Neitersen
Neitersen ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Altenkirchen (Westerwald) in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld an. Am 1. Januar 2021 schlossen sich die Ortsgemeinden Obernau und Neitersen zur neuen Ortsgemeinde Neitersen zusammen.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Altenkirchen (Westerwald) | |
Verbandsgemeinde: | Altenkirchen-Flammersfeld | |
Höhe: | 198 m ü. NHN | |
Fläche: | 7,14 km2 | |
Einwohner: | 1090 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 153 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 57638 | |
Vorwahlen: | 02681, 02685 | |
Kfz-Kennzeichen: | AK | |
Gemeindeschlüssel: | 07 1 32 502 | |
Gemeindegliederung: | 6 Ortsteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Rathausstraße 13 57610 Altenkirchen (Westerwald) | |
Website: | ||
Ortsbürgermeister: | Horst Klein | |
Lage der Ortsgemeinde Neitersen im Landkreis Altenkirchen (Westerwald) | ||
Geographie
Neitersen liegt etwa fünf Kilometer südwestlich von Altenkirchen und wird von der Wied durchflossen. Die Gemeinde gliedert sich in den Ortsbezirk Obernau, sowie die weiteren Ortsteile Fladersbach, Kahlhardt, Neiterschen, Niederölfen und Neitersen. Sie liegt zwischen 194 und 250 m ü. NHN.
Fladersbach, östlich des Hauptortes, ist heute mit Neitersen zusammengewachsen. Das ein Kilometer entfernte Niederölfen liegt nicht im Tal, sondern auf dem Höhenzug oberhalb von Neitersen in Richtung Oberölfen. Neiterschen und Kahlhardt liegen auf der Südseite der Wied.
Nachbargemeinden sind Hemmelzen und Helmenzen im Norden, Altenkirchen und Schöneberg im Osten, Stürzelbach, Niederwambach und Berzhausen im Süden sowie Schürdt und Walterschen im Westen.
Geschichte
Am 1. März 1262 schloss die Gräfin Mechthild, die Witwe des Grafen Heinrich III. von Sayn, mit dem Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden einen Vertrag. In dieser Urkunde werden auch namentlich einige Dienstleute aufgezählt, die sich die Gräfin für ihre eigene Dienste auf Lebzeit vorbehielt. Dazu gehörten unter anderem drei Leute aus Neitersen, nämlich Henriche, Gobelin und Gylise von „Nithirshusen“. Das Original befindet sich im Landeshauptarchiv Koblenz.
In dieser Zeit bis zur Reformation war der heutige Ort Neitersen durch die Wied ein Grenzort, der zu zwei verschiedenen Gauen gehörte. Das Kirchspiel Schöneberg mit seinen Dörfern, also auch Neiterschen und Kahlhardt, zählte zum Engersgau, der von Engers bei Koblenz aus verwaltet wurde. Das Kirchspiel Birnbach, zu dem Neitersen, Fladersbach und Niederölfen gehörte, lag im Auelgau, der von Siegburg aus verwaltet wurde.
Im Auelgau und damit auch über das Kirchspiel Birnbach (Neitersen rechts der Wied) waren die Grafen von Sayn die Landesherren geworden. Erst am 5. Juli 1489 kam auch das Kirchspiel Schöneberg (Neitersen links der Wied) endgültig zum Hause Sayn. Von da an waren alle zur heutigen Gemeinde Neitersen zählenden Dörfer unter einer Herrschaft.
Mitte des 18. Jahrhunderts fielen die Eigentumsrechte an den örtlichen Wäldern vom damaligen Inhaber, dem Grafen von Sayn-Hachenburg, an die örtlichen Waldinteressentenschaften.
1815 kam infolge der Beschlüsse auf dem Wiener Kongress das Gebiet von Neitersen an das Königreich Preußen und damit trat verwaltungsmäßig eine Veränderung ein. Die 1.000-jährige Verwaltung nach Kirchspielen wurde aufgehoben und es wurden Bürgermeistereien gebildet. Neiterschen und Kahlhardt kamen mit dem Kirchspiel Schöneberg zur Bürgermeisterei Flammersfeld, Neitersen, Niederölfen und Fladersbach kamen mit dem Kirchspiel Birnbach zur Bürgermeisterei Weyerbusch.
1848 wurde in Fladersbach auf Bestreben des Bürgermeisters von Weyerbusch, Friedrich Wilhelm Raiffeisen, ein Schulhaus vollendet, wodurch der Schulunterricht für die Dörfer Neitersen, Niederölfen und Fladersbach nicht mehr in Birnbach stattfand. 1873 erhielt auch Neiterschen bessere Schulverhältnisse, es bildete mit Schöneberg eine Schulgemeinde und der Schulunterricht wurde vom Küstergebäude in das neue Schulhaus in Schöneberg verlagert.
Im Jahre 1882 wurde mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Siershahn–Altenkirchen begonnen. Am 30. Mai 1884 wurde die sie eröffnet und Neitersen erhielt einen Bahnhof und gleichzeitig eine Posthilfsstelle mit Fernsprechbetrieb.
1893 wurden die Dörfer Neitersen, Niederölfen und Fladersbach von der Birnbacher Kirche zur Schöneberger Kirchengemeinde umgepfarrt und alle heutigen Ortsteile gehörten erstmals zur gleichen Kirchengemeinde.
Bis 1908 wurde in der Grube Emma Eisenerz gefördert. In diesem Jahr wurde auch die Grubenbahn zum Bahnhof Neitersen eingestellt.
1911 trat die Gemeinde Neiterschen dem Schulverband Neitersen-Ölfen bei.
1918 begann die Stromversorgung in Neitersen in der Mühle in Neiterschen mit Hilfe eines Generators, der über einen Riemen angetrieben wurde. Über eine Zwei-Phasen-Leitung wurde der komplette Ortsteil Neiterschen und einige Häuser entlang der Straße auf der rechten Wiedseite versorgt. Die Abrechnung mit der Mühle erfolgte über die Anzahl und Watt-Leistung der Glühbirnen je Haus. Für die umliegenden Orte reichte die Leistung nicht aus. Ab 1920 erfolgte dann die öffentliche Stromversorgung des Ortes mit Überlandleitungen und die Mühle lieferte den Strom in das öffentliche Netz.
In Niederölfen lebte der Neurologe, Maler und Schriftsteller Wladimir Lindenberg von 1933 bis zu seiner Verhaftung 1937 in einem Fachwerkhäuschen an einem Steinbruch, das er mit Wandbildern ausmalte. Er hat dem „göttlichen Frieden“ der Region und ihren Bewohnern, die ihn „offen und warmherzig empfingen“ in seinem Erinnerungsbuch „Himmel in der Hölle“ ein literarisches Denkmal gesetzt.
Die Dorfschule in Neitersen bestand seit den 1930er Jahren aus zwei Klassenräumen und wurde ursprünglich als Volksschule bis Klasse 8 betrieben, in ihren letzten Jahren jedoch als Grundschule nur noch bis Klasse 4. Sie wurde 1973 geschlossen und der Schulbetrieb nach Altenkirchen verlagert.
Am 1. Januar 1969 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Niederölfen nach Neitersen eingemeindet. Eine vergrößerte Gemeinde entstand am 7. Juni 1969 durch Neubildung aus den Gemeinden Neitersen (662 Einwohner) und Neiterschen (151).[2]
Nach genau hundert Jahren wurde 1984 der Personenverkehr auf der Bahnstrecke eingestellt.
Die Gemeinde Neitersen und die benachbarte Gemeinde Obernau schlossen sich am 1. Januar 2021 zu der neuen Gemeinde Neitersen zusammen.[3]
- Bevölkerungsentwicklung
Die Entwicklung der Einwohnerzahl in Neitersen bezogen auf das heutige Gemeindegebiet (2021); die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[4][1]
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Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Neitersen besteht nach der Fusion zum 1. Januar 2021 und der nachfolgenden Konstituierung aus 16 Ratsmitgliedern, die bei einer Neuwahl am 4. Oktober 2020 in Mehrheitswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.[5] Der bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 gewählte Rat vor der Gemeindezusammenlegung hatte noch zwölf Mitglieder.[6]
Bürgermeister
Horst Klein wurde im Jahr 1999 Ortsbürgermeister von Neitersen. Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 81,38 % in seinem Amt bestätigt, bei der Direktwahl am 4. Oktober 2020 für die neue Gemeinde Neitersen erreichte er 84,87 % der Stimmen.[7][8][5]
Wirtschaft, Kultur und Infrastruktur
Die Bundesstraße 256 und eine Eisenbahnlinie der Deutschen Bahn, auf der die Westerwaldbahn Güterverkehr durchführt, führen durch Neitersen. In der Gemeinde befinden sich drei größere Industriebetriebe und ein mehrfach preisgekröntes Programmkino, die Wied-Scala.
Die Gemeinde unterhält seit 1994 eine Mehrzweckhalle neben dem Sportgelände. Sie bietet bis zu 300 Sitzplätze und wird sehr häufig zu festlichen Anlässen genutzt.
Vereine
- Die Wiedbachtaler Sportfreunde Neitersen sind der größte Verein in der Gemeinde. Die erste Fußballmannschaft spielt ab der Saison 2007/2008 in der Rheinlandliga.
- Der Löschzug Freiwillige Feuerwehr Neitersen besteht seit 1938 und ist Bestandteil der Verbandsgemeindefeuerwehr Altenkirchen.
- Der Wiedbachtaler Männerchor wurde am 24. November 1912 in Neitersen gegründet.
- Die Modellfluggruppe Neitersen e. V. wurde am 25. März 1977 in Neitersen gegründet.
Persönlichkeiten
- Emil Haas (1903–1977), Politiker
Weblinks
- Ortsgemeinde Neitersen auf den Seiten der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld
- Bericht über die Entstehung des Ortsnamens Neitersen von Wilhelm Hundhausen (Memento vom 19. Februar 2012 im Internet Archive) in genealogy.net
- Literatur über Neitersen in der Rheinland-Pfälzischen Landesbibliographie
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2020, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006 (Memento vom 22. Dezember 2017 im Internet Archive) (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 393). Bad Ems März 2006, S. 189 (PDF; 2,6 MB). Info: Es liegt ein aktuelles Verzeichnis (2016) vor, das aber im Abschnitt „Gebietsänderungen – Territoriale Verwaltungsreform“ keine Einwohnerzahlen angibt.
- Landesgesetz über den freiwilligen Zusammenschluss der Ortsgemeinden Neitersen und Obernau
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Mein Dorf, meine Stadt: Bevölkerung. Abgerufen am 3. September 2021.
- Fusion der OGs Neitersen und Obernau – Vorläufige Wahlergebnisse vom 4.10.2020. Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, 4. Oktober 2020, abgerufen am 4. Oktober 2020.
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Gemeinderatswahl 2019 Neitersen. Abgerufen am 27. Dezember 2019.
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. Abgerufen am 27. Dezember 2019 (siehe Altenkirchen-Flammersfeld, Verbandsgemeinde, 39. Ergebniszeile).
- Ortsgemeinde Neitersen: Bürgermeister von Neitersen. Abgerufen am 27. Dezember 2019.