Sarnau (Lahntal)

Sarnau i​st ein Ortsteil d​er Gemeinde Lahntal i​m mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.

Sarnau
Gemeinde Lahntal
Höhe: 196 m ü. NHN
Fläche: 2,62 km²[1]
Einwohner: 928 (30. Jun. 2014)[2]
Bevölkerungsdichte: 354 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1970
Eingemeindet nach: Lahnfels
Postleitzahl: 35094
Vorwahl: 06423

Der Ort l​iegt an d​er Lahn u​nd schließt direkt östlich a​n den Nachbarort Goßfelden an.

Geschichte

Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen

Sarnau wurde schon sehr früh besiedelt, wahrscheinlich in vorchristlicher Zeit. Der keltische oder auch slawische Ortsname Sarnowa bedeutet „Rehaue“ bzw. „Rehwiese“. Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Sarnau erfolgte unter dem Namen Sarnouwa wird in die Zeit 1200–1220 datiert.[3] Eine frühe Kapelle wurde 1704 durch eine Fachwerkkirche ersetzt.

Gebietsreform

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten die bis dahin selbständigen Gemeinden Sarnau und die Nachgemeinde Goßfelden zum 31. Dezember 1970 freiwillig zur neuen Gemeinde Lahnfels.[4] Diese wurde jedoch am 1. Juli 1974 kraft Landesgesetz in die erweiterte Großgemeinde Lahntal eingegliedert.[5][6] Beide Ortsteile bildeten gemeinsam mit fünf weiteren Orten die Großgemeinde Lahntal. Für Sarnau wurde, wie für die übrigen ehemals eigenständigen Gemeinden von Lahntal, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste z​eigt im Überblick d​ie Territorien, i​n denen Sarnau lag, bzw. d​ie Verwaltungseinheiten, d​enen es unterstand:[3][8]

Gerichte seit 1821

Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung (1807–1813 und endgültig 1822) sind die Ämter neben der Verwaltung für die Rechtsprechung (meist Niedere Gerichtsbarkeit bzw. Erste Instanz) zuständig. Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Nun waren Justizämter für die erstinstanzliche Rechtsprechung zuständig, die Verwaltung wurde von Kreisen übernommen. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Sarnau zuständig. Das Oberste Gericht war das Oberappellationsgericht in Kassel. Untergeordnet war das Obergericht Marburg für die Provinz Oberhessen. Es war die zweite Instanz für die Justizämter.[13] 1850 wurde das Landgericht Marburg in Justizamt Marburg umbenannt.

Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde das Justizamt Marburg 1867 zum königlich Preußischen Amtsgericht Marburg. Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung in den zum vormaligen Kurfürstentum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden sollten aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt werden.[14] Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Marburg und das Appellationsgericht Kassel.[15]

Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen. In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Marburg, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Sarnau 948 Einwohner. Darunter waren 24 (2,5 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 183 Einwohner unter 18 Jahren, 396 zwischen 18 und 49, 255 zwischen 50 und 64 und 147 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 408 Haushalten. Davon waren 114 Singlehaushalte, 105 Paare ohne Kinder und 144 Paare mit Kindern, sowie 36 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 51 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 300 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[16]

Einwohnerzahlen

Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
 1502:10 Männer
 1577:14 Hausgesesse
 1580:10 Ackerleute, 4 Einläuftige
 1630:14 Hausgesesse (3 zweispännige, 4 einspännige Ackerleute, 7 Einläuftige)
 1681:12 hausgesessene Mannschaften
 1747:24 Haushalte
 1838:256 Einwohner (Familien: 23 nutzungsberechtigte, 10 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 3 Beisassen)
Sarnau: Einwohnerzahlen von 1800 bis 2014
Jahr  Einwohner
1800
 
?
1834
 
243
1840
 
277
1846
 
279
1852
 
287
1858
 
273
1864
 
315
1871
 
286
1875
 
295
1885
 
303
1895
 
385
1905
 
414
1910
 
462
1925
 
501
1939
 
536
1946
 
688
1950
 
712
1956
 
706
1961
 
756
1967
 
792
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
948
2014
 
928
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[3]; Gemeinde Lahntal[2]; Zensus 2011[16]

Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
 1861:295 evangelisch-lutherisch, ein römisch-katholischer Einwohner
 1885:299 evangelische (= 98,68 %), 4 katholische (= 1,32 %) Einwohner
 1961:702 evangelische (= 92,86 %), 37 katholische (= 4,89 %) Einwohner

Erwerbstätigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
 1779:Erwerbspersonen: 11 Ackerbauern, 2 Schreiner, 2 Schmiede, 2 Schneider, 1 Weißbinder, 2 Leineweber, 2 Schäfer, 7 Tagelöhner.
 1838:Familien: 23 Ackerbau, 3 Gewerbe, 10 Tagelöhner.
 1961:Erwerbspersonen: 79 Land- und Forstwirtschaft, 148 Produzierendes Gewerbe, 88 Handel und Verkehr, 42 Dienstleistungen und Sonstiges.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Der Haltepunkt Lahntal-Sarnau im Sommer 2011

Der i​n den 1880er Jahren eröffnete Bahnhof Sarnau, i​n dem d​ie Bahnstrecke Warburg–Sarnau v​on der Oberen Lahntalbahn abzweigt, l​iegt außerhalb d​es Ortskerns n​ahe dem nordwestlichen Nachbarort Göttingen. Im Juli 2010 w​urde er für d​en Personenverkehr stillgelegt u​nd zum Betriebsbahnhof umgewidmet. Stattdessen w​urde am 4. Juli 2010 d​er Haltepunkt Lahntal-Sarnau eröffnet, d​er direkt a​m Ortsrand liegt. Außerdem führt nördlich d​es Dorfes d​ie Bundesstraße 62 vorbei. Im Nachbarort Göttingen e​ndet die Bundesstraße 252, d​ie über Frankenberg (Eder) u​nd Korbach n​ach Warburg führt. In Cölbe besteht Anschluss a​n die autobahnähnlich ausgebaute Bundesstraße 3.

Öffentliche Einrichtungen

Im Ort g​ibt es e​in Dorfgemeinschaftshaus u​nd eine Kindertagesstätte.

Einzelnachweise

  1. Informationen zum Ort. In: Webauftritt. Gemeinde Lahntal, archiviert vom Original am 27. Januar 2016; abgerufen am 15. Januar 2016.
  2. Lahntal in Zahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Lahntal, archiviert vom Original am 27. Januar 2016; abgerufen am 15. Januar 2016.
  3. Sarnau, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Zusammenschluss von Gemeinden zur Gemeinde „Lahnfels“, Landkreis Marburg vom 6. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 4, S. 140, Punkt 164 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
  5. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 402–404.
  7. Hauptsatzung. (PDF; 111 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Lahntal, abgerufen im August 2020.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  9. Georg Landau: Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 389 (online bei HathiTrust’s digital library).
  10. Die Zugehörigkeit des Amtes Wetter anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  11. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 123 f. (online bei Google Books).
  12. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f..
  13. Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
  14. Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
  15. Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224http://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10509837~SZ%3D237~doppelseitig%3D~LT%3DPr.%20JMBl.%20S.%20221%E2%80%93224~PUR%3D)
  16. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 28 und 68;.
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