Göttingen (Lahntal)
Göttingen ist ein Ortsteil der Gemeinde Lahntal im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Göttingen Gemeinde Lahntal | |
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Höhe: | 196 (193–214) m ü. NHN |
Fläche: | 1,34 km²[1] |
Einwohner: | 237 (30. Jun. 2014)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 177 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1974 |
Postleitzahl: | 35094 |
Vorwahl: | 06423 |
Göttingen in der Wetschaft-Senke. Ansicht von Süden. Im Vordergrund die Wetschaft, im Hintergrund Berge des Burgwalds |
Geographie
Der Ort liegt am östlichen Ende des Gemeindegebietes an der Wetschaft, die knapp einen Kilometer südlich in die Lahn mündet. Im Dorf treffen sich die Bundesstraße 62 und die Bundesstraße 252. Am südlichen Ortsrand verläuft die Obere Lahntalbahn.
Geschichte
Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Göttingen erfolgte unter dem Namen Gytthingen im Jahr 1300.[3] Schon im Mittelalter war Göttingen ein Verkehrsknotenpunkt. Durch den Ort führte die Handelsstraße von Bremen nach Frankfurt am Main. Die ehemalige Schule ist ein altes Fachwerkhaus.
Seit der Gebietsreform
Zum 1. Juli 1974 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Göttingen im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz in die Gemeinde Lahntal eingegliedert.[4][5] Für Göttingen wurde, wie für die übrigen ehemals eigenständigen Gemeinden von Lahntal, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]
Im Juli 2010 wurde der näher an Göttingen als am namensgebenden Ort Sarnau gelegene Bahnhof Sarnau zum Betriebsbahnhof umgewidmet. Dabei hat sich die Erschließung per Bahn stark verschlechtert, da sich der neue Haltepunkt Lahntal-Sarnau nicht mehr in Fußreichweite befindet.
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Göttingen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[3][7]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Wetter (Das Amt Wetter bestand aus den Orten Wetter, Amenau, Oberndorf, Treisbach, Niederasphe, Unterſimtshausen, Todenhausen, Melnau, Ober- und Niederrosphe, Niederwetter, Göttingen, Sterzhausen, Warzenbach und Sarnau)[8]
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Wetter[9]
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg), Amt Wetter
- ab 1648: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Wetter
- ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Wetter
- 1807–1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Wetter
- ab 1815: Kurfürstentum Hessen, Amt Wetter[10]
- ab 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Marburg[11]
- ab 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- ab 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Marburg
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Marburg
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- am 1. Juli 1974 wurde Göttingen als Ortsteil in die Gemeinde Lahntal eingegliedert.
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Gerichte seit 1821
Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung (1807–1813 und endgültig 1822) sind die Ämter neben der Verwaltung für die Rechtsprechung (meist Niedere Gerichtsbarkeit bzw. Erste Instanz) zuständig. Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Nun waren Justizämter für die erstinstanzliche Rechtsprechung zuständig, die Verwaltung wurde von Kreisen übernommen. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Justizamt Wetter war als Gericht in erster Instanz für Göttingen zuständig. Das Oberste Gericht war das Oberappellationsgericht in Kassel. Untergeordnet war das Obergericht Marburg für die Provinz Oberhessen. Es war die zweite Instanz für die Justizämter.[12]
Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde das Justizamt Marburg 1867 zum königlich Preußischen Amtsgericht Wetter (Hessen). Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung in den zum vormaligen Kurfürstentum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden sollten aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt werden.[13] Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Wetter. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Marburg und das Appellationsgericht Kassel.[14]
Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen. Am 14. Juni 1943 musste das Amtsgericht Wetter seine Tätigkeit als selbständiges Gericht einstellen. Es wurde vom 15. Juni 1943 an Zweigstelle des Amtsgerichts Marburg. Am 1. Juli 1946 wurde auch die Zweigstelle geschlossen. Der Bezirk des Amtsgerichts Wetter ging im Bezirk des Amtsgerichts Marburg auf.
In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Marburg, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Göttingen 252 Einwohner. Darunter waren 6 (2,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 45 Einwohner unter 18 Jahren, 99 zwischen 18 und 49, 63 zwischen 50 und 64 und 42 Einwohner waren älter.[15] Die Einwohner lebten in 111 Haushalten. Davon waren 30 Singlehaushalte, 33 Paare ohne Kinder und 33 Paare mit Kindern, sowie 12 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 18 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 81 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[15]
Einwohnerzahlen
Quelle: Historisches Ortslexikon[3] | |
• 1502: | 4 Männer |
• 1577: | 8 Hausgesesse |
• 1630: | keine Erhebung wegen der Pest |
• 1681: | 6 hausgesessene Mannschaften |
• 1747: | 9 Haushalte |
• 1838: | Familien: 10 nutzungsberechtigte, 6 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 6 Beisassen |
Göttingen: Einwohnerzahlen von 1784 bis 2014 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1784 | 74 | |||
1800 | ? | |||
1834 | 96 | |||
1840 | 104 | |||
1846 | 113 | |||
1852 | 121 | |||
1858 | 104 | |||
1864 | 107 | |||
1871 | 109 | |||
1875 | 114 | |||
1885 | 116 | |||
1895 | 132 | |||
1905 | 109 | |||
1910 | 121 | |||
1925 | 114 | |||
1939 | 129 | |||
1946 | 201 | |||
1950 | 209 | |||
1956 | 189 | |||
1961 | 183 | |||
1967 | 186 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 252 | |||
2014 | 237 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[3]; Gemeinde Lahntal[2]; Zensus 2011[15] |
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[3] | |
• 1861: | 100 evangelisch-lutherische, 2 römisch-katholische Einwohner |
• 1885: | 116 evangelische (= 100,00 %) Einwohner |
• 1961: | 153 evangelische (= 83,61 %), 28 katholische (= 15,30 %) Einwohner |
Erwerbstätigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[3] | |
• 1784: | Erwerbspersonen: ein Müller, ein Schmied, ein Schneider, zwei Wagner, ein Leineweber, ein Wirt, ein Schäfer, ein Tagelöhner |
• 1838: | Familien: 10 Ackerbau, 3 Gewerbe, 3 Tagelöhner. |
• 1961: | Erwerbspersonen: 28 Land- und Forstwirtschaft, 26 Produzierendes Gewerbe, 16 Handel und Verkehr, 19 Dienstleistungen und Sonstiges. |
Weblinks
- Ortsteil Göttingen. In: Webauftritt der Gemeinde Lahntal.
- Göttingen, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Göttingen nach Stichwort nach GND In: Hessische Bibliographie
Einzelnachweise
- Informationen zum Ort im Internetauftritt der Gemeinde Lahntal. Archiviert vom Original am 17. Januar 2016; abgerufen am 15. Januar 2016.
- Lahntal in Zahlen im Internetauftritt der Gemeinde Lahntal. Archiviert vom Original am 27. Januar 2016; abgerufen am 15. Januar 2016.
- Göttingen, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 404.
- Hauptsatzung. (PDF; 111 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Lahntal, abgerufen im August 2020.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Georg Landau: Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 389 (online bei HathiTrust’s digital library).
- Die Zugehörigkeit des Amtes Wetter anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 123 (online bei Google Books).
- Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f..
- Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
- Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
- Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224 )
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 28 und 68 .