Jerxheim
Jerxheim ist eine Gemeinde im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Helmstedt | |
Samtgemeinde: | Heeseberg | |
Höhe: | 114 m ü. NHN | |
Fläche: | 17,51 km2 | |
Einwohner: | 1119 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 64 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 38381 | |
Vorwahl: | 05354 | |
Kfz-Kennzeichen: | HE | |
Gemeindeschlüssel: | 03 1 54 012 | |
Gemeindegliederung: | 3 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Helmstedter Straße 17 38381 Jerxheim | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Marko Hölz[2] (CDU) | |
Lage der Gemeinde Jerxheim im Landkreis Helmstedt | ||
Geografie
Geografische Lage
Jerxheim liegt südlich des Naturparks Elm-Lappwald und nördlich des Huy. Der Ort liegt am Großen Bruch und am Fuße des weithin sichtbaren Heesebergs (200 m über NHN.). Die Gemeinde ist Mitgliedsgemeinde und Verwaltungssitz der Samtgemeinde Heeseberg.
Gemeindegliederung
Die Ortsteile der Gemeinde sind:
- Jerxheim-Ort
- Jerxheim-Bahnhof
- Jerxheim-Siedlung am Heeseberg
Nachbargemeinden
Nachbargemeinden sind Söllingen, Beierstedt, Gevensleben und Huy (Sachsen-Anhalt).
Geologie
Geologisch ist das Gebiet durch den Unteren Buntsandstein gekennzeichnet und wird als „Rogenstein-Zone“ bezeichnet. Im Heeseberggebiet gab es bereits in vor- und frühgeschichtlicher Zeit Ackerbaukulturen, da hier gute Ackerböden, wie Löss und Schwarzerde vorkommen. Der fossile Algenrasen am Heeseberg wurde 2006 in die Liste der 77 ausgezeichneten Nationalen Geotope aufgenommen.[3]
Der im Südosten des Landkreises Helmstedt gelegene Heeseberg gehört zu den nordwestlichen Ausläufern des Mitteldeutschen Trockengebietes. Eine einzigartige Flora und Fauna mit wärmeliebenden, gegen Trockenheit wenig empfindlichen Pflanzen- und Tierarten findet sich hier. Große Teile des Heeseberges sind Naturschutzgebiet.
Geschichte
Im Jahre 1195 wurde die Gemeinde erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahre 1313 wird die Burg Jerxheim als Schloss „Gerksem“ in einer Urkunde als Pfandbesitz der Ritter von Alvensleben erwähnt. Auch ein Adelsgeschlecht mit dem Namen Jerxheim wird erwähnt. Laut Matthäus Merians Beschreibung von 1654 sei Jerxheim im Mittelalter eine Grafschaft gewesen.[4] Merian beschreibt die Burg Jerxheim als vierseitige Anlage mit Burggraben.[5] Die Gebäude wurden später abgetragen. Auf dem früheren Burggelände stehen heute noch mehrere alte Scheunen aus der Zeit und ein im 19. Jahrhundert gebautes Gutshaus.
Im Jahre 1846 hatte Jerxheim 974 Einwohner und besaß bereits einen Bahnhof, der etwa zwei Kilometer südlich des Dorfes mit einer Siedlung angelegt wurde und Kreuzungspunkt für mehrere Bahnstrecken war, die heute alle stillgelegt sind (siehe unten). Am 9. September 1844 entgleiste auf der Bahnstrecke zwischen Jerxheim und Neuwegersleben auf der Bahnstrecke Braunschweig–Oschersleben ein Personenzug. Ein Weichensteller oder Bahnwärter soll eine Schiene nicht ausreichend angezogen haben. Einige Passagiere wurden verletzt. Dieser Unfall war der der erste Eisenbahnunfall in Deutschland und einer der ersten weltweit. Heute ist er als Eisenbahnunfall von Jerxheim bekannt.
In Jerxheim Bahnhof stand von 1851 bis 1975 auch eine Zuckerfabrik.[6]
Ortsname
Alte Bezeichnungen des Ortes sind um 1153 Gercseim, 1189 Jericksen, 1196–1197 Gereksheim, 1196–1197 Yerxem und 1196–1197 Jerkesheim.
Im zweiten Teil des Ortsnamens steht niederdeutsch „-hēm“ für „Heim, Siedlung“, im ersten ein alter Vorname, vielleicht „Ger- ik(i)“ oder „Gar-ik(i)“. Ob „Gar-“ dem Personennamen-Stamm „Garva“ oder „Gairu“ zuzuordnen ist, ist fraglich. Auch ist der altsächsisch bezeugte zweigliedrige Personenname „Gerrik“ zum Personennamen-Stamm „Gairu“, dessen Glied „-rik“ zum Personennamen-Stamm „Ricja“ für „reich, mächtig“, zu stellen ist.[7]
Postgeschichte
Eine kleine Poststation, eine sogenannte Postexpedition, bestand in Jerxheim seit 1843. Zur Entwicklung des Postwesens in Jerxheim siehe: Postroute Braunschweig-Helmstedt-Magdeburg.
Politik
2016–2021
Der Rat der Gemeinde Jerxheim setzt sich aus 10 Ratsfrauen und Ratsherren zusammen. Dies ist die festgelegte Anzahl für die Mitgliedsgemeinde einer Samtgemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 1001 und 2000 Einwohnern.[8] Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2016 und endet am 31. Oktober 2021.
Stimmberechtigt im Rat ist außerdem der Bürgermeister.[9]
Die letzte Kommunalwahl am 11. September 2016 ergab das folgende Ergebnis:[9]
Partei | Anteilige Stimmen | Anzahl Sitze |
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Bürgerliste Jerxheim (BLJ) | 100 % | 11 |
Bürgermeister
Der ehrenamtliche Bürgermeister ist Marko Hölz. Seine Stellvertreter sind Gerhard Lorenz Richter (SPD) und Regina Kramp (CDU).[9]
Wappen
Der Entwurf des Kommunalwappens der Gemeinde Jerxheim stammt von dem Braunschweiger Oberstudiendirektor, Heraldiker und Grafiker Wilhelm Krieg.[10] Das Wappen wurde am 3. Juni 1955 vom Gemeinderat beschlossen und am 25. Februar 1956 durch den braunschweigischen Verwaltungspräsidenten genehmigt.
Blasonierung: „Im geteilten Wappenschild oben in Rot ein goldener herschauender Löwe; unten in Gold eine blaue Schere.“[11] | |
Wappenbegründung: Jerxheim war seit alters her Sitz eines braunschweigischen Amtes und führt daher in der oberen Hälfte seines geteilten Schildes einen der beiden goldenen herzoglich-braunschweigischen Wappenlöwen. Die blaue Schere im unteren Feld stammt aus dem Wappen der Herren von Jerxheim, die hier von 1200 bis 1428 eine Rolle spielten. Die untere Schildhälfte bekräftigt überdies mit den Farben Blau-Gelb nochmals die lange Zugehörigkeit der Gemeinde zum Lande Braunschweig. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Der Heeseberg mit einem Aussichtsturm und einer Berggaststätte ist von Dörfern umgeben, die von der Landwirtschaft geprägt sind und über große thüringische Hofanlagen verfügen. Der Name der Samtgemeinde ist auf die Erhebung zurückzuführen. Am Heesebergturm gibt es im Natur- und Landschaftsschutzgebiet einen Geologie-Natur-Erlebnispfad des Freilicht- und Erlebnismuseums Ostfalen (FEMO), von dem sich ein sehenswertes Panorama erschließt. Es gibt den Blick frei auf das Harzvorland und das Brockenmassiv des Harzes. Im Norden ist der Elm zu sehen.
Beim vorbeiführenden Großen Bruch handelt es sich um eine flache eiszeitliche Schmelzwasserrinne, die sich zum Radfahren eignet.
Musik
Jerxheim besitzt seit 1852 den „Gesangverein Liedertafel Jerxheim“ e. V. Der Frauenchor singt seit 2015 in der Chorgemeinschaft Heeseberg. Nach Möglichkeit findet jährlich ein Adventskonzert am 2. Advent in der evangelischen Kirche statt.
Sport
Jerxheim verfügt über folgende Sportvereine:
- Der ESV spielte im Ortsteil Jerxheim-Bahnhof Fußball. Wegen Mitgliederschwund spielen die verbliebenen Spieler seit 2008 beim FC Dobbeln/Jerxheim.
- Der TSV Jerxheim ist in Jerxheim angesiedelt und die Fußballabteilung spielt in der Spielgemeinschaft FC Dobbeln/Jerxheim. Außerdem bietet der TSV weitere Sparten an wie Volleyball, Tennis, Gymnastik, Pilates, Jazz Modern Dance, Nordic Walking.
- Die Sportanlage in Jerxheim beheimatet die LG (Leichtathletikgemeinschaft) Heeseberg
- Die Kyffhäuser-Kameradschaft Jerxheim betreibt Schießsport
- Beim Reit- und Fahrverein (Reitgemeinschaft-Elm-Heeseberg e. V.) sind Reiter organisiert. Sie verfügen über einen Dressur-Sandplatz und einen Rasen-Springplatz bei den Sportanlagen.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Das Volksfest findet jährlich in der dritten Juniwoche statt
- Am letzten Wochenende im August findet ein Chorkonzert der „Liedertafel Jerxheim“ e. V. im DGH statt
Wirtschaft und Infrastruktur
Jerxheim ist die größte Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Heeseberg. Hier sind neben dem Sitz der Verwaltung wichtige Einrichtungen der Gemeinde vertreten. Jerxheim verfügt über Ärzte, Gaststätten, ein Alten- und Pflegeheim (Haus am Heeseberg) und verschiedene Einzelhandelsläden zur Nahversorgung.
Verkehr
Jerxheim besaß einen Bahnhof, der bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs einen bedeutenden Eisenbahnknoten mit zwei durchquerenden und einer einmündenden Bahnstrecke für die Region stellte. Bis zum Dezember 2007 wurde er im Passagierverkehr als Haltepunkt über die Südelmbahn bedient. Mit der Stilllegung der letzten Eisenbahnstrecke wurde auch der Bahnhof Jerxheim aufgelassen.
Jerxheim liegt direkt an der Bundesstraße B 244, die von Helmstedt nach Wernigerode führt.
Öffentliche Einrichtungen
Jerxheim verfügt über eine Grundschule, einen Kindergarten, zwei Dorfgemeinschaftshäuser, ein Schützenzelt und eine alte Schule. Diese Räumlichkeiten können für Feierlichkeiten angemietet werden.
In Jerxheim ist der Feuerwehrstützpunkt der Samtgemeinde Heeseberg stationiert. Außerdem existiert eine halbtags besetzte Polizeistation.
Religionen
In Jerxheim befinden sich zwei christliche Kirchen:
- Die evangelisch-lutherische St.-Petrus-Kirche, zwischen Pfarrwinkel und Schulstraße gelegen, gehört zur Propstei Helmstedt
- Die katholische Kirche Maria von der Immerwährenden Hilfe wurde 1925/26 an der Helmstedter Straße erbaut. Heute gehört die Kirche zur Pfarrgemeinde Maria Hilfe der Christen in Schöningen und ist die südlichste Kirche im Dekanat Wolfsburg-Helmstedt.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Rudolph Friedrich Schultze (1738–1791), evangelischer Theologe
- Hermann Henking (1858–1942), Zoologe und Entwicklungsbiologe
- Anton Lorenz (1888–1960), Politiker (CDU)
- Franz Pütz (1894–1945), Arzt, SA-Führer und Medizinpublizist
- Gerhard Schridde (1904–1968), Lehrer, Heimatforscher und Naturschutzbeauftragter
- Kurt Meyer (1910–1961), SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS
- Jürgen Hoffmann (1944–2009), Politikwissenschaftler und Hochschullehrer
Personen, die mit der Gemeinde in Verbindung stehen
- Karl Kleye (1854–1923), Mitglied des Deutschen Reichstags, Initiator des Aussichtsturms auf dem Heeseberg
Literatur
- Martin Zeiller: Jerxheimb. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Ducatus Brunswick et Lüneburg (= Topographia Germaniae. Band 15). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1654, S. 124–126 (Volltext [Wikisource]).
- Sten Nadolny: Netzkarte, Paul List Verlag, Berlin, 1981, ISBN 3-471-78220-6[12]
Weblinks
- Webseite des Dorfes
- Historische Rekonstruktionszeichnung aus burgrekonstruktion.de
- Friedrich Brandes: Chronik des Bahnhofs Jerxheim. (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) (– PDF) Helmstedt 1987.
Einzelnachweise
- Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
- https://www.braunschweiger-zeitung.de/helmstedt/article233765001/Jerxheims-neuer-Gemeindebuergermeister-ist-Marko-Hoelz.html
- Stefan Röber, Henning Zellmer, Heinz-Gerd Röhling: Fossile Algenrasen im nördlichen Harzvorland – „Stromatolithen“ am Heeseberg bei Jerxheim. In: Ernst-Rüdiger Look, Ludger Feldmann (Hrsg.): Faszination Geologie. Die bedeutende Geotope Deutschlands. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2006, ISBN 3-510-65219-3, S. 12.
- Martin Zeiller: Jerxheimb. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Ducatus Brunswick et Lüneburg (= Topographia Germaniae. Band 15). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1654, S. 124–126 (Volltext [Wikisource]).
- Rekonstruktionszeichnung der Burg auf Grundlage von Merians Beschreibung von Wolfgang Braun
- Friedrich Brandes: Chronik des Bahnhofs Jerxheim. Kühne, Helmstedt 1987 (Digitalisat (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) [PDF; 11,3 MB; abgerufen am 6. November 2019]).
- Jürgen Udolph (Recherche): Der „Ortsnamenforscher“. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webseite NDR 1 Niedersachsen. Archiviert vom Original am 2. Dezember 2016; abgerufen am 4. August 2019.
- Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG); § 46 – Zahl der Abgeordneten. In: Niedersächsisches Vorschrifteninformationssystem (NI-VORIS). 17. Dezember 2010, abgerufen am 6. November 2019.
- Gemeinderat Jerxheim. In: Webseite Gemeinde Jerxheim. Abgerufen am 6. November 2019.
- Wappenentwürfe von Wilhelm Krieg. In: Wikimedia Commons. Abgerufen am 18. August 2019.
- Arnold Rabbow: Braunschweigisches Wappenbuch. Die Wappen der Gemeinden und Ortsteile in den Stadt- und Landkreisen Braunschweig, Gandersheim, Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine, Salzgitter, Wolfenbüttel und Wolfsburg. Hrsg.: Braunschweiger Zeitung, Salzgitter Zeitung und Wolfsburger Nachrichten. Eckensberger & Co Verlag, Braunschweig 1977, DNB 780686667, S. 64–65.
- Jerxheim wird in diesem Roman erwähnt, in dem der Protagonist Ole Reuter sich unter anderem vornimmt, sämtliche Bahnhöfe Deutschlands mit einem x im Namen (nach seiner Aufzählung: Buxtehude, Cuxhaven, Höxter, Xanten) zu besuchen. Den Bahnhof Jerxheim beschreibt Nadolny als „Kastanienschönheit“ (S. 92) und ist verblüfft, dass Jerxheim Bahnhof „ein Ort für sich“ ist, Jerxheim selbst aber erst „jenseits eines beträchtlichen Hügels“ liegt. Im Buch stellt sich Ole Reuter auch mehrfach eine „Bäckerstochter in Jerxheim“ vor, als Inbegriff für sich zufällig ergebende interessante Dinge: „Erst wenn man einmal ohne jedes Ziel um 6 h 46 in Jerxheim war, dann weiß man, was daraus werden kann. […] In Jerxheim stelle ich mir […] eine ausführliche Unterhaltung mit der Bäckerstochter als sehr, sehr belebend vor.“ (S. 12).