HMS Goliath (1898)
Die HMS Goliath war eines der sechs Linienschiffe der Canopus-Klasse der Royal Navy, die um 1900 gebaut wurden. Seit 1909 in der Reserve, wurde das Schiff bald nach Kriegsbeginn in den Indischen Ozean geschickt. Die Goliath war an der Blockade der Königsberg im Rufiji-Delta beteiligt, aber nicht in der Lage, den Kleinen Kreuzer dort zu beschießen.
Die Goliath wurde am 13. Mai 1915 vor den Dardanellen vom türkischen Torpedoboot Muavenet-i Milliye versenkt.
HMS Goliath | |
Übersicht | |
Typ | Linienschiff |
Bauwerft | |
Kiellegung | 4. Januar 1897 |
Stapellauf | 23. März 1898 |
Dienstzeit |
1900–1915 |
Indienststellung | 27. März 1900 |
Verbleib | 12. Mai 1915 versenkt |
Technische Daten | |
Verdrängung |
12.950 t |
Länge |
120 m |
Breite |
23 m |
Tiefgang |
7,6 m |
Besatzung |
680–750 Mann |
Antrieb |
Wasserrohr-Kessel |
Geschwindigkeit |
18,25 kn |
Reichweite |
1.650 sm bei 8 kn |
Bewaffnung |
|
Panzerung | |
Gürtelpanzer |
150 mm (6 in) |
Panzerschott |
150–200 mm (6–10 in) |
Barbette |
300 mm (12 in) |
Türme |
200 mm (8 in) |
Kasematten |
150 mm (6 in) |
Kommandoturm |
300 mm (12 in) |
Panzerdeck |
25–50 mm (1–2 in) |
Baugeschichte
Die Kiellegung der HMS Goliath erfolgte am 4. Januar 1897 auf dem Chatham Dockyard und der Stapellauf am 23. März 1898. Im März 1900 wurde sie als drittes Schiff der Klasse nach Canopus und Ocean in Dienst gestellt.[1] Sie war das vierte Schiff der Royal Navy mit dem Namen Goliath.
Goliath und ihre fünf Schwesterschiffe wurden für den Einsatz im Fernen Osten konstruiert und konnten den Sueskanal passieren. Sie waren etwas kleiner, leichter und schneller als die vorangegangene Majestic-Klasse, obwohl sie geringfügig länger waren. Um Gewicht zu sparen, war auch die Panzerung etwas verringert worden. Der Panzerungsplan enthielt auch ein neues Panzerdeck, das entwickelt worden war, um gegen das Steilfeuer von Haubitzen geschützt zu sein. Grund für die Entwicklung waren Nachrichten, die französische Marine plane die Installation derartiger Waffen auf ihren Schiffen. Diese Nachrichten erwiesen sich als falsch.[2]
Die Goliath war mit vier 12-Zoll-L35-Kanonen in zwei Doppeltürmen an Bug und Heck ausgestattet. Die runden Barbetten der Türme erlaubten das Laden der Geschütze in jeder Drehposition, aber nur in einer bestimmten Erhöhung.[2] Als Mittelartillerie führte die Goliath zwölf 6-Zoll-L40-Schnellfeuergeschütze in Kasematten, von denen einige auch direkt nach vorn bzw. hinten schießen konnten.[3]
Wie ihre Schwesterschiffe besaß die Goliath Wasserrohr-Kessel, die mehr Dampf bei geringerem Gewicht produzierten als die Zylinderkessel älterer Schiffe. Die Klasse verbrauchte weniger Kohlen als ihre Vorgänger und erzielte höhere Geschwindigkeiten.[4]
Einsatzgeschichte
Einsätze bis zum Weltkrieg
Die Goliath wurde am 27. März 1900 für den Einsatz auf der China Station in Dienst gestellt. Sie traf dort zur Zeit des Boxeraufstandes ein und operierte zeitweise zusammen mit den deutschen Linienschiffen der Brandenburg-Klasse. Ende 1900 traf ihr Schwesterschiff HMS Glory als zweites Schiff der Klasse auf der China Station ein und 1901 folgten die Albion, Ocean und Vengeance; nur das Typschiff Canopus kam dort nicht zum Einsatz. Die erste Überholung der Goliath erfolgte vom September 1901 bis zum April 1902 in Hongkong. Im Juli 1903 verließ sie die China Station in die Heimat, wo sie beim Chatham Dockyard am 9. Oktober 1903 außer Dienst gestellt wurde. Während dieser Zeit in der Reserve wurde sie vom Januar bis Juni 1904 bei Palmers am Tyne überholt, um anschließend an den Heimatmanövern teilzunehmen.[5]
Am 9. Mai 1905 kehrte die Goliath in Chatham in die aktive Flotte zurück, um ihr Schwesterschiff HMS Ocean auf der China Station abzulösen. Während ihrer Ausreise zusammen mit der Canopus erneuerten Großbritannien und Japan ihre Allianz, die der Royal Navy erlaubte, die Stärke der China Station zu reduzieren und ihre Linienschiffe abzuziehen. Die beiden im Ausmarsch befindlichen Linienschiffe wurden zurückgerufen, als sie im Juni Colombo auf Ceylon erreichten und die Goliath wurde jetzt zur Mittelmeerflotte abgeordnet. Im Januar 1906 wurde sie dann der Channel Fleet zugeteilt, wo ihre vier in China eingesetzten Schwesterschiffe schon im Vorjahr eingetroffen waren.[5]
Nach dem Einbau einer neuen Feuerleitanlage verlegte die Goliath am 15. März 1907 zur Portsmouth Division der neugebildeten Home Fleet. In Portsmouth wurde von August 1907 bis Februar 1908 dann ihre Maschinenanlage überholt.[6]
Nach dieser Überholung wurde die Goliath am 4. Februar 1908 für die Mittelmeerflotte in Dienst gestellt. Auf dem Marsch nach Malta brach eine Antriebswelle, deren Reparatur vier Monate in Anspruch nahm, ehe sie ihren Dienst wieder aufnehmen konnte. Auch die Schwesterschiffe Glory, Canopus und Ocean befanden sich hier im Einsatz. Am 20. April 1909 kehrte sie nach Portsmouth zurück und wurde nunmehr der 4th Division der Home Fleet in der Nore zugeteilt. Während dieses Dienstes wurde sie 1910 bis 1911 in Chatham überholt[5] und dann in Sheerness stationiert. 1913 wurde sie der 3. Reserveflotte im Pembroke Dock in Wales zugewiesen, wo sich auch die Schwesterschiffe Canopus, Albion und Ocean befanden[7].
Kriegseinsatz
Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges im August 1914 wurde die Goliath wieder in den aktiven Dienst genommen und der 8th Battle Squadron der Channel Fleet zugeteilt, die von Devonport aus operierte. Sie wurde bald nach Loch Ewe geschickt, um als Wachschiff des Ankerplatzes der Grand Fleet zu dienen[7] und sicherte dann am 25. August 1914 die Landung des Plymouth Marine Battalion im belgischen Ostende.[8]
Am 20. September wurde die Goliath zur East Indies Station beordert, um die Sicherung von Truppentransporten zu unterstützen. Im Oktober begleitete sie einen Konvoy in den Persischen Golf und nach Ostafrika. Sie wurde zur Blockierung des deutschen Kreuzers SMS Königsberg und seiner Versorger herangezogen. Am 28. und 30. November beschoss sie Daressalaam. Die erste Aktion fand statt, als die Briten deutsche Handelsschiffe im Hafen kontrollierten und beide Seiten sich nicht an bestehende Abmachungen hielten. Dabei kam es zu Gefechten. Der damalige Kommandant der Goliath, Henry Peel Ritchie, der als Leiter der Kontrollgruppe schwerst verwundet wurde, erhielt für seinen Einsatz im April 1915 als erster Offizier der Royal Navy des Weltkrieges ein Victoria-Kreuz. Die zweite Beschießung sollte eine Vergeltungsaktion für den ersten Zusammenstoß sein.[5]
Von Dezember 1914 bis Februar 1915 wurde die Goliath im südafrikanischen Simonstown überholt. Danach ging sie im März als Flaggschiff des Befehlshabers des Kapgeschwaders, Vizeadmiral Sir Herbert Goodenough King-Hall, zur Rufiji-Mündung, wo die Angriffe auf die dort blockierte Königsberg wieder aufgenommen werden sollten. Aber auch das Linienschiff konnte mit seinen Geschützen nicht den im Flussdelta liegenden deutschen Kreuzer erreichen. Am 25. März 1915 erhielt die Goliath den Befehl, zu den Dardanellen zu laufen, um am dortigen Angriff teilzunehmen. Der Admiral stieg auf den Kreuzer HMS Hyacinth um und das Linienschiff verließ am 1. April Ostafrika.[5]
Vor den Dardanellen
Die von Captain Thomas Lawrie Shelford befehligte Goliath unterstützte als Teil der alliierten Flotte am 25. April die Landung am Kap Helles, wo sie einige Schäden durch die türkischen Verteidiger erlitt. Sie unterstützte die alliierten Truppen in der Ersten Schlacht von Krithia. Am 2. Mai wurde sie erneut durch türkische Kanonen getroffen. Das Eingreifen der schweren Geschütze der Linienschiffe in den Landkampf hatte für die kämpfenden Parteien einen hohen moralischen Wert, auch wenn es zum Teil an geeigneten Zielen für die schwere Artillerie mangelte.
Verlust der Goliath
In der Nacht vom 12. zum 13. Mai ankerte die Goliath bei nebligen Bedingungen zusammen mit der HMS Cornwallis in der Morto Bay vor Kap Helles, gesichert durch fünf Zerstörer. Gegen 01:00 Uhr gelang es dem Zerstörer Muavenet-i Milliye der osmanischen Marine mit seiner türkisch-deutschen Besatzung, an den Zerstörern HMS Beagle und HMS Bulldog vorbeizulaufen und sich den Linienschiffen zu nähern. Muavenet-i Milliye schoss zwei Torpedos ab, welche die Goliath fast gleichzeitig auf der Höhe des vorderen Turms und des vorderen Schornsteins trafen und eine mächtige Explosion auslösten. Die Goliath begann fast sofort zu kentern, als sie noch von einem dritten Torpedo nahe dem achteren Turm getroffen wurde. Sie kenterte endgültig und nahm 570 Mann ihrer 700 Mann starken Besatzung einschließlich des Kommandanten mit in die Tiefe.
Obwohl sofort nach dem ersten Torpedotreffer entdeckt und unter Feuer genommen, konnte die Muavenet-i Milliye entkommen. Für die Versenkung der Goliath wurde der türkische Kommandant Ahmet Saffet Bey zum Major befördert. Der deutsche Flottillenchef auf der Muavenet-i Milliye, Kapitänleutnant Rudolph Firle, erhielt das Eiserne Kreuz I. Klasse neben österreich-ungarischen und türkischen Auszeichnungen. Für beide war dieser Erfolg auch förderlich für ihre Nachkriegskarrieren. Ahmet Saffet Bey war kurzzeitig türkischer Marineminister und in der Politik tätig. Rudolph Firle wurde im Dritten Reich Vorstandsvorsitzender des Norddeutschen Lloyd.
Literatur
- Raymond A. Burt: British Battleships 1889–1904. Naval Institute Press, Annapolis MD 1988, ISBN 0-85368-914-8.
- Roger Chesneau, Eugene M. Kolesnik (Hrsg.): Kriegsschiffe der Welt 1860 bis 1905. Band 1: Großbritannien und Deutschland. Bernard & Graefe, Koblenz 1983, ISBN 3-7637-5402-4.
- Tony Gibbons: The Complete Encyclopedia of Battleships and Battlecruisers. A Technical Directory of All the World's Capital Ships From 1860 to the Present Day. Salamander Books Ltd., London 1983, ISBN 0-86101-142-2.
- Randal Gray (Hrsg.): Conway's All The World's Fighting Ships, 1906–1921. Naval Institute Press, Annapolis MD 1986, ISBN 0-87021-907-3.
Weblinks
- Maritimequest Fotogalerie zur HMS Goliath
- Canopus-Klasse auf worldwar1.co.uk (engl., 21. Februar 2011)
Einzelnachweise
- Burt, S. 141
- Conway, S. 35
- Conway, S. 35f; Gibbons, S. 145
- Conway, S. 35; Gibbons, S. 145
- Burt, S. 158
- Conway, S. 8, Burt, S. 158
- Conway, S. 8
- Burt, S. 158; Conway's, S. 8