Drakenburg
Die Gemeinde Drakenburg ist ein Mitglied der Samtgemeinde Heemsen im niedersächsischen Landkreis Nienburg/Weser. Sie bezeichnet sich als Flecken.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Nienburg/Weser | |
Samtgemeinde: | Heemsen | |
Höhe: | 24 m ü. NHN | |
Fläche: | 11,72 km2 | |
Einwohner: | 1792 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 153 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 31623 | |
Vorwahl: | 05024 | |
Kfz-Kennzeichen: | NI | |
Gemeindeschlüssel: | 03 2 56 005 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Wilhelmstraße 4 31627 Rohrsen | |
Website: | ||
Bürgermeisterin: | Ute Paczkowski (SPD) | |
Lage der Gemeinde Drakenburg im Landkreis Nienburg/Weser | ||
Geschichte
Alte Bezeichnungen des Ortes sind 1025 Demeborg, 1227 Drakenburg, 1288 Drakenburg und 1294 Drakenburch. Der Wortteil „Drake“ könnte von „Drachen“ abgeleitet sein. Da Drachen jedoch selten in alten Namen vorkommen, geht man eher davon aus, dass es sich auf den alten Vornamen „thraka“ – „Kampf, Andrang, Stärke“ bezieht oder auf „Dreck“ im Sinne von „Morast, Sumpf“. Am wahrscheinlichsten kommt es aus dem mitteldeutschen „Drake, Dragge“ – „Anker, Klammer“. Das würde bedeuten, dass die Burg als „Ankerburg“ oder „Klammerburg“ zu verstehen wäre.[2]
Die mittelalterliche Drakenburg (Niederdeutsch für Drachenburg), die dem Ort seinen Namen gab, war eine unmittelbar an der Weser gelegene Burganlage und diente als Sperr- und Zollbefestigung zur Kontrolle der Weserschifffahrt und eines Flussübergangs.[3] Über ihr Aussehen ist so gut wie nichts bekannt. Sie war im Besitz der Grafen von Wölpe, die ab 1277 hier mehrfach urkundeten. Drakenburg war nach dem Erlöschen des Wölper Grafengeschlechtes 1302 als Lehen des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg im Besitz der Grafen von Hoya. Entstanden war die Burg vermutlich bereits im 12. Jahrhundert. Sie wurde im 14. Jahrhundert während der Mandelsloher Fehde zerstört, wahrscheinlich 1381. In welchem Umfang die Burg danach wieder aufgebaut wurde, ist unbekannt. Bis etwa 1450 wird die Burg in den Quellen erwähnt. Eindeutige Zeugnisse eines Fortbestehens der Burg nach 1450 gibt es nicht. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Burg zur Zeit der Schlacht bei Drakenburg 1547 noch bestand. Die wenigen Erwähnungen der Burg in Quellen der Zeit von 1390 bis 1450 und ihr sang- und klangloses „Verschwinden“ sprechen ohnehin gegen eine besondere Bedeutung nach der Zerstörung in der Mandelslohschen Fehde. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges existierte die Burg jedenfalls nicht mehr. Ihre Reste wurden zu einem unbekannten Zeitpunkt, wahrscheinlich durch ein Hochwasser der Weser im 17. Jahrhundert zusammen mit dem Boden auf dem sie stand abgetragen. Ihr Standort ist nicht mehr eindeutig lokalisierbar, da das entsprechende Gelände heute zum Flusslauf der Weser gehört.
1547 kam es nach dem Abbruch der kaiserlichen Belagerung Bremens während des Schmalkaldischen Krieges zur Schlacht bei Drakenburg. Dabei trafen bei Drakenburg in Wesernähe in einer offenen Feldschlacht die Truppen des Herzog Erich II. zu Braunschweig-Lüneburg und die des Schmalkaldischen Bundes unter dem Grafen Albrecht von Mansfeld zusammen.
- Schlacht bei Drakenburg 1547, rechts die Weser, im Hintergrund der Ort mit Schloss
- Drakenburg, Matthäus Merian 1654
Neben der mittelalterlichen Drakenburg gab es im Ort eine dreiflügelige Schlossanlage, wohl erbaut von Heinrich Rantzau, der durch seine Ehe mit Christine von Halle Herr des größten Rittergutes in Drakenburg geworden war. Sie wurde im Dreißigjährigen Krieg 1627 ebenso wie der Ort Drakenburg während der zweiten Belagerung Nienburgs durch Tilly von den dänischen Verteidigern Nienburgs niedergebrannt. Damit sollte verhindert werden, dass Tilly sich wie bei der ersten Belagerung Nienburgs in Drakenburg einquartieren konnte. Diese Maßnahme konnte jedoch die Einnahme Nienburgs durch die Kaiserlichen nicht verhindern. Das Schloss war 1790 von einem weiteren Brand betroffen. Erhalten sind das Hoftor im Renaissancestil (Prachtportal von Drakenburg) sowie ein Flügel des Hauptgebäudes.
Religion
Die Evangelisch-lutherische St.-Johannis-Kirchengemeinde in Drakenburg wurde am 1. Februar 2012 mit der St.-Michaelis-Kirchengemeinde in Heemsen zur Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Drakenburg-Heemsen zusammengeschlossen.[4]
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat hat elf gewählte Mitglieder, davon den vom Gemeinderat gewählten Bürgermeister. Ihm gehören seit der Kommunalwahl am 12. September 2021 folgende Parteien an:
Bürgermeister/in
Bürgermeister ist Olaf Mielke (SPD).
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kirche
Mittelalterliche Pfarrkirche Johannis-der-Täufer steht mitten im Ortskern des Fleckens. Zu ihrer Baugeschichte gibt es zwei geradezu gegensätzliche Versionen, die vor allem Stil und Alter des Chors unterschiedlich einschätzen: Nach der älteren Theorie errichtete man zunächst eine kleine Kapelle, den heutigen, romanischen Chor, und baute daran später das gotische Kirchenschiff. Nach der 2003 von dem Bauhistoriker Stefan Amt verfassten Broschüre des Landschaftsverbandes Weser-Hunte über Dorfkirchen in den Landkreisen Nienburg und Diepholz baute man zunächst das Kirchenschiff und erweiterte es später um einen spätgotischen Chor. Die vier optisch mit Steinquadern verstärkten Mauerecken der Sakristei zeigen an, dass dieser heutige Anbau ursprünglich frei stand. Die Südostwand des polygonalen Chors weist einen durch die heutige Fensteröffnung überflüssig gewordenen Spitzbogen auf.
Auf jeden Fall wurde der Turm nachträglich vor den Westgiebel gestellt, asymmetrisch, um dessen schöne Blendarkaden nicht zu verdecken. Historisch interessant und von hoher künstlerischer Qualität sind Grabplatten aus der Spätgotik und der Renaissance von in Drakenburg ansässigen Adelsgeschlechtern[6][7]
Burgmannshöfe und Rittergüter
- Schlossgut, ein geschichtlich bedeutender Gebäudekomplex der Weserrenaissance
- Kirchhofsgut
- Westliches Wesergut
Heimatmuseum
- Ole Schüne (Alte Scheune), heute Heimatmuseum
- Schlossgut mit dem Prachtportal im Renaissancestil
- Heimathaus mit Gedenkstein für die Schlacht bei Drakenburg
Grünflächen und Naherholung
- Wassarium, Info-Park zum Thema Trinkwasser
Verkehr
Drakenburg liegt an der Bahnstrecke Wunstorf–Bremen.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Heinrich Friedrich Ludwig Adolph Zinne (1853–1930), Porträt- und Atelierfotograf, Vertrauensmann des Rechtsschutzverbandes Deutscher Photographen
- Hermann Benjes (1937–2007), Naturfotograf, Schriftsteller, Landschaftsgärtner und Erfinder der Benjes-Hecken
- Jan Timke (* 1971), Politiker (STATT, Schill, BIW), Vorsitzender und Mitbegründer der 2004 gegründeten rechtspopulistischen Wählervereinigung Bürger in Wut (BIW) und Mitglied der Bremischen Bürgerschaft
Literatur
- Ernst Andreas Friedrich: Das Prachtportal von Drakenburg in: Wenn Steine reden könnten., Band II, Landbuch-Verlag, Hannover 1992, ISBN 3-7842-0479-1
- Bernd Ulrich Hucker: Geschichte des Fleckens Drakenburg. Hrsg.: Heimatverein Drakenburg, Verden, 2000
Einzelnachweise
- Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
- Jürgen Udolph (Recherche): Der „Ortsnamenforscher“. In: Internetseite NDR 1 Niedersachsen. Archiviert vom Original am 26. Januar 2016; abgerufen am 3. August 2019.
- Eintrag von Stefan Eismann zu Drakenburg in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts, abgerufen am 15. Juli 2021.
- Kirchliches Amtsblatt für die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers 2/2012, S. 61ff.
- https://votemanager.kdo.de/20210912/032565402/praesentation/ergebnis.html?wahl_id=225&stimmentyp=0&id=ebene_8_id_275
- Johannis-der-Taeufer-Kirche Drakenburg.
- Mittelalterliche Dorfkirchen in den Landkreisen Diepholz und Nienburg/Weser. In: Internetseite Landschaftsverband Weser-Hunte. 2013, abgerufen am 1. September 2019 (PDF; 3,2 MB).