Jakobswalde
Jakobswalde, polnisch Kotlarnia ist ein Ort mit ca. 780 Einwohnern an der Birawka in Oberschlesien, Polen. Er gehört zur Landgemeinde Birawa im Landkreis Kandrzin-Cosel (Powiat Kędzierzyńsko-Kozielski) in der Woiwodschaft Oppeln.
Jakobswalde Kotlarnia | |||
---|---|---|---|
? Hilfe zu Wappen |
| ||
Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Oppeln | ||
Powiat: | Kędzierzyn-Koźle | ||
Gmina: | Birawa | ||
Geographische Lage: | 50° 17′ N, 18° 22′ O | ||
Einwohner: | 780 | ||
Postleitzahl: | 47-246 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 77 | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Straße: | Kędzierzyn-Koźle–Sośnicowice | ||
Nächster int. Flughafen: | Katowice | ||
Geschichte
Jakobswalde ist eine Gründung des Besitzers der Herrschaft Slawentzitz, Heinrich Jakob Reichsgraf von Flemming, der 1709 hier den nach ihm benannten Messinghammer errichten ließ. Für den Hammer sowie eine Messingfabrik, Drahtfabrik und eine Spiegelfabrik, die bald hinzukamen, warb Flemming, der aus Sachsen stammte, mit Steuerbefreiungen Arbeiter aus dem Erzgebirge und Brandenburg an. Durch ein Tauschgeschäft gelangte Jakobswalde, wie die gesamte Herrschaft Slawentzitz, 1714 in den Besitz des Grafen Adolf Magnus von Hoym.
Der Holzreichtum der Slawentzitzer Wälder, das Galmeierz aus den reichen Lagerstätten bei Scharley (Szarlej) nordöstlich von Beuthen sowie aus Ungarn importiertes Kupfer bildeten eine gute Grundlage für die Jakobswalder Messingfabrikation. Nachdem Schlesien 1742 preußisch geworden war, erweiterte sich das Messingwerk rapide. Innerhalb von 50 Jahren entstanden eine Löffelfabrik, eine Galmeimühle, vier neue Brennöfen für Messing, fünf Lattunhütten, eine Drahthütte und ein Zainhammer.
Der ab 1782 neue Besitzer der Herrschaft Friedrich Ludwig Fürst zu Hohenlohe-Ingelfingen richtete in Jakobswalde das Fürstliche Hüttenamt ein, das auch die Eisenherstellung in den Nachbarorten beaufsichtigte.
Johann Karl Korb, der zwischen 1810 und 1820 Oberhüttendirektor in Jakobswalde war, erlebte der Ort seine Glanzperiode. Neben der Errichtung neuer Walzwerke und Hütten gestaltete Korb das Ortsbild völlig neu. Ein zentraler Hüttenplatz entstand, an dem an der Stelle einer alten Schrotholzkirche der klassizistische Bau der 1815 errichteten evangelischen Kirche, die ein Nachbau der Kirche St. Marie de Batignolles in Paris war, das Ortsbild prägte. An dem großen rechteckigen Platz entstanden auch ein neues Pfarrhaus und eine evangelische Schule, die das Ensemble mit dem barocken Hüttenamtsgebäude und der Schmelzhütte vervollständigten. An den einmündenden Seitenstraßen entstanden Häuser für die Hüttenarbeiter.
Durch die schwunghafte Entwicklung der Industrie um Beuthen wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Transport des Galmei von Beuthen nach Jakobswalde unrentabel. Im Jahre 1848 mussten deshalb fast alle Hütten ihre Produktion einstellen und die Arbeiter verließen den Ort. Jakobswalde wurde so unbedeutend, dass 1908 auch das Pfarramt nach Slawentzitz verlegt wurde. Bis 1945 gehörte der Ort dem Landkreis Cosel an.
Nach 1945 erhielt der Ort den Namen Kotlarnia. Das 1945 ausgebrannte Pfarrhaus wurde wieder aufgebaut, jedoch in einer nicht zum Ensemble des Hüttenplatzes passenden Neugestaltung.
Bis 1972 bildete Jakobswalde eine Großgemeinde (Gmina), mit der Gemeindereform wurde sie ab dem 1. Januar 1973 Teil der Gemeinde Birawa.
Hauptarbeitgeber ist heute ein Sandgrubenbetrieb, die Kopalnia Piasku „Kotlarnia“ S.A.
Der Ort Jakobswalde wird überwiegend von zugewanderten Bergarbeitern polnischer Nationalität bewohnt, während in den anderen Orten der Großgemeinde Birawa 80 % der Einwohner die deutsche Nationalität besitzen. Im Jahre 1999 kam es in der Gemeinde zu einem Streit wegen der beabsichtigten Schließung der Schule in dem polnischsprachigen Ort.
Am 10. Januar 2011 erhielt der Ort zusätzlich den amtlichen deutschen Ortsnamen Jakobswalde.
Einwohnerentwicklung
1820: 2.000 Einwohner
1861: 954
1885: 457 (auf 2,43 km², mit Gutsbezirk)
1925: 276
1939: 245 (auf 0,9 km²)
1971: 1.600 (auf 68 km², Gebiet der Gemeinde)
Wappen
Das Wappen von Jakobswalde zeigt eine Axt auf rotem Grund.
Persönlichkeiten
- Ernst Friedrich Zwirner, Baumeister des Kölner Doms, wurde am 28. Februar 1802 als Sohn eines Hüttenmeisters in Jakobswalde geboren.
Weblinks
- Bergbaubetrieb Kotlarnia
- Der Schulstreit von Jakobswalde (Deutsche Welle) (Memento vom 27. September 2004 im Internet Archive)
- Der Schulstreit von Jakobswalde (Jungle World) (Memento vom 4. Dezember 2008 im Internet Archive)