Nase
Die Nase (lateinisch nasus; altgriechisch ῥίς rhís) ist in der Anatomie das Organ von Wirbeltieren, das die Nasenlöcher (lateinisch nares) und die Nasenhöhle beherbergt. Beim Menschen sowie den meisten anderen Säugetieren liegt die Nase im Gesichtszentrum bzw. an der vorderen Spitze der Schnauze.
Hinter dem Nasenraum befindet sich der Rachen, in den von unten her die Luftröhre und die Speiseröhre münden.
Etymologie
Das mhd. Wort nase beruht auf ahd. nasa und dieses wiederum auf idg. *nas- „Nase“, ursprünglich wahrscheinlich „Nasenloch“ (vgl. aind. nā́sa Nom. Dual).[1]
Nase der Säugetiere
Außen unterscheidet man bei der Nase Nasenwurzel, Nasenrücken und Nasenspitze sowie die seitlichen Nasenflügel. Beim Menschen liegt innerhalb der Nasenwurzel der Nasendornfortsatz (Spina nasalis anterior). Der obere Teil des menschlichen Nasenrückens wird vom Nasenbein gestützt, während sich in der Nasenspitze nur Knorpelelemente zur Stabilisierung befinden.
Anatomisch gehört die Nase zu den äußeren und oberen Atemwegen. Die Nasenlöcher (Nares) führen in das Innere der Nase, jeweils zuerst in den Nasenvorhof (Vestibulum nasi), der von behaarter äußerer Haut ausgekleidet ist, dann in die eigentliche Nasenhöhle (Cavum nasi). Die Nasenhöhle ist durch die Nasenscheidewand (Septum nasi) in zwei getrennte Abteilungen gegliedert und von einer Schleimhaut mit Flimmerepithel ausgekleidet. Linke und rechte Nasenhöhle sind jeweils durch die knöchern gestützten Nasenmuscheln untergliedert. Zwischen den Nasenmuscheln liegen drei Nasengänge.
Beim Menschen besteht eine natürliche Enge des Naseneingangs, die als „Nasenklappe“ (Ostium internum) bezeichnet wird. Die Enge entsteht zwischen dem unteren Rand des Dreieckknorpels und der Nasenscheidewand, äußerlich zu sehen durch eine Einziehung oberhalb der Flügelknorpel, die den äußeren Naseneingang stabilisieren. Eine menschliche Nase ist in Europa bei Frauen im Durchschnitt 5,1 cm und bei Männern 5,8 cm lang.[2]
Bei den Walen hat sich die Nase an die Oberseite des Kopfes verlagert und hat verschließbare Nasenöffnungen. Nase und Oberlippe der Elefanten haben sich zusammen zu einem langen, muskulösen Tast- und Manipulationsorgan entwickelt, dem Rüssel.
Funktion
Durch die Nase wird Atemluft ein- und ausgeatmet, wobei kalte Luft an der Oberfläche der Nasenschleimhaut erwärmt und trockene Luft angefeuchtet wird. Die Nasenhaare fangen grobe und das Nasensekret feine Fremdpartikel ab. Das Nasensekret wird dauernd durch die Bewegung der Flimmerhärchen in Richtung Rachen transportiert. Überschüssiges Sekret, Fremdpartikel und Allergene wie Pollen können durch Niesen teilweise reflektorisch nach außen befördert werden.
Dank der Nase kann man auch mit geschlossenem Mund atmen. Dies wird bei der zirkulären Atmung ausgenutzt. Ein Säugling, der gestillt wird, kann während des Trinkens durch die Nase ein- und ausatmen. Alle Säugetiere (mit Ausnahme der Wale und Seekühe) sind nach ihrer Geburt, solange sie gesäugt werden, auf die Nasenatmung angewiesen.
Die menschlichen Nasenmuscheln stellen sogenannte unechte Schwellkörper dar, die ihre Größe erheblich ändern können.
Beim Menschen findet die Nasenatmung in körperlicher Ruhe nicht gleichmäßig durch beide Nasenlöcher statt. Diesen Vorgang bezeichnet man als Nasenzyklus. Der Luftstrom durch jeweils eines ist verringert, um eine Regeneration seiner Schleimhaut zu ermöglichen.[3] Nach einer gewissen Zeit wechselt der Hauptstrom zum jeweils anderen Nasenloch, was bei einer gesunden Nase unbemerkt vonstattengeht.
Die Regio olfactoria der Nase ist Sitz des Geruchsorgans und damit der olfaktorischen Wahrnehmung.
Evolutive Entwicklung
Mensch
Klimatische Besonderheiten haben möglicherweise die Nasenform des Menschen über natürliche Selektion beeinflusst. Während in feucht-warmen Tropen breite Nasenlöcher vorteilhaft waren, boten in kalten und trockenen Regionen längere Nasen mit kleinen Nasenlöchern einen evolutionären Vorteil, da sie die Luft stärker erwärmen und befeuchten konnten.[4]
Geschichte
Die Sicht auf Bedeutung und Funktion der Nase unterlag historisch sich wandelnden Vorstellungen. So galt sie im 15. Jahrhundert als Fenster, durch das die Gerüche ins Gehirn gelangen. Im 18. Jahrhundert gab es die Vorstellung, dass die Größe der Nase einen Rückschluss auf die Größe des Gehirns ermöglicht.[5][6]
Fehlbildungen
Als äußerst seltene Fehlbildung kann eine Arrhinie auftreten.
Erkrankungen
Erkrankungen der Nase sind Gegenstand der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Interdisziplinär beteiligt sind Dermatologie und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie.
- Infektionen des Nasenraums:[7]
- Rhinitis als Entzündung der Nasenhöhle; Erkältung mit Schnupfen; Allergische Rhinitis
- Nasenfurunkel
- Rhinosinusitis
- ferner auch: Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) und Osteomyelitis des Stirnbeins (oberhalb der Nasenwurzel)
- Rhinophym
- Naseneingangsekzem
- Epistaxis (Nasenbluten)
- Septumdeviation (Nasenscheidewandverkrümmung)
- Nasenklappenstenose
- Nasenflügelinsuffizienz
- Tumoren:
- Fibröse Nasenpapel
- Basalzellkarzinom, Spinaliom, selten Sarkom und Melanom[8]
Nasale Applikation
Die Nase kann auch als Zugangsweg für Genuss- und Suchtmittel (z. B. Schnupftabak, Kokain) und Medikamente (Salben, Tropfen, Sprays, Inhalationen, Inhalationsanästhetika usw.) dienen.
Transnasale Ernährungssonde
Bei künstlicher Ernährung kann einem Patienten eine Ernährungssonde durch die Nase (Fachwort transnasal) bis in den Magen gelegt werden, die das Überleitsystem mit einer Sondennahrung verbindet, die dem Patienten zugeführt (appliziert) werden kann.
Schmuck
In unterschiedlichen Kulturen ist an verschiedenen Stellen der Nase das Tragen von Schmuck in Form von Nasenpiercings verbreitet.
Folter- und Kriegstrophäen
Im frühen byzantinischen Reich konnten Menschen von der Kaiserwürde ausgeschlossen oder für Ehebruch bestraft werden, indem ihnen die Nase abgeschnitten wurde (Rhinokopia).
In dem Mimizuka, einem Hügel in Japan, wurden zehntausende abgeschnittener Nasen als Trophäen aus dem Imjin-Krieg vergraben.
Verzerrte Wahrnehmung
2017 ist in den Vereinigten Staaten die Rate der Nasenkorrekturen im Vergleich zum Vorjahr um 13 % gestiegen. Eine Ursache für diesen Trend ist, dass Selfies die Nase ungewöhnlich groß wirken lassen.[9]
Scherzhaft, ironisch synonyme Bezeichnungen
- Erker
- Zinken
Siehe auch
- Adlernase
- Conchotomie
- Fischnase
- Nasennebenhöhle
- Nasenring
- Olfaktometrie
- Rotznase
- Musculus nasalis (Nasenmuskel)
- Concha nasalis inferior (untere Nasenmuschel)
- Nasenhaar
- Nasenbeinfraktur (Bruch der Nasenbeine)
Weblinks
Einzelnachweise
- Das Herkunftswörterbuch (= Der Duden in zwölf Bänden. Band 7). Nachdruck der 2. Auflage. Dudenverlag, Mannheim 1997 (S. 481). Siehe auch DWDS („Nase“) und Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Aufl., hrsg. von Walther Mitzka, De Gruyter, Berlin/ New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 503.
- Textatelier. Abgerufen am 15. Januar 2022.
- Nasenzyklus – Digitale Dissertation der FU Berlin
- Arslan A. Zaidi, Brooke C. Mattern, Peter Claes, Brian McEcoy, Cris Hughes, Mark D. Shriver, Greg Gibson: Investigating the case of human nose shape and climate adaptation. In: PLOS Genetics. 13, 2017, S. e1006616, doi:10.1371/journal.pgen.1006616.
- Harald Kleinschmidt: Wie die Nase zum Riechorgan wurde. Lit: Münster 2012. ISBN 978-3-643-12005-2
- Vgl. auch Jost Bendedum: Das Riechorgan in der antiken und mittelalterlichen Hirnforschung und die Rezeption durch S. Th. Soemmerring. In: Gunter Mann, Franz Dumont (Hrsgg.): Gehirn – Nerven – Seele. Anatomie und Physiologie im Umfeld S. Th. Soemmerrings. Stuttgart 1988 (= Soemmerring-Forschungen. Band 3), S. 11–54.
- Marianne Abele-Horn: Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 105–107 (Infektionen des Nasenraumes).
- – Sand M et al.: Cutaneous lesions of the nose, Head & Face Medicine
- Chirurgische Allgemeine, 19. Jahrgang, 3. Heft (2018), S. 124