Ernsthausen (Weilmünster)
Ernsthausen ist ein Ortsteil der Gemeinde Weilmünster. Der Ort liegt im mittelhessischen Landkreis Limburg-Weilburg, nördlich von Frankfurt am Main und nahe Weilburg. Da Ernsthausen bis zur Schaffung des Landkreises Limburg-Weilburg im Juli 1974 im damaligen Oberlahnkreis lag, wurde es auch als Ernsthausen (Oberlahnkreis) bezeichnet.
Ernsthausen Gemeinde Weilmünster | |
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Höhe: | 183 m ü. NHN |
Fläche: | 6,98 km²[1] |
Einwohner: | 571 (30. Jun. 2020)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 82 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1970 |
Postleitzahl: | 35789 |
Vorwahl: | 06472 |
Panorama |
Geographische Lage
Das im östlichen Hintertaunus und somit im Naturpark Taunus gelegene Ernsthausen wird von der Weil, einem Nebenfluss der Lahn, durchflossen.
Geschichte
Die älteste urkundlich bekannte Erwähnung stammt aus dem Jahre 1308. Man kann jedoch davon ausgehen, dass der Ort Ernsthausen schon einige Jahrhunderte früher bestanden hat. Der Überlieferung nach ist das alte Ernsthausen zum Schutz vor den schlimmen Hochwassern der Weil im höhergelegenen Urschlag erbaut worden.
Es ist nicht sicher, ob diese Siedlung durch einen Großbrand im Mittelalter oder durch Verwüstungen im Dreißigjährigen Krieg völlig zerstört wurde, so dass keine Spuren mehr von ihr übrigblieben. Der Ort wurde weiter flussabwärts wieder aufgebaut und dehnte sich auf beiden Seiten der Weil aus. Der Ortskern hat wahrscheinlich im Bereich der heutigen Brücke gelegen. Dort soll sich schon früher rechts der Weil ein einzelnes Gehöft befunden haben.
In den ersten Jahren gehörte Ernsthausen, wie das gesamte untere Weiltal, zur Grafschaft Diez, zum Zehnten Seiters und zum Dekanat Kirberg. Dann wurde die Grafschaft geteilt und Ernsthausen kam zur Grafschaft Diez-Weilburg und zu dem neuen grundherrlichen Gericht und späteren Amt Weilmünster. Nach einer Urkunde aus dem Jahre 1310 erhält das Stift Weilburg das Recht, die Korngefälle (Steuern) von Ernsthausen zu beziehen. Bischof Ekkard zu Worms belehnt im Jahre 1391 den Ritter Konrad von Essershausen mit dem Zehnten zu Ernsthausen. 1724 hat Graf Karl August von Nassau-Weilburg diese Rechte käuflich erworben, so dass von nun an die Ernsthäuser nach Weilburg steuerpflichtig waren.
Im August 2008 feierte Ernsthausen sein 700-jähriges Bestehen mit einem historischen Markt. Dieser wurde von dem zu diesem Zweck gegründeten Verein Ernsthausen 2000 e.V. organisiert.
Gebietsreform
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten am 31. Dezember 1970 der bisherige Marktflecken Weilmünster im Oberlahnkreis mit den bis dahin selbstständigen Gemeinden Aulenhausen, Dietenhausen, Ernsthausen, Laimbach, Langenbach, Laubuseschbach, Lützendorf, Möttau, Rohnstadt und Wolfenhausen freiwillig zur neuen Großgemeinde Weilmünster.[3] Essershausen kam am 31. Dezember 1971 hinzu.[4] Für alle 12 ehemals eigenständigen Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Ernsthausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6]
- vor 1806 Heiliges Römisches Reich, Grafschaft/ Fürstentum Nassau-Weilburg, Amt Weilmünster
- ab 1806: Herzogtum Nassau, Amt Weilburg
- ab 1816: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Amt Weilburg
- ab 1849: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Kreisamt Hadamar
- ab 1854: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Amt Weilburg
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Oberlahnkreis
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Oberlahnkreis
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Oberlahnkreis
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Nassau, Oberlahnkreis
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Oberlahnkreis
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Oberlahnkreis
- ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Oberlahnkreis
- am 31. Dezember 1970 wurde Ernsthausen als Ortsteil der neu gebildeten Gemeinde Weilmünster eingegliedert.
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Limburg-Weilburg
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Limburg-Weilburg
Historische Namensformen
In erhaltenen Urkunden wurde Ernsthausen unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[7]
- Ernistishusen (1308)
- Ernsthusen (1330)
- Erneshusen (1391)
- Ernshusen (1540)
Kirche
In den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts brannte die 1766 erbaute Kirche aus und musste restlos abgerissen werden. Im Jahre 1832 wurde die neue Kirche eingeweiht. Um 1615 wurde in Ernsthausen eine Filialschule errichtet. Bis dahin besuchten die Ernsthäuser Schüler die Schule in Weilmünster.
Kleinbauern mit Nebenerwerb
Wie in den Nachbargemeinden waren die Einwohner Ernsthausens meistens Kleinbauern. Da ihr Einkommen gering war, versuchten sie als Köhler oder als Eisenbauern, die bei der Eisengewinnung in Hand- oder Trethütten arbeiteten, ihr Einkommen zu verbessern. Bis zum Dreißigjährigen Krieg hatte Ernsthausen nur etwa 30 Haushaltungen.
Aufschwung im Bergbau
Ende des 17. Jahrhunderts, als der heimische Bergbau einen großen Aufschwung erlebte, stieg auch die Einwohnerzahl Ernsthausens. Im Amt Weilmünster nahm Ernsthausen nach und nach neben Weilmünster den wichtigsten Platz ein.
Ehemalige Bahnstrecke
Ernsthausen hatte früher einen Bahnhof an der Weiltalbahn. Die Bahnstrecke wurde 1889 erbaut und 1990 abgebaut, nachdem bereits 1969 der Personenverkehr eingestellt worden war und der Güterverkehr unrentabel wurde. Eine ins Auge gefasste Reaktivierung im Zusammenhang mit der Aufwertung der Bahnstrecke Grävenwiesbach-Bad Homburg Anfang der 1990er Jahre scheiterte. Heute verläuft auf Großteilen der abgebauten Bahnstrecke der Weiltalradweg.
Einwohnerentwicklung
• 1630: 33 Haushaltungen[7] |
Ernsthausen: Einwohnerzahlen von 1825 bis 2020 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1825 | 356 | |||
1834 | 416 | |||
1840 | 432 | |||
1846 | 426 | |||
1852 | 444 | |||
1858 | 444 | |||
1864 | 439 | |||
1871 | 450 | |||
1875 | 434 | |||
1885 | 487 | |||
1895 | 500 | |||
1905 | 493 | |||
1910 | 489 | |||
1925 | 490 | |||
1939 | 485 | |||
1946 | 688 | |||
1950 | 713 | |||
1956 | 639 | |||
1961 | 629 | |||
1967 | 628 | |||
1970 | 603 | |||
1987 | 592 | |||
1993 | 683 | |||
1996 | 651 | |||
2001 | 652 | |||
2005 | 634 | |||
2010 | 603 | |||
2011 | 561 | |||
2015 | 570 | |||
2020 | 571 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1][7][2]; Zensus 2011[8] |
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1885: | 484 evangelische (= 99,38 %), 3 katholische (= 0,62 %) Einwohner |
• 1961: | 506 evangelische (= 80,45 %), 119 katholische (= 18,92 %) Einwohner |
Politik
Der Ortsbeirat von Ernsthausen besteht aus fünf stimmberechtigten Mitgliedern. Nach den Kommunalwahlen in Hessen 2021 ist die Ortsvorsteherin Larissa Radu (CDU).[9]
Vereine
- Sportverein SG 1970 Weiltal
- Gesangverein Concordia Ernsthausen
- Freiwillige Feuerwehr Ernsthausen (gegründet 1924)
- Jugendfeuerwehr Ernsthausen in Gemeinschaft mit Jugendfeuerwehr Weilmünster (gegründet 8. Juli 1990, Betrieb ruht ab 31. Dezember 2014)
- Landfrauenverein Ernsthausen
- VdK Ortsverein Ernsthausen
- Mofa-Club Ernsthausen
- Interessensgemeinschaft Ernsthausen (IG Ernsthausen)
Einrichtungen und Freizeitmöglichkeiten
- Seit dem Jahr 1924 sorgt die Freiwillige Feuerwehr Ernsthausen (ab 8. Juli 1990 mit Jugendfeuerwehr) für den abwehrenden Brandschutz und die allgemeine Hilfe in diesem Ort.
- Dorfgemeinschaftshaus
- evangelische Kirche
- Kindergarten „Auf der Weisburg“
- Sportplatz, betrieben durch die SG 1970 Weiltal am „Laimbacher Berg“
- Kinderspielplatz am „Laimbacher Berg“
- direkte Anbindung an den Weiltal Rad- und Wanderweg
- Kinderspielplatz am Bürgerhaus und Weiltalradweg seit 2017
Persönlichkeiten
- Hugo Leibbrand, Gründer der im Jahre 1988 in der Rewe Group aufgegangenen HL-Märkte, deren Ursprung in Ernsthausen lag.
Weblinks
- Ortsteil Ernsthausen. In: Webauftritt. Gemeinde Weilmünster
- Ernsthausen. Ortsgeschichte, Infos. Ortsbeirat Ernsthausen
- Ernsthausen, Landkreis Limburg-Weilburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Ernsthausen In: Hessische Bibliographie[10]
Einzelnachweise
- Ernsthausen, Landkreis Limburg-Weilburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Entwicklung der Einwohnerzahl im Marktflecken Weilmünster. In: Webauftritt. Gemeinde Weilmünster, abgerufen im August 2020.
- Zusammenschluss von Gemeinden zur Gemeinde „Weilmünster“, Oberlahnkreis vom 6. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 4, S. 141, Punkt 170 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 373.
- Hauptsatzung. (PDF; 51 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Weilmünster, abgerufen im März 2020.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Ortsteil Ernsthausen. Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Weilmünster, abgerufen im August 2020.
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt
- Offizielle Facebook-Seite von Ernsthausen: , abgerufen im Mai 2021.
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!