HMS Majestic (1895)
Die HMS Majestic war das Typschiff der nach ihr benannten Linienschiffsklasse der Royal Navy. Sie war damit auch das Typschiff für fast alle Linienschiffe auch anderer Marinen mit zwei Doppeltürmen schwerer Artillerie, die auch als Einheitslinienschiffe bezeichnet werden, bis zum Erscheinen der HMS Dreadnought mit einer erheblich erhöhten Anzahl Geschützen der schweren Artillerie. Gleichzeitig wurde die Panzerung mit gehärtetem Stahl nach Harvey bei britischen Linienschiffen eingeführt, die bei geringerer Dicke und Gewicht einen erhöhten Panzerschutz ergab. Äußerlich waren die Majestic und ihre Schwesterschiffe die letzten britischen Linienschiffe mit Schornsteinen nebeneinander. Die Majestic diente von 1895 bis 1906 in der Kanalflotte und der Atlantikflotte, ehe sie erstmals der Reserve zugeordnet wurde. Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges wurde sie noch mehrfach kurzzeitig aktiviert und modernisiert. Im August 1914 wieder aktiviert, übernahm sie verschiedene Aufgaben bei der Channel Fleet, ehe sie im Februar 1915 den britischen Einheiten vor den Dardanellen zugeordnet wurde und ab Ende des Monats dort an den Versuchen teilnahm, die Meerenge zu durchbrechen. Danach unterstützte sie die auf Gallipoli gelandeten Landstreitkräfte mit ihrer Artillerie. Am 27. Mai 1915 wurde die Majestic als drittes Linienschiff innerhalb von 14 Tagen vor Gallipoli torpediert. Sie sank nach einem Torpedotreffer des deutschen U-Boots U 21 unter Otto Hersing innerhalb weniger Minuten vor dem Landungsabschnitt „W“ bei Kap Helles. 49 Mann ihrer Besatzung starben.
Die HMS Majestic | |
Übersicht | |
Typ | Linienschiff |
Bauwerft | |
Kiellegung | 5. Februar 1894 |
Stapellauf | 31. Januar 1895 |
Indienststellung | 12. Dezember 1895 |
Verbleib | am 27. Mai 1915 nach Torpedotreffer gesunken |
Technische Daten | |
Verdrängung |
14.900 ts, max. 16.000 ts |
Länge |
126 m p.p. (413 ft) |
Breite |
22,9 m (75 ft) |
Tiefgang |
8,4 m (27.5 ft) |
Besatzung |
757 Mann |
Antrieb |
24 Belleville-Kessel, |
Geschwindigkeit |
16,5 kn |
Reichweite |
4700 sm bei 10 kn |
Bewaffnung |
• 4 × 305-mm-L/35-Mk.VIII-Kanone |
Panzerung |
System Harvey |
Gürtelpanzer |
bis 229 mm (9 in) |
oberer Gürtel |
152 mm (6 in) |
Panzerdeck |
63 bis 102 mm (2.5-4 in) |
Artillerietürme |
254 mm (10 in) |
Barbetten |
356 mm (14 in) |
Kasematten |
152 mm (6 in) |
Kommandoturm |
356 mm (14 in) |
Panzerschotts |
305 bis 356 mm (14-12 in) |
Baugeschichte
Die Kiellegung der Majestic erfolgte am 5. Februar 1894 auf der Marinewerft in Portsmouth (Portsmouth Dockyard), wo sie am 31. Januar 1895 von Stapel lief und im Dezember 1895 fertiggestellt wurde.[1]
Als die Majestic vom Stapel lief, war das 128,4 m lange Linienschiff mit einer geplanten Maximalverdrängung von 16.000 tons, das weltweit größte Linienschiff. Sie und ihre acht Schwesterschiffe galten bei Fertigstellung als gute Seeschiffe, allerdings mit einem hohen Kohlenverbrauch.[2] Als letzte britische Linienschiffe hatten sie nebeneinander statt hintereinander stehende Schornsteine. Die Majestic wurde 1907/1908 auf eine Ölfeuerung umgebaut.[3]
Die Majestic hatte den gepanzerten Gefechtsstand vor der neuentwickelten Brückenkonstruktion um die Basis des vorderen Mastes, die verhindern sollte, dass im Falle von Gefechtsschäden Brückentrümmer den Gefechtsstand behinderten. Die Majestic hatte wie sechs ihrer Schwesterschiffe birnenförmige Barbetten und eine feste Ladeposition für ihre Hauptgeschütze. Nur die Schwesterschiffe Caesar und Illustrious hatten runde Barbetten und konnte in jeder Seitenstellung ihre Hauptbewaffnung laden,[2] wie es bei den folgenden Klassen üblich war.[3]
Die Majestic und ihre Schwesterschiffe hatten einen neun Zoll (229 mm) starken Gürtelpanzer aus Harvey-Stahl, der den Schiffen den gleichen Schutz gab, wie auf früheren Schiffen, aber erheblich weniger wog. Die Schiffe erhielten daher erheblich breitere Panzergürtel als die Vorgänger[3] und ihre Rümpfe waren in 150 wasserdicht zu schließende Abteilungen eingeteilt.
Die Majestic und ihre Schwesterschiffe erhielten ein neues Geschütz als Hauptbewaffnung, die 46 Tonnen schwere 12-Zoll (305-mm)-L/ 35-Mk. VIII-Kanone,[4] die erste 12-Zoll-Kanone auf einem Linienschiff seit etlichen Jahren. Die neue Kanone war erheblich besser und leichter als das zuvor verwandte 13.5-Zoll (343-mm)-Geschütz mit dem die Admiral- und Royal-Sovereign-Klasse ausgerüstet war.[2] Die Majestic hatte für ihre vier Geschütze je 400 Geschosse.
Die Gewichtsersparnis bei der Hauptartillerie erlaubte den Einbau einer Mittelartilleriebatterie von zwölf 6-Zoll (152-mm)-L/40-Geschützen[5][6]. auf den Schiffen der Majestic-Klasse, die größte derartige Batterie auf einem britischen Linienschiff bis dahin[3] Dazu hatten die Schiffe noch vier Unterwassertorpedorohre und ein Überwasserrohr am Heck. Zur Torpedobootsabwehr waren 16 Zwölfpfünder[7] auf den Aufbauten verteilt, dazu kamen noch zwölf in Lizenz gebaute Dreipfünder vom Typ Hotchkiss[8], die zum Teil in den Masten installiert waren.
Einsatzgeschichte
Die HMS Majestic wurde am 12. Dezember 1895 als erstes Schiff der Klasse der Royal Navy für das Kanalgeschwader in Dienst gestellt.
Vorkriegseinsätze
Bis zum April 1898 folgten der Majestic ihre sieben Schwesterschiffe in den Dienst, von denen allerdings Victorious, Caesar und Illustrious zur Mittelmeerflotte gingen. Besondere Ereignisse ihrer Dienstzeit bei der Kanalflotte waren die Flottenschauen anlässlich des Diamantenen Thronjubiläums der Königin Victoria am 26. Juni 1897 bei Spithead und der Krönung König Eduard VII. am 16. August 1902. Von Februar bis Juli 1904 wurde die Majestic in Portsmouth gründlich überholt.
Bei der Reorganisation der Flotte im Januar 1905 wurde sie durch Umbenennung der Channel Fleet Teil der Atlantikflotte. Bei der erneuten Bildung einer Channel Fleet blieb sie Teil der Atlantikflotte, der sie im Sommer 1906 zusammen mit ihren Schwesterschiffen Magnificient und Victorious neben fünf neuen Linienschiffen der King-Edward-VII-Klasse angehörte. Am 1. Oktober 1906 wurde die Majestic dann außer Dienst gestellt und der Reserve in Portsmouth zugewiesen.[9]
Am 26. Februar 1907 wurde die Majestic in Portsmouth als Flaggschiff des Befehlshabers der Nore Division der neuen Home Fleet wieder in Dienst genommen und verlegte auch in die Nore. Dort wurde sie auch Ende des Jahres überholt und erhielt eine Funkanlage und ein neues Feuerleitsystem.[10] Ihren Status als Flaggschiff verlor sie im Januar 1908, blieb aber weiter Teil der Nore Division.[9] Im Juni 1908 verlegte sie dann zur Devonport Division der Home Fleet, wo 1909 weitere Modernisierungen des Schiffes vorgenommen wurden. Die Devonport Division wurde im März 1909 in die 3. Division, im August 1910 in die 4. Division umbenannt. 1911 wurde die Majestic in Devonport nochmals überholt.[9] Im Mai 1912 erfolgte eine erneute Umgliederung der Flotte und die Majestic wurde Teil des 7. Schlachtgeschwaders der 3. (Reserve-)Flotte in Devonport, das sie mit ihren Schwesterschiffen Caesar, Illustrious, Jupiter und Prince George bildete. Am 14. Juli 1912 kollidierte sie bei einer Übung mit ihrem Schwesterschiff Victorious, ohne ernsthaft Schaden zu erleiden.[9]
Kriegseinsatz
Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 wurde die Majestic mit dem 7. Schlachtgeschwader der Channel Fleet zugeteilt. Die Majestic wurde im August und September 1914 noch überholt, um dann die Überführung des British Expeditionary Force nach Frankreich Ende September 1914 zu sichern. Vom 3. bis zum 14. Oktober 1914 begleitete sie dann den ersten Transport kanadischer Truppen.[9] Ende Oktober 1914 wurde sie Wachschiff in der Nore und verlegte am 3. November in gleicher Funktion zum Humber. Im Dezember 1914 wurde die Majestic Teil der Dover Patrol und bildete mit dem alten Linienschiff HMS Revenge eine Einheit zur Unterstützung des Heeres und beide Schiffe beschossen am 15. Dezember 1914 deutsche Artilleriestellungen bei Nieuwpoort an der Küste Flanderns. Ab Januar 1915 war auch für die Majestic Portland die Basis[9], wie für die meisten anderen schweren Einheiten der Channel Fleet.
Einsatz an den Dardanellen
Im Februar 1915 wurde die Majestic den Einheiten für den beginnenden Dardanellen-Feldzug zugewiesen, der einen Weg über die Türkei zur Unterstützung des russischen Verbündeten schaffen sollte. Unter Captain H. F. G. Talbot Ashe lief die Majestic Anfang Februar zum Mittelmeer. In Malta wurde sie noch mit einer Minenabwehranlage versehen, die als „mine-catching gear“[9] bezeichnet wurde, so dass sie als eine Art Sperrbrecher eingesetzt werden konnte.[10] Am 24. Februar 1915 traf sie vor den Dardanellen ein und lief am 26. erstmals aus Tenedos zur Beschießung türkischer Forts in den Dardanellen aus.[9] Sie gehörte mit den Linienschiffen Albion und Triumph zu den ersten schweren alliierten Einheiten, die in die Meerengen eindrangen und sie beschossen die Forts in den Engen von 9:14 bis 17:40 Uhr. Majestic erlitt dabei einen Treffer unterhalb der Wasserlinie, konnte aber den Beschuss fortsetzen. Auch am folgenden Tag wurde sie in gleicher Weise eingesetzt. Am 1. März 1915 unterstützte sie die ersten Landungen in den Bereichen der äußeren Forts, die sie von 11:25 Uhr bis 16:45 Uhr beschoss. Am 3. wurde sie für weitere Beschießungen eingesetzt, ehe sie sich am 8. nach Moudros[9] zurückzog, um schon am 9. von 10:07 Uhr bis 12:15 Uhr erneut türkische Stellungen am Dardanelleneingang zu beschießen. Am 10. zog sie sich nach Tenedos zurück. Am 15. März 1915 erfolgte noch ein weiterer Einsatz am Dardanelleneingang mit Rückmarsch nach Tenedos am 16.[9]
Die Majestic nahm am Durchbruchsversuch durch die Dardanellen am 18. März 1915 teil. Ab 14:20 Uhr beschoss sie das Fort N°9 und Feldbatterien in den Wäldern an der Meerenge. Während sie Fort N°9 beschoss, gelangen diesem noch schwere Treffer auf der HMS Ocean, die schließlich verloren ging. Majestic brach die Beschießung um 18:35 Uhr befehlsgemäß ab. Sie hatte vier Treffer erhalten, zwei an der Basis des Mastes und zwei im Vorschiff und erreichte Tenedos um 22:00 Uhr mit einem Toten und etlichen Verwundeten.[11]
Schon am 22. März war die Majestic wieder direkt vor den Dardanellen und beschoss am 28. zweimal türkische Stellungen und dann wieder am 14. April. Am 18. April schoss sie auf das aufgegebene britische U-Boot E15 nahe Fort Dardanos. Als dessen Besetzung durch die Türken drohte, zerstörten die Verkehrsboote der Majestic und der Triumph, E15 mit Torpedos. Das Boot der Majestic wurde allerdings beim Rückzug von türkischen Küstenbatterien versenkt. Majestic kehrte am 21. April nach Tenedos zurück[12].
Am 25. April 1915 war die Majestic wieder im Einsatz, unterstützte die auf Gallipoli mit ihrer Artillerie bis in die Abendstunden und meldete die Landung über Funk nach London. Sie nahm 99 Verwundete nach 21 Uhr an Bord und ihre Boote wieder auf bevor, sie über Nacht vor Gallipoli ankerte. Am nächsten Morgen eröffnete sie um 6:17 Uhr erneut das Feuer auf erkannte Artilleriestellungen. Am 27. April setzte sie den Einsatz bis mittags fort, wobei die türkische Seite zumindest Nahtreffer erzielte. Am 29. April war die Majestic nochmals im Einsatz und ankerte auch in der Nacht vor Gallipoli.[12]
Verlust der Majestic
Ende Mai löste die Majestic die Triumph als Flaggschiff von Konteradmiral Stuart Nicholson[10], dem Befehlshaber des Unterstützungsgeschwaders bei Kap Helles, ab.[13]
Am 27. Mai 1915 vor dem Landungsabschnitt „W“ bei Kap Helles erhielt die Majestic gegen 6:45 Uhr trotz einer Sicherung durch Zerstörer und Torpedoschutznetzen einen Torpedotreffer. Es kam zu einer großen Explosion; die HMS Majestic bekam sofort Schlagseite nach Backbord und kenterte in wenigen Minuten. In dem nur 16 m tiefen Wasser schlug ihr Mast in den Grund. 49 Mann starben beim Untergang.[14]
Der Angreifer war das deutsche Unterseeboot U 21 unter Otto Hersing, das einen Torpedo durch den Sicherungsring der Zerstörer gefeuert hatte. U 21 war als erstes deutsches Unterseeboot aus der Nordsee ins Mittelmeer verlegt worden und nach dem Anlaufen von Cattaro weiter zu den Dardanellen marschiert. Nach der Versenkung der Majestic marschierte das Boot nach Konstantinopel, wo der Kommandant mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet wurde.
Die Majestic war das dritte Linienschiff, das innerhalb von zwei Wochen vor Gallipoli torpediert wurde. U 21 hatte zwei Tage zuvor schon die Triumph versenkt. Die erste Versenkung eines Linienschiffs vor den Dardanellen mit Torpedos war dem türkischen Torpedoboot Muavenet-i Milliye mit einem Nachtangriff auf die Goliath gelungen. Der Verlust der Majestic führte zum weitgehenden Verzicht auf Unterstützung durch schwere Schiffe. In Zukunft kamen vor allem alte Kreuzer und zu diesem Zweck gebaute Monitore zum Einsatz.
Die Masten der kenternden Majestic blieben im Meeresuntergrund stecken und ihr Schiffsboden blieb für Monate sichtbar, bis ihr vorderer Mast bei einem Sturm in der Nacht des 17. November 1915 zusammenbrach.[12] Das Wrack liegt auf der Position 40° 3′ N, 26° 11′ O .[15]
Literatur
- R. A. Burt: British Battleships 1889–1904. Naval Institute Press, Annapolis, Maryland 1988, ISBN 0-87021-061-0.
- Roger Chesneau, Eugene M. Kolesnik (Hrsg.): Conway's All The World's Fighting Ships, 1860–1905. Conway Maritime Press, London 1979, ISBN 0-85177-133-5.
- F. J. Dittmar, J. J. Colledge: British Warships 1914–1919. Ian Allen, London 1972, ISBN 0-7110-0380-7.
- Tony Gibbons: The Complete Encyclopedia of Battleships and Battlecruisers: A Technical Directory of All the World's Capital Ships From 1860 to the Present Day. Salamander Books Ltd., London 1983.
- Randal Gray (Hrsg.): Conway's All The World's Fighting Ships 1906–1921. Naval Institute Press, Annapolis, Maryland 1985, ISBN 0-87021-907-3.
Weblinks
- Majestic auf marinequest.com
- Majestic, Tippfehler beim Canadian Convoy
- Versenkung der Majestic
- Majestic-Klasse im Ersten Weltkrieg
Fußnoten
- Burt, S. 114.
- Conway's All the World's Fighting Ships 1860–1905, S. 34
- Gibbons, S. 137.
- 12"/35 (30.5 cm) Mark VIII
- 6"/40 (15.2 cm) QF Marks I, II and III
- Conway's, S. 34
- 12-pdr -3"/50 (7.62 cm)- 18cwt QF Mark I
- Hotchkiss 3-pdr (1.4 kg) -1.85"/40 (47 mm)- QF Marks I and II
- Burt, S. 130.
- Conway's, S. 7
- Burt, S. 130f.
- Burt, S. 131
- Burt, S. 131, Conway, S. 7
- Burt, S. 131
- Majestic