am 26. August 1991 nahm das „König-Albert-Gymnasium im Aufbau“ mit 285 Schülern und 20 Lehrern als christliche/humanistische Schule den Schulbetrieb auf. Die Schule wuchs auf über 500 Schüler mit 33 Lehrern an. Als ab 1996 die Schließung von Leipziger Gymnasien anstand, kam auch die König-Albert-Schule ins Visier und wurde schließlich unter Protest der Schüler-, Lehrer- und Elternschaft 1998 geschlossen.[15] Der Plattenbau wird derzeit als Abendgymnasium genutzt.
Der Bund der Albertiner
1991 wurde der Bund der Albertiner e.V. in Leipzig gegründet, zunächst mit dem Ziel, ein jährliches Schultreffen der ehemaligen Schüler des König-Albert-Gymnasiums nunmehr auch in Leipzig stattfinden zu lassen, nachdem es vor der Wende zweijährlich in Bad Hersfeld stattgefunden hatte. Nach der Zulassung des neuen König-Albert-Gymnasiums stand auch der Wiederaufbau des zerstörten Schulgebäudes auf der Agenda, musste aber nach dessen Schließung wieder aufgegeben werden. 2002 wurde eine Stiftung König-Albert-Gymnasium Leipzig errichtet, deren Verwaltung nun auch Aufgabe des Vereins ist.[16] Aus dieser Stiftung werden jährlich Auszeichnungen für herausragende Leistungen im Sinne humanistischer gymnasialer Schulbildung in den Wissensgebieten Alte Sprachen (insbesondere Latein), Geschichte und Philosophie/Religion/Ethik vergeben. Teilnahmeberechtigt sind alle Schüler der Klassenstufen 10 bis 12 aus den Gymnasien des Zuständigkeitsbereiches der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig.[17]
Literatur
- Programm des Königlichen Gymnasiums zu Leipzig. Leipzig 1881–1885 (Digitalisat)
- Jahresbericht des Königlichen Gymnasiums in Leipzig. Leipzig 1886–1900 (Digitalisat)
- Jahresbericht des König-Albert-Gymnasiums in Leipzig. Leipzig 1901–1937 (Digitalisat)
- Alfred Baldamus: Das König-Albert-Gymnasium in Leipzig während der ersten fünfundzwanzig Jahre seines Bestehens. (1880 - 1905). In: Jahresbericht des König-Albert-Gymnasiums in Leipzig. Leipzig 1905 (Digitalisat)
- König Albert-Gymnasium (bis 1900 Königliches Gymnasium) in Leipzig (Hrsg.): Schüler-Album 1880-1904/05, Friedrich Gröber, Leipzig 1905.
Weblinks
Einzelnachweise
- Die Geschichte des König-Albert-Gymnasiums (1880–1947) auf der Website des Bundes der Albertiner
- Leipzig-Lexikon
- Walter Brugmann besuchte das Gymnasium von Ostern 1897 (Sexta) bis zum Schuljahr 1902/03 und wechselte dann an das Königin-Carola-Gymnasium, das er mit dem Reifezeugnis verließ.
- Hans Ludwig Ernst Finkelstein (* 17. Mai 1885 in Leipzig-Lindenau) war der Sohn des Fabrikbesitzers Berthold Finkelstein. Er besuchte das Gymnasium von Ostern 1896 bis zum 27. September 1901. Nach dem promovierten Chemiker ist die Finkelstein-Reaktion benannt.
- Willy Karl Max Emil Foy (* 27. November 1873 in Leipzig; † 1929), Ethnologe, besuchte das Gymnasium von Ostern 1883 bis Michaelis 1888, studierte von 1892 bis 1895 an der Universität Leipzig, gelangte über Dresden nach Köln, wo er zum ersten Direktor des städtischen Rautenstrauch-Joest-Museums für Völkerkunde ernannt wurde.
- Sándor Kästner im Professorenkatalog der Universität Leipzig
- Fritz Otto Klasing (1872–1949), Verlagsbuchhändler, besuchte von Ostern 1883 bis Michaelis 1888 das Gymnasium. Er war der Sohn und Nachfolger von Otto Klasing (1841–1888), Leiter der Filiale von Velhagen & Klasing in Leipzig.
- Hilmar Max Johannes Klasing (* 16. März 1874 in Gohlis; † 2. März 1944 in Leipzig) besuchte das Gymnasium von Ostern 1885 bis Michaelis 1888 und Ostern 1892 bis Ostern 1893. Er war Verlagsbuchhändler in Leipzig und wurde bekannt durch die Herausgabe von Schulwandkarten.
- Ernst Gustav Noack (1865–1906) besuchte das Gymnasium von Ostern 1880 bis Ostern 1884. Der promovierte Mediziner war von 1894 bis zu seinem Tod Professor für anatomischen Unterricht an der Kunstakademie Dresden
- Curt Paulus (1876–1958), Schauspieler, besuchte das Gymnasium von Ostern 1887 bis Ostern 1893
- Dr. phil. Ernst Philipp Reclam (* 21. März 1876 in Leipzig) besuchte von 1886 bis 1896 das Gymnasium, welches er mit dem Reifezeugnis verließ. Mit seinem jüngeren Bruder Hans Emil leitete er ab 1920 den Reclam-Verlag. Er war der Enkel des Firmengründers Anton Philipp Reclam. Ernst Reclam verstarb am 6. März 1953 in Bad Heilbrunn.
- Hans-Emil Reclam (* 31. März 1881 in Leipzig) war der jüngere Bruder von Ernst Reclam. Er besuchte das Gymnasium nur kurzzeitig von Ostern 1891 bis Michaelis 1891. Hans-Emil Reclam verstarb 1943.
- Siegfried Rietschel (1871–1912), deutscher Jurist und Rechtshistoriker, Enkel von Ernst Rietschel, besuchte das Gymnasium von 1887 bis 1889 und verließ es mit dem Reifezeugnis. Sein Bruder, Ernst Rietschel (* 2. Juni 1872 in Rüdigsdorf), war ebenfalls Schüler des Gymnasiums, das er von 1887 bis 1891 besuchte und mit dem Reifezeugnis verließ. Er starb 1960 als Superintendent von Oschatz.
- Hugo Karl Cornelius Wach (1872–1939), deutscher Architekt, Bruder von Felix Wach, besuchte von Ostern 1882 bis Ostern 1891 das Gymnasium, welches er mit dem Reifezeugnis verließ.
- Die Geschichte des König-Albert-Gymnasiums (1991–1998) auf der Website des Bundes der Albertiner
- Bund der Albertiner e.V.
- Stiftung König-Albert-Gymnasium