Erfurter Bahn

Die Erfurter Bahn GmbH (EB, bis 2007 Erfurter Industriebahn, EIB) ist ein Eisenbahninfrastruktur- und Eisenbahnverkehrsunternehmen im Besitz der Landeshauptstadt Erfurt. Die Erfurter Bahn ist Betreiber verschiedener Erfurter Industriebahnen und eines Dutzend Regionalbahn-Linien in Thüringen, Bayern, Sachsen-Anhalt und Sachsen.

Erfurter Bahn GmbH
Basisinformationen
Unternehmenssitz Erfurt
Webpräsenz erfurter-bahn.de
Eigentümer Stadt Erfurt (100 %)
Geschäftsführung Michael Hecht
Betriebsleitung Thomas Grewing
Verkehrsverbund Verkehrsverbund Mittelthüringen (VMT), Mitteldeutscher Verkehrsverbund (MDV)
Mitarbeiter ca. 330
Linien
Spurweite 1435 mm (Normalspur)
Eisenbahn 12
Anzahl Fahrzeuge
Lokomotiven 2 V 100
Triebwagen 60 Stadler Regio-Shuttle RS1

1 Bombardier Itino

Betriebseinrichtungen
Betriebshöfe Erfurt und Meiningen
Länge Gleisanlagen 17 km Anschlussbahnen in Erfurter Industriegebietendep1

Geschichte

Die Stadt Erfurt betrieb seit dem 8. Mai 1912 im Nordosten eine Industriebahn. Diese konnte auch in den Zeiten der DDR ihre Selbständigkeit bewahren, weil sie als städtischer Eigenbetrieb organisiert war. Nach der Wende versuchte die Stadt, den Fortbestand ihres Bahnbetriebs zu sichern und gründete am 1. Mai 1990 eine GmbH: Erfurter Industriebahn GmbH (EIB). Alle Gesellschaftsanteile befinden sich im Eigentum der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt. Am 20. September 1995 wurde die EIB als erstes städtisches Unternehmen in Ostdeutschland als „öffentliche nichtbundeseigene Eisenbahn“ anerkannt. Doch allein im Schienengüterverkehr wurde keine Zukunft gesehen. Sie bemühte sich daher, in den Schienenpersonennahverkehr in Thüringen einzusteigen. Die Genehmigung hierfür wurde der EIB am 10. April 1997 erteilt und bereits am 15. September dieses Jahres konnte mit dem Freistaat Thüringen der erste Verkehrsvertrag abgeschlossen werden.[1]

Zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2004 konnte die EB den Betrieb auf einem Streckennetz im nördlichen Unterfranken bzw. südlichen Thüringen aufnehmen, dem Kissinger Stern[2] (nähere Informationen hierzu unter Unterfranken-Shuttle). Nach erneuter Ausschreibung ist die Erfurter Bahn dort vorerst bis 2026 unterwegs.[3]

Die am 3. März 2007 erfolgte Umbenennung des Unternehmens von Erfurter Industriebahn in die heutige Erfurter Bahn GmbH (EB) dokumentiert die Verlagerung des Geschäftsschwerpunktes. Im Jahr 1999 gründete sie gemeinsam mit der Hessischen Landesbahn GmbH die Süd-Thüringen-Bahn GmbH (STB) mit Sitz in Meiningen, die heute den Regionalverkehr in Südthüringen betreibt (einzig die RE Erfurt–Würzburg und Erfurt–Meiningen werden in diesem Bereich noch von DB Regio betrieben).

Ende August 2010 bekam die Erfurter Bahn den Zuschlag für den Personennahverkehr auf dem „Ostthüringer Dieselnetz“. Am 10. Juni 2012 wurde der Betrieb in dem Vergabenetz, das auch Teile von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Bayern umfasst, für 12,5 Jahre mit einem Umfang von etwa 4,6 Millionen Zugkilometern pro Jahr aufgenommen. Das Netz umfasst 12 Linien (siehe Liniennetz).[4]

Das Eisenbahn-Bundesamt hat am 24. Januar 2014 den Regio-Shuttle-Triebwagen der Erfurter Bahn nach mehrjähriger Erstellung eines neuen Regelwerks die Steilstreckenzulassung ohne zusätzliche Umbauten erteilt. Damit sind Fahrten auf der Bahnstrecke Plaue–Themar und wenn betriebsfähig Suhl–Schleusingen möglich.[5] EB und STB beschäftigten 2014 zusammen etwa 440 Angestellte.[6]

Am 23. September 2016 erhielt die Erfurter Bahn den Zuschlag für den Abschnitt Sömmerda–Buttstädt der Bahnstrecke Straußfurt–Großheringen von Dezember 2017 bis Dezember 2024.[7] Seit Dezember 2017 übernimmt die Transdev GmbH den Fahrschein-Vertrieb für die Erfurter Bahn und die Süd-Thüringen-Bahn als Hintergrunddienstleister.[8] Im Mai 2018 wurde die Erfurter Bahn an vier Tagen durch die GDL bestreikt, wodurch es zu Zugausfällen kam.[9] Bis 2021 soll die Überleitung des bisherigen Tarifvertrags in den GDL-Flächentarifvertrag abgeschlossen sein.[10]

Zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2020 wurden die unternehmenseigenen Linienbezeichnungen EB und EBx aufgegeben und durch RB bzw. RE ersetzt.[11]

Liniennetz

Unterfranken Shuttle

Linie Taktfolge
(in min)
Laufweg Befahrene Strecken KBS-Strecken-
nummer
Leistungserbringung Logo
RB 40120SchweinfurtEbenhausenMellrichstadtMeiningenSchweinfurt–Meiningen570, 81512. Dezember 2004
bis voraussichtlich.
12. Dezember 2026
RB 50120SchweinfurtEbenhausenBad Kissingen – Hammelburg – Gemünden Gemünden–Bad Kissingen
Ebenhausen–Bad Kissingen
Schweinfurt–Meiningen
803, 815

Sämtliche Züge enden in Schweinfurt nicht im Hauptbahnhof, sondern fahren weiter in Richtung Bamberg bis zum innenstadtnah gelegenen Haltepunkt Schweinfurt Stadt.

Elster Saale Bahn

Der Markenname Elster Saale Bahn wurde zum 100-jährigen Betriebsjubiläum der Erfurter Bahn bekannt gegeben und wird seitdem für die Strecken des Ostthüringer Dieselnetzes verwendet.[12]

Linie Taktfolge
(in min)
Laufweg Befahrene Strecken KBS-Strecken-
nummer
Leistungserbringung Logo
RE 12120Leipzig – Zeitz – Gera – Weida – Pößneck – Saalfeld – Blankenstein (Saale)Leipzig–Saalfeld550
555
10. Juni 2012
bis voraussichtlich
14. Dezember 2024
RB 13120Gera – Weida – Zeulenroda – Mehltheuer – HofGera–Weida
Weida–Mehltheuer
Mehltheuer–Hof
546
RB 2160 / 120Erfurt – Weimar – Jena-Göschwitz – Hermsdorf-Klosterlausnitz – GeraErfurt–Weimar
Weimar–Gera
565
RB 22120Leipzig – Zeitz – Gera – Weida – Pößneck – SaalfeldLeipzig–Saalfeld550
555
RB 2360Erfurt – Neudietendorf – Arnstadt – Rottenbach – Bad Blankenburg (Thüringerw) – SaalfeldErfurt–Neudietendorf
Neudietendorf–Arnstadt
Arnstadt–Saalfeld
561
RB 2660Weimar – Bad Berka – KranichfeldWeimar–Kranichfeld579
RB 28120Jena – Kahla – Orlamünde – PößneckJena–Orlamünde
Orlamünde–Pößneck
559
RB 32120Saalfeld – Hockeroda – Wurzbach (Thür) – Bad Lobenstein – Blankenstein (Saale)Saalfeld–Hockeroda
Hockeroda–Unterlemnitz
Unterlemnitz–Blankenstein
557
RE 47unregelmäßig

(2 Fahrten täglich)

Erfurt – Rottenbach – SaalfeldErfurt–Neudietendorf

Neudietendorf–Arnstadt Arnstadt–Saalfeld

561

Pfefferminzbahn

Linie Taktfolge
(in min)
Laufweg Befahrene Strecken KBS-Strecken-
nummer
Leistungserbringung Logo
RB 27120Sömmerda – Kölleda – ButtstädtSömmerda–Buttstädt59410. Dezember 2017
bis
14. Dezember 2024

Im Berufsverkehr und im Wochenend-Nachtverkehr verkehren einzelne Züge zwischen Erfurt, Weimar und Apolda.

Ehemalige Linien

VT 001 der Erfurter Bahn im Bahnhof Gotha

Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2006 bestellte der Nordhessische Verkehrsverbund einen Großteil der SPNV-Leistungen der EB auf seinem Gebiet ab, so dass der Großteil der Züge bereits in Eichenberg wendete und nur noch einzelne Fahrten bis Kassel-Wilhelmshöhe durchgebunden wurden. Nach massiven Fahrgastbeschwerden und einem signifikanten Rückgang der Reisendenzahlen fuhr die EB seit dem 1. April 2007 auf eigenwirtschaftlicher Basis wieder einen Großteil der Züge zwischen Eichenberg und Kassel-Wilhelmshöhe, was nach eigenen Angaben etwa 80 Prozent der bis zum Fahrplanwechsel 2006 auf diesem Abschnitt erbrachten Zugkilometer entspricht. Ein zunächst morgens und gleichfalls eigenwirtschaftlich nach Göttingen geführtes Zugpaar wendete seit dem Fahrplanwechsel 2007 auch in Kassel-Wilhelmshöhe. Am 15. Dezember 2013 wurde der Betrieb auf den Linien 1 und 2 an die DB Regio abgegeben.

Die Linie Erfurt – Ilmenau – Rennsteig wurde im Dezember 2017 sowie die Servicestation am Bahnhof Ilmenau an die Tochtergesellschaft Süd-Thüringen-Bahn abgegeben, die diese zuvor schon im Auftrag der Erfurter Bahn bedient hat.

Linie Taktfolge
(in min)
Laufweg Befahrene Strecken KBS-Strecken-
nummer
Leistungserbringung Logo
EB 4660Erfurt – Neudietendorf – Arnstadt – Plaue (Thür) – Ilmenau – RennsteigErfurt–Neudietendorf
Neudietendorf–Plaue
Plaue–Rennsteig
56614. Dezember 2002
bis
9. Dezember 2017

Infrastruktur

Loks 20 und 22 Lisa I und Lisa II in Erfurt Ost

Die EB betreibt als Eisenbahninfrastrukturunternehmen ein eigenes Netz von Anschlussbahnen mit einer Gleislänge von 17 Kilometer in den Industriegebieten Erfurt-Ost und -Nord.

Eine unternehmenseigene Werkstatt befindet sich direkt am Unternehmenssitz am Erfurter Ostbahnhof.

Güterverkehr

Für den Güterverkehr auf ihrem eigenen Streckennetz – und darüber hinaus – werden zwei Diesellokomotiven der DR-Baureihe V 100 als Lok 20 und 22 vorgehalten. Bis 1998 bildete der Güterverkehr den Schwerpunkt des Unternehmens. Der Höhepunkt wurde allerdings schon 1987 erreicht, als 236.700 Güterwagen bewegt und 9.200 Züge abgefertigt wurden.[1]

Zugtaufen und Werbezüge

Im Rahmen von regionalen Veranstaltungen wurden einige Triebfahrzeuge der EB mit touristischer oder kommerzieller Werbung versehen:

Triebzug-
nummer[A 1]
Namensgebung Zeitraum
der Anschrift[A 2]
Veranstaltungsort[A 3] Bemerkung
Bild
VT 001Stadt Erfurt/erwicon--
VT 002Pfefferminzbahn--
VT 014Stadt Schweinfurt
Schweinfurt – Zukunft findet Stadt
--
VT 017Stadt Hammelburg
1300 Jahre Hammelburg
--
VT 022Fränkisches Freilandmuseum Fladungen
mit dem Rhön-Zügle
--
VT 201Thüringen--
VT 301Landkreis Saalfeld-Rudolstadt--
VT 302Stadt Zeitz--
VT 303Ilmtal-Urlaub--
VT 304Stadt Hof
Hof – in Bayern ganz oben
--
VT 305Otto-Dix-Stadt Gera--
VT 306Weimar, Kulturstadt Europas--
VT 314CLARA19 / Jubiläumsjahr Clara Schumann Leipzig[13]13. September 2018Leipzig Hauptbahnhofzuvor „Luther in Leipzig“

Anmerkungen zur Tabelle

  1. außen, an der Stirnseite der Triebwagen angeschrieben
  2. Datum, ab der die Namensänderung wirksam wurde. Dies ist entweder der Tag der Festzeremonie oder das offizielle neue Zulassungsdatum eines bereits beschrifteten Fahrzeugs, welches nachträglich umgebaut oder umnummeriert worden ist. Das zweite Datum (bis) gibt an, ab wann der Name vom Triebzug entfernt und auf ein anderes Fahrzeug übertragen worden ist.
  3. Ort der Taufzeremonie

Literatur

  • Frehner Consulting GmbH (Hrsg.): Erfurter Bahn, Kommt gut an – In Tradition und Leistung seit 1912. Stand: 2007 (Imagebroschüre)
  • Burkhard Beyer: Thüringer fahren bald in Bayern. Erfurter Industriebahn expandiert. In: LOK MAGAZIN. Nr. 261/Jahrgang 42/2003. GeraNova Zeitschriftenverlag GmbH München, ISSN 0458-1822, S. 18.
Commons: Erfurter Bahn – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Vgl. Imagebroschüre S. 4f
  2. Bayerische Eisenbahngesellschaft
  3. Unterfranken Shuttle darf bis 2026 fahren. In: Main-Post. 8. Juli 2013 (mainpost.de [abgerufen am 17. Mai 2018]).
  4. http://nvsthueringen.de/News/20100830_dieselnetz-ost-vergeben.php
  5. Strecke Ilmenau – Themar. In: Bahn-Report. Band 32, Nr. 188, 27. Februar 2014, ISSN 0178-4528, S. 59 (Website Bahn-Report [abgerufen am 17. März 2014]).
  6. erfurter-bahn.de/unternehmen – Eigendarstellung. Abgerufen am 14. Juli 2014.
  7. „Zuschlagserteilung für Pfefferminzbahn“, Pressemitteilung der Erfurter Bahn vom 23. September 2016, abgerufen am 27. September 2016
  8. Transdev übernimmt Vertriebsdienstleistungen für Erfurter Bahn und Süd-Thüringen-Bahn - Transdev GmbH. (transdev.de [abgerufen am 11. August 2017]).
  9. Verhandlungen: Tarifstreit bei Erfurter Bahn und Süd-Thüringen-Bahn beigelegt. In: eurailpress.de. 14. August 2018, abgerufen am 15. November 2018.
  10. Erfurter Bahn/Süd Thüringen Bahn: 95 Prozent für Tarifabschluss. In: eurailpress.de. 30. August 2018, abgerufen am 15. November 2018.
  11. Neue Linienbezeichnungen für den Regionalverkehr auf erfurter-bahn.de, abgerufen am 2. Dezember 2020.
  12. Künftig rollt die Elster-Saale-Bahn durch Ostthüringen, Ostthüringer Zeitung, 31. März 2012
  13. Shuttle-Taufe „200 Jahre Clara Schumann in Leipzig“ der Erfurter Bahn am 13.09.2018. Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig, 13. September 2018, abgerufen am 3. Dezember 2018.

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