FDP-Bundesparteitag 1982
Den Bundesparteitag der FDP 1982 hielt die FDP vom 5. bis 7. November 1982 im Internationalen Congress-Centrum (ICC) in West-Berlin ab. Es handelte sich um den 33. ordentlichen Bundesparteitag der FDP in der Bundesrepublik Deutschland.
Titel | 33. ordentlicher Bundesparteitag |
Ordnungsnummer | 33 |
Ort | Berlin |
Bundesland | Berlin |
Halle | Internationales Congress Centrum Berlin (ICC) |
Beginn | 5. November 1982 |
Dauer (in Tagen) | 3 |
Delegierte | 400 |
Planung
Der Parteitag fand fünf Wochen nach der „Wende“ und dem Ende der sozial-liberalen Koalition unter Bundeskanzler Helmut Schmidt sowie der Bildung der ersten Bundesregierung unter Helmut Kohl statt. Aufgrund der notwendigen Terminierung im ICC war der Termin per Umlaufbeschluss des Bundesvorstandes bereits zwischen dem 29. August und dem 15. September 1979 festgelegt worden.
Delegiertenschlüssel
Insgesamt wurden zum Bundesparteitag 400 Delegierte eingeladen. Nach dem Mitgliederstand der Landesverbände zum 31. Dezember 1981 (200 Delegierte) und den Wählerstimmenzahlen (200 Delegierte) der Bundestagswahl vom 5. Oktober 1980 (Berlin: Wahl zum Abgeordnetenhaus vom 10. Mai 1981) standen den Landesverbänden für die Amtszeit der Delegierten, die am 1. Mai 1982 begann und am 30. April 1984 endete, die folgenden Delegiertenrechte zu. Die Berechnung durch die Bundesgeschäftsstelle erfolgte am 19. Januar 1982 und wurde den Landesverbänden mitgeteilt.
Nach dem Mitgliederbestand der Landesverbände und den Wählerstimmen ergab sich folgender Delegiertenschlüssel:
Delegiertenrechte zum Bundesparteitag | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|
Landesverband | Delegierte nach Mitgliederzahl | Delegierte nach Wählerstimmen | Summe | Stand 25.1.1980 | ||
Baden-Württemberg | 9.337 | 22 | 654.882 | 32 | 54 | 53 |
Bayern | 9.153 | 21 | 532.620 | 26 | 47 | 48 |
Berlin | 2.481 | 6 | 70.529 | 3 | 9 | 13 |
Bremen | 886 | 2 | 68.720 | 3 | 5 | 6 |
Hamburg | 2.279 | 5 | 155.701 | 8 | 13 | 13 |
Hessen | 10.290 | 24 | 377.448 | 18 | 42 | 42 |
Niedersachsen | 10.484 | 24 | 535.914 | 26 | 50 | 46 |
Nordrhein-Westfalen | 26.311 | 61 | 1.191.643 | 58 | 119 | 119 |
Rheinland-Pfalz | 6.645 | 15 | 239.921 | 12 | 27 | 28 |
Saarland | 4.320 | 10 | 57.598 | 3 | 13 | 12 |
Schleswig-Holstein | 4.561 | 10 | 216.552 | 11 | 21 | 20 |
Bundesgebiet mit Berlin | 86.747 | 200 | 4.101.528 | 200 | 400 | 400 |
Bundesgebiet ohne Berlin | 4.030.999 |
Beschlüsse
Der Parteitag verabschiedete ein Papier „Wir wollen Europa – jetzt!“ sowie Thesen zum Strafvollzug. Er fasste Beschlüsse zum Genscher-Colombo-Plan einer „Europäischen Akte“, zum Berliner Manifest der Liberalen, zur Jugendarbeit und zum Koalitionswechsel von der SPD zur CDU/CSU.[1]
Bundesvorstand
Auf dem Parteitag trat Uwe Ronneburger bei der Wahl des Bundesvorsitzenden als Gegenkandidat von Hans-Dietrich Genscher an und unterlag mit 169 zu 222 Stimmen. Zur neuen Generalsekretärin wurde Irmgard Adam-Schwaetzer gewählt.
Dem Bundesvorstand gehörten nach der Neuwahl 1982 an:
Position | Name | Wahlergebnis (Abg. // Ja // Nein // Enh // Ung.) |
---|---|---|
Vorsitzender | Hans-Dietrich Genscher | Abg. 400 // Gültig: 398 // Nein: 1 // Enth. 6 // Genscher: 222 // Uwe Ronneburger: 169 |
Stellvertretender Vorsitzender | Wolfgang Mischnick | 376 // 258 // 95 // 10 // 13 |
Stellvertretender Vorsitzender | Jürgen Morlok | 350 // 201 // 132 // 16 // 1 |
Stellvertretender Vorsitzender | Gerhart Baum | 351 // 176 // 154 // 19 // 2 |
Schatzmeister | Richard Wurbs | Abg. 352 // Gültig: 344 // Nein: 0 // Enth. 4 // Wurbs: 201 // Jürgen Koppelin: 139 |
Beisitzer im Präsidium | Horst-Jürgen Lahmann | 352 // 208 // 113 // 31 // 0 |
Beisitzer im Präsidium | Otto Graf Lambsdorff | Abg. 373 // Gültig: 362 // Nein: 25 // Enth. 9 // Lambsdorff: 239 // Rudolf Rentschler: 89 |
Beisitzer im Präsidium | Werner Klumpp | Im zweiten Wahlgang gegen Hildegard Hamm-Brücher mit 182 zu 178 |
Generalsekretärin | Irmgard Adam-Schwaetzer | 382 // 200 // 161 // 15 // 6 |
Mitglieder per Amt | Martin Bangemann Vertreter der FDP-Mitglieder der Liberalen Fraktion im Europäischen Parlament Hans-Günter Hoppe (Vertreter der Bundestagsfraktion) |
|
Ehrenvorsitzender | Walter Scheel | |
1. Abteilung Beisitzer im Bundesvorstand |
Uwe Ronneburger Burkhard Hirsch Hinrich Enderlein Heinrich Jürgens Manfred Brunner Walter Rasch Hans-Günther Heinz Ekkehard Gries Klaus Brunnstein Hans-Joachim Otto Walter Henn Manfred Richter |
300 Stimmen 270 Stimmen 243 Stimmen 237 Stimmen 222 Stimmen 209 Stimmen 204 Stimmen 203 Stimmen 195 Stimmen 195 Stimmen 180 Stimmen 174 Stimmen |
2. Abteilung Beisitzer im Bundesvorstand |
Lieselotte Funcke Ursel Redepenning Andreas von Schoeler Wolf-Dieter Zumpfort Rolf Bialas Martin Grüner Detlef Kleinert Karl-Hans Laermann Walter Hirche Wolfgang Lüder Jürgen Möllemann Georg Gallus |
236 Stimmen 207 Stimmen 199 Stimmen 189 Stimmen 184 Stimmen 182 Stimmen 181 Stimmen 176 Stimmen 160 Stimmen 153 Stimmen 152 Stimmen 144 Stimmen |
§ 20 Abs. 1 Nr. 3 der Satzung | Josef Ertl (Bundesminister) Hans A. Engelhard (Bundesminister) |
Finanzen
Die Rechnungsprüfer berichteten über die Geschäftsjahre 1980 und 1981.
- 1980
- Einnahmen: 13,83 Mio. DM
- Ausgaben: 19,07 Mio. DM, davon Personal (1,36 Mio.), Sachmittel (1,11 Mio.), Programm/Veranstaltungen (16,6 Mio.)
- 1981
- Ausgaben: 6,62 Mio. DM, davon Personal (1,34 Mio.), Sachmittel (0,75 Mio.), Programm/Veranstaltungen (4,53 Mio.)
Sonstiges
Im Vorfeld hatten die Landesverbände Berlin, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein einen außerordentlichen Bundesparteitag beantragt, der am 16. Oktober 1982 in Düsseldorf stattfinden sollte. Dieser wurde nach Rückzug der Anträge am 4. Oktober 1982 abgesagt.[2]
Zur Presseberichterstattung hatten sich zu diesem Parteitag mehr als 500 Vertreter angemeldet.
Zu Beginn des Parteitags sprach der Regierende Bürgermeister von Berlin Richard von Weizsäcker (CDU) ein Grußwort zu den Delegierten.
Aufgrund des damaligen ZDF-Staatsvertrages wurde der FDP-Vertreter im ZDF-Fernsehrat von den Delegierten gewählt. Unter dem Tagesordnungspunkt „Wahlen ZDF-Fernsehrat“ wurde die neue Generalsekretärin Irmgard Schwaetzer gewählt.
Von dem Bundesparteitag wurde ein stenografisches Wortprotokoll erstellt. Dazu wurden insgesamt elf Stenografen beschäftigt.
Insgesamt tagte der Parteitag über dreißig Stunden. Im einzelnen:
- 5. November 10:00 – 23:32 (13:32)
- 6. November 9:15 – 21:18 (12:03)
- 7. November 9:00 – 13:30 (4:30)
Während des Parteitages erklärten mehrere Delegierte (u. a. Ingrid Matthäus-Maier, Michael Staak, Renate Besser, Gerd Frickenhelm und Roland Appel) ihren Austritt aus der Partei.
Dokumente
- Brief der Generalsekretärin nach dem Parteitag (Seite 1)
- Brief der Generalsekretärin nach dem Parteitag (Seite 2)
- Wahlergebnisse des Bundesvorstandes
- Beschlussübersicht
Literatur
- Jürgen Dittberner: Die FDP. Geschichte, Personen, Organisation, Perspektiven. Eine Einführung. 2. Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-17494-5.
- Friedrich-Naumann-Stiftung (Hrsg.): Das Programm der Liberalen. Zehn Jahre Programmarbeit der F.D.P. 1980 bis 1990. Nomos, Baden-Baden 1990, ISBN 3-7890-2111-3.
- Jürgen Leinemann: Die Regie hat prima geklappt. Über die Wiederwahl des FDP-Vorsitzenden Genscher'. In: Der Spiegel. Nr. 45, 1982, S. 26 f. (online).
- Wolfgang Mischnick (Hrsg.): Verantwortung für die Freiheit. 40 Jahre F.D.P. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1989, ISBN 3-421-06500-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- Die Papiere finden sich in Friedrich-Naumann-Stiftung (Hrsg.): Das Programm der Liberalen. Zehn Jahre Programmarbeit der F.D.P. 1980 bis 1990. Nomos, Baden-Baden 1990, ISBN 3-7890-2111-3, S. 155–173.
- Informationen aus: Archiv des Liberalismus (www.freiheit.org/content/archiv-des-liberalismus)(ADL), Bestand FDP-Bundesparteitage, A1-1.