Harpstedt
Der Flecken Harpstedt ist eine Gemeinde im niedersächsischen Landkreis Oldenburg in der Region Oldenburger Land. Sie liegt südlich von Delmenhorst und östlich von Wildeshausen. Harpstedt ist Verwaltungssitz der gleichnamigen Samtgemeinde.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Oldenburg | |
Samtgemeinde: | Harpstedt | |
Höhe: | 35 m ü. NHN | |
Fläche: | 23,48 km2 | |
Einwohner: | 4727 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 201 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 27243 | |
Vorwahl: | 04244 | |
Kfz-Kennzeichen: | OL | |
Gemeindeschlüssel: | 03 4 58 008 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Amtsfreiheit 1 27243 Harpstedt | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Stefan Wachholder (CDU) | |
Lage der Gemeinde Harpstedt im Landkreis Oldenburg | ||
Geographische Lage
Harpstedt liegt als staatlich anerkannter Erholungsort im Zentrum des Naturparkes Wildeshauser Geest. Durch Harpstedt fließen die Delme, der Purrmühlenbach und die Annenriede, auch Annengraben genannt. Im Norden liegt der Ortsteil Klein Amerika mit der Ozeanbrücke über die Delme.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung war 1203 als „Harpenstede“ (bedeutet ‚Siedlung des Erpo‘).[2] 1396 verlieh Graf Otto III. von Hoya Harpstedt das Weichbildrecht und unterstellte den Ort dabei dem Bremer Stadtrecht.
Harpstedt gehörte bis 1977 zum Landkreis Grafschaft Hoya im damaligen Regierungsbezirk Hannover. Heute bildet der Ort eine Gemeinde im Landkreis Oldenburg. Dieser war bis 1978 Teil des gleichnamigen Verwaltungsbezirks, danach des Regierungsbezirks Weser-Ems, der am 31. Dezember 2004 wie alle Regierungsbezirke in Niedersachsen aufgelöst wurde.
Wappen
Das Wappen zeigt eine Harfe auf blau-weißem Hintergrund, da man lange glaubte, dem Ortsnamen läge dieses Wort zugrunde. Es ist nicht gänzlich auszuschließen, letztlich ist es aber sehr unwahrscheinlich. Komposita als Ortsnamen mit der Endung -stedt/-städt haben i. d. R. einen Personennamen oder eine geographische Indikation als Erstwort.
Religion
- Evangelisch-Lutherische Christuskirche Harpstedt
- Katholische Kirche Harpstedt
- Neuapostolische Kirche Gemeinde Harpstedt
Politik
Der Flecken Harpstedt ist das politische und geographische Zentrum der Samtgemeinde Harpstedt, zu der noch die Gemeinden Beckeln, Colnrade, Dünsen, Groß Ippener, Kirchseelte, Prinzhöfte und Winkelsett gehören. Derzeitiger Bürgermeister der Samtgemeinde ist Yves Nagel und des Fleckens Harpstedt Stefan Wachholder.
Gemeinderat
Der Rat des Flecken Harpstedt besteht aus 15 Ratsfrauen und Ratsherren. Dies ist die festgelegte Anzahl für die Mitgliedsgemeinde einer Samtgemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 3.001 und 5.000 Einwohnern.[3] Die 15 Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026.
Die letzte Kommunalwahl am 12. September 2021 ergab das folgende Ergebnis:[4]
Partei | Anteilige Stimmen | Anzahl Sitze |
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Harpstedter Bürgerliste (HBL) | 27,20 % | 4 |
SPD | 26,01 % | 4 |
CDU | 21,57 % | 3 |
Bündnis 90/Die Grünen | 18,16 % | 3 |
FDP | 7,06 % | 1 |
Die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl 2021 lag mit 63,79 %[4] deutlich über dem niedersächsischen Durchschnitt von 57,1 %.[5] Zum Vergleich – bei der vorherigen Kommunalwahl vom 11. September 2016 lag die Wahlbeteiligung in Harpstedt bei 62,30 %.[4]
Bürgermeister
Der Gemeinderat wählte das Ratsmitglied Stefan Wachholder (CDU) zum ehrenamtlichen Bürgermeister für die aktuelle Wahlperiode. Zum Gemeindedirektor wurde Yves Nagel gewählt.
Partnerschaften
- Harpstedts Partnergemeinde ist Loué (Frankreich).
- Harpstedt ist im Kommunalverbund Niedersachsen/Bremen vertreten.
Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Der Amtshof wurde als schlichter Fachwerkbau 1741–1744 auf den Fundamenten des abgebrochenen Schlosses Harpstedt errichtet. Er ist vom ehemaligen Burggraben umgeben und dient heute nach umfangreicher Restaurierung als Sitz der Samtgemeindeverwaltung.
- Die barocke Christuskirche am Marktplatz wurde 1753 geweiht.
- Mittelalterliche Wallanlage (Turmhügel)
- Harpstedter Niederungsburg
Historische Kleinbahn
- Historische Kleinbahn „Jan Harpstedt“ des Vereins Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahnfreunde e. V. (DHEF) auf der Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahn
- Amtshof von 1744,
umgeben vom ehemaligen Burggraben - Evangelische
Christuskirche Harpstedt - Triebwagen T 121 der historischen Kleinbahn mit Waggons im Bahnhof Harpstedt
Aus der Vorgeschichte
- Sonnensteine in Harpstedt[6] und Beckstedt, ein vorgeschichtliches Denkmal. Diese Findlinge zeigen auf der flachen Vorderseite um einen Punkt 12 (Harpstedt) oder 11 (Beckstedt) konzentrische Kreise. Sie werden für Zeichen der Sonnenverehrung gehalten.
- Bereits vier Jahrtausende v. Chr. war das Gebiet der heutigen Samtgemeinde besiedelt. Davon legen Zeugnis ab:
- Reckumer Steine (Großsteingrab in Reckum)
- Prähistorische Hügelgräber
- Findlinge und Bodenfunde
Mühlen
Die Harpstedter Windmühle, ein dreistöckiger Galerieholländer, wurde 1871 von dem Ackerbürger und Lohgerber Johann Conrad Menke erbaut. Die Mühle war anfangs eine Lohmühle kombiniert mit einer Sägerei und mit Segelflügeln und Steert ausgestattet. Später wurde die Anlage um eine Dreschmaschine erweitert. Zahlreiche Verbesserungen haben dazu beigetragen, dass die Mühle noch lange in Betrieb war. So erhielt die Mühle 1928 eine Windrose und Jalousienflügel. Die – hölzernen – Flügel wurden 1961 ein weiteres Mal ersetzt – diesmal mit Flügeln aus Eisen. Im Jahr 2009 begann die Totalsanierung, die 2011 abgeschlossen wurde, so dass die Mühle bis heute nicht nur Wahrzeichen von Harpstedt, sondern ein produzierendes historisches Denkmal ist. Die Mühle kann nach Absprache besichtigt werden.
Gegenüber dem Amtshaus am Oberlauf der Delme liegt die Harpstedter Wassermühle mit unterschlächtigem Wasserrad. Das Fachwerkgebäude wird heute als Hotel genutzt.
Die Windmühle bildet seit 2008 die Station 2 auf dem durch die Landkreise Oldenburg, Vechta und Cloppenburg führenden Abschnitt der Niedersächsischen Mühlenstraße. Station 1 ist die Wassermühle.[7]
- Windmühle von 1871
Galerieholländer - Wassermühle Harpstedt
- gehört heute zum Hotel "Zur Wasserburg" - unterschlächtiges Wasserrad
Historisches Scheunenviertel
Der Koems ist ein historischer Schneunenkomplex, der um 1850 außerhalb des Ortes angelegt wurde. Von den ursprünglich 17 Scheunen stehen heute noch neun.
Der große Brand von 1739 hatte fast alle Gebäude in Harpstedt vernichtet. Die Planung der Obrigkeit ließ den Ackerbürgern nur wenig Platz. So wurden um 1850 hier auf gemeindeeigenem Grund die Scheunen etwas abseits vom Ortskern gelegen errichtet. Mit dem Rückgang der Schafshaltung verfielen die Scheunen dann leider wieder. Um den völligen Verfall aufzuhalten, gründete sich 1983 die Fördergemeinschaft Koems e.V. Seitdem wurde bis heute in tausenden freiwilligen Arbeitsstunden das Koemsgelände wieder aufgebaut. In mehreren der alten Scheunen befinden sich seit 1996 Ausstellungen zum Handwerk, zur früheren land- und hauswirtschaftlichen Arbeit und zur Ortsgeschichte. Einige Räumlichkeiten können jedoch auch für Veranstaltungen von Gruppen, Vereinen oder Privatleuten gemietet werden. Sie bieten Platz für Gruppen von bis zu 500 Personen. Die Fördergemeinschaft Koems kümmert sich um den Erhalt des Scheunenviertels und die Pflege der gesamten Anlage.
- Das Scheunenviertel Koems im Frühjahr 2019
Disco Sonnenstein
Die Discothek Zum Sonnenstein wurde abgetragen und 2018 im 40 Kilometer entfernten Museumsdorf Cloppenburg als Beispiel für eine Dorfdisco wieder errichtet.[8]
Jüdischer Friedhof
Der Jüdische Friedhof Harpstedt ist ein Kulturdenkmal im Landkreis Oldenburg. Auf dem Friedhof an der Straße „Zum Judenfriedhof“ befinden sich sieben Grabsteine aus den Jahren 1910 bis 1937 von Verstorbenen jüdischen Glaubens.
Wirtschaft und Infrastruktur
Anschluss an die durch die Samtgemeinde führende A1 besteht über die Anschlussstellen Wildeshausen und Groß Ippener in die Richtungen Osnabrück-Dortmund und Bremen-Hamburg.
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Gustav Emil Schwartz (1847–1910), Architekt und Stadtbaumeister von Hildesheim
- Friedrich Jung (1890–1978), Generalstaatsanwalt am Kammergericht, Oberlandesgerichtspräsident in Breslau
Literatur
- Dirk Heile: Chronik der Samtgemeinde Harpstedt. Band II. Von 1667 bis 1950. Wildeshausen 1996, 736 S.
- Jürgen Ellwanger: Schwierige Zeiten. Harpstedt zwischen Kriegsende und Währungsreform. (Hrsg.: Gemeinde Harpstedt), Harpstedt 2002, 240 S.
- Heinz-Hermann Böttcher: Der Jüdische Friedhof in Harpstedt – Dokumentation. (Typoskriptdruck im Eigenverlag), Syke 2003, 89 S.
- Horst Kai Klein: Als Flüchtlingskind in Harpstedt. Ein Erlebnisbericht über die Jahre 1945 bis 1952 (GRIN-Verlag) 279 S. mit Fotos
- Werner Meiners: Harpstedt. In: Herbert Obenaus (Hrsg. in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Band 1 und 2 (1668 S.), Göttingen 2005, Seite 801–806 (mit 2 Abb.)
- Jürgen Ellwanger: 12 Jahre. Harpstedt im Nationalsozialismus. (Hrsg.: Gemeinde Harpstedt), Harpstedt 2006, 224 S. m. zahlr. Abb.; ISBN 3-00-020063-0
- Rudolf Warnecke: Harpstedt in Geschichtsbildern und einem Abriß seiner Geschichte. Harpstedt, Lampe, 1979
- Hans-Cord Sarnighausen: Kurhannoversche Amtsjuristen von 1637 bis 1859 in Harpstedt bei Wildeshausen, in: Deutsche Zeitschrift für Familienkunde GENEALOGIE, Heft 2/2014, S. 118–146
Weblinks
Einzelnachweise
- Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
- Manfred Niemeyer (Hrsg.): Deutsches Ortsnamenbuch. De Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-018908-7, S. 245.
- Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG) in der Fassung vom 17. Dezember 2010; § 46 – Zahl der Abgeordneten, abgerufen am 21. Januar 2017
- , abgerufen am 19. Dezember 2021
- Kommunalwahl 2021: Wahlbeteiligung höher als vor fünf Jahren. Norddeutscher Rundfunk, 27. September 2021, abgerufen am 19. Dezember 2021.
- Steinzeitreise: Sonnenstein
- Arbeitsgruppe Mühlenstraße in der „Mühlenvereinigung Niedersachsen-Bremen e.V.“: Die Harpstedter Wassermühle
- Karl Doeleke: Eine Dorfdisco zieht ins Museum, in: Hannoversche Allgemeine, 19. März 2017