Eisenbahnunfall von Jerxheim
Bei dem Eisenbahnunfall von Jerxheim entgleiste am 9. September 1844 zwischen den Bahnhöfen Jerxheim und Neuwegersleben auf der Bahnstrecke Wolfenbüttel–Oschersleben ein Personenzug. Einige Passagiere wurden verletzt.[2] Der genaue Unfallort ist unbekannt.
Unfallhergang
Ein Zug der Magdeburg-Halberstädter Eisenbahngesellschaft war von Magdeburg unterwegs – vermutlich nach Braunschweig. Die Dampflokomotive entgleiste, ebenso die unmittelbar folgenden beiden Wagen, ein Packwagen und ein Bahnpostwagen, die zerstört wurden. Zwei der folgenden Personenwagen wurden beschädigt. Ein Weichensteller oder Bahnwärter soll versäumt haben, eine Schiene ausreichend angezogen zu haben, so dass der Zug entgleiste. Er flüchtete.[3]
Künstlerische Darstellung
Im Städtischen Museum in Halberstadt befindet sich ein blechernes Tablett, auf dessen Vorderseite der Vorgang in Ölmalerei festgehalten wurde. Das Bild zeigt einen Zug, dessen Lokomotive und vordere Wagen entgleist sind und zum Teil neben der Strecke liegen, während aufgeregte Passagiere in den Wiesen neben den Gleisen bzw. auf dem Bahndamm stehen oder sitzen und der Weichensteller die Flucht ergreift. Auf der Rückseite des Tabletts befindet sich ein erklärender Text: Wagenbauer Gille aus Braunschweig,[4] der sich, ebenso wie der Stadtdirektor Wilhelm Bode, in dem verunglückten Zug befunden hatte, schenkte den „Präsentierteller“ mit der Darstellung des Unglücks später Bode zum Andenken. Bode und Gille sind laut der Erläuterung „vorn auf dem Bahndamm stehend“ zu sehen, „ersterer im Zylinderhut, letzterer“ in grünem Rock.[5] Stadtdirektor Bode soll auf dem Weg zu seinem Schwiegersohn Wilhelm Rimpau in Schlanstedt gewesen sein. Rimpau war mit Bodes Tochter Sophie (1820–1892) verheiratet.[1]
Die Namensbezeichnung der Lokomotive Hercynia ist auf dem Bild deutlich zu erkennen. Eine Lokomotive dieses Namens war auf der entsprechenden Strecke tatsächlich in Verwendung. Für das Jahr 1845 gibt es eine detaillierte Statistik ihres Einsatzes und ihres Verbrauchs an Koks und Öl. In diesem Jahr legte die 17 Tonnen schwere Maschine mit Personenzügen auf der Strecke zwischen Halberstadt und Oschersleben insgesamt 4723 Meilen zurück.[6] Im Jahr 1844 war Hercynia knapp 3000 Meilen gefahren.[7]
Der Halberstädter Geschichtsverein stellte das von Nachkommen der Familie Rimpau erworbene[1] Tablett dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung.[8]
Einzelnachweise
- Angaben des Städtischen Museums Halberstadt (Mai 2015).
- NN: Meldung. In: Ansbacher Tagblatt für Stadt und Land. Nr. 95, 18. September 1844, S. 377 f.
- Allgemeine Zeitung München. Nr. 261, 17. September 1844, S. 2087.
- Vgl.: Richard Bettgenhaeuser: Die Industrieen des Herzogthums Braunschweig. I. Theil. Braunschweig 1899, S. 162–167 (Digitalisat)
- Das Tablett ist im Städtischen Museum in Halberstadt ausgestellt; auf einer beigefügten Tafel ist dort außerdem der Text, der sich auf der Rückseite des Tabletts befindet, nachzulesen.
- Diese Strecke galt wegen der geringen Steigungen als deutlich günstiger als z. B. die Strecke Braunschweig-Harzburg, die erst seit 1843 durchgängig mit der Eisenbahn zu befahren war. Damals war die Strecke ab Vienenburg mit einem stärkeren Oberbau versehen worden; außerdem hatte man Stephensonsche Lokomotiven mit gekuppelten Rädern gekauft, die auch für das letzte steile Stück geeignet waren. Die Stephenson-Maschine Hercynia war im Jahr 1845 unter den damals vorhandenen zwölf Maschinen der Braunschweigischen Eisenbahn diejenige mit der größten Laufleistung und dem geringsten Durchschnittsverbrauch. Vgl. Braunschweigische Eisenbahn. In: Eisenbahn-Zeitung. 25, 4. Jahrgang, Stuttgart, 21. Juni 1846, S. 205–207 (Digitalisat)
- Friedrich Wilhelm Otto Ludwig Reden (Freiherr von): Die Eisenbahnen Deutschlands. Erste Abtheilung. Zweiter Abschnitt. Erste Lieferung. Erstes Supplement. E. S. Mittler, 1846, S. 117–126 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Geschichtsverein erwirbt Bildtablett für das Städtische Museum auf www.halberstadt.de