Dünsen

Dünsen ist eine Gemeinde in der Samtgemeinde Harpstedt im Landkreis Oldenburg in Niedersachsen (Deutschland).

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Niedersachsen
Landkreis: Oldenburg
Samtgemeinde: Harpstedt
Höhe: 33 m ü. NHN
Fläche: 10,87 km2
Einwohner: 1158 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 107 Einwohner je km2
Postleitzahl: 27243
Vorwahlen: 04244, 04224
Kfz-Kennzeichen: OL
Gemeindeschlüssel: 03 4 58 004
Adresse der Verbandsverwaltung: Amtsfreiheit 1
27243 Harpstedt
Website: www.duensen.de
Bürgermeister: Hartmut Post (Wählergemeinschaft)
Lage der Gemeinde Dünsen im Landkreis Oldenburg
Karte
Begrüßung am Ortseingang

Geografie

Lage

Die Gemeinde Dünsen liegt mitten im Naturpark Wildeshauser Geest, rund 25 Kilometer südlich von Bremen. Ein großer Teil der Gemeinde ist von Waldgebiet umgeben.

Nachbargemeinden

Die Gemeinde Dünsen grenzt im Norden an die Gemeinde Groß Ippener, im Osten an die Gemeinde Kirchseelte, im Süden an den Bassumer Ortsteil Klein Hollwedel (Landkreis Diepholz), im Südwesten an die Gemeinde Beckeln und im Westen an den Flecken Harpstedt.

Flüsse

Durch Dünsen fließt der Dünsener Bach.

Geschichte

Überblick

Als Ortschaft wurde Dünsen urkundlich 1189 als dunnessen erstmals erwähnt.[2] Überregional bekannt wurde Dünsen durch den „Dünsener Dichterkreis“. Dieser Kreis schloss sich zu einem Dachverband mit den Autorenkreisen Bergisches Land (Wuppertal) und Ruhr-Mark (Hagen) unter dem Namen Die Weggefährten e.V. zusammen. Zum Präsidenten wurde der ehemalige ostpreußische Lehrer Rolf Wilke aus Dünsen gewählt,[3] der 1960 hier den Roman Der Notweg des Friedrich Wilhelm Bärenbrot. Die romanhafte Chronik eines bitteren Jahrzehnts schrieb,[4] in dem er seine ersten Jahre in Bremens ländlicher Umgebung schilderte.

Bis ins Jahr 1977 gehörte Dünsen, wie auch die anderen Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Harpstedt, dem Landkreis Grafschaft Hoya an. Im Zuge der Gebietsreform und der damit verbundenen Auflösung des Landkreises Grafschaft Hoya, wurde Dünsen, wie auch die restlichen sieben Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde, Teil des Landkreises Oldenburg.

Einwohnerentwicklung

  • Zweiter Weltkrieg: knapp 200 Einwohner
  • 1946: 554 Flüchtlinge, Vertriebene und 283 Einwohner
  • 1958: 500 Neubürger nach Gründung der Muna
  • 2001: 1252 Menschen – die zweithöchste Einwohnerzahl der Samtgemeinde Harpstedt
  • 2008: 1195 Einwohner
Der Funkturm in Dünsen steht im Gebiet der ehemaligen Muna

Muna Dünsen

In Dünsen gab es eine Munitionsanstalt (Muna)[5][6][7]. Die Vorarbeiten für die Luftmunitionsanstalt Dünsen (Luftmuna) begannen 1934, der eigentliche Baubeginn folgte 1935. Die Anlage mit 120 erdbedeckten Bunkern wurde in einem 155 Hektar großen Waldgebiet nördlich der Ortschaft im Baßmerhooper Wald errichtet. Man produzierte und lagerte dort Munition für die Flugabwehr, aber auch für die Infanterie.

„Das Gelände schien ideal, weil es mitten im Wald liegt und durch die Bahnstrecke zwischen Delmenhorst und Harpstedt einen Gleisanschluss hatte.“

Gästeführer Uli Sasse: "Bunkerruinen als Zeitzeugen" (Weser-Kurier, vom 3. Januar 2021, siehe Literatur)

Die Bunker blieben während des Zweiten Weltkriegs unentdeckt. Nur ein Zug, der Munition bringen sollte, wurde im Bahnhof Harpstedt mit großen Schäden bombardiert. Im April 1945 wurde einer der Bunker von Deutschen gesprengt. Und einen Tag später besetzten Briten die Muna.

Weil Wohnraum knapp war, wurden die verbliebenen Bunker in Wohnungen für Flüchtlinge und Vertriebene umgebaut. Insgesamt fanden 144 Familien aus Schlesien in dem Komplex Unterkunft. Drei Bremer Schulen (Grolland, Alter Postweg und Schaumburger Straße) nutzten Gebäude als Schullandheim. Ein Feuerlöschteich der Muna wurde Harpstedts erste Badeanstalt.

„Trostlos mutet das Bild eines Bunkers an. Am 18. September 1959 um 11.40 Uhr stürzte ein Jagdbomber der Bundeswehr auf den Speisesaal des Schullandheimes. Die Kinder waren nicht in dem Gebäude. Alle blieben unverletzt.“

Gästeführer Uli Sasse: "Bunkerruinen als Zeitzeugen" (Weser-Kurier, vom 3. Januar 2021, siehe Literatur)

In den 1950er Jahren wuchs eine Siedlung des Ortes Dünsen südlich des Muna-Geländes heran. 1961 zogen die Schulen aus dem Gelände. Ab 1961 übernahm die Bundeswehr das Areal. Bis März 1970 fuhr eine Autobus-Linie durch die Waldstraße der Muna.

Ab Februar 1962 nutzte die US-Armee einen Teil des Geländes als Sondermunitionslager.

„Die Mission der Amerikaner war heikel: Sie deponierten in zwei neu errichteten Bunkern unter anderem Sprengköpfe für das Raketensystem Honest John - also Atomwaffen..“

Gästeführer Uli Sasse: "Bunkerruinen als Zeitzeugen" (Weser-Kurier, vom 3. Januar 2021, siehe Literatur)

Bewacht wurden die Bunker durch Bundeswehrsoldaten – "die durften aber nicht in den innersten Bereich, da hatten nur US-Soldaten Zutritt" erläutert Gästeführer Uli Sasse (siehe "Bunkerruinen als Zeitzeugen" (Weser-Kurier, vom 3. Januar 2021, siehe Literatur)). Im Juli 1987 zog die US-Armee mit den Atomsprengköpfen ab.

2005 kaufte ein privater Investor das Areal. "Der größte Teil des Geländes ist auf Betreiben der umliegenden Gemeinden als Naherholungsgebiet aber öffentlich zugänglich" laut Gästeführer Uli Sasse (siehe "Bunkerruinen als Zeitzeugen" (Weser-Kurier, vom 3. Januar 2021, unter Literatur)).

„Man hätte hier richtig was daraus machen können. Eine Gedenkstätte, die die Geschichte bewahrt.“

Gästeführer Uli Sasse: "Bunkerruinen als Zeitzeugen" (Weser-Kurier, vom 3. Januar 2021, siehe Literatur

Wie in allen vergleichbaren Anlagen üblich, standen wehrmachtseigene Lokomotiven für den Rangierbetrieb in der Muna zur Verfügung. Eine Besonderheit ist, dass heute noch eine der hier eingesetzten Maschinen (Kleinlokomotive der Bauart LgII) ganz in der Nähe abgestellt ist. Sie wurde bereits 1935 an die Luftmuna Dünsen ausgeliefert und stand dort bis zum Kriegsende im Einsatz. Nach dem Krieg kam die Lokomotive 1947 in den Besitz der Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahn (DHE) und wurde 1949 wieder instand gesetzt. Ab 1994 als Eigentum der Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahnfreunde e.V. (DHEF). Diese haben die Maschine im Bahnhof Harpstedt abgestellt, um sie später wieder in den Zustand von Anfang der 50er Jahre aufzuarbeiten.

Zufluchtskirche

Zufluchtskirche

Ein besonderes Bauwerk der Evangelischen Landeskirche ist die so genannte „Zufluchtskirche“ für Vertriebene, ein Bauwerk aus dem Jahr 1967, das wegen mangelnder Akzeptanz in ein Kulturzentrum umgewandelt wurde.

Politik

Gemeinderat

Der Rat der Gemeinde Dünsen besteht aus elf Ratsfrauen und Ratsherren. Dies ist die festgelegte Anzahl für die Mitgliedsgemeinde einer Samtgemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 1.001 und 2.000 Einwohnern.[8] Die elf Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2016 und endet am 31. Oktober 2021.

Die letzte Kommunalwahl am 11. September 2016 ergab das folgende Ergebnis:[9]

Partei  Anteilige Stimmen  Anzahl Sitze
Wählergemeinschaft Dünsen (WGD)57,33 %6
SPD22,82 %3
Dünsener Bürgerliste (DBL)15,23 %2
Bündnis 90/Die Grünen4,60 %0

Die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl 2016 lag mit 59,71 %[9] über dem niedersächsischen Durchschnitt von 55,5 %.[10] Zum Vergleich – bei der vorherigen Kommunalwahl vom 11. September 2011 lag die Wahlbeteiligung bei 53,27 %.[9]

Bürgermeister

Der Gemeinderat wählte das Gemeinderatsmitglied Hartmut Post (Wählergemeinschaft Dünsen) zum ehrenamtlichen Bürgermeister für die aktuelle Wahlperiode.

Wappen

Das Wappen der Gemeinde zeigt jeweils einen goldenen Linden- und Eichenstamm auf rotem Grund im Schildfuß. Im nichtheraldisch linken oberen Geviert befindet sich ein schwarzes Kreuz auf silbernem Grund, im anderen Geviert gelb-rote Querstreifen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Halt der Museumseisenbahn „Jan Harpstedt“ in Dünsen

Dünsen liegt an der Landesstraße 338 zwischen Harpstedt und Kirchseelte. Durch die Gemeinde führt die Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahn mit der historischen Kleinbahn „Jan Harpstedt“, die auch in Dünsen hält.

Persönlichkeiten

Persönlichkeiten, die am Ort gewirkt haben

  • Rolf Wilke (* 1899; † nach Mai 1965), Schriftsteller aus Pommern, lebte nach dem Zweiten Weltkrieg in Dünsen

Literatur

  • Kerstin Bendix-Karsten, Bunkerruinen als Zeitzeugen, S. 15, Weser-Kurier vom 3. Januar 2021
Commons: Dünsen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
  2. Wolfgang Haubold: Der Landkreis Oldenburg: Menschen, Geschichte, Landschaft, Holzberg, 1992, S. 69.
  3. Welt und Wort 20 (1965), S. 321.
  4. Rolf Wilke: Der Notweg des Friedrich Wilhelm Bärenbrot. Die romanhafte Chronik eines bitteren Jahrzehnts, Das Viergespann, Bad Homburg 1960.
  5. Foto der Muna Dünsen auf doatrip.de
  6. Bunkerruinen als Zeitzeugen, S. 15, Weser-Kurier vom 3. Januar 2021
  7. Muna Dünsen auf "Relikte"
  8. Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG) in der Fassung vom 17. Dezember 2010; § 46 – Zahl der Abgeordneten, abgerufen am 17. September 2014
  9. Ergebnis der Gemeinderatswahl Dünsen vom 11. September 2016, abgerufen am 21. Januar 2017
  10. Die CDU holt landesweit die meisten Stimmen. 12. September 2016, abgerufen am 21. Januar 2017.
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