Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung
Die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung (kurz: FlBschftBMVg) ist ein Lufttransportverband der deutschen Luftwaffe in Geschwadergröße. Ihr Auftrag ist der weltweite Transport von Soldaten und Material mit Langstreckenflugzeugen sowie der Transport des politisch-parlamentarischen Führungspersonals. Die Flugbereitschaft hat ihren Sitz am militärischen Teil des Flughafens Köln/Bonn (direkt angebunden an die Luftwaffenkaserne Wahn), wo alle Transportflugzeuge und die Geschwaderführung stationiert sind, und betreibt Außenstellen am militärischen (Nord-)Teil des Flughafens Berlin-Tegel, wo die Hubschrauberflotte beheimatet ist, sowie am Flughafen Berlin Brandenburg.
Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung | |
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Aufstellung | 1. April 1957 |
Staat | Deutschland |
Streitkräfte | Bundeswehr |
Teilstreitkraft | Luftwaffe |
Stärke | ca. 1200 Soldaten, 100 Zivilangestellte |
Unterstellung | Luftwaffentruppenkommando |
Standort | Flughafen Köln/Bonn |
Netzauftritt | Homepage |
Führung | |
Kommandeur | Oberst Daniel Draken |
Stv. Kommandeur | Oberst Johannes Stamm[1] |
Luftfahrzeuge | |
Transportflugzeug/ -hubschrauber |
1 Airbus A350-900 2 Airbus A340-300 1 Airbus A310-300 1 Airbus A321-200 3 Airbus A319CJ 3 Bombardier Global 6000 3 Bombardier Global 5000 3 Eurocopter AS532 Cougar |
Geschichte
Die Flugbereitschaft wurde am 1. April 1957 auf dem Fliegerhorst Nörvenich in Dienst gestellt und war ursprünglich nur als kleine Lufttransportkomponente zur „Erledigung spezieller Aufträge“ im Bereich des Verteidigungsministeriums bestimmt. Im Juli 1959 wurde sie an den Flughafen Köln/Bonn verlegt und zunächst dem LTG 62 als 3. Staffel unterstellt. Seit April 1963 ist die Flugbereitschaft selbstständig, zunächst nur auf Gruppenebene, letztendlich erhielt sie 1974 Geschwader status.[2]
Mit Auflösung des Lufttransportkommandos (LTKdo) war die Flugbereitschaft seit dem 1. Juli 2010 truppendienstlich dem Kommando 1. Luftwaffendivision (Kdo 1. LwDiv) in Fürstenfeldbruck unterstellt; seit der Auflösung der Division untersteht sie seit dem 1. Juli 2015 dem Luftwaffentruppenkommando, wobei die Einsatzführung für militärische Lufttransporte und Luftbetankungen (graue Flotte) dem European Air Transport Command (EATC) obliegt.[3]
Seit dem Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin 1998 werden die Flüge für den parlamentarischen Bereich bereitgestellt, indem eine Maschine mit Besatzung von Köln/Bonn nach Berlin verlegt wird; mit Fertigstellung des Flughafens Berlin Brandenburg (IATA-Code BER) und einem militärischen Terminal werden diese Bereitstellungsflüge entfallen. Das provisorische Regierungsterminal am Flughafen Berlin-Brandenburg wurde am 21. Oktober 2020 eröffnet, die Hubschrauber der Flugbereitschaft fliegen vorerst weiter von Tegel.[4]
Im Jahr 2017 wurde durch einen Bericht der Funke Mediengruppe bekannt, dass Generäle der Bundeswehr die Flugbereitschaft für ihre Dienstreisen genutzt haben und zu diesem Zweck Ausbildungs- und Trainingsflüge arrangiert hätten. Die Bundeswehrangehörigen sind berechtigt, bei ohnehin stattfindenden Flügen mitzufliegen, jedoch nicht selbst die Flugbereitschaft kostenlos zu nutzen.[5]
Abgabe der Fähigkeiten zur Luftbetankung und des Patientenlufttransport auf der Langstrecke
Im Rahmen des Beitritts zur Multinational MRTT Unit wurde die Fähigkeit zur Luftbetankung und des qualifizierten Patientenlufttransport auf der Langstrecke der Strategic Aeromedical Evacuation an den neu aufgestellten Verband der NATO übertragen.[6] Seit Okt. 2020 wird der Airbus A310-304 MRTT nicht mehr in der Rolle als Tankflugzeug eingesetzt.[7]
Aufgaben
Standorte der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung in Deutschland |
Der Aufgabenbereich umfasst die Abwicklung des Staats-, Regierungs- und Parlamentsflugbetriebes „weiße Flotte“ (mit A350-900, A340-300, Airbus A319CJ, Airbus A321, Bombardier Global 5000/6000 und Cougar AS 532) und den militärischen Lufttransport „graue Flotte“ sowie das Herstellen und Erhalten der Einsatzbereitschaft. Zu den Beschäftigten der Flugbereitschaft zählen auch die Lufttransportbegleiter, das militärische Gegenstück der Flugbegleiter.
Regierungs- und Parlamentsflugbetrieb
Die Inanspruchnahme der Flugbereitschaft ist in den „Richtlinien für den Einsatz von Luftfahrzeugen der Flugbereitschaft BMVg (Bundesverteidigungsministerium) zur Beförderung von Personen des politischen und parlamentarischen Bereichs“ geregelt.[8] Folgender Personenkreis darf danach die Flugbereitschaft in Anspruch nehmen:
- Der Bundespräsident, der Bundestagspräsident, der Bundesratspräsident, der Bundeskanzler, der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, die Bundesminister sowie die Fraktionsvorsitzenden im Bundestag
- Sonstige Mitglieder des Bundestages auf Anforderung des Bundestagspräsidenten
- Die Parteivorsitzenden der im Bundestag vertretenen Parteien
- Die Kanzlerkandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien für die Zeit von zehn Wochen vor einer Bundestagswahl
Im Zusammenhang mit der Nutzung der Flugbereitschaft werden durch Medien, konkurrierende Parteien oder den Bundesrechnungshof immer wieder Vorwürfe der missbräuchlichen Nutzung erhoben. Selten lässt sich dies juristisch klar belegen. Oft führt aber bereits der Eindruck der ungerechtfertigten Privilegiennutzung zur privaten Übernahme der Kosten durch die Betroffenen.[9]
Beobachtungsflüge
Weiterhin wird ein Beobachtungsflugzeug im Rahmen des Vertrag über den Offenen Himmel in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr betrieben.
Militärischer Lufttransport
Bei der Flugbereitschaft ist die sogenannte „Drehscheibe Wahn“ in der Luftwaffenkaserne Wahn am Flughafen Köln/Bonn, für den gesamten Lufttransport angesiedelt. Von hier aus wird der Umschlag und Transport von sämtlichem Material und Personal ins Ausland koordiniert und zum Großteil abgefertigt.
Gliederung
- Stab Flugbereitschaft BMVg
- Stab Fliegende Gruppe
- 1. Lufttransportstaffel (A310, Global 5000/Global 6000)
- 2. Lufttransportstaffel (A350-900, A340-300, A321-200, A319CJ)
- 3. Lufttransportstaffel (AS 532 Cougar) in Berlin-Tegel
- Stab Technische Gruppe
- 1. Technische Staffel (A310)
- 2. Technische Staffel (A350-900, A340-300, A321-200, A319CJ, Global 6000/Global 5000)
- Flugplatzstaffel
- Stab Fliegende Gruppe
Die dritte Staffel untersteht zwar der fliegenden Gruppe, beinhaltet aber am Standort Berlin sowohl das fliegende Personal wie auch das technische, so dass der Flugbetrieb von einer Staffel alleine sichergestellt werden kann.
Kommandeure
Nr. | Name | von | bis | Bemerkungen[10] |
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1 | Hauptmann Perth | 1. April 1957 | 31. März 1963 | |
Umgliederung/Vergrößerung auf Bataillonsebene zum 1. April 1963 | ||||
2 | Major Hans-Georg Mally | 1. April 1963 | 31. März 1973 | |
3 | Oberst Werner Drechsel | 1. April 1973 | 31. März 1982 | |
Umgliederung/Vergrößerung auf Geschwaderebene zum 1. August 1974 | ||||
Oberst Werner Drechsel | 1. April 1973 | 31. März 1982 | ||
4 | Oberst Fritz Ehmann | 1. April 1982 | 31. März 1986 | |
5 | Oberst Peter Wulf | 1. Oktober 1986 | 31. März 1991 | |
6 | Oberst Jürgen Reiss | 1. April 1991 | 27. Juli 1994 | |
7 | Oberst Axel Tüttelmann | 27. Juli 1994 | 16. Januar 1998 | Später Kommandeur des NATO-E-3A-Verbandes in Geilenkirchen (als Brigadegeneral) und in Folge des NATO Airborne Warning and Control Systems (als Generalmajor) |
8 | Oberst Joachim Mörsdorf | 16. Januar 1998 | 30. September 1999 | |
9 | Oberst Horst Abromeit | 30. September 1999 | 1. April 2003 | Vorher Kommodore des Lufttransportgeschwaders 62 |
10 | Oberst Norbert Daniel | 1. April 2003 | 29. September 2011 | Vorher Kommodore des Lufttransportgeschwaders 61 |
10 | Oberst Helmut Frietzsche | 30. September 2011 | 26. Mai 2014 | Vorher Kommodore des Lufttransportgeschwaders 63 |
11 | Oberst Stefan Neumann | 27. Mai 2014 | 4. September 2017 | Vorher Kommodore des Lufttransportgeschwaders 63 |
12 | Oberst Guido Henrich | 4. September 2017 | 24. September 2019 | Vorher Kommodore des Lufttransportgeschwaders 62 |
14 | Oberst Daniel Draken | 24. September 2019 | Vorher letzter Kommodore des Lufttransportgeschwaders 61 |
Luftfahrzeuge
Die Flugbereitschaft besteht aus zwei Komponenten: Der grauen A310-300-Flotte und der weißen Flotte bestehend aus A350-900, A340-300, Airbus A319CJ, Airbus A321, Bombardier Global 5000/6000 und Cougar AS 532.
Die Regierungsmaschinen waren bis Juli 2003 weiß mit blauen Längsstreifen lackiert und trugen den Schriftzug „Luftwaffe“, danach wurden die blauen Streifen durch schwarz-rot-goldene ersetzt. Außerdem wurde die Beschriftung in „Bundesrepublik Deutschland“ geändert. „Luftwaffe“ ist jetzt kleiner auf dem Seitenleitwerk zu lesen.[11] Die beiden A340 und die A350 sind nach Politikern aus der Gründungszeit der Bundesrepublik benannt; zwei der A310 tragen die Namen deutscher Luftfahrtpioniere. Weitere Flugzeuge und Hubschrauber tragen keine Taufnamen.
Die A340-Langstreckenjets bieten neben einer Kapazität von bis zu 143 Passagieren auch Schlaf- und Konferenzräume für Regierungsmitglieder. Die Langstreckenmaschinen wurden nach zehn Jahren im regulären Liniendienst bei der Lufthansa durch Lufthansa Technik in Hamburg zum Regierungsflieger umgebaut. Ihre Reichweite liegt bei bis zu 13.350 km und damit um mehr als 3.000 km über der des Vorgängermodells A310, was Tankstopps auf Flügen z. B. nach Asien oder Südafrika überflüssig macht.[12] Die Flugzeuge verfügen neben einem Bordhospital über diverse Selbstschutzeinrichtungen.[13] Mitte 2013 wurde in den Vereinigten Staaten ein laserbasiertes Abwehrsystem gegen infrarotgelenkte Raketen nachgerüstet.[14]
Die A350 hat eine nochmals erhöhte Reichweite von ca. 18.000 km, wodurch nahezu jeder Punkt der Erde von Berlin aus nonstop erreicht werden kann.[15]
Während die Großraumjets der Typen A350-900 und A340-300 primär für die Langstrecke gedacht sind, kommen die Global 5000/6000, zwei A319CJ und A321-200 überwiegend auf kürzeren Strecken und für kleinere Delegationen zum Einsatz. Diese Typen sind jedoch auch in der Lage, längere Strecken ohne Zwischenstopp zu fliegen.[16] Der dritte Airbus A319CJ (15+03) wird zur Durchführung von Flügen im Rahmen des Open-Skies-Vertrages betrieben und kommt nicht als Regierungsflugzeug zum Einsatz.[17]
Großraumflugzeuge
- 10+01 Airbus A350-941 (S/N 468) „Konrad Adenauer“[18] (noch nicht im aktiven Dienst)
- 10+02 Airbus A350-941 (S/N 526) „Theodor Heuss“[19] (noch nicht im aktiven Dienst)
- 10+03 Airbus A350-941 (S/N 416) „Kurt Schumacher“[20]
- 16+01 Airbus A340-313 VIP (S/N 274, ex D-AIGR Lufthansa „Leipzig“) „Konrad Adenauer“[21][22]
- 16+02 Airbus A340-313 VIP (S/N 355, ex D-AIFB Lufthansa „Gummersbach“) „Theodor Heuss“[23][24]
- 10+25 Airbus A310-304 MRTT (S/N 484, ex D-AIDB Lufthansa) „Hermann Köhl“.
Standardrumpfflugzeuge
- 15+01 Airbus A319-133X CJ (S/N 3897)
- 15+02 Airbus A319-133X CJ (S/N 4060)[25]
- 15+03 Airbus A319-133X CJ „Offener Himmel“ (S/N 1212, ex. VP-CVX Volkswagen Airservice)[26][27]
- 15+04 Airbus A321-231 (S/N 1214, ex D-AISE Lufthansa)[28]
Geschäftsreiseflugzeuge
- 14+02 Bombardier Global 5000 (S/N 9404)
- 14+03 Bombardier Global 5000 (S/N 9411)
- 14+04 Bombardier Global 5000 (S/N 9417)[29]
- 14+05 Bombardier Global 6000 (S/N 9859)
- 14+06 Bombardier Global 6000 (S/N 9863)
- 14+07 Bombardier Global 6000 (S/N 9865)
Hubschrauber
- 82+01 Eurocopter AS532 Cougar (S/N 2449)
- 82+02 Eurocopter AS532 Cougar (S/N 2452)
- 82+03 Eurocopter AS532 Cougar (S/N 2460)
Stationierung
Im Oktober 2008 wurde bekanntgegeben, dass die weiße Flotte für den Staatsflugbetrieb zum Flughafen Berlin Brandenburg umziehen soll, sobald am dortigen Flughafenneubau die Voraussetzungen geschaffen wurden.[30] Dazu sollen im Norden des Flughafens in der Nähe der bestehenden Flughafenterminals des alten Flughafen Berlin-Schönefeld ein repräsentatives Terminal sowie die für die Flugbereitschaft notwendigen Infrastrukturen erstellt werden. Bedingt durch die Verzögerungen beim Bau des neuen Flughafens, mussten die für Bau und Umzug geplanten Termine aber bereits mehrfach verschoben werden.[31][32] Der Umzug nach Schönefeld sollte, mit Stand Dezember 2016, frühestens im zweiten Halbjahr 2018 stattfinden, da dann das provisorische Regierungsterminal hätte fertig sein sollen. Die Fertigstellung des 350 Millionen Euro teuren regulären neuen Regierungsairports in Schönefeld war für 2024 geplant.[33] Im September 2019 wurden Pläne bekannt, möglicherweise auf den Bau eines neuen Regierungsterminals zu verzichten und ein Interims-Terminal, das für 70 Mio. Euro errichtet wurde, langfristig zu nutzen.[34] Das neue Regierungsterminal soll erst 2034 fertiggestellt werden. Bis dahin können maximal drei Maschinen aus der 18 Luftfahrzeuge umfassenden BMVg-Flotte und zwei Regierungsflugzeuge von Staatsgästen anderer Nationen auf dem Flughafen Berlin Brandenburg geparkt werden. Die Hubschrauber werden aus Platzgründen noch bis 2029 von Tegel aus betrieben werden.[1]
In Verbindung mit der Entscheidung, ein neues Regierungsterminal auf dem Flughafen Berlin Brandenburg frühestens im Jahr 2034 fertigzustellen, führt dies dazu, dass der militärische Teil des Flughafens Köln/Bonn auch mittelfristig ein wichtiger Stützpunkt der Bundeswehr für den Lufttransport und Sitz der Flugbereitschaft sein wird.
Für den militärischen Lufttransport ist aktuell ein A310 MRTT am Flughafen Köln/Bonn stationiert.
Etwa einen Kilometer südlich der Dahme-Spree-Kaserne im Berliner Ortsteil Grünau nutzt die Flugbereitschaft in der Walchenseestraße 30 ein Wohnheim der Bundeswehr sowie eine 2019 neu errichtete kleine Sporthalle nebst Beachvolleyball-Anlage.[35]
Zukünftige Luftfahrzeuge
Nach einer Pannenserie, welche unter anderem dazu führte, dass Angela Merkel mit einem Linienflug zum G20-Gipfel in Buenos Aires reisen musste, wurde am 1. Februar 2019 bekanntgegeben, dass zunächst ein neuer Airbus A350 für rund 150 Millionen Euro erworben werden sollte, um die beiden vorhandenen A340 zu ergänzen, die mittelfristig ebenfalls durch zwei weitere Airbus A350 ausgetauscht werden sollten.[36] Bereits am 12. April 2019 schloss das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) mit der Lufthansa Technik AG daraufhin einen Vertrag über die Lieferung von drei fabrikneuen Flugzeugen Airbus A350-900 ab.[37] Wie ihre Vorgänger sollen sie mit einer passiven Selbstschutzanlage ausgerüstet werden. Das erste Flugzeug wurde zunächst mit einer Interimskabine für 146 Passagiere und den für ein Regierungsflugzeug notwendigen Kommunikationseinrichtungen ausgerüstet.[38] Dieser erste Airbus A350-900 wurde am 20. August 2020 mit dem Kennzeichen 10+03 "Kurt Schumacher" an die Flugbereitschaft übergeben und am 9. Oktober 2020 nach Köln überführt.[39][40] Am 31. März 2021 traf der zweite A350-900 zur Kabinenausstattung bei Lufthansa Technik in Hamburg ein. Die Auslieferung an die Luftwaffe mit dem Kennzeichen 10+01 "Konrad Adenauer" ist für Herbst 2022 geplant. Im Oktober 2021[veraltet] sollte auch der dritte Airbus A350 mit dem Kennzeichen 10+02 in Hamburg eintreffen und ebenfalls die volle Regierungskabine erhalten. Wenn sowohl 10+01 als auch 10+02 wieder an die Bundeswehr ausgeliefert sind, wird auch die bereits im Einsatz befindliche 10+03 wieder zu Lufthansa Technik zurückkehren, um von der Übergangs- auf die volle Regierungskabine umgerüstet zu werden.[41]
Um nach der geplanten Ausphasung der A310 MRTT und dem Übergang dieser Fähigkeiten auf die Multinational MRTT Unit trotzdem über nationale Fähigkeiten im Bereich MedEvac und Truppentransport zu verfügen, wurde am 8. Juli 2020 durch das BAAINBw ein Vertrag über den Kauf von zwei neuen A321LR geschlossen.[42] Somit wird es auch künftig eine kleine „graue Flotte“ in der Flugbereitschaft geben.
Entwicklung der eingesetzten Luftfahrzeuge
Ehemalige Luftfahrzeuge
Während in den 1960er-Jahren Maschinen des Musters Dornier Do 28A und Douglas DC-6B eingesetzt wurden, bildeten bis spät in die 1990er-Jahre herein vier (später zwei) Boeing 707-307C das Rückgrat der Flugbereitschaft. Von 1977 bis 1998 zählten zudem drei Maschinen des Typs VFW 614 zur Flotte. Im Jahr 1996 wurden zwei Boeing 707-307C durch gebraucht beschaffte A310-304 ersetzt. Die verbliebenen B707 wurden 1999 ebenfalls durch gebrauchte A310-304 ersetzt; sie flogen noch etwa zehn Jahre als Schul- und Transportflugzeuge in Geilenkirchen für angehende AWACS-Piloten.
1990 wurden kurzzeitig Piloten und Flugzeuge des Transportfliegergeschwaders 44 (Tupolew Tu-134, Tupolew Tu-154, Iljuschin Il-62, Mil Mi-8S) übernommen. Die Tu-134 und Il-62 verließen die Flotte aber bald wieder.
Am 4. November 2011 fand der offizielle Abschiedsflug der letzten Challenger, der 12+07 statt,[43] Mitte November wurde sie dann an den Käufer übergeben. Die erste Challenger war im April 1986 übernommen worden. Insgesamt betrieb die Luftwaffe sieben Maschinen dieses Typs mit den Kennzeichen 12+01 bis 12+07.
Die damals zwei Jahre alten A310 10+21 und 10+22 wurden 1991 aus dem Bestand der liquidierten Interflug der DDR gekauft und für insgesamt 50 Millionen Mark[44] zu VIP-Maschinen umgebaut. Gegenüber den üblichen A310 besaßen diese Maschinen auf Wunsch der Interflug, für die sie gebaut worden waren, eine deutlich größere Reichweite. Die 10+21 war (bis zur Auslieferung der ersten A340 im Juni 2011) die offizielle Regierungsmaschine der Bundesrepublik, die 10+22 das Ersatzflugzeug. Die A310 10+22 verließ die Flotte zum 1. Juli 2011, während die 10+21 noch bis zum Juni 2014 weiterbetrieben wurde. Am 20. November 2011 wurde bekannt, dass die ehemalige 10+22 der Flugbereitschaft, eine A310, über einen Zwischenhändler von der iranischen Fluggesellschaft Mahan Air erworben worden ist.[45] Die ehemalige 10+21 wurde mit Wirkung vom 30. Juni 2014 an die Firma Novespace verkauft, die sie nach einem Umbau für Zero G Parabelflüge einsetzen wird.[46][47] Ende Januar 2021 wurde mit der Ausflottung der A310MRTT begonnen. Als erstes Flugzeug wurde die 10+27 Airbus A310-304 MRTT (S/N 523, ex D-AIDI Lufthansa „Fellbach“) „August Euler“ nach Hamburg zur Verwertung überführt.[48]
Folgende Luftfahrzeuge der Flugbereitschaft sind seit ihrer Außerdienststellung im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr auf dem Flugplatz Berlin-Gatow (ehemals: „Luftwaffenmuseum der Bundeswehr“) zu besichtigen: HFB 320 Hansajet[49] in der jüngeren ECM-Ausführung (16+26) und in der älteren VIP-Ausführung (16+06, derzeit in der Restaurierung), Mil Mi-8S (ex NVA)[50] (93+51), Let L-410 „Turbolet“ VIP (53+10, derzeit verliehen an die Technische Schule der Luftwaffe 3 in Fassberg), sowie ein altes VIP-Compartment aus einer Boeing B707-307C.[49]
14+01 Bombardier Global 5000 (S/N 9395) (Nach Flugunfall als Totalschaden abgeschrieben)[51][52]
Die Airbus A310-304 MRTT Multi Role Transport Tanker waren umrüstbare Mehrzwecktransportflugzeuge. Neben der Verwendung als MedEvac-Flugzeuge konnten sie auch für den Truppen- oder Frachttransport oder die Luftbetankung genutzt werden. Die Fähigkeit zur Luftbetankung auf der Langstrecke durch eigene Flugzeuge war ab 2009 neu für die Bundeswehr. Die MRTT-Maschinen sowie die 10+23 trugen eine graue Bemalung der Luftwaffe. Am 10. September 2020 absolvierte eine A310 MRTT den letzten Flug in der Tankerrolle. Im Januar 2021 wurde mit der 10+27 die erste MRTT-Maschine ausgeflottet und bei der Lufthansa Technik zerlegt. Diese Maschine war auch die erste, die damals zu dieser Version umgerüstet wurde. Am 25. Mai 2021 wurde die 10+24 „Otto Lilienthal“[53] und am 30. August 2021 die 10+26 „Hans Grade“ (S/N 522, ex D-AIDE Lufthansa „Speyer“) außer Dienst gestellt[54]
10+23 „Kurt Schumacher“ (außer Dienst gestellt am 3. September 2021) Airbus A310-304 PAX (S/N 503, ex DDR-ABC → D-AOAC Interflug) war mit einer reinen Economy-Bestuhlung (214 Personen) für den Transport von Personen und Fracht ausgerüstet. Diese Maschine gehörte zu den drei von der Interflug im Zuge ihrer Liquidation an den damaligen Leasinggeber zurückgegebenen und sodann von der Flugbereitschaft übernommenen A310. Der erste Airbus der Interflug mit dem Kennzeichen DDR-ABA, später D-AOAA, sodann 10+21, war bis 2011 das offizielle Regierungsflugzeug „Konrad Adenauer“ der Bundesrepublik Deutschland. Hierfür wurde eine umfangreiche satellitengestützte Kommunikationsanlage installiert und eine spezielle, an die neuen Bedürfnisse angepasste Inneneinrichtung mit u. a. Kabinen mit Schlafplätzen und Dusche eingebaut. Zusatztanks im Frachtraum ermöglichten weltweite Langstreckenflüge. Ersatzflugzeug war die „Theodor Heuss“ (DDR-ABB, später D-AOAB, sodann 10+22). Am 3. September 2021 wurde die A310 10+23 zum Flughafen Hannover-Langenhagen überführt. Sie soll zum Serengeti-Park in Hodenhagen transportiert und zu einem Restaurant umgebaut werden.[55]
Mangels offizieller Quellen beziehungsweise Chroniken lässt sich die Liste der eingesetzten Luftfahrzeuge der Flugbereitschaft nur anhand inoffizieller, gegebenenfalls als Sekundärquelle zu betrachtender, Literatur[56][57] rekonstruieren:
Ehemalige Flugzeuge
- 1957–1963 (2) De Havilland DH.114 Heron 2D[49]
- 1957–1969 (?) Piaggio P.149[58]
- 1957–1976 (2) Douglas DC-3[49]
- 1958–1968 (?) Percival Pembroke C54[49]
- 1958–1979 (?) Dornier Do 27
- 1959–1974 (5) Convair CV-340[49]
- 1959–1974 (1) Convair CV-440[49]
- 1961–1968 (1) Dornier Do 28A[59]
- 1962–1969 (4) Douglas DC-6[49]
- 1963–1986 (4) Lockheed JetStar[49]
- 1968–1999 (4) Boeing B707-307C[49]
- 1969–1988 (8) HFB 320 Hansajet[49]
- 1971–1988 (4) Dornier Do 28D[59]
- 1977–1998 (3) VFW 614[49]
- 1986–2011 (7) Bombardier Challenger 601[49]
- 1991–1999 (2) Tupolew Tu-154M (ex NVA)[49]
- 1991–2000 (4) Let L-410 (ex NVA)[49]
- 1993–2013 (2) Airbus A310 VIP
- 1993–2021 (4) A310-300 MRT/MRTT MedEvac
Ehemalige Hubschrauber
- 1958–1959 (2) Bristol Sycamore (CA+327 und CA+328)[50]
- 1959–1972 (2) H-34G Choctaw
- 1968–2000 (4) Bell UH-1D
- 1993–1997 (6) Mil Mi-8 (ex NVA)
Zwischenfälle
- Am 16. Januar 1968 kollidierte eine vom Flughafen Köln/Bonn kommende Lockheed JetStar der Flugbereitschaft (CA+102) mit einer Piaggio P.149D der Lufthansa Verkehrsfliegerschule (D-EJCO). Die auf einem Ausbildungsflug in der Platzrunde des Flughafens Bremen fliegende Piaggio stürzte 2 km nordnordwestlich der Landebahn ab, wobei Fluglehrer und Schüler umkamen.[60] Die JetStar wurde schwer beschädigt, konnte aber mit einer Bauchlandung auf dem Werksflughafen Lemwerder gelandet werden. Sie wurde auf Grund der starken Beschädigungen später abgeschrieben.[61]
- Am 5. Oktober 1972 stürzte bei Berzhahn/Westerwald eine Bell UH-1D (71+22) nach einer Kollision mit einer Lockheed F-104 „Starfighter“ ab. Der Hubschrauber gehörte zum HTG 64 in Ahlhorn, die Besatzung aber war der Flugbereitschaft zugehörig.[62] Die drei Besatzungsmitglieder des Hubschraubers starben, der Kampfjet konnte beschädigt auf dem Fliegerhorst Büchel landen. Der Unfall ereignete sich, als der Hubschrauber eine Nachttiefflugstrecke kreuzte.[10]
- 6. Juni 1996 – Beim Flugunfall bei der Jugendmesse YOU 1996 in Dortmund stürzte ein Hubschrauber des Typs Bell UH-1D (71+00) während eines Rundflugs in Dortmund in ein Waldgebiet. 13 Menschen kamen ums Leben, 1 Person überlebte.[63][64]
- Am 13. September 1997 kollidierte die Tu-154M (11+02) bei der Flugzeugkollision vor Namibia 1997 vor der Westküste Namibias mit einer C-141B Starlifter der US Air Force (65-9405). 33 Menschen kamen ums Leben, davon 24 in der Tupolew und 9 im Starlifter.[65]
- Am 16. April 2019 wurde die Bombardier Global 5000 mit dem militärischen Kennzeichen 14+01 bei einer Notlandung auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld so schwer beschädigt, dass sie abgeschrieben werden musste.[66][67] Nach einer mehrwöchigen Wartung in Schönefeld stellte die Crew während des Rückfluges, der nach Köln führen sollte, Probleme mit der Flugsteuerung fest und entschied sich, nach Schönefeld zurückzukehren. Beim Landemanöver kippte das Flugzeug in einer Höhe von etwa 300 Meter ohne Steuereingaben extrem nach rechts und verfehlte die Landebahn. Den Piloten gelang es zwar, die Kontrolle wiederzuerlangen, sie konnten den Jet aber nur noch auf dem Vorfeld zu Boden bringen. Nach der harten Landung schlitterte das Flugzeug über Rasenflächen und Rollwege bis zur Landebahn 07L.[68] Die dreiköpfige Besatzung wurde in einem Bundeswehrkrankenhaus behandelt. Passagiere waren nicht an Bord. Der Flugverkehr musste teilweise nach Tegel, Leipzig und Hamburg umgeleitet werden.[69]
Siehe auch
- 89th Airlift Wing, Flugbereitschaft des amerikanischen Präsidenten
Literatur
- Norbert Andrup: Airbus. Von der A300 bis zur A380 und A350. 1. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-613-03330-6, S. 32 f., 77, 110 f.
- Der Kanzler-Hubschrauber. (Titelgeschichte) In: Rotorblatt Nr. 4/2017, 24. Jahrgang, S. 24–27
Weblinks
- Offizielle Internetseite der Flugbereitschaft
- German Air Force auf Planespotters.net
Einzelnachweise
- Max-Joseph Kronenbitter: BER – das neue Flugziel der Flugbereitschaft des BMVg. Bundeswehr, 21. Oktober 2020, abgerufen am 5. Januar 2021.
- www. bundeswehr.de: Die Geschichte der Luftwaffe. www.bundeswehr.de, 19. November 2019, abgerufen am 21. September 2021 (deutsch).
- Die Flugbereitschaft BMVg im Wandel. (Nicht mehr online verfügbar.) Bundesministerium der Verteidigung, der Leiter des Presse- und Informationsstabes, 31. August 2010, archiviert vom Original am 2. Oktober 2010; abgerufen am 5. Oktober 2010.
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- Sebastian Steinke: Flugbereitschaft mustert VIP-A310 aus. Flugrevue, 16. Juni 2014, abgerufen am 20. Juni 2014.
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- Thomas Wiegold: Neuer Vorfall bei der Flugbereitschaft – Notlandung nach Instandsetzung (Nachtrag: PK-Video). In: Augen geradeaus! 16. April 2019, abgerufen am 24. April 2019.