Kernbach
Kernbach ist ein dörflicher Ortsteil der Gemeinde Lahntal im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Kernbach Gemeinde Lahntal | |
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Höhe: | 235 (225–262) m ü. NHN |
Fläche: | 3,99 km²[1] |
Einwohner: | 202 (30. Jun. 2014)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 51 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1970 |
Eingemeindet nach: | Caldern |
Postleitzahl: | 35094 |
Vorwahl: | 06420 |
Kernbach am Fuß des Rimberg – Ansicht vom Wollenberg |
Geographie
Der Ort liegt im westlichen Gemeindeteil, umgeben vom Rimberg (497,1 m ü. NHN),[3] Feiselberg (413 m ü. NHN), Rotem Scheid und der Lahn. Eine einzige Verbindungsstraße verläuft durch den Ort von der Bundesstraße 62 bis nach Caldern. In Ortsnähe verläuft der Lahntal-Radweg.
Geschichte
Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Kernbach erfolgte unter dem Namen Cagerenbach um das Jahr 1130 in Urkunden des Staatsarchivs Marburg.[4] Gemäß einer Urkunde des Klosters Caldern wurde Kernbach dann aber 1254 unter dem Namen „Kerenbach“ geführt. Somit feierte Kernbach 2004 sein 750-Jahre-Jubelfest.[5]
Gebietsreform
Zum 31. Dezember 1970 fusionierte die bis dahin selbständige Gemeinde Kernbach mit der benachbarten Gemeinde Caldern im Zuge der Gebietsreform in Hessen freiwillig zur neuen Gemeinde Caldern.[6] Bereits zum 31. Dezember 1971 fusionierten die Gemeinden Caldern freiwillig zur neuen Gemeinde Lahntal. Dadurch wurde Kernbach ein Ortsteil von Lahntal.[7] Für Kernbach wurde, wie für die übrigen ehemaligs eigenständigen Gemeinden von Lahntal, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[8]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Kernbach lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[4][9]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Gericht Kaldern (Gericht Kaldern bestand aus den Orten: Kaldern, Kernbach, Dagobertshauſen, Michelbach, Brüngershausen und Wehrshausen, sowie die Hälfte von Dilschhausen)[10]
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Marburg, Gericht Kaldern[11]
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg), Amt Marburg, Gericht Kaldern
- ab 1648: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Marburg, Gericht Kaldern
- ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Kaldern und Reitzberg
- 1807–1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Kaldern
- ab 1815: Kurfürstentum Hessen, Amt Kaldern und Reitzberg[12]
- ab 1821: Deutscher Bund, Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Marburg[13]
- ab 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- ab 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Marburg
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Marburg
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- am 31. Dezember 1970 erfolgte ein Zusammenschluss von Caldern und Kernbach zur Gemeinde Caldern.
- am 31. Dezember 1971 wurde Caldern mit Kernbach in die neu gebildete Gemeinde Lahntal eingegliedert.
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Gerichte seit 1821
Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung (1807–1813 und endgültig 1822) sind die Ämter neben der Verwaltung für die Rechtsprechung (meist Niedere Gerichtsbarkeit bzw. Erste Instanz) zuständig. Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Nun waren Justizämter für die erstinstanzliche Rechtsprechung zuständig, die Verwaltung wurde von Kreisen übernommen. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Kernbach zuständig. 1850 wurde das Landgericht Marburg in Justizamt Marburg umbenannt. Das Oberste Gericht war das Oberappellationsgericht in Kassel. Untergeordnet war das Obergericht Marburg für die Provinz Oberhessen. Es war die zweite Instanz für die Justizämter.[14]
Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde das Justizamt Marburg 1867 zum königlich Preußischen Amtsgericht Marburg. Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung in den zum vormaligen Kurfürstentum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden sollten aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt werden.[15] Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Marburg und das Appellationsgericht Kassel.[16]
Auch mit dem Inkrafttreten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen. In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Marburg, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof in Karlsruhe als letzte Instanz.
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Kernbach 171 Einwohner. Darunter waren 3 (1,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 27 Einwohner unter 18 Jahren, 75 zwischen 18 und 49, 36 zwischen 50 und 64 und 33 Einwohner waren älter.[17] Die Einwohner lebten in 69 Haushalten. Davon waren 24 Singlehaushalte, 15 Paare ohne Kinder und 24 Paare mit Kindern, sowie 6 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 12 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 42 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[17]
Einwohnerzahlen
Quelle: Historisches Ortslexikon[4] | |
• 1577: | 22 Hausgesesse |
• 1630: | 14 Mannschaften (zwei dreispännige, neun zweispännige Ackerleute, vier Einläuftige) |
• 1681: | 14 hausgesessene Mannschaften |
• 1838: | Familien: 15 nutzungsberechtigte Ortsbürger, drei Beisassen |
• 1748: | 118 Einwohner |
Kernbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2014 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 147 | |||
1840 | 163 | |||
1846 | 158 | |||
1852 | 141 | |||
1858 | 152 | |||
1864 | 147 | |||
1871 | 145 | |||
1875 | 128 | |||
1885 | 149 | |||
1895 | 148 | |||
1905 | 128 | |||
1910 | 133 | |||
1925 | 144 | |||
1939 | 137 | |||
1946 | 210 | |||
1950 | 193 | |||
1956 | 170 | |||
1961 | 154 | |||
1967 | 169 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 171 | |||
2014 | 202 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[4]; Gemeinde Lahntal[2]; Zensus 2011[17] |
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[4] | |
• 1861: | 148 evangelisch-lutherische, 3 evangelisch-reformierte Einwohner |
• 1885: | 149 evangelische (= 100,00 %) Einwohner |
• 1961: | 145 evangelische, 6 römisch-katholische Einwohner |
Erwerbstätigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[4] | |
• 1748: | 118 Einwohner. Erwerbspersonen: 4 Schmiede, 1 Wagner, 1 Leineweber, 1 Schneider, 1 Müller, 2 Dachdecker, 1 Wirt, 1 Spielmann, 1 Tagelöhner. |
• 1838: | Familien: 13 Ackerbau, 5 Gewerbe. |
• 1961: | Erwerbspersonen: 51 Land- und Forstwirtschaft, 22 Produzierendes Gewerbe, 9 Handel und Verkehr, 6 Dienstleistungen und Sonstiges. |
Politik
Vorsitzender des Ortsbeirats und damit Ortsvorsteher ist gegenwärtig Sebastian Bruss.[18]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Im Dorf befindet sich eine Fachwerkkirche in Ständerbauweise aus dem Jahre 1687. Die Kirche ist heute Filialkirche der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Caldern für Caldern, Kernbach und Brungershausen, deren Pfarrkirche die Nikolaikirche in Caldern ist.
Wirtschaft und Infrastruktur
Kernbach hat ein Dorfgemeinschaftshaus, das Freizeitheim Wiskerhof sowie einen Campingplatz mit 70 Stellplätzen und weiteren Dauerparkplätzen. Der Campingplatz liegt am Fuße des Rimberges im Naturschutzgebiet der Lahn.
Weblinks
- Ortsteil Kernbach. In: Webauftritt der Gemeinde Lahntal.
- Kernbach, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Kernbach nach Stichwort In: Hessische Bibliographie
Einzelnachweise
- Informationen zum Ort. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Gemeinde Lahntal, archiviert vom Original am 17. Januar 2016; abgerufen am 15. Januar 2016.
- Lahntal in Zahlen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt der Gemeinde Lahntal. Archiviert vom Original am 27. Januar 2016; abgerufen am 15. Januar 2016.
- Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
- Kernbach, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Kernbach - wie im Allgäu. In: Webauftritt. Gemeinde Lahntal, abgerufen am 15. Januar 2016.
- Zusammenschluß der Gemeinden Caldern und Kernbach im Landkreis Marburg zur Gemeinde „Caldern“ vom 10. Dezember 1970. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 52, S. 2447, Punkt 2468 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,8 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 402.
- Hauptsatzung. (PDF; 111 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Lahntal, abgerufen im August 2020.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Georg Landau: Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 370 (online bei HathiTrust’s digital library).
- Die Zugehörigkeit des Amtes Marburg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 107 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f..
- Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
- Verordnung über die Gerichtsverfassung im vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
- Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224 )
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 28 und 68 .
- Informationen zu Kernbach In: Webauftritt der Gemeinde Lahntal. Abgerufen im August 2021.