Emmerzhausen
Emmerzhausen ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Altenkirchen (Westerwald) in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Daaden-Herdorf an.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Altenkirchen (Westerwald) | |
Verbandsgemeinde: | Daaden-Herdorf | |
Höhe: | 480 m ü. NHN | |
Fläche: | 7,07 km2 | |
Einwohner: | 655 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 93 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 57520 | |
Vorwahl: | 02743 | |
Kfz-Kennzeichen: | AK | |
Gemeindeschlüssel: | 07 1 32 026 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Bahnhofstraße 4 57567 Daaden | |
Website: | ||
Ortsbürgermeister: | Hans-Joachim Fries | |
Lage der Ortsgemeinde Emmerzhausen im Landkreis Altenkirchen (Westerwald) | ||
Geographische Lage
Emmerzhausen liegt etwa vier Kilometer südöstlich von Daaden an der Landesstraße 280 und fünf Kilometer südwestlich vom nordrhein-westfälischen Burbach (Kreis Siegen-Wittgenstein). Die Landesgrenze ist etwa einen Kilometer entfernt. Emmerzhausen liegt auf 480 m ü. NHN, etwa zwei Kilometer nördlich des Stegskopfs (654,4 m ü. NHN), der zweithöchsten Erhebung des Westerwalds.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung von Emmerzhausen fand 1344 unter dem Namen „Engilbrachtshusen“ im „Mannbuch“ der Ritter von Bicken statt. 1561 wurde die Existenz einer im Ort bereits bestehenden Kapelle festgehalten. 1610 wurde die Steinches Mühle[2] erwähnt, die heute auf der Gemarkung Daaden liegt und zu dieser Zeit Bannmühle für die umliegenden Ortschaften war.[3] 1741 wurden in Emmertzhaussen 26 Räuche (Häuser) gezählt, die Einwohner der Gemeinde waren zum größten Teil reformierten Bekenntnisses.[4] 1776 wurden im Ort 153 Einwohner, 1788 dann 168 Einwohner gezählt. 1809 besuchten 35 Kinder die Dingschule in Emmerzhausen.
Der Ort gehörte bis zum Jahr 1806 zur Grafschaft Sayn-Altenkirchen und zum Kirchspiel Daaden. Die Grafschaft Sayn-Altenkirchen kam 1791 auf dem Erbweg zu Preußen und wurde 1803 im Reichsdeputationshauptschluss dem Fürstentum Nassau-Usingen zugesprochen. 1806 traten die beiden nassauischen Fürsten dem napoleonischen Rheinbund bei und die Region zählte von 1806 an zum Herzogtum Nassau. Aufgrund der auf dem Wiener Kongress (1815) getroffenen Vereinbarungen wurde das Gebiet der ehemaligen saynischen Grafschaften an das Königreich Preußen abgetreten.
Unter der preußischen Verwaltung wurde Emmerzhausen der Bürgermeisterei Daaden im neu errichten Kreis Altenkirchen zugeordnet, der von 1822 an zur Rheinprovinz gehörte.
Im Jahr 1890 wurde auf dem Stegskopf ein hölzerner Aussichtsturm errichtet, der als Landesvermessungspunkt und zur Übermittlung von Lichtsignalen der kaiserlichen Artillerie diente. 1894 wurde eine Katzensteuer eingeführt. Die erste Katze war frei, die zweite wurde mit einer Mark und die dritte Katze mit drei Mark besteuert. 1905 wurde der Ort an das Telefonnetz, 1923 an das Elektrizitätsnetz angeschlossen. 1930 erhielt der Ort Bahnanschluss von Scheuerfeld über Friedewald, um die Gruben besser zu erreichen und Güter zu transportieren. Das Gleis wurde im Zweiten Weltkrieg bis zum Flugplatz Lippe verlängert. 1943 kaufte die Hitler-Jugend die Anlagen am Stegskopf und richtete das „Reichsausbildungslager Prinz Eugen“ ein. Dort befindet sich heute der Truppenübungsplatz Daaden der Bundeswehr. Ende März 1945 nahmen US-Truppen den Ort ein.
Weil die Wintersportanlagen auf dem Stegskopf nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr benutzt werden konnten, errichtete der Skiverein Emmerzhausen ab 1956 eine neue Ski-Sprungschanze, die im Januar 1958 eingeweiht werden konnte. Bei der Eröffnung handelte es sich um die größte Sprungschanze von Rheinland-Pfalz. Mit dem Ausbau der B 54 gefährdete die Straße allerdings den Sprungbetrieb und musste für Wettkämpfe gesperrt werden. Aus diesem Grund wurde die Sprungschanze Ende der 1960er Jahre stillgelegt. Versuche eines Neubaus Mitte der 1970er Jahre scheiterten.
1970 wurde auch die Eisenbahnstrecke Richtung Friedewald stillgelegt, der Personenverkehr hatte nicht den nötigen Erfolg gebracht und war durch Busse ersetzt worden.
Zwischen 1847 und 1948 war die Grube Adolfsburg am Hang des Stegskopfes in Betrieb. In ihr wurde Braunkohle abgebaut. Die zweitgrößte Grube war Neue Landeskrone, in Betrieb zwischen 1850 und 1894. In der Grube wurden über einen Maschinenschacht Kupfer-, Blei- und Nickelerze abgebaut. Eine weitere Grube war Grüner Wald, deren erste Mutung am 2. Mai 1870 erfolgte.
Bevölkerungsentwicklung
Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Emmerzhausen, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[5]
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Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Emmerzhausen besteht aus zwölf Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer Mehrheitswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.[6]
Bürgermeister
Hans-Joachim Fries wurde am 2. März 2020 Ortsbürgermeister von Emmerzhausen.[7] Da bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 kein gültiger Wahlvorschlag eingereicht wurde, oblag die Neuwahl des Bürgermeisters dem Gemeinderat, der zunächst keinen Kandidaten finden konnte.[8]
Die Vorgänger von Fries waren seit 2014 Heinz Dücker, der das Amt zuletzt bis Ende 2019 geschäftsführend ausgeübt hatte, und zuvor Peter Kröller, der sieben Jahre Ortsbürgermeister war.[9][7]
Wappen
Blasonierung: „Schild durch eine silberne Schräg-links-Wellenliste geteilt, vorne in Rot ein blaubewehrter und gezungter herschauender goldener Löwe nach links, hinten in Schwarz drei zusammengestellte silberne Basaltsäulen.“ | |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- An der Straßengabelung Emmerzhausen/Derschen befindet sich die „Steinches Mühle“ (erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1610). Hierbei handelt es sich um eine Wassermühle, die heute im Privatbesitz ist.
- Im Nachbarort Friedewald befindet sich ein Renaissance-Schloss der Grafen von Sayn (1580/1582), das seit 1954 Sitz der Evangelischen Sozialakademie ist.
Naturdenkmäler
- Bei den Trödelsteinen (613 m über NN; auf einem Gebirgskamm nordöstlich von Emmerzhausen gelegen) handelt es sich um Säulen und ein Blockfeld aus Feldspaltbasalt, welches hier im Tertiär durch das Grundgebirge gebrochen ist. Die "Trödelsteine" sind als Geotop Teil des Nationalen Geoparks Westerwald-Lahn-Taunus.
Kulturdenkmäler
Öffentliche Einrichtungen
- Dorfgemeinschaftshaus
- Kommunaler Kindergarten „Regenbogen“
- Evangelische Kapelle
- Gemeindehaus (freikirchlich)
- Skihütte „Auf der Stirn“
- Schutzhütte bei den „Trödelsteinen“
- Schutzhütte auf dem ehemaligen Gelände der Grube „Neue Landeskrone“
Mit Emmerzhausen verbundene Personen
- Siegfried Koch (Skipionier aus Neuwied) errichtete zusammen mit Lehrer Peter Hoffmann (Emmerzhausen) im Jahr 1913 auf dem Stegskopf die „Siegfriedhütte“. Im Jahr 1932 wurde dort das Lied Oh du schöner Westerwald gedichtet. Lehrer Hoffmann übernahm später das Amt des Hüttenwartes auf der Siegfriedhütte.
- Peter Hoffmann, geboren am 9. Juli 1863 in der Pfalz, kam als Junglehrer 1886 nach Emmerzhausen und heiratete die Tochter Pauline des Haubergsvorstehers und Landwirts Ferdinand Hummel. Hier war er als Schulmeister bis 1926 tätig. Er führte viele Obstsorten im Westerwald ein und unterrichtete im Veredeln und Schneiden von Obst- und Beerengehölzen. Neben seiner Landwirtschaft betrieb er Imkerei. Sein Freund Alexander Graf von Hachenburg (damals wohnhaft im Schloss Friedewald (Westerwald)) schickte ihn im Winter 1909/1910 zu einem „Schneeschuhlauf-Kursus“ nach „Schloss Wittgenstein“. So wurde Peter Hoffmann der erste Ski-Übungsleiter und Trainer im Westerwald. 1910 war er Mitbegründer des Wintersportvereins Daaden und viele Jahre dessen Vorsitzender. 1913 Miterbauer der Siegfriedhütte auf dem Stegskopf und Hüttenwart bis zu seinem Tode im Jahr 1935.
- Karl Dücker war Bergmann, Steinbrucharbeiter, Gemeinderatsmitglied und Feuerwehrbrandmeister. Er verfasste zudem Gedichte und musizierte. Er verstarb am 3. August 1979 in Emmerzhausen.
Sonstiges
- 1987 kamen bei dem Absturz eines Motorflugzeugs in Emmerzhausen die vier Insassen ums Leben. Zum Zeitpunkt des Unglückes herrschte über dem Ort dichter Nebel; der Bestimmungsort des Segelfliegers war der Flughafen Siegerland.
- Bei der Abschlussfeier der Hauptschule Daaden 1988 auf der Skihütte Emmerzhausen wurde ein 14-jähriger Schüler aus Emmerzhausen vom Blitz erschlagen.
- 2006 richtete der ortsansässige Skiverein Stegskopf Emmerzhausen e. V. die Westdeutschen Meisterschaften im Berglauf aus.
Literatur
- Marc Rosenkranz: Emmerzhausen früher und heute. ...ein Dorf im Wandel der Zeit…. Emmerzhausen 2006.
- Marc Rosenkranz: Die Dorfschule in Emmerzhausen wurde vor 95 Jahren eingeweiht. In: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 48 (2005), S. 158 ff.
- Marc Rosenkranz: Bahn fuhr einst nach Emmerzhausen. In: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 52 (2009), S. 210 ff.
- Marc Rosenkranz: Wie Emmerzhausen den Zweiten Weltkrieg erlebte. In: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 59 (2016), S. 157–160.
Weblinks
- Ortsgemeinde Emmerzhausen auf den Seiten der Verbandsgemeinde Daaden-Herdorf
- Ehemaliger TrÜbPl Daaden bei Streitkräftebasis (Memento vom 31. Dezember 2012 im Internet Archive)
- Literatur über Emmerzhausen in der Rheinland-Pfälzischen Landesbibliographie
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2020, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- Vgl. Marc Rosenkranz: Steinches Mühle wurde vor 400 Jahre erstmals urkundlich erwähnt, in: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 53 (2009), S. 72–73.
- Vgl. Daniel Schneider: Das Mühlengewerbe in der Grafschaft Sayn-Altenkirchen, in: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 59 (2016), S. 219–233.
- Zur konfessionellen Entwicklung vgl. Daniel Schneider: Die Entwicklung der Konfessionen in der Grafschaft Sayn im Grundriss, in: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 58 (2015), S. 74–80.
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Regionaldaten
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Gemeinderatswahl 2019 Emmerzhausen. Abgerufen am 11. November 2019.
- Daniel Weber: Führungsteam in Emmerzhausen ist komplett. In: Rhein-Zeitung. Mittelrhein-Verlag GmbH, Koblenz, 4. März 2020, abgerufen am 1. August 2021 (Nur Artikelanfang frei zugänglich).
- Daniel Montanus: Niemand will Bürgermeister werden. In: Siegener Zeitung. Vorländer & Rothmaler GmbH & Co. KG, Siegen, 12. August 2019, abgerufen am 1. August 2021 (Nur Artikelanfang frei zugänglich).
- Heinz Dücker tritt an, Peter Kröller tritt ab. In: Rheinzeitung (über Genios-Pressearchiv). GBI-Genios Deutsche Wirtschaftsdatenbank GmbH, München, 25. September 2014, abgerufen am 1. August 2021 (Nur Artikelanfang frei zugänglich).