Hausen-Oes
Hausen-Oes ist ein Stadtteil von Butzbach im hessischen Wetteraukreis im östlichen Hintertaunus.
Hausen-Oes Stadt Butzbach | |
---|---|
Höhe: | 297 (288–322) m ü. NHN |
Fläche: | 2 km²[1] |
Einwohner: | 381 (31. Dez. 2016)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 191 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. August 1972 |
Postleitzahl: | 35510 |
Vorwahl: | 06033 |
Blick auf die Kirche von Hausen |
Geografische Lage
Der Ort liegt, von Wald umgeben im östlichen Hintertaunus, am Hausberg und am Brülerberg im Naturpark Taunus. Durch Hausen-Oes führt die Landesstraße 3053.
Geschichte
Bereits in der Jungsteinzeit soll der Bereich besiedelt worden sein. Die Römer führten den Limes am Ort vorbei. Südlich von Hausen befindet sich das Kleinkastell Hunnenkirchhof.
Oes wurde 1319 erstmals urkundlich erwähnt.
In Hausen wird 1488 bereits ein Pfarrer erwähnt. 1556 kam die Reformation nach Hausen-Oes. Hausen und der Nachbarort Nieder-Weisel wurden 1820 hessisch. Vom 16. Jahrhundert bis in die 1960er Jahre gab es eine Schule.
Die Evangelische Kirche wurde 1860 auf den alten Fundamenten der kleinen mittelalterlichen Kirche von 1300 errichtet.
Die Gemeinden Hausen und Oes wurden am 1. Januar 1968 zur kurzlebigen Gemeinde Hausen-Oes zusammengeschlossen. Am 1. August 1972 wurde Hausen-Oes im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz in die Stadt Butzbach eingegliedert.[3][4] Für Hausen-Oes wurde wie für die übrigen Stadtteile ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[5]
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Hausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6][7]
- vor 1718: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Solms-Lich, Amt Nieder-Weisel
- ab 1718: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Solms-Hohensolms-Lich, Amt Nieder-Weisel
- ab 1792: Heiliges Römisches Reich, Fürstentum Solms-Hohensolms-Lich, Amt Nieder-Weisel
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen (durch Rheinbundakte), Oberfürstentum Hessen, Amt Nieder-Weisel (des Fürsten Solms-Hohensolms-Lich)[8]
- ab 1815: Deutscher Bund, Provinz Oberhessen, Amt Nieder-Weisel (des Fürsten Solms-Hohensolms-Lich)[9]
- ab 1820: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Nieder-Weisel (Patrimonialgericht: Standesherrliches Amt Nieder-Weisel des Fürsten Solms-Hohensolms-Lich)
- ab 1822: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Lich; 1822 gingen die Rechte des „standesherrlichen Amts Nieder-Weisel“ an das Landgericht über, wo sie im Namen der Standesherren ausgeübt wurden) und Verwaltung)[10]
- ab 1837: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Friedberg
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Friedberg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Friedberg
- am 1. Januar 1968 Zusammenschluss der Gemeinden Hausen und Oes zur neuen Gemeinde Hausen-Oes.
- am 31. August 1972: Eingliederung von Hausen-Oes als Stadtteil in die Stadt Butzbach
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Wetteraukreis
Einwohnerentwicklung
Belegte Einwohnerzahlen für Hausen bis 1970 sind:[1]
- 1961: 121 evangelische (= 84,62 %), 14 katholische (= 9,79 %)
Hausen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1970 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1834 | 149 | |||
1840 | 172 | |||
1846 | 170 | |||
1852 | 162 | |||
1858 | 117 | |||
1864 | 112 | |||
1871 | 114 | |||
1875 | 107 | |||
1885 | 102 | |||
1895 | 98 | |||
1905 | 95 | |||
1910 | 98 | |||
1925 | 98 | |||
1939 | 114 | |||
1946 | 167 | |||
1950 | 168 | |||
1956 | 143 | |||
1961 | 143 | |||
1967 | 206 | |||
1970 | 218 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1] |
Belegte Einwohnerzahlen für Oes bis 1970 sind:
- 1961: 9 evangelische (= 56,25 %), 6 katholische (= 37,50 %) Einwohner
Oes: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1970 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1834 | 30 | |||
1840 | 38 | |||
1846 | 48 | |||
1852 | 42 | |||
1858 | 37 | |||
1864 | 21 | |||
1871 | 13 | |||
1875 | 16 | |||
1885 | 15 | |||
1895 | 5 | |||
1905 | 8 | |||
1910 | 8 | |||
1925 | 7 | |||
1939 | 9 | |||
1946 | 11 | |||
1950 | 16 | |||
1956 | 26 | |||
1961 | 16 | |||
1967 | 22 | |||
1970 | 27 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1] |
Belegte Einwohnerzahlen für Hausen-Oes sind:
Hausen-Oes: Einwohnerzahlen von 1970 bis 2015 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1970 | 245 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2008 | 351 | |||
2010 | 354 | |||
2015 | 380 | |||
Quellen: [1][2]; nach 1970: Stadt Butzbach |
Gerichte seit 1803
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Hausen mit Oes ab 1806 das „Patrimonialgericht der Fürsten Solms-Hohensolms-Lich“ in Nieder-Weisel zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die zweite Instanz für die Patrimonialgerichte waren die standesherrlichen Justizkanzleien. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. Ab 1822 ließen die Fürsten Solms-Hohensolms-Lich ihre Rechte am Gericht durch das Großherzogtum Hessen in ihrem Namen ausüben. „Landgericht Lich“ war daher die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht das für Hausen mit Oes zuständig war. Auch auf sein Recht auf die zweite Instanz, die durch die Justizkanzlei in Hungen ausgeübt wurde verzichtete der Fürst 1823.[11] Erst infolge der Märzrevolution 1848 wurden mit dem „Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren“ vom 15. April 1848 die standesherrlichen Sonderrechte endgültig aufgehoben.[12] Zu Beginn des Jahres 1837 wurde Nieder-Weisel mit Hausen-Oes dem Landgericht Friedberg zugeteilt.[13] Nieder-Weisel mit Hausen und Oes wurde zum 1. Juli 1840 vom Landgericht Friedberg abgetrennt und bildeten mit weiteren Gemeinden den Bezirk des neu errichteten Landgerichts Butzbach.[14]
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolgedessen die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Butzbach“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[15] 2004 wurde das Amtsgericht Butzbach aufgelöst und in das Amtsgericht Friedberg integriert. Jetzt sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Ortsbeirat
Vorsitzende des Ortsbeirates ist seit 2016 Stefanie Ferber.[16]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Auf dem Hausberg und dem Brülerberg wurden bei Ausgrabungen keltische Ringwälle entdeckt.
- Zwischen den beiden Bergen verläuft der Keltenwanderweg.
- Durch Hausen und am Südrand von Oes vorbei verläuft der Europäische Fernwanderweg E3, der hier von Bodenrod nach Butzbach führt.
Einzelnachweise
- Hausen, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 7. November 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Einwohnerzahlen der einzelnen Stadtteile. In: Internetauftritt. Stadt Butzbach, archiviert vom Original; abgerufen am 22. Mai 2018. (archivierte Zahlen)
- Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Büdingen und Friedberg (GVBl. II 330-19) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 230, § 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 361.
- Hauptsatzung. (PDF; 103 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Butzbach, abgerufen im Februar 2019.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
- Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 22, 438 f. (Online bei google books).
- Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 424 (online bei Google Books).
- Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 135 (online bei Google Books).
- Theodor Hartleben (Hrsg.): Allgemeine deutsche Justiz-, Kameral- und Polizeifama, Teil 1. Band 2. Johann Andreas Kranzbühler, 1832, S. 271 (online bei Google Books).
- Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren vom 7. August 1848. In: Großherzog von Hessen (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1848 Nr. 40, S. 237–241 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 42,9 MB]).
- Bekanntmachung, die Zutheilung der Orte Södel und Niederweisel mit Hausen und Oes zu dem Kreise und dem Landgericht Friedberg betr. vom 30. November 1836 (Hess. Reg. Bl. S. 544)
- Bekanntmachung, die Errichtung eines neuen Landgerichts zu Butzbach betreffend vom 1. Juni 1840 (Hess. Reg.Bl. S. 195–196)
- Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
- Ergebnis Ortsbeirat Hausen-Oes 2016 (Memento vom 2. Dezember 2016 im Internet Archive), Stadt Butzbach, Abgerufen im November 2016
Weblinks
- Stadtteile. In: Webauftritt der Stadt Butzbach.
- Geschichte von Hausen-Oes. (Memento vom 13. Januar 2009 im Internet Archive) In: Webauftritt der Stadt Butzbach.
- Hausen-Oes, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Hausen, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Oes, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).