Güttingen
Güttingen ist eine politische Gemeinde und eine Ortschaft[5] im Bezirk Kreuzlingen des Kantons Thurgau in der Schweiz. Bis 2002 war Güttingen eine Einheitsgemeinde.[6]
Güttingen | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Thurgau (TG) |
Bezirk: | Kreuzlingen |
BFS-Nr.: | 4656 |
Postleitzahl: | 8594 |
Koordinaten: | 738891 / 274055 |
Höhe: | 432 m ü. M. |
Höhenbereich: | 395–512 m ü. M.[1] |
Fläche: | 9,54 km²[2] |
Einwohner: | 1668 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 175 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 21,3 % (31. Dezember 2020)[4] |
Website: | www.guettingen.ch |
Pfarrhäuser und paritätische Kirche in Güttingen | |
Lage der Gemeinde | |
Geographie
Das Haufendorf Güttingen, dessen Kern ca. 1 Kilometer vom Bodenseeufer entfernt ist, liegt an der Strassenverbindung Kreuzlingen–Romanshorn. Güttingen grenzt an die Gemeinden Langrickenbach, Altnau, Kesswil und Sommeri. Zur Gemeinde gehört der Güttinger Wald.
Geschichte
Die steinzeitliche Ufersiedlungen Rotfarb/Moosburg aus dem 4. Jahrtausend vor Christus sind durch Funde nachgewiesen. Die frühmittelalterliche Besiedlung ist durch ein alemannisches Gräberfeld belegt. Das Dorf wurde 799 urkundlich als Cutaningin und 1155 als Guthingen erwähnt.[7] 883 übertrug Kaiser Karl der Dicke Güttingen an das Kloster St. Gallen.[8] Neben dem Kloster St. Gallen war auch das Bischof von Konstanz in Güttingen begütert. Von 1159 bis 1357 traten die Freiherren von Güttingen als Grundherren und Inhaber der Freivogtei Güttingen auf. 1359 kam die Vogtei an die Herren von Breitenlandenberg.[7] 1452 verkaufte Heinrich Ehinger, Konstanzer Stadtammann, die Moosburg und die Burg Kachel für 700 Gulden an den Bischof in Konstanz.[8] Bis 1798 verwaltete der bischöfliche Obervogt vom Schloss aus das Niedergericht Güttingen als bischöfliche-konstanzer Obervogtei Güttingen.[7] Im Vertrag von Meersburg von Februar 1804 gelangte Güttingen in den Besitz des jungen Kantons Thurgau.[8] 1870 wurden die Verwaltungen der räumlich identischen Orts- und Munizipalgemeinde Güttingen zur Einheitsgemeinde Güttingen zusammengelegt.[7]
Spätestens 1275 bestand in Güttingen eine Kirche; Kirchensatz und Kollatur lagen vermutlich bei den Freiherren von Güttingen. Während der Reformation nahm die Gemeinde grösstenteils den neuen Glauben an, dennoch war von 1554 bis 1848 das Kloster Kreuzlingen im Besitz der Kollatur. Bis heute ist die Kirche in Simultangebrauch.[7]
Die Erwerbszweige Ackerbau, Schifffahrt und Fischerei wurden im 19. Jahrhundert von der Vieh- und Milchwirtschaft verdrängt. 1861 entstand eine Sennereigenossenschaft. An die Stelle des Rebbaus trat Anfang des 20. Jahrhunderts der bereits für das 18. Jahrhundert belegte Feldobstbau. 1920 wurde die landwirtschaftliche Genossenschaft gegründet. Weder die um 1840 gebaute Seestrasse noch die 1870 eröffnete Seelinie brachten dem Dorf einen direkten wirtschaftlichen Aufschwung. 1835 siedelte sich in Güttingen eine Türkischrotfärberei an, die 1939 eingestellt wurde. 1948 bis 1974 wurden in der Citosan chemische Erzeugnisse produziert. Um 1900 existierten eine Stickerei und eine Schifflistickerei. Neben der intensiv betriebenen Landwirtschaft und einer Obsthandelsfirma boten im ausgehenden 20. Jahrhundert mittlere Gewerbe- und Industriebetriebe wie die Maschinenfabrik Kolb und die Metallwarenfabrik Naegeli einige Arbeitsplätze im ersten und zweiten Wirtschaftssektor an. 1967 wurde der Eidgenössische Versuchsbetrieb für Obstbau Güttingen eröffnet.[7]
Wappen
Blasonierung: In Weiss eine rote Rose mit gelbem Butzen, grünem Kelch, Stiel und zwei Blattansätzen.[6]
Die Gemeinde Güttingen hat das Wappen der Freiherren von Güttingen, die Ende des 14. Jahrhunderts ausgestorben sind, in neuer Zeichnung übernommen.[6]
Bevölkerung
Jahr | 1850 | 1900 | 1950 | 1970 | 1980 | 2000 | 2010 | 2018 |
Einwohner | 385 | 412 | 558 | 739 | 1024 | 1308 | 1443 | 1591 |
Von den insgesamt 1591 Einwohnern der Gemeinde Güttingen im Jahr 2018 waren 318 bzw. 19,10 % ausländische Staatsbürger. 624 (39,2 %) waren evangelisch-reformiert und 462 (29,0 %) römisch-katholisch.[5]
Wirtschaft und Verkehr
Im Jahr 2016 bot Güttingen 468 Personen Arbeit (umgerechnet auf Vollzeitstellen). Davon waren 16,3 % in der Land- und Forstwirtschaft, 32,3 % in Industrie, Gewerbe und Bau sowie 51,5 % im Dienstleistungssektor tätig.[10]
Güttingen verfügt über einen Bahnhof an der Bahnstrecke Kreuzlingen–Romanshorn und wird von der Linie S8 der S-Bahn St. Gallen bedient.
Persönlichkeiten
- Johann Ulrich Wagner (1819–?), evangelischer Geistlicher in Genf, der nach seiner Entlassung aus dem Dienst nach New York ausgewandert sein soll
Sehenswürdigkeiten
- Paritätische Kirche St. Stephan, 1431 erbaut, Turm um 1840 erhöht
- Schloss Moosburg (am Seeufer zwischen Güttingen und Kesswil), um 1850 erbaute klassizistische Villa aus den Steinen der ehemaligen Burg Moosburg (Privatbesitz)[11]
- Landhaus Moosburg
- Katholisches Pfarrhaus
- Gasthaus zum «Goldenen Lamm»
Weblinks
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019. Auf der Webseite der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabelle; 0,1 MB), abgerufen am 28. April 2020.
- Gemeindewappen. Auf der Webseite des Staatsarchivs des Kantons Thurgau, abgerufen am 8. Dezember 2019
- Verena Rothenbühler: Güttingen. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Hansueli Müller, Hans Litscher: Güttingen Thurgau. Geschichten, Dokumente und Bilder vergangener Zeiten. Hrsg.: im Auftrag der Bürgergemeinde zur 1200-Jahr-Feier. 1999.
- Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden. Kanton Thurgau, 1850–2000 und Wohnbevölkerung der Gemeinden und Vorjahresveränderung. Kanton Thurgau, 1990–2018. Auf der Webseite der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabellen; jeweils 0,1 MB), abgerufen am 28. April 2020.
- Thurgau in Zahlen 2019. Auf der Webseite der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (PDF-Datei; 1,8 MB), abgerufen am 28. April 2020.
- Satellitenaufnahme