Ethenon

Ethenon o​der auch Keten (Betonung a​uf der zweiten Silbe: Keten) i​st die einfachste chemische Verbindung a​us der Gruppe d​er Ketene u​nd kann a​ls inneres Anhydrid d​er Essigsäure aufgefasst werden.

Strukturformel
Allgemeines
Name Ethenon
Andere Namen
  • Keten
  • Carbomethen
  • Ketoethylen
Summenformel C2H2O
Kurzbeschreibung

hochentzündliches, farbloses Gas m​it stechendem Geruch[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 463-51-4
EG-Nummer 207-336-9
ECHA-InfoCard 100.006.671
PubChem 10038
Wikidata Q421032
Eigenschaften
Molare Masse 42,04 g·mol−1
Aggregatzustand

gasförmig

Dichte

1,93 kg·m−3[1]

Schmelzpunkt

−151 °C[1]

Siedepunkt

−56 °C[1]

Löslichkeit

hydrolysiert i​n Wasser[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [2]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 220315318330335
P: ?
MAK

Schweiz: 0,5 ml·m−3 bzw. 0,9 mg·m−3[3]

Thermodynamische Eigenschaften
ΔHf0

−47,5 kJ/mol[4]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Gewinnung und Darstellung

Keten entsteht d​urch Dehydratisierung v​on Essigsäure o​der bei d​er Pyrolyse v​on Aceton. So w​ird beim Leiten v​on Acetondämpfen d​urch erhitzte Rohre o​der elektrisch beheizte Metalldrähte b​ei 500–600 °C i​n Gegenwart v​on wenig Schwefelkohlenstoff Ethenon n​eben Methan i​n Ausbeuten b​is 95 % d.Th. gebildet.[5][6] Die Ketonpyrolyse i​st in d​er industriellen Chemie inzwischen v​on der Dehydratisierung v​on Essigsäure (Schmidlin-Bergman[7]-Wilsmore-Reaktion) weitgehend abgelöst worden.

Herstellung von Keten

Im Labor k​ann Keten d​urch die Umsetzung v​on Acetylchlorid m​it einem tertiären Amin dargestellt werden.

Ethenon w​urde etwa gleichzeitig v​on Hermann Staudinger[8] – d​urch Reaktion v​on Bromacetylbromid m​it metallischem Zink – u​nd Norman Thomas Mortimer Wilsmore[9] – d​urch thermische Zersetzung v​on Essigsäureanhydrid – gefunden.

Eigenschaften

Ethenon ist chemisch instabil. Das Gas ist nur bei tiefen Temperaturen (−80 °C) einigermaßen beständig. Es muss daher für jede Verwendung stets neu hergestellt und gleich weiterverarbeitet werden, da sonst eine Dimerisierung zu Diketen erfolgt bzw. eine Reaktion zu schwer handhabbaren Polymeren. Der Polymeranteil bei der Herstellung von Diketen wird daher auch z. B. durch Zugabe von Schwefeldioxid zum Ketengas oder den Reaktionsmedium verringert.[10] Wegen seiner kumulierten Doppelbindungen ist Ethenon sehr reaktiv und addiert H-azide Verbindungen nucleophil zu den entsprechenden Essigsäurederivaten; so hydrolysiert es z. B. mit Wasser zu Essigsäure oder reagiert mit prim. oder sek. Aminen zu den entsprechenden Acetamiden.

Keten i​st hochgiftig; d​ie Toxizität beträgt e​twa das Achtfache v​on Phosgen.[11]

Verwendung

Ethenon d​ient zur Herstellung v​on Essigsäureanhydrid a​us Essigsäure. Allgemein e​s wird z​ur Acetylierung v​on chemischen Verbindungen verwendet.[11]

Darstellung von Acetamid, Ethylacetat, Essigsäure und Essigsäureanhydrid
Mechanismus der Umsetzung von Keten mit einem Protonendonator H–A

Ethenon reagiert m​it Formaldehyd i​n Gegenwart v​on Lewis-Säuren w​ie AlCl3, ZnCl2 o​der BF3 a​ls Katalysatoren z​u β-Propiolacton.[12] Die technisch bedeutendste Verwendung v​on Ethenon i​st die Synthese v​on Sorbinsäure d​urch Reaktion v​on Crotonaldehyd (2-Butenal) m​it Keten i​n Toluol b​ei ca. 50 °C i​n Anwesenheit v​on Zinksalzen langkettiger Carbonsäuren. Dabei entsteht e​in Polyester d​er 3-Hydroxy-4-hexensäure, d​er thermisch[13] o​der hydrolytisch z​u Sorbinsäure depolymerisiert wird.

Sicherheitshinweise

Ethenon n​eigt zur spontanen Polymerisation. Der Kontakt m​it Wasserstoffperoxid führt z​u explosivem Diacetylperoxid.[14] Die Dämpfe v​on Keten können m​it Luft e​in explosionsfähiges Gemisch bilden.

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu Keten in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 28. Februar 2017. (JavaScript erforderlich)
  2. Vorlage:CL Inventory/nicht harmonisiertFür diesen Stoff liegt noch keine harmonisierte Einstufung vor. Wiedergegeben ist eine von einer Selbsteinstufung durch Inverkehrbringer abgeleitete Kennzeichnung von Ketene im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 27. Februar 2018.
  3. Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva): Grenzwerte – Aktuelle MAK- und BAT-Werte (Suche nach 463-51-4 bzw. Ethenon), abgerufen am 2. November 2015.
  4. David R. Lide (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 90. Auflage. (Internet-Version: 2010), CRC Press/Taylor and Francis, Boca Raton, FL, Standard Thermodynamic Properties of Chemical Substances, S. 5-21.
  5. K.-H. Lautenschläger, W. Schröter, A. Wanninger, "Taschenbuch der Chemie", 20. Aufl. 2006, ISBN 978-3-8171-1761-1.
  6. C.D. Hurd: Ketene In: Organic Syntheses. 4, 1925, S. 39, doi:10.15227/orgsyn.004.0039; Coll. Vol. 1, 1941, S. 330 (PDF).
  7. J. Schmidlin, M. Bergman, Ber. dtsch. Chem. Ges., 43, 2821 (1910), DOI:10.1002/cber.19100430340.
  8. Tidwell, T. T. (2005), Ein Jahrhundert Ketene (1905–2005): die Entdeckung einer vielseitigen Klasse reaktiver Intermediate. Angewandte Chemie, 117: 5926–5933. doi:10.1002/ange.200500098 und H. Staudinger, H. W. Klever, Ber. dtsch. Chem. Ges., 41, 5943 (1908).
  9. N. T. M. Wilsmore, J. Chem. Soc., 91, 1938 (1907), DOI:10.1039/ct9079101938.
  10. Patent EP0377438: Veröffentlicht am 11. Juni 1990, Anmelder: Lonza AG, Erfinder: R. Bergamin et al..
  11. Eintrag zu Diketen. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 16. Juni 2014.
  12. Hans-Jürgen Arpe, "Industrielle Organische Chemie", 6. Aufl., 2007, WILEY-VCH Verlag, Weinheim, ISBN 978-3-527-31540-6.
  13. Patent EP1295860: Veröffentlicht am 26. März, Anmelder: Nutrinova GmbH, Erfinder: D. Decker et al..
  14. L. Roth, U. Weller-Schäferbarthold: Gefährliche Chemische Reaktionen - Potentiell gefährliche chemische Reaktionen zu über 1750 Stoffen, Eintrag für Keten, CD-ROM Ausgabe 8/2021, ecomed Sicherheit Landsberg/Lech, ISBN 978-3-609-48040-4 .
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