Energieverbrauch
Energieverbrauch kennzeichnet umgangssprachlich die Umwandlung von brauchbarer Energie für unterschiedliche Nutzanwendungen in unbrauchbare, meist in Wärme bei niedriger Temperatur. Energie ist nötig, um Arbeit zu verrichten. Je nach Anwendung werden mechanische Arbeiten (Bewegen, Beschleunigen, Bremsen), Beleuchtung und Wärme- und Kühlvorgänge unterschieden und mit zeitbezogenen Mess- und Kennwerten gekennzeichnet.
Begriffe
Der Ausdruck Energieverbrauch hat sich umgangs- und wirtschaftssprachlich (insbesondere auch in der Energiewirtschaft) entwickelt. Physikalisch gesehen kann Energie in einem geschlossenen System nicht verbraucht, sondern nur umgewandelt werden.[1] Im physikalischen Sinne spricht man von Exergieverbrauch oder Entropieerzeugung.
Mit Energieverbrauch ist umgangs- und wirtschaftssprachlich der Verbrauch von Endenergie gemeint, die von den Verbrauchern in Form von aufbereiteten Erdöl-, Erdgas- und Kohleprodukten, wie Kraftstoffe (Benzin, Diesel), Heizöl, Koks, Kohle, sowie als elektrischer Strom oder Fernwärme genutzt wird. Diese Energie wird in Nutzenergie für mechanische Arbeit (Bewegen, Beschleunigen, Bremsen), für Beleuchtung und für Wärme- und Kühlvorgänge umgewandelt.[2] Im Ingenieurwesen ist der Energieverbrauch definiert als „die für die Deckung von Energiebedarf aufgewandte Menge bestimmter Energieformen unter realen Bedingungen“.[3]
Endenergie wird aus den in der Natur vorkommenden Rohstoffen der Hauptgruppen fossile Brennstoffe, erneuerbare Energien und Kernenergie gewonnen und umgewandelt. Die Energiegewinnung und -nutzung wird in Energiebilanzen erfasst, die mit der Rohstoffgewinnung als Primärenergie beginnen und über Umwandlungsprozesse zur Endenergie führen, die entsprechend auch als Sekundärenergie bezeichnet wird.[4]
Der letzte Umwandlungsschritt in Nutzenergie (auch als Tertiärenergie benannt[5]) bei den Verbrauchern ist in hohem Maße von den eingesetzten Geräten, Einrichtungen und Antrieben abhängig. Dieser Anwendungsschritt ist in übergeordneten Energiebilanzen, wie der Energiebilanz für die Bundesrepublik Deutschland, nicht zu erfassen, die sich daher auf die beiden Bereiche Primär- und Endenergie begrenzen.[6] Weitergehende Bilanzen einschließlich der Nutzenergie werden in produktionsbezogenen Energiebilanzen und Effizienzanalysen vorgenommen.
Die Maßeinheit für Energie ist nach dem Internationalen Einheitensystem 1 Joule (J), auch Wattsekunde genannt: 1 J = 1 N·m = 1 kg·m2·s−2. Durch Einheitenvorsätze, auch Einheitenpräfixe genannt, werden Vielfache oder Teile gebildet, um Zahlen mit vielen Stellen zu vermeiden (Beispiel: 1 Megajoule (MJ) = 1.000.000 Joule, siehe auch Größenordnung (Energie)).
Umgangssprachlich sind weitere Maßeinheiten gebräuchlich, wie Kilowattstunde (kWh) für elektrische Energie, Liter für Treibstoffe oder Gewichtseinheiten für feste Brennstoffe. Der Energieverbrauch kann auch auf ein bestimmtes Ergebnis bezogen werden (z. B.: Treibstoffverbrauch pro 100 gefahrene Kilometer oder Stromverbrauch eines Gerätes pro Jahr).
Kennwerte zum Energieverbrauch
Der Bedarf an Endenergie wird mit Verbrauchskenndaten gekennzeichnet, für Fahrzeuge bspw. mit dem Kraftstoffverbrauch, für Geräte mit der Energieverbrauchskennzeichnung und für Gebäude mit dem Energieausweis. Die Verteilung des Stromverbrauchs in privaten Haushalten ist aus Beratungstätigkeiten ermittelt worden, z. B. der Energieagentur Nordrhein-Westfalen, die Verbrauchsdaten aus rund 380.000 Beratungen ausgewertet hat.[7]
Mobilität
Im Zusammenhang mit Mobilität verbrauchen z. B. Fahrräder pro Personenkilometer 0 kWh, Pedelecs 0,008, U-Bahnen 0,02, Straßenbahnen 0,08, Omnibusse 0,13, Züge 0,19 sowie (Personen)-KFZ 0,56 kWh.[8]
Weltweiter Energieverbrauch
Die globale Energienachfrage nahm 2017 um 2,1 % zu. Der Anstieg war mehr als doppelt so hoch wie im Schnitt der vergangenen Jahre. Er wurde laut IEA zu mehr als 70 % von Öl, Erdgas und Kohle gedeckt, der Rest nahezu von erneuerbaren Energien. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien kletterte um 6,3 % dank der Ausbreitung von Wind-, Solar- und Wasserkraft.[9]
2017 lag die gesamte weltweite Produktion von Primärenergie bei rund 14.035 Megatonnen Öleinheiten (entsprechend 163.227 TWh). Darunter befand sich eine Stromerzeugung von rund 23.856 TWh. Bei der Nutzung dieser Energie wurden ca. 32,840 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid freigesetzt.[10] Der Marktwert der weltweiten verbrauchten Energie betrug im Jahr 2015 ca. 9,1 Billionen US-Dollar.[11]
Insgesamt stieg der Energieverbrauch von 24.500 TWh im Jahr 1950 auf rund 131.400 TWh im Jahr 2010; dabei verdoppelte sich der Pro-Kopf-Energieverbrauch. Bei gleicher Wachstumsrate des Pro-Kopf-Energieverbrauches und einem Anstieg der Weltbevölkerung auf über 9 Mrd. Menschen würde sich bis 2050 ein Energieverbrauch von über 350.400 TWh ergeben. Um diesen Energiebedarf zu decken, wären zusätzlich zum 2010 vorhandenen Energieverbrauch das Leistungsäquivalent von etwa 48.000 fossilen Kraftwerken mit je 500 MW, 24.000 Kernkraftwerken mit je 1000 MW oder 150.000 km² Photovoltaikanlagen notwendig. Aus diesen Daten wird die Notwendigkeit von Energieeinsparungen gerade in den wohlhabenden Staaten der Erde abgeleitet.[12]
Energieverbrauch in Deutschland
Primär- und Endenergieverbrauch
In Deutschland lag der Primärenergieverbrauch im Jahr 2018 bei rd. 13.106 Petajoule (PJ) (entsprechend 3.640 TWh) und der Endenergieverbrauch bei rd. 8.996 Petajoule (PJ) (entsprechend 2.499 TWh). Die Energiebilanz für die Bundesrepublik Deutschland wies dabei zwischen Primär- und Endenergieverbrauch Umwandlungsverluste von 31,4 % aus (Bilanzjahr 2018).[14]
Im Jahr 2020 ging der Primärenergieverbrauch nach vorläufigen Zahlen um 8,7 % zurück gegenüber dem Vorjahr, was zu einem großen Teil auf die COVID-19-Pandemie zurückgeht. Der Rückgang betraf alle Energieträger mit Ausnahme der erneuerbaren Energien, die 3 % mehr Energie lieferten. Starke Rückgänge gab es insbesondere bei Flugkraftstoffen sowie Braun- und Steinkohle, wodurch erneuerbare Energien erstmals einen höheren Anteil am Primärenergieverbrauch hatten als Kohle. Aufgrund des Rückgangs des Energieverbrauchs sowie der Verschiebung des Energiemixes hin zu emissionsarmen Energieträgern rechnet die AG Energiebilanzen mit einem Rückgang der Kohlenstoffdioxidemissionen um ca. 12 % gegenüber 2019, was in absoluten Zahlen ca. 80 Millionen Tonnen entspricht.[15]
Bei der Umwandlung der Primärenergie in nutzbare Endenergie und schließlich auch bei der Umwandlung in die Nutzenergie fallen Verluste durch den Wirkungsgrad der notwendigen Aufbereitungs- und Umwandlungsprozesse sowie durch Transporte an. Energie lässt sich zwar von der einen in die andere Form umwandeln, dabei setzt jedoch der zweite Hauptsatz der Thermodynamik prinzipielle Grenzen: thermische Energie ist nur eingeschränkt in andere Energieformen umwandelbar und zwischen Systemen übertragbar. Daher treten insbesondere bei der Stromerzeugung Verluste bei der Umwandlung der Primärenergie auf. Beim Einsatz fossiler Brennstoffe liegen sie bei ausschließlicher Stromerzeugung bei 60 bis 70 %; durch Nutzung der entstehenden Wärme als Fernwärme können die Verluste auf rd. 50 % gesenkt werden. Bemerkenswerterweise hat der Energieverbrauch in Deutschland trotz Wirtschaftswachstum seit 1990 nicht zu-, sondern etwas abgenommen. Zwischen 1990 und 2011 nahm das reale Bruttoinlandprodukt um 34 % zu, der Energieverbrauch nahm jedoch um 9 % ab.[17] Grund hierfür sind der technologische Fortschritt in der Energiewirtschaft, die sparsamere und rationellere Energienutzung und die Verlagerung der Produktion ins Ausland (siehe etwa Liste der größten Aluminiumproduzenten#Produktion). Die Schwankungen des Energieverbrauchs in den letzten Jahren haben ihre Ursache vor allem in den Witterungsbedingungen (unterschiedliche Heizungskosten bei kalten/warmen Wintern).
Primärenergieverbrauch in der Bundesrepublik Deutschland Angaben in Petajoule[14][18] | ||||||||||||||||
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Energieträger | 1990 | 1995 | 2000 | 2005 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2016 in % | 2017 in % | 2018 in % |
Mineralöl | 5.217 | 5.689 | 5.499 | 5.166 | 4.684 | 4.525 | 4.527 | 4.628 | 4.493 | 4.472 | 4.563 | 4.671 | 4.452 | 34,0 | 34,5 | 34,0 |
Erdgas, Erdölgas | 2.293 | 2.799 | 2.985 | 3.250 | 3.171 | 2.911 | 2.920 | 3.059 | 2.660 | 2.800 | 3.043 | 3.159 | 3.071 | 22,7 | 23,4 | 23,4 |
Steinkohle | 2.306 | 2.060 | 2.021 | 1.808 | 1.714 | 1.715 | 1.725 | 1.840 | 1.759 | 1.718 | 1.635 | 1.502 | 1.428 | 12,2 | 10,9 | 10,9 |
Braunkohle | 3.201 | 1.734 | 1.550 | 1.596 | 1.512 | 1.564 | 1.645 | 1.629 | 1.574 | 1.565 | 1.525 | 1.507 | 1.476 | 11,4 | 11,1 | 11,3 |
Kernenergie | 1.668 | 1.682 | 1.851 | 1.779 | 1.533 | 1.178 | 1.085 | 1.061 | 1.060 | 1.001 | 923 | 833 | 829 | 6,8 | 6,2 | 6,3 |
Brennstoffe aus erneuerbaren Energiequellen2 | 139 | 191 | 290 | 596 | 1.160 | 1.153 | 1.029 | 1.118 | 1.112 | 1.144 | 1.163 | 1.203 | 1.178 | 8,7 | 8,9 | 9,0 |
Photovoltaik, Wasser- und Windkraft1 | 58 | 83 | 127 | 173 | 254 | 309 | 356 | 381 | 407 | 523 | 529 | 594 | 625 | 3,9 | 4,4 | 4,8 |
Außenhandelssaldo Strom | 3 | 17 | 11 | −31 | −64 | −23 | −83 | −116 | −122 | −174 | −200 | -189 | -175 | −1,3 | -1,4 | -1,3 |
Sonstige | 22 | 13 | 68 | 222 | 254 | 267 | 244 | 222 | 237 | 242 | 242 | 243 | 222 | 1,8 | 1,8 | 1,7 |
Gesamt | 14.905 | 14.269 | 14.402 | 14.558 | 14.217 | 13.599 | 13.447 | 13.822 | 13.180 | 13.293 | 13.426 | 13.523 | 13.106 | 13.491 100% | 13.523 100% | 13.106 100% |
Bevölkerungsstand in 1000[19] | 79.753 | 81.817 | 82.260 | 82.438 | 81.752 | 80.328 | 80.524 | 80.767 | 81.198 | 82.176 | 82.522 | 82.792 | 83.019 | |||
Gesamt pro Kopf in Gigajoule | 186,9 | 174,4 | 175,1 | 176,6 | 173,9 | 169,3 | 167,0 | 171,1 | 162,3 | 161,8 | 162,7 | 163,3 | 157,9 |
Endenergieverbrauch in der Bundesrepublik Deutschland Angaben in Petajoule[18][14] | ||||||||||||||||
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Energieträger | 1990 | 1995 | 2000 | 2005 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2016 in % | 2017 in % | 2018 in % |
Kraftstoff1 | 2.533 | 2.711 | 2.820 | 2.569 | 2.471 | 2.485 | 2.479 | 2.549 | 2.548 | 2.577 | 2.662 | 2.737 | 2.665 | 29,3 | 29,7 | 29,6 |
Gas | 1.871 | 2.260 | 2.410 | 2.279 | 2.439 | 2.231 | 2.267 | 2.370 | 2.133 | 2.233 | 2.305 | 2.344 | 2.279 | 25,4 | 25,5 | 25,3 |
Strom | 1.638 | 1.648 | 1.780 | 1.864 | 1.899 | 1.876 | 1.884 | 1.884 | 1.846 | 1.853 | 1.863 | 1.868 | 1.847 | 20,5 | 20,3 | 20,5 |
Heizöl | 1.446 | 1.593 | 1.246 | 1.596 | 874 | 730 | 771 | 822 | 693 | 675 | 653 | 654 | 609 | 7,2 | 7,1 | 6,8 |
Sonstige Energieträger2 | 54 | 110 | 201 | 477 | 691 | 656 | 655 | 689 | 662 | 692 | 715 | 739 | 743 | 7,9 | 8,0 | 8,3 |
Fernwärme | 383 | 366 | 265 | 450 | 472 | 420 | 431 | 435 | 383 | 402 | 410 | 411 | 401 | 4,5 | 4,5 | 4,5 |
Steinkohle | 571 | 455 | 432 | 319 | 375 | 387 | 340 | 338 | 348 | 382 | 378 | 366 | 365 | 4,2 | 4,0 | 4,1 |
Braunkohle | 975 | 178 | 82 | 78 | 89 | 94 | 92 | 93 | 85 | 84 | 87 | 88 | 87 | 1,0 | 1,0 | 1,0 |
Gesamt | 9.473 | 9.322 | 9.235 | 9.127 | 9.310 | 8.881 | 8.919 | 9.179 | 8.699 | 8.898 | 9.071 | 9.208 | 8.996 | 100 | 100 | 100 |
Bevölkerungsstand in 1000[19] | 79.753 | 81.817 | 82.260 | 82.438 | 81.752 | 80.328 | 80.524 | 80.767 | 81.198 | 82.176 | 82.522 | 82.792 | 83.019 | |||
Gesamt pro Kopf in Gigajoule | 118,8 | 114,0 | 112,3 | 110,7 | 113,9 | 110,6 | 110,8 | 113,7 | 107,1 | 108,3 | 109,7 | 111,2 | 108,4 |
Nutzung der Endenergie
Die Endenergie wird zu 38,9 % in mechanische Energie (Transportaufgaben, Maschinenantrieb usw.) umgewandelt und zu 25,6 % in Raumwärme und zu 22,6 % in sonstige Prozesswärme umgesetzt. Auf diese drei Anwendungsbereiche entfallen 87,1 % des Endenergieverbrauchs der Bundesrepublik Deutschland. Für Warmwasser werden 5,0 %, für Beleuchtung 2,9 % und für Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) 2,4 % eingesetzt (Bilanzjahr 2018).[14]
Die umgangssprachlich wenig gebräuchliche Energieeinheit Gigajoule bei der Angabe des Pro-Kopf-Verbrauchs lässt sich durch Umrechnung in kWh oder Ölmengen veranschaulichen: 1 Gigajoule (GJ) = 278 kWh oder Energiemenge bei Verbrennung von 23,9 kg Erdöl.
Endenergieverbrauch nach Anwendungsbereichen in der Bundesrepublik Deutschland[14][4] |
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Anwendungsbereich | Angaben in Petajoule | Angaben in Gigajoule | |||||||
2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2017 | 2018 | 2011 Pro-Kopf |
2011 in % |
2018
in % | |
mechanische Energie | 3.334 | 3.236 | 3.298 | 3.327 | 3.589 | 3.502 | 40,7 | 38,1 | 38,9 |
Raumwärme | 2.770 | 2.611 | 2.813 | 2.256 | 2.443 | 2.302 | 27,6 | 25,8 | 25,6 |
sonstige Prozesswärme | 1.875 | 1.756 | 1.903 | 1.979 | 2.036 | 2.035 | 24,2 | 22,6 | 22,6 |
Warmwasser | 428 | 416 | 379 | 447 | 441 | 451 | 5,5 | 5,1 | 5,0 |
Beleuchtung | 300 | 297 | 296 | 321 | 259 | 257 | 4,0 | 3,7 | 2,9 |
Informations- und Kommunikationstechnik | 211 | 200 | 199 | 219 | 213 | 216 | 2,7 | 2,5 | 2,4 |
sonst. Prozesskälte | 129 | 148 | 143 | 162 | 190 | 193 | 2,0 | 1,9 | 2,1 |
Klimakälte | 51 | 28 | 29 | 34 | 39 | 40 | 0,4 | 0,4 | 0,4 |
Gesamt | 9.098 | 8.692 | 9.060 | 8.744 | 9.208 | 8.996 | 106,8 | 100 | 100 |
Herkunft der Primärenergie
Die Primärenergie für die Bundesrepublik Deutschland stammt zu rund 69,9 % aus Importen. Im Jahr 2018 wurden 9.176 Petajoule des Gesamtbedarfs von 13.129 Petajoule importiert, vorrangig Mineralöl und Erdgas sowie Steinkohle. Bei diesen Energieträgern liegt eine hohe Importabhängigkeit von 88 bis 97 % vor. Die inländischen Quellen Braunkohle und Erneuerbare Energien waren importunabhängig.[14]
Nettoimportabhängigkeit von Energieträgern in Prozent[14]
(Anteil der Summe aus Einfuhr minus Ausfuhr minus Bunker am Primärenergieverbrauch) | |||
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Energieträger | 2016 | 2017 | 2018 |
Steinkohle | 94,8 | 91,9 | 88,3 |
Braunkohle | -1,9 | -2,1 | -2,2 |
Mineralöl | 98,0 | 97,0 | 97,2 |
Naturgase | 90,2 | 91,3 | 95,6 |
Kernenergie | 100 | 100 | 100 |
Gesamt | 70,7 | 69,4 | 69,9 |
Im Jahr 2018 wurden in die Bundesrepublik Deutschland importiert:
- 85,205 Mio. Tonnen Rohöl,[14]
- 126,253 Milliarden Kubikmeter Erdgas (1 m³ entspricht 35,169 MJ Heizwert)[14]
- 46,965 Mio. Tonnen Steinkohle[24]
Das Rohöl stammte 2018 zu 36,3 % aus der Russischen Föderation, zu 18,1 % aus Afrika (vor allem Nigeria, Algerien und Libyen) und zu 11,8 % aus Norwegen. Von den verbleibenden 33,8 % kamen größere Lieferanteile aus Großbritannien (7,8 %), aus dem Nahen Osten (6 %) und aus Venezuela mit 0,8 %.[14]
Die Herkunft des importierten Erdgas darf nach den Vorschriften des § 16 Bundesstatistikgesetz in Verbindung mit § 11 Abs. 2 und 5 Außenwirtschaftsgesetz seit 2015 nicht mehr veröffentlicht werden. Denn die Weitergabe der Daten könnte einzelne Unternehmen in ihrem Betriebs- und Geschäftsgeheimnis berühren.[25]
Der letzte verfügbare Stand des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aus dem Jahr 2015 setzt sich wie folgt zusammen:
Das importierte Erdgas kam zu 34,7 % aus der Russischen Föderation, zu 34,1 % aus Norwegen und zu 28,8 % aus den Niederlanden. Die übrigen 2,5 % stammen aus „sonstigen Ländern“.[14] Dabei handelt es sich um die Übergabeländer aus denen das Erdgas nach Deutschland kommt und nicht das Förderland. So kommt das Erdgas aus den Niederlanden zum teil aus den Vereinigten Königreich als Flüssiggaslieferungen, bevor es nach Deutschland geleitet wird.[26]
Die Steinkohle-Importe stammten 2018 zu 40 % aus der Russischen Föderation, 21,2 % aus den USA und 11,1 % aus Australien. Von den übrigen 28 % kamen größere Lieferanteile aus Kolumbien mit 8,3 % und aus EU-Ländern 10,4 % (vor allem Polen).[24]
Pro-Kopf-Verbrauch von Primär- und Endenergie
Der Verbrauch von Primärenergie in Deutschland im Jahr 2018 von insgesamt 13.129 Petajoule (PJ) entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von rund 43.929 kWh pro Einwohner (83,019 Mio. Einwohner[19]). Dazu wurden 2018 pro Kopf der Bevölkerung 1.287 kg Erdöl (Rohöleinheiten, 1 PJ = 0,024 Mio. t RÖE), 1.191 kg Steinkohleeinheiten (Braun-Steinkohle, 1 PJ = 0,034 Mio. t SKE) sowie 1.059 m3 Erdgas eingesetzt (1 m³ entspricht 35,169 MJ Heizwert). Hinzu kommen aus erneuerbaren Energiequellen 6.029 kWh und aus Kernenergie 2.774 kWh pro Kopf.[14]
Dieser Pro-Kopf-Verbrauch von Primärenergie entspricht einer durchgängigen Leistung von rund 5 kW, die pro Einwohner benötigt wurde (Verbrauch auf 8.760 Std. eines Jahres umgerechnet). Zum Vergleich: Ein Mensch ist bei körperlicher Betätigung zu einer Dauerleistung von 0,06 kW im Stande, bei Akkordleistungen von 0,1 kW.[28] Der Verbrauch von Primärenergie in Deutschland liegt um knapp den Faktor 84 höher als die menschliche Dauerleistung.
Der Verbrauch an Endenergie in Deutschland im Jahr 2018 von insgesamt 8.963 Petajoule (PJ) entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von rund 29.990 kWh pro Einwohner. Davon entfallen 9.011 kWh auf Kraftstoffe, 7.676 kWh auf Erdgas, 6.183 kWh auf Strom insgesamt, davon 1.526 kWh für den privaten Verbrauch, 1.850 kWh auf Heizöl und 2.459 kWh auf sonstige Energieträger, darunter Brennholz, Brenntorf, Klärschlamm und Müll.[14]
Entwicklung der Energiepreise in Deutschland
Preisentwicklung der Verbraucherpreise in Deutschland
2015 = 100%[29] | ||||||
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Energieträger | 2005 | 2010 | 2015 | 2018 | 2019 | 2020(nur Mai) |
Erdgas | 76,0 | 90,3 | 100 | 92,2 | 95,8 | 97,2 |
Benzin (Super) | 87,8 | 101,7 | 100 | 104,7 | 103,0 | 86,3 |
Diesel | 90,7 | 104,4 | 100 | 110,2 | 108,4 | 90,9 |
Heizöl (leicht) | 93,8 | 114,6 | 100 | 117,4 | 114,5 | 83,4 |
Flüssiggas | - | 124,2 | 100 | 119,4 | 108,3 | 91,4 |
Strom | 61,6 | 80,2 | 100 | 103,3 | 106,8 | 111,2 |
Fernwärme | 69,7 | 86,9 | 100 | 93,9 | 98,1 | 98,1 |
Verbraucherpreisindex gesamt[30] |
86,2 | 93,2 | 100 | 103,8 | 105,3 | 106,0 |
Mit dem weltweit steigenden Energieverbrauch ist eine deutliche Zunahme der Energiepreise zu verzeichnen. Diese Preisentwicklung wird für die verschiedenen Energiearten anhand von amtlichen Daten erfasst und mit Preisindizes dargestellt. Das Statistische Bundesamt hat für die Bundesrepublik Deutschland eigene Preisstatistiken und zugehörige Angaben des Statistischen Amtes der EU (Eurostat) zusammengefasst und auf das Basisjahr 2015 bezogen.
Einfuhr-, Erzeuger- und Ausfuhrpreisindizes werden nach dem Güterverzeichnis für Produktionsstatistiken (GP), Ausgabe 2009 berechnet. Für Verbraucherpreisindizes wird die Klassifikation des privaten Konsums nach Verwendungszwecken (COICOP = Classification of Individual Consumption by Purpose) angewandt.
Steuern und Umlagen werden in der Weise berücksichtigt, wie sie im Endpreis enthalten sind: Einfuhrpreise werden daher ohne Mehrwertsteuer angesetzt, da sie im Zuge des Vorsteuerabzugs gegengerechnet werden. Die Verbraucherpreise enthalten entsprechend die Mehrwertsteuer sowie Abgaben und Umlagen.[4]
Die Einfuhrpreise und Erzeugungspreise für Primärenergie ausgenommen vom Erdgas sind im Zeitraum von 2015 bis 2019 gestiegen. Mit beginn der Covid-19-Pandemie haben sich die Preise Teilweise mehr als Halbiert. Die Verbraucherpreise für die wichtigsten Endenergieträger Heiz- und Kraftstoffe sowie für Strom sind bis 2019 stärker als der allgemeine Verbraucherpreisindex angestiegen, am stärksten bei Heizöl um 14,5 %, bei den Kraftstoffen um 3 bzw. 8,4 %, bei Strom um 6,8 % gestiegen, Erdgas und Fernwärme haben sich im selben Zeitraum um 4,2 % und 1,9 % vergünstigt bezogen auf 2015.[29]
Preisentwicklung der Primärenergie Einfuhrpreise und Erzeugerpreise
2015 = 100%[29] | ||||||
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Energieträger | 2005 | 2010 | 2015 | 2018 | 2019 | 2020(nur Mai) |
Steinkohle (Einfuhr) | 67,1 | 116,9 | 100 | 144,1 | 125,0 | 93,4 |
Braunkohle (Erzeugerpreise) | 79,0 | 89,8 | 100 | 98,1 | 103,4 | 100,7 |
Rohöl (Einfuhr) | 88,2 | 126,7 | 100 | 126,2 | 123,3 | 54,9 |
Rohöl (Erzeugerpreise) | 81,6 | 122,6 | 100 | 130,0 | 125,3 | 43,4 |
Erdgas (Einfuhr) | 80,6 | 110,4 | 100 | 107,9 | 85,7 | 49,7 |
Erdgas (Erzeugerpreise)
bei Abgabe an Handel, Gewerbe und Wohnungswirtschaft |
76,3 | 88,9 | 100 | 91,0 | 95,1 | 93,4 |
- Entwicklung der Einfuhrpreise von Primärenergie bezogen auf das Jahr 2015 = 100%[31]
Energieverbrauch in Österreich
Der Energieverbrauch in Österreich betrug 1.429 PJ im Jahr 2008, mit einer jährlichen Steigerungsrate von durchschnittlich 1,7 % im Zeitraum 1990 bis 2008.[34] Der Bruttoinlandsverbrauch stieg von 1970 bis 2004 um 75 % auf 1.395 PJ. Gleichzeitig nimmt der Anteil erneuerbarer Energieträger langsam zu.
Energieverbrauch in der Schweiz
Der Energieverbrauch in der Schweiz betrug rund 747.400 TJ im Jahr 2020.[35]
Weblinks
- Energiedaten - nationale und internationale Entwicklung (umfassende Statistiken vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie zum Energieverbrauch)
- online Stromverbrauch u. Kosten eines Geräts errechnen, ggf. Ersparnis gegen Vergleichsgerät berechnen
- online Energie- und Wasserverbrauchvergleich von Haushaltsgeräten (Vattenfall)
- Online-Stromverbrauchsrechner für Haushalte
- Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (Statistiken zum Energieverbrauch in Deutschland)
- Grafik: Weltweiter Energieverbrauch, aus: Zahlen und Fakten: Globalisierung, www.bpb.de
- Grafiken: Energieverbrauch – Europa, aus: Zahlen und Fakten: Europa, www.bpb.de
Einzelnachweise
- Physikalisch gesehen ist Energieverbrauch, genauso wie Energiegewinnung ohne qualifizierendes Adjektiv aufgrund des Energieerhaltungssatzes unmöglich. Es findet lediglich eine Energiewandlung von einer Energieform in eine andere statt. Der umgangssprachliche Energieverbrauch ist an sich der nicht reversible Exergieverbrauch, vgl. mit dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik. Siehe auch: Martin Buchholz: Energie - Wie verschwendet man etwas, das nicht weniger werden kann? In: Science Slam Finale 2011. 19. November 2011, abgerufen am 30. April 2020. - und das Buch zum Film - Martin Buchholz: Energie - Wie verschwendet man etwas, das nicht weniger werden kann? 1. Auflage. Springer, Berlin Heidelberg 2016, ISBN 978-3-662-49741-8, S. 27 ff.
- Eckhard Rebhan (Hrsg.): Energiehandbuch – Gewinnung, Wandlung und Nutzung von Energie. Springer Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-540-41259-X.
- VDI-Richtlinie 4661 Energiekenngrößen: Definitionen – Begriffe – Methodik (Stand September 2003).
- Statistisches Bundesamt (DESTATIS): Preise – Daten zur Energiepreisentwicklung Wiesbaden 2012.
- Achim Dittmann, Joachim Zschernig (Hrsg.): Energiewirtschaft. Teubner Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-519-06361-1.
- Erläuterung zu den Energiebilanzen. Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V. (AGEB). Archiviert vom Original am 8. November 2013. Abgerufen am 12. April 2017.
- Energieagentur Nordrhein-Westfalen: Erhebung „Wo bleibt der Strom?“ (PDF; 1,0 MB), Düsseldorf 2011.
- Zeitschrift fairkehr 8/2017 des Verkehrsclub Deutschland e. V., Infografik s. 22.: fairkehr-magazin.de: „Wo bleiben die E-Autos?“ (11. Februar 2018)
- Energieverbrauch: Der Kampf gegen den Klimawandel findet nicht statt In: industriemagazin.at, 23. März 2018, abgerufen am 1. April 2018.
- World energy balances and statistics. In: iea.org. (IEA) International Energy Agency, 2019, abgerufen am 12. August 2020 (englisch, Dokument: "IEA_HeadlineEnergyData.xlsx").
- According To Marketline Global Energy Consumption Market Value Surpassed $9.1 trillion In 2015. In: Blue and Green Tomorrow, 13. September 2016. Abgerufen am 16. September 2016.
- Nicola Armaroli, Vincenzo Balzani: Energy for a Sustainable World. From the Oil Age to a Sun-Powered Future. Weinheim 2011, S. 304f.
- Paul Voosen: The realist. In: Science. 359, 2018, S. 1320–1324, doi:10.1126/science.359.6382.1320.
- Gesamtausgabe der Energiedaten - Datensammlung des BMWI. xlsx Dokument. In: bmwi.de. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, 22. Juni 2020, abgerufen am 23. Juli 2020.
- Energieverbrauch sinkt auf historisches Tief. AG Energiebilanzen. Abgerufen am 17. Dezember 2020.
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- Entwicklung der Energiemärkte – Energiereferenzprognose Projekt Nr. 57/12. (PDF) Juni 2014, abgerufen am 7. Juli 2015 (Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie).
- Bundesministerium für Wirtschaft (BMWi): Zahlen und Fakten Energiedaten, Stand: 23.09.2018
- Bevölkerungsstand. Statistisches Bundesamt (Destatis), 13. Juli 2020, abgerufen am 8. August 2020.
- AG Energiebilanzen e.V. | Auswertungstabellen. Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V., 1. März 2020, abgerufen am 11. August 2020.
- Ingrid Wernicke, Jochen Diekmann: Methodische Änderungen in der Energiebilanz 2012. (PDF) Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V., 1. Mai 2014, abgerufen am 11. August 2020.
- Gesamtausgabe der Energiedaten - Datensammlung des BMWi. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, 22. Juni 2020, abgerufen am 29. Juli 2020.
- Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB): [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Defekte_Weblinks&dwl=http://www.ag-energiebilanzen.de/componenten/download.php?filedata=1349701305.pdf&filename=_AGEB_Infografik_04_2012_Importabh%E4ngigkeit.p.pdf&mimetype=application/pdf Seite nicht mehr abrufbar], Suche in Webarchiven: [http://timetravel.mementoweb.org/list/2010/http://www.ag-energiebilanzen.de/componenten/download.php?filedata=1349701305.pdf&filename=_AGEB_Infografik_04_2012_Importabh%E4ngigkeit.p.pdf&mimetype=application/pdf Importabhängigkeit der Energieversorgung der Bundesrepublik Deutschland, Bilanzjahr 2011], Essen 2011.
- Jahresbericht 2020 - Verein der Kohlenimporteure. Verein der Kohlenimporteure e.V., 1. Juli 2020, S. 113, abgerufen am 30. Juli 2020.
- Schriftliche Frage an die Bundesregierung im Monat Januar 2019 Frage Nr. 180. (PDF) Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, 23. Januar 2019, abgerufen am 30. Juli 2020.
- Monitoringbericht 2019. (PDF) Bundeskartellamt, Bundesnetzagentur, 13. Januar 2020, S. 361, abgerufen am 30. Juli 2020.
- Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V. (AGEB): Auswertungstabellen, Essen Stand Nov. 2012.
- Achim Dittmann, Joachim Zschernig (Hrsg.): Energiewirtschaft, Teubner Verlag Stuttgart 1997, ISBN 3-519-06361-1
- Daten zur Energiepreisentwicklung - Lange Reihen bis Mai 2020. Statistisches Bundesamt, 26. Juni 2020, abgerufen am 23. Juli 2020.
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- Daten zur Energiepreisentwicklung - Lange Reihen bis Mai 2020. Statistisches Bundesamt, 26. Juni 2020, abgerufen am 24. Juli 2020.
- Umweltbundesamt Österreich: Energieeinsatz in Österreich, aufgerufen am 2. Januar 2011.
- Schweizer Energieverbrauch 2020 wegen Pandemie stark gesunken. In: admin.ch. Bundesamt für Energie, 21. Juni 2021, abgerufen am 17. August 2021.