Gebhardshain
Gebhardshain ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Altenkirchen (Westerwald) in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain an. Bis zum 1. Januar 2017 war sie Verwaltungssitz einer gleichnamigen Verbandsgemeinde, die mit der Verbandsgemeinde Betzdorf fusionierte. Gebhardshain ist gemäß Landesplanung als Grundzentrum ausgewiesen.[2]
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Altenkirchen (Westerwald) | |
Verbandsgemeinde: | Betzdorf-Gebhardshain | |
Höhe: | 382 m ü. NHN | |
Fläche: | 5,95 km2 | |
Einwohner: | 1903 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 320 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 57580 | |
Vorwahl: | 02747 | |
Kfz-Kennzeichen: | AK | |
Gemeindeschlüssel: | 07 1 32 039 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Hellerstraße 2 57518 Betzdorf | |
Website: | ||
Ortsbürgermeister: | Jürgen Giehl (FWG) | |
Lage der Ortsgemeinde Gebhardshain im Landkreis Altenkirchen (Westerwald) | ||
Geographie
Geographische Lage
Die Ortsgemeinde liegt an den nördlichen Ausläufern des Westerwalds hin zum Siegerland südwestlich von Betzdorf und südöstlich von Wissen; Nachbargemeinden sind Wissen im Norden und Nordwesten, Elben im Osten, Steinebach/Sieg im Süden, Fensdorf und Selbach im Westen. Südwestlich des Ortes erstrecken sich ausgedehnte Waldgebiete, mit denen die Gemarkung an die im Westerwaldkreis gelegenen Gemeinden Kundert und Mörsbach grenzt.
Klima
Der Jahresniederschlag beträgt 1058 mm. Die Niederschläge sind hoch. Sie liegen im oberen Viertel der in Deutschland erfassten Werte. An 88 % der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monate ist der April, die meisten Niederschläge fallen im Dezember. Dann fallen 1,5-mal mehr Niederschläge als im April. Die Niederschläge variieren mäßig. An 45 % der Messstationen werden niedrigere jahreszeitliche Schwankungen registriert.
Geschichte
Gebhardshain wird erstmals im Jahre 1220 urkundlich erwähnt. Der Ortsname ist eindeutig auf einen Personennamen zurückzuführen, vermutlich auf einen Gebhard aus der Familie der Konradiner, der um das Jahr 1000 herum gelebt haben dürfte. Gebhardshain war im 13. Jahrhundert Sitz des Rittergeschlechts derer von Gevertzhagen, die als Schöffen in Gerichtsurkunden schon 1216 erscheinen. Das Geschlecht war Lehensträger der Grafen von Sayn. 1378 erkannten diese den Kurfürst von Trier als ihren Lehnsherren an, womit Gebhardshain nicht nur zur Diözese Trier, sondern auch zu Kurtrier, dem weltlichen Herrschaftsgebiet des Erzbischofs von Trier, gelangte. Gebhardshain liegt an der Grenze zum Erzbistum Köln, das in Wissen beginnt.
- Bevölkerungsentwicklung
Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Gebhardshain, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[2][1]
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Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Gebhardshain besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.
Die Sitzverteilung im Gemeinderat:[3]
Wahl | CDU | FDP | FWG | WGB | Gesamt |
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2019 | 9 | 1 | 5 | 1 | 16 Sitze |
2014 | 9 | – | 7 | – | 16 Sitze |
2009 | 9 | 1 | 6 | – | 16 Sitze |
2004 | 9 | 2 | 5 | – | 16 Sitze |
- FWG = Freie Wählergruppe Gebhardshain e. V.
Bürgermeister
Ortsbürgermeister von Gebhardshain ist Jürgen Giehl (FWG). Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 55,54 % wiedergewählt.[4]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kirchen
In Gebhardshain gibt es zwei Kirchen: die katholische Kirche St. Maria Magdalena (links im Bild) und die evangelische Kirche (rechts im Bild). Bis 31. Juli 1859 benutzten beide Konfessionen (2500 Katholische und 280 Evangelische) die aus dem 13. Jahrhundert stammende Kirche als Simultaneum.[5] Nach der Trennung wurde die stark renovierungsbedürftige Kirche, die man zuerst zu renovieren gedachte, bis auf den Turm, der mit Glocken und Uhr der Kommune gehörte,[6] abgerissen und als dreischiffige romantisierende byzantinische Basilika 1860/62 neu errichtet. Der Turm wurde 1900 aufgestockt. Der Siegburger Baumeister Court orientierte sich beim Entwurf der Pläne für den Neubau an ein Konzept, das Ernst Friedrich Zwirner 1850/51 für die Kirche in Stieldorf entworfen hatte.[7]
Die Evangelischen bekamen 5750 Taler für ihren Anteil. Die dann 1862 (23. März Grundsteinlegung) bis 1863 (22. Juli Einweihung) nach Plänen des Kreisbaumeisters L. Fortemps, Kirchen, unter der Bauaufsicht des Baumeisters Court, der auch schon die katholische Kirche erbaut hatte, für 31800 Taler von der Nümbrechter Firma Dickel errichtete einschiffige, fünfachsige Langhauskirche mit vorgesetztem Turm und eingezogenem überwölbtem 5/8 Chorschluss und Mauerwerk aus weiß gefugter Grauwacke und zeittypischen einzelnen Elementen des Rundbogenstils[8] bekam 1869 eine Orgel, die 1901 durch ein Instrument der Firma Eberhard Friedrich Walcker mit zehn Registern und zwei Manualen ersetzt wurde.[9]
Heimatmuseum
In Gebhardshain gibt es ein Heimatmuseum, das im Jahre 1999 eröffnet wurde. Dort werden unter anderem verschiedene Haushaltsgeräte aus der Vergangenheit ausgestellt. Außerdem gibt es seit dem 1. September 2001 ein Puppen-Museum, in dem man über 50 Puppen sehen kann.
Kulturdenkmäler
Regelmäßige Veranstaltungen
Gebhardshain feiert zwei jährlich wiederkehrende Feste.
- Die viertägige Kirmes um den ersten Sonntag im August gibt den Rahmen für das gleichzeitige Schützenfest. Die Dorfjugend ist mit der Aufrichtung des Kirmesbaumes, einer Eröffnungsrede und einem Seifenkistenrennen um die Dorfkirche am Kirmessonntag für das traditionelle Rahmenprogramm und für Musik und Tanz im Festzelt verantwortlich.
- Auf dem traditionellen Herbstmarkt werden neben Produkten des ländlichen Raumes und modernem Kunstgewerbe vielfältige gebietstypische Gaumenfreuden angeboten. Für die Kinder wird das Angebot der Viehhändler zum Streichelzoo.
- Dazu findet alle vier Jahre eine Leistungsschau in der Westerwaldschule statt. Hier stellen regionale Firmen ihre Produkte vor.
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Beschäftigten Gebhardshains pendeln meist zu auswärtigen Arbeitsplätzen. Im Ort selbst ist der regionale Fremdenverkehr mit Schwerpunkt Seniorenreisen und Familienurlaube aus den nahen Ballungsräumen ein bedeutender saisonaler Arbeitgeber. Ein Aussiedlerhof an der Straße nach Wissen ist der einzige Vollerwerbslandwirtschaftsbetrieb.
Verkehr
Der Bahnhof Gebhardshain-Steinebach lag an der Bahnstrecke Scheuerfeld–Emmerzhausen.
Windkraftanlagen
Nach einem mehrjährigen politischen Streit wurde auf dem Gewann Spielstück südwestlich der Ortschaft ein Windpark bestehend aus mehreren Windkraftanlagen des Typs Nordex N90/2300 mit einer Nabenhöhe von 100 Metern, einem Rotordurchmesser von 90 Metern und einer Gesamthöhe von 145 Metern errichtet.[10] Die Nennleistung der Anlagen beträgt jeweils 2,3 MW.
Öffentliche Einrichtungen
In Gebhardshain befindet sich der zweite Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde, die Astrid-Lindgren-Grundschule und die Westerwaldschule, eine Regionale Sekundar-Schule, sowie mit dem St. Vinzenzhaus ein Altenpflegeheim der cusanus trägergesellschaft trier.
Söhne und Töchter des Ortes
- Friedrich Gebauer (1830–1903), Textil- und Maschinenfabrikant in Berlin
- Konrad Fuchs (1928–2015), Professor für Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- Walter Pauli (1953–1975), Polizeibeamter in Köln, wuchs in Gebhardshain auf
- Herbert Weller (1926–2019), Träger der Peter-Cornelius-Plakette des Landes Rheinland-Pfalz[11]
- Jessica Weller (* 1983), Landtagsabgeordnete der CDU im Rheinland-Pfälzischen Landtag
Mit Gebhardshain verbunden
- Hermann Josef Doetsch (1876–1957), Amtsbürgermeister von Gebhardshain von 1907 bis 1913[12]
Literatur
- Konrad Fuchs: Geschichte der Verbandsgemeinde Gebhardshain. Mainz 1982, ISBN 3-87439-082-9.
- Gebhardshainer Heimatfreunde e. V. (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte, Mundart und Landeskunde von Gebhardshain. Wewa-Druck, Gebhardshain 1995.
- Hellmuth Gensicke: Zur nassauischen Ortsgeschichte: Kirchspiel und Gericht Neukirch. In: Nassauische Annalen 1981. S. 150–168.
- Benedikt Märzheuser: Das Gebhardshainer Land, Wirtschaftsentwicklung in den letzten 100 Jahren. richter-druck, Elkenroth 1980.
- Daniel Schneider: Die Entwicklung der Konfessionen in der Grafschaft Sayn im Grundriss. In: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 58. 2015, S. 74–80.
Trivia
Es besteht eine meist folkloristisch-verbal ausgetragene Rivalität mit dem Nachbarort Steinebach. In diesem Zusammenhang muss auch der Sieg Gebhardshains am 29. Mai 2010 über den Nachbarort Steinebach mit 3:1 im Wettbewerb „Bürgermeisterschaft“ des Rundfunksenders RPR1 gesehen werden.[13]
Weblinks
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2020, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Regionaldaten
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Ergebnis der Gemeinderatswahl 2019
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Betzdorf-Gebhardshain, Verbandsgemeinde, achte Ergebniszeile. Abgerufen am 15. November 2019.
- Zur konfessionellen Entwicklung vgl. Daniel Schneider: Die Entwicklung der Konfessionen in der Grafschaft Sayn im Grundriss, S. 74–80.
- Karl Dünhof: Geschichte der evangelischen Gemeinde Gebhardshain. Siegblätter-Verlag, Betzdorf o. J. (1958) S. 57 ff.
- Hermann-Josef Roth: Der Westerwald. Köln, DuMont, 1981, S. 77.
- Verzeichnis der evangelischen Kirchenneubauten im Rheinland 1860–1914 (1927) Uni Duisburg-Essen S. 21.
- Dünhof S. 77.
- Ziel: Windpark mit 20 Rädern im Frühjahr 2014 am Netz. In: Rhein-Zeitung. 5. Juni 2012. Abgerufen am 5. Juni 2012.
- Landesregierung Rheinland-Pfalz: Träger der Peter-Cornelius-Plakette. Landesregierung Rheinland-Pfalz, abgerufen am 22. September 2021.
- Heimatbuch 2007, Landkreis Mayen-Koblenz, Kreisverwaltung Mayen-Koblenz, Hermann Josef Doetsch starb vor 50 Jahren, von Dr. Bernhard Koll, S. 41 ff., In: dilibri.de (abgerufen am 20. Dezember 2020)
- Gebhardshain gewinnt RPR1-Bürgermeisterschaft. In: Rhein-Zeitung. 30. Mai 2010, abgerufen am 30. November 2019.