Bottighofen
Bottighofen ist eine Gemeinde und eine Ortschaft[5] im Bezirk Kreuzlingen des Kantons Thurgau in der Schweiz. Bottighofen war von 1803 bis 1993 eine Ortsgemeinde der ehemaligen Munizipalgemeinde Scherzingen und ist seit 1994 eine eigene politische Gemeinde.
Bottighofen | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Thurgau (TG) |
Bezirk: | Kreuzlingen |
BFS-Nr.: | 4643 |
Postleitzahl: | 8598 |
Koordinaten: | 732947 / 278065 |
Höhe: | 411 m ü. M. |
Höhenbereich: | 395–488 m ü. M.[1] |
Fläche: | 2,41 km²[2] |
Einwohner: | 2397 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 995 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 34,0 % (31. Dezember 2020)[4] |
Website: | www.bottighofen.ch |
Hafen Bottighofen | |
Lage der Gemeinde | |
Geographie
Bottighofen liegt am Südwestufer des Obersee genannten Teils des Bodensees. Die Nachbargemeinden von Bottighofen sind Kreuzlingen, Münsterlingen und Lengwil. Der tiefstgelegene Punkt des Gemeindegebiets ist das Seeufer im Norden und liegt auf ca. 396 m ü. M., der höchstgelegene liegt auf dem kleinen Rigi an der Westgrenze der Gemeinde auf 453 m ü. M.[6]
Geologie
Die Geologie von Bottighofen und Umgebung ist geprägt von den Ablagerungen und den landschaftsbildenden Prozessen der letzten Eiszeit. Das ganze Gebiet wird bedeckt von einer wenige bis viele Meter mächtigen Grundmoräne, deren Zusammensetzung sowohl von der Korngrösse (ton bis Findling) wie auch vom Gesteinsmaterial her sehr vielfältig ist. Auf dieser Moränendecke bildeten sich deshalb fruchtbare Böden mit einem günstigen Wasserhaushalt, die sich vorzüglich für die Landwirtschaft eignen.[6]
Geschichte
Die ältesten Funde, welche in Bottighofen gefunden wurden, stammen aus der Jungsteinzeit. Daraus schliesst man, dass sich an dem damals dicht bewaldeten Ufer des Sees Pfahlbauten befunden hatten. Vereinzelnde Funde aus der Bronzezeit gelangten nach Frauenfeld und Zürich. Ein in Bottighofen gefundenes Bronzebeil wird heute im Rosgartenmuseum in Konstanz aufbewahrt.
Zur späten Bronze- und frühen Eisenzeit lag Bottighofen im Gebiet der Helvetier. Durch die Niederlage der Helvetier gegen die Römer bei der Schlacht bei Bibracte geriet auch das Gebiet um Bottighofen während 500 unter die Herrschaft Roms und wurde somit romanisiert. Die Römer bauten in der Bodenseeregion Strassen. Kastelle, Gutshöfe und Städte. Doch im Laufe der ersten Jahrhunderte musste sich die Römer zurückziehen und die Alemannen nahmen Besitz von diesem Land. Im frühen Mittelalter führten machtpolitische Begebenheiten zu Umwälzungen und Verschiebungen. Es bildeten sich Gaue, so der Thurgau, der vom Bodensee bis an den Zürichsee reichte.
Der Name von Bottighofen enthält den germanischen Personennamen Botto oder Potto. Der älteste Beleg lautet Pottinichovum und bedeutet bei den Höfen der Pottinge, den Nachfahren eines Botto oder Potto. Im Jahre 830 der Name Bottighofen erstmals urkundlich erwähnt in einer Pergamenthandschrift des Klosters St. Gallen vom 4. April 830, in der ein Immo (Personenname) dem Kloster St. Gallen alle seine Besitztümer übertrug. Die nächste Urkunde stammt aus dem Jahre 837. Abt Bernwig verleiht an Nidhart und Engilsind den von ihnen an St. Gallen übertragenen Besitz zu Bottighofen gegen Zins. 1083 wird Waceli de botinhoven unter anderem als Zeuge in einer Urkunde einen Tausch zweier Güter betreffend zwischen dem Kloster Allerheiligen zu Schaffhausen und einem Manno Tuto von Wagenhausen genannt.[7][8]
Grundherr war vom Hochmittelalter bis ins 19. Jahrhundert das Kloster Münsterlingen. Gerichtlich gehörte Bottighofen bis 1798 zur Vogtei Eggen. Bottighofen lag in der Pfarrei Münsterlingen, die nach der Wiederaufnahme des Klosterlebens 1549/51 wiederhergestellt wurde. 1594 erfolgte die Zuteilung der mehrheitlich reformierten Einwohner zur Pfarrei Scherzingen.[9]
Um vier Mühlen am Stichbach entstanden die zum Teil noch erhaltenen historischen Siedlungskerne. Am 10. Januar 1800 erschienen vor Bottighofen elf bewaffnete Schaluppen und der Kommandant der österreichischen Flotte liess das Feuer eröffnen. Das waren bis zum Ersten Weltkrieg die einzigen kriegerischen Ereignisse auf dem See.[7] Im 19. Jahrhundert wurde Müllerei,[10] Acker- und Rebbau sowie Wein- und Holzhandel (Schifflände) betrieben.[9]
Im 20. Jahrhundert siedelten sich einige Kleinunternehmen in Bottighofen an. 1990 waren 35 % der Erwerbstätigen im zweiten und 57 % im dritten Wirtschaftssektor beschäftigt. Die nach Kreuzlingen und Konstanz orientierte Gemeinde erlangte ihre politische Selbstständigkeit dank des starken Wachstums seit 1960, das unter anderem zum Bau von Hafen, Dorfzentrum und neuen Wohnquartieren führte.[9]
Wappen
Blasonierung: In Weiss ein durchgehendes rotes Tatzenkreuz, das oben rechts einen schwarzen, silberbereiften Reichsapfel einschliesst.[11]
Das Tatzenkreuz in den umgekehrten Farben des Klosters erinnert an die engen Beziehungen zwischen Bottighofen und dem Kloster Münsterlingen. Der Reichsapfel verweist auf die Zugehörigkeit der Gemeinde zur Vogtei Eggen.[11]
Bevölkerung
1850 | 1900 | 1950 | 1990 | 2000 | 2010 | 2018 | |
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Politische Gemeinde | 1684 | 2096 | 2219 | ||||
Ortsgemeinde | 483 | 488 | 572 | 1156 |
Von den insgesamt 2219 Einwohnern der Gemeinde Bottighofen im Jahr 2018 waren 736 bzw. 33,2 % ausländische Staatsbürger. 823 (37,1 %) waren evangelisch-reformiert und 633 (28,5 %) römisch-katholisch.[5]
Wirtschaft
Im Jahr 2016 bot Bottighofen 661 Personen Arbeit (umgerechnet auf Vollzeitstellen). Davon waren 0,7 % in der Land- und Forstwirtschaft, 11,4 % in Industrie, Gewerbe und Bau sowie 87,9 % im Dienstleistungssektor tätig.[13]
Stichbach
Der Stichbach ist ein Bach, welcher sich durch den Bottighoferwald und durch Bottighofen zieht. Am 14. Juni 1999 trat der Stichbach über die Ufer. Heftige lokale Niederschläge im Einzugsgebiet des Stichbaches führten zu einem schnellen Anstieg des Baches. Viel Gehölz wurde durch die Wassermassen mitgerissen und verstopfte die Durchlässe unter den Brücken. Das Wasser setzte die Stromversorgung für das ganze Dorf außer Betrieb und überschwemmte mehrere Liegenschaften im Bereich Rüti, Obere Mühle, Brunnenstrasse und Hauptstrasse. Dieses Jahrhundertereignis führte zu genaueren Untersuchungen des ganzen Bachlaufes. So wurden am 24. August 1999 durch die Gemeindeversammlung ein Kredit über 2,5 Mio. Franken für die Sanierung des Baches und dessen Renaturierung zugesprochen.[6][14]
Sehenswürdigkeiten
In Bottighofen gab es vier Mühlen. Drei von diesen waren am Oberlauf des Stichbaches, die vierte (Untere Mühle) war am Ende des Stichsbach bei Auslauf zum Bodensee. Da alle vom gleichen Gewässer abhängig waren, gab es oft Streit unter den Müllern.
Das Schlössli, ehemaliges Restaurant und Hotelbetrieb, ist heute ein Wohnhaus. Die Wirtschaft am Schlössli wird im ehemaligen Hafenmeistergebäude geführt.[15][16]
Bilder
- Gasthof Bären und Kreisel am Ortseingang
- Bootshafen
- Ortsbildprägend: die beiden Hochhäuser am Bootshafen
- «Langhaus» Untere Mühle
- Mehrfamilienhäuser «Mühlenpark»
Söhne und Töchter der Stadt
- Hans Munz (1916–2013), Politiker (FDP) und Rechtsanwalt
Persönlichkeiten
- Hans Munz (1916–2013), Politiker (FDP) und Rechtsanwalt
- Bernd Rüthers (* 1930), deutscher Rechtswissenschaftler, Rektor der Universität Konstanz von 1991 bis 1996
- Werner Ebke (* 1951), deutscher Rechtswissenschaftler, Vorstandsmitglied der Stiftung Lindauer Nobelpreisträgertagungen
- Bernd Schneider (* 1964), deutscher Automobilrennfahrer (DTM)
- Bert Grabsch (* 1975), deutscher Radrennfahrer
- Alex Müller (* 1979), deutscher Automobilrennfahrer (GT2)
- Markus Keller (* 1982), Snowboarder
- Hagen Klein (* 1949), deutscher Motorradrennfahrer
Literatur
- Magdalena Munz-Schaufelberger: Bottighofen. Ein weiterer Beitrag aus dessen Vergangenheit: Rund um die Offnung der Vogtei Eggen und Bottighofer Einzugsbriefe und die bäuerliche Bewirtschaftung in unserem Dorf. Bottighofen 2003.
- Magdalena Munz-Schaufelberger: 1150 Jahre Bottighofen (830–1980). 1980
- Regine Abegg, Peter Erni, Alfons Raimann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Band VIII: Rund um Kreuzlingen. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 125). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2014, ISBN 978-3-03797-116-1, S. 34–65.
- Carl Ruch, Heinrich Näf, Martin Nigg, Urs Fröhlich: Der Stichbach. Hrsg. von der Gemeinde Bottighofen. Bottighofen 2002
Weblinks
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019. Auf der Webseite der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabelle; 0,1 MB), abgerufen am 28. April 2020.
- Carl Ruch, Heinrich Näf, Martin Nigg, Urs Fröhlich: Der Stichbach. Hrsg.: Gemeinde Bottighofen. Bottighofen 2002, S. 83.
- Magdalena Munz-Schaufelberger: 1150 Jahre Bottighofen (830–1980). Hrsg.: Gemeinde Bottighofen. Bottighofen 1980, S. 64.
- Bottighofen im Wandel der Zeit. Auf der Webseite der Gemeinde Bottighofen, abgerufen am 1. Dezember 2019
- Gregor Spuhler: Bottighofen. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 19. August 2004.
- E. Rieben: Die untere Mühle zu Bottighofen. Thurgauer Jahrbuch, 1927, abgerufen am 5. März 2020.
- Gemeindewappen. Auf der Webseite des Staatsarchivs des Kantons Thurgau, abgerufen am 8. Dezember 2019
- Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden. Kanton Thurgau, 1850–2000 und Wohnbevölkerung der Gemeinden und Vorjahresveränderung. Kanton Thurgau, 1990–2018. Auf der Webseite der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabellen; jeweils 0,1 MB), abgerufen am 28. April 2020.
- Thurgau in Zahlen 2019. Auf der Webseite der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (PDF-Datei; 1,8 MB), abgerufen am 28. April 2020.
- Der Stichbach. Auf der Webseite der Gemeinde Bottighofen, abgerufen am 1. Dezember 2019
- Ines Rusca, Magdalena Munz-Schaufelberger: Die Bottighofer Mühlen und das Schlössli am See. Hrsg.: Gemeinde Bottighofen. Bottighofen 1994, S. 145.
- Das Mühlendorf. Auf der Webseite der Gemeinde Bottighofen, abgerufen am 1. Dezember 2019