Royal-Sovereign-Klasse
Die Royal-Sovereign-Klasse war eine Klasse von acht Schlachtschiffen der Royal Navy.
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Geschichte
Die Schiffe der Royal-Sovereign-Klasse wurde nach dem Naval Defence Act 1889, der eine Summe von 21 Millionen Britische Pfund für die Flottenerweiterung vorsah, gebaut. Ein Auslöser für die Verabschiedung dieses Gesetzes waren die Gerüchte über eine mögliche Französisch-Russische Allianz, die durch gemeinsame Flottenmanöver 1888 aufkamen. Das Gesetz sah den Bau von zehn Schlachtschiffen, 42 Kreuzern und 18 Torpedobooten vor. Dies bedeutete eine erhebliche Vergrößerung der Royal Navy. Mit dem Gesetz wurde der sogenannte „Two-Power-Standard“ förmlich festgeschrieben. Dieser Standard besagte, dass die Anzahl der Schlachtschiffe der Royal Navy mindestens so groß sein sollte wie die Summe der Anzahl der Schlachtschiffe der beiden nächstkleineren Seestreitkräfte. Zum damaligen Zeitpunkt waren dies die Flotten Frankreichs und Russlands.
Kernelement des Planes waren die Schiffe der Royal-Sovereign-Klasse. Sie waren die größten und schnellsten Schlachtschiffe ihrer Zeit. Wie die HMS Dreadnought eine Generation später, ließ ihr Erscheinen alle bestehenden Schlachtschiffe schlagartig veralten. Der Entwurf – und seine Verbesserung in Form der Majestic-Klasse – bestimmte den britischen Schlachtschiffbau für die nächsten 15 Jahre bis zum Erscheinen der Dreadnoughts. Die Royal-Sovereign-Klasse wird teilweise als erste Einheitslinienschiffsklasse bezeichnet.[1][2]
Konstruktion
Die Royal-Sovereign-Klasse wurde von Sir William Henry White entworfen. Sie war größer als die Admiral-Klasse, die Victoria-Klasse und die Trafalgar-Klasse, die ihr vorausgegangen waren. Als die HMS Royal Sovereign fertiggestellt wurde, war sie das größte Kriegsschiff der Welt. Mit einer Geschwindigkeit von 17,5 Knoten war sie auch das schnellste Schlachtschiff der Flotte. Diese Klasse etablierte das Muster für die erfolgreichen Schlachtschiffe der Royal Navy und anderer Flotten.
Auf der Royal-Sovereign-Klasse wurden die gleichen 34,3-cm-Hinterlader (13,5 Zoll) wie auf der Admiral-Klasse verbaut. Bei den ersten sieben Schiffen wurden sie in offenen Barbetten montiert. Der Verzicht auf die im 19. Jahrhundert konstruierten Panzertürme sparte Gewicht und ermöglichte einen Freibord knapp 6 m, das entspricht einem Wert von 90 % moderner Richtlinien und verbesserte die Seefestigkeit erheblich.
Beim zweiten Schiff der Klasse, der HMS Hood, wurden die älteren Türme verbaut, die erstmals in den 1860er-Jahren zur Anwendung gekommen waren. Dementsprechend betrug der Freibord nur noch 3,5 m, die Seefestigkeit war reduziert und führte zu Einschränkungen der Geschwindigkeit bei rauer See. Ansonsten war sie mit ihren Schwesterschiffen baugleich. Damit gab sie ein gutes Vergleichsmuster ab, um die Eignung der schweren geschlossenen Türme einerseits und der nach oben offenen Barbetten in der Praxis zu beurteilen. Die Hood war bei rauer See im Atlantik und in der Nordsee praktisch nicht einsetzbar, da das Deck überspült wurde. Sie war folgerichtig das letzte britische Schiff, das eine derartige Turmkonstruktion benutzte. Alle folgenden Schiffe führten die Geschütze in Barbetten. Die über den Barbetten montierte, mitdrehende Panzerkuppel ließ sie äußerlich jedoch ebenfalls als Türme erscheinen, und so wurde der Begriff des Turms von den älteren Konstruktionen auf moderne Panzertürme übertragen.[3]
Die Schiffe wurden durch einen schweren Gürtelpanzer geschützt, der rund 2,6 m hoch und 46 cm dick war. Die Stärke des Panzer reduzierte sich auf Höhe der Barbetten auf 35 cm. Nach oben wurde die so entstandene Zitadelle durch einen weiteren, 10 cm starken Gürtel verlängert. Dieser zweite Gürtel sollte vor leichteren Explosivgeschossen schützen. Er wurde nach Beschussversuchen auf das ältere Panzerschiff HMS Resistance eingeführt. Hinter dem Panzer lagen 3 m starke Kohlebunker, die als zusätzlicher Schutz dienten. Das Panzerdeck war 7 cm stark. Die Stärke verminderte sich an Bug und Heck auf 6,3 cm. Das Schiff war so konstruiert, dass seine Schwimmfähigkeit auch beim Fluten des ungepanzerten Hecks beziehungsweise Bugs erhalten blieb.
Ursprünglich war die Ausrüstung mit modernen 30,5-cm-Hinterladern (12 Zoll) vorgesehen. Da jedoch befürchtet wurde, dass diese Waffen nicht rechtzeitig zur Verfügung stünden, wurde letztendlich wieder auf die alten Kanonen der Vorgängerklassen zurückgegriffen. Die Sekundärbewaffnung bestand aus zehn 15,2-cm-Schnellfeuergeschützen zum Kampf gegen Torpedoboote. Die Sekundärbewaffnung wurde auf zwei Decks verteilt, so dass bei einem gegnerischen Treffer nur jeweils eine Kanone getroffen werden konnte. Neben dem Gewicht der Geschütze wirkte sich auch der Platzbedarf für die Unterbringung der Besatzungen auf das Gesamtgewicht aus. Für die Bedienung einer Kanone wurden 31 Mann benötigt: 11 Mann zur unmittelbaren Bedienung des Geschützes, jeweils acht in den zwei Munitionsmagazinen und weitere sieben im Raum zur Lagerung und Vorbereitung der Granaten. Die Sekundärbewaffnung auf dem Oberdeck hatte bei Indienststellung der Schiffe nur leichte, an den Kanonen angebrachte Schutzschilde. Zwischen 1902 und 1903 wurden sie in geschlossene Kasematten eingebaut.
Die Schiffe rollten bei bewegter See stark. Der Kommandant der HMS Resolution, der im Dezember 1893 in der Biskaya in raue See kam, brach die Fahrt ab und kehrte nach Großbritannien zurück. Erst der Einbau von Schlingerkielen und das Bunkern von Kohle als Ballast (maximal 1.400 t) reduzierten das Rollen auf ein vertretbares Maß. Dennoch führte der Bericht über die Resolution zum Spitznamen Rolling Ressies, den die Schiffe während ihrer ganzen Dienstzeit behielten.[4]
Einsatz
Die Schiffe der Klasse wurden im Routinedienst der Royal Navy eingesetzt und nahmen an diversen Manövern und Flottenbesichtigungen teil. Alle Schiffe dienten in heimatlichen Gewässern[5], einige auch in der Mittelmeerflotte. Während dieses Einsatzes nahmen sie 1897/98 an der Blockade von Kreta teil. Die Klasse insgesamt wurde um 1905 in die Reserve überführt.[6]
Im Jahre 1906 war die Klasse mit Erscheinen der Dreadnought schlagartig veraltet. Sie wurden ab diesem Zeitpunkt zu weniger anspruchsvollen Diensten verwendet und ab 1909 zur Verschrottung bzw. zum Verkauf vorgesehen.[6] Nur zwei der Schiffe erlebten den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Die Hood wurde als Blockschiff versenkt, die Revenge (Umbenennung in Redoubtable 1915) nahm 1914/15 an der Beschießung der belgischen Küste teil und wurde anschließend außer Dienst gestellt.[7]
Schiffe der Klasse
HMS Royal Sovereign
Die HMS Royal Sovereign diente 1892 bis 1897 in der Kanalflotte, 1897 bis 1902 in der Mittelmeerflotte, 1902 bis 1905 in der Home Fleet und 1905 bis 1907 in der neuen Kanalflotte. Überstellung in die Reserve 1907, in die Materialreserve 1909 und 1913 abgewrackt.
HMS Hood
Die HMS Hood diente 1893 bis 1900 sowie nochmals 1901 bis 1903 in der Mittelmeerflotte und 1903 bis 1904 in der Home Fleet. Überstellung in die Reserve 1905, danach Hilfsdienste und Außerdienststellung 1911. Versenkt als Blockschiff 1914 in Portland Harbour.
HMS Empress of India
Die HMS Empress of India (ex Renown) diente 1893 bis 1897 in der Kanalflotte, 1897 bis 1901 in der Mittelmeerflotte und 1902 bis 1905 in der Home Fleet. Überstellung in die Reserve 1905, 1907 bis 1912 Einsatz in der neuen Home Fleet, versenkt als Zielschiff 1913.
HMS Ramillies
Die HMS Ramillies diente 1893 bis 1903 in der Mittelmeerflotte, 1893 bis 1903 in der Reserveflotte und 1907 bis 1911 in der Home Fleet, 1913 abgewrackt.
HMS Repulse
Die HMS Repulse diente 1894 bis 1902 in der Kanalflotte, 1902 bis 1903 in der Mittelmeerflotte und 1905 bis 1907 in der Reserveflotte, danach Hilfsdienste, 1911 außer Dienst gestellt und abgewrackt.
HMS Resolution
Die HMS Resolution diente 1893 bis 1901 in der Kanalflotte, danach verschiedene Hilfsdienste bis zur Außerdienststellung 1911, 1914 abgewrackt.
HMS Revenge
Die HMS Revenge (ab 1915 HMS Redoubtable) diente 1896 in der Flying Squadron als deren Flaggschiff, danach von 1896 bis 1900 Mittelmeerflotte, dabei 1898/99 Flaggschiff während der Blockade von Kreta, danach 1902 bis 1905 Flaggschiff der Home Fleet, 1905 Kanalflotte und 1905 bis 1913 verschiedene Hilfsdienste in der Flottenreserve. 1914/15 Beschießung der belgischen Küste, Außerdienststellung 1919, im gleichen Jahr abgewrackt.
HMS Royal Oak
Die HMS Royal Oak diente 1896 in der Flying Squadron, danach von 1897 bis 1902 Mittelmeerflotte, 1903 bis 1905 Home Fleet, 1905 bis 1907 Reserveflotte, 1905 bis 1907 neue Home Fleet. Außerdienststellung 1912, 1914 abgewrackt.
Literatur
- David K. Brown: Warrior to Dreadnought. Warship Development 1860–1906. Chatham, London 1997, ISBN 1-86176-022-1.
- R. A. Burt: British Battleships 1889–1904. Naval Institute Press, Annapolis MD 1988, ISBN 0-87021-061-0.
- Roger Chesneau, Eugene M. Kolesnik (Hrsg.): Conway's All the World's Fighting Ships 1860–1905. Mayflower Books Inc., New York NY 1979, ISBN 0-8317-0302-4.
- E. H. H. Archibald: The Metal Fighting Ship in the Royal Navy, 1860–1970. Illustrated by Ray Woodward. Arco Publishing Co., New York NY 1971, ISBN 0-6680-2509-3.
Weblinks
Fußnoten
- Conway’s All the World’s Fighting Ships 1806–1905. S. 32.
- Andere Quellen gehen von der Majestic-Klasse als erste Einheitslinienschiffe aus.
- Burt S. 85; Conway's All the World’s Fighting Ships 1860–1905. S. 33.
- Burt, S. 66–67.
- diverse Geschwader / Gruppierungen, die rund um die Britischen Inseln eingesetzt waren, z. B. die Channel Fleet oder Home Fleet
- Burt, S. 80–84.
- Burt, S. 83–84