Diepenau
Der Flecken Diepenau liegt im südlichen Landkreis Nienburg in Niedersachsen an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen und dessen Kreis Minden-Lübbecke. Er gehört zur Samtgemeinde Uchte.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Nienburg/Weser | |
Samtgemeinde: | Uchte | |
Höhe: | 44 m ü. NHN | |
Fläche: | 70,05 km2 | |
Einwohner: | 3931 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 56 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 31603 | |
Vorwahlen: | 05775, 05777 | |
Kfz-Kennzeichen: | NI | |
Gemeindeschlüssel: | 03 2 56 004 | |
Gemeindegliederung: | 5 Ortsteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Balkenkamp 1 31600 Uchte | |
Website: | ||
Bürgermeisterin: | Annegret Trampe (CDU) | |
Lage der Gemeinde Diepenau im Landkreis Nienburg/Weser | ||
Geografie
Geografische Lage
Diepenau liegt zwischen Rahden im Westen und Warmsen im Ost-Nordosten, etwa 7 km südwestlich des Großen Moors.
Geschichte
Der Ursprung des Wortteiles „diep“ liegt nicht, wie man aus heutiger Sicht annehmen könnte, in „tief“, sondern in „dip“ mit der Bedeutung „Moor, Morast“. Depenouwe und andere Ableitungen deuten auf die Lage in einer feuchten, wiesenreichen Gegend hin: „Moorige, morastige Aue“.
Der Übergang über den kleinen Fluss Wickriede in einer früher sehr moorigen Umgebung war ein wichtiger strategischer Punkt für Fernverbindungen. Die alte Poststraße von Hannover nach Osnabrück kreuzte hier mit der Süd-Nord-Verbindung von Minden nach Oldenburg. Das erklärt auch die Jahrhunderte dauernden Streitigkeiten zwischen den Bischöfen von Minden und den Grafen von Hoya. In einer Hoyaer Urkunde wird erwähnt, dass 1383 die Burg Diepenau – hier genannt „dat nige Slot, geheten de Depenauwe“ – von den Mindenern zerstört worden sei. Wechselweise wurden in den folgenden Jahren Burgen und Schlösser erbaut und von der Gegenseite wieder zerstört. Bis ins 18. Jahrhundert hinein bestanden unterschiedliche Auffassungen über die Grenze des „Mindener Waldes“. In späteren Zeiten boten die Räume des Diepenauer Schlosses Beherbergungsmöglichkeiten für „hochgestellte Persönlichkeiten“. Auf dem Wege von Hannover über Holland nach England haben hier Mitglieder des hannoverschen Königshauses mehrfach übernachtet.
In der Nacht vom 21. auf den 22. März 1822 brach in Diepenau eine Feuersbrunst aus, welche bei dem herrschenden Sturm so schnell um sich griff, dass innerhalb einer Stunde über zwei Drittel der Gebäude in vollen Flammen standen und um 9 Uhr morgens der ganze Flecken, mit Ausnahme von zehn Gebäuden, ein Raub der Flammen war.[2]
Im Jahre 1863 lebten in Diepenau elf, in Uchte und Warmsen je drei jüdische Familien. Die Familien lebten hauptsächlich vom Schlachten, zudem betrieben sie etwas Ackerbau und handelten. Vorsteher der Gemeinde Diepenau waren Herz Lilienfeld (1844), Isaak Wolfers (1856/57 und 1872 bis zu seinem Tod 1878), Hirsch S. Lilienfeld.[3] Am 19. August 1938 verließen mit der Familie Samenfeld die letzten jüdischen Bewohner den Ort (Lavelsloh), um der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu entkommen.[4]
Eingemeindungen
Am 1. März 1974 wurden die Gemeinden Essern, Nordel und Steinbrink eingegliedert.[5]
Politik
Gemeinderat
Der Rat des Fleckens Diepenau besteht aus 15 Ratsfrauen und Ratsherren. Dies ist die festgelegte Anzahl für die Mitgliedsgemeinde einer Samtgemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 3001 und 5000 Einwohnern.[6] Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2016 und endet am 31. Oktober 2021.
Die letzte Kommunalwahl am 12. September 2021 ergab das folgende Ergebnis:[7]
Partei | Anteilige Stimmen | Anzahl Sitze |
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CDU | 58,48 % | 9 |
SPD | 35,09 % | 5 |
FDP | 3,55 % | 1 |
Die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl 2021 betrug 61,85 %
Bürgermeister
Der Gemeinderat wählte das Gemeinderatsmitglied Annegret Trampe (CDU) am 17. November 2021 erneut zur ehrenamtlichen Bürgermeisterin für die aktuelle Wahlperiode.[8]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Historisches Bahnhofsgebäude an der Bahnstrecke Nienburg–Rahden
- Windmühle
- Kirche in Lavelsloh von 1642
Zurzeit befinden sich bei 52° 26′ 7″ N, 8° 45′ 38″ O zwei der größten Windkraftanlagen der Welt vom Typ Enercon E-126 in Betrieb. Jede Anlage hat eine Leistung von 7,5 MW, eine Nabenhöhe von 135 Metern und einen Rotordurchmesser von 127 Metern. Zudem steht dort noch eine Enercon E-115.
Naturdenkmäler
- Landschaftssee „Maringen Diek“
- Moorlandschaft in Steinbrink und Essern mit Torfwerk
- Heidepark in Essern (seit 1906)
Kulturdenkmäler
Regelmäßige Veranstaltungen
- Schützenfest des Schützenvereins Nordel e. V. an Himmelfahrt und dem darauffolgenden Wochenende.
- Volksschützenfest mit attraktivem Bürgerschießen des Schützenvereins Lavelsloh e. V. am letzten Wochenende im August
- Lavelsloher Herbstmarkt am zweiten Oktoberwochenende
- Frühlingsfest im Ortsteil Lavelsloh veranstaltet vom Gewerbeverein Lavelsloh/Diepenau e. V.
- Sommerturnier des RV Steinbrink-Nordel-Essern traditionell am 2. Augustwochenende
- Flutlichtturnier des MTV Diepenau im August
- Faslam (Straßenkarneval) am ersten Wochenende im Februar
- Schützenfest in Steinbrink an dem Wochenende nach Pfingsten
Persönlichkeiten
- Statius Fabricius (1591–1651), deutscher Theologe, Professor der Universität Helmstedt und Abt im Kloster Amelungsborn
- Ferdinand Wahrendorff (1826–1898), Gründer der Wahrendorffschen Anstalten
Verkehr
Der Haltepunkt Lavelsloh-Diepenau liegt an der Bahnstrecke Uchte–Rahden. Es findet kein täglicher SPNV statt; lediglich saisonal verkehren Züge der Museumsbahn[9].
Literatur
- Martin Zeiller: Diepenau. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Ducatus Brunswick et Lüneburg (= Topographia Germaniae. Band 15). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1654, S. 74 (Volltext [Wikisource]).
- Wilhelm von Hodenberg (Hrsg.): Hoyer Urkundenbuch. Hannover 1855, S. 497.
Weblinks
Einzelnachweise
- Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
- Ausführlich: Matthias Blazek: Das Löschwesen im Bereich des ehemaligen Fürstentums Lüneburg von den Anfängen bis 1900. Adelheidsdorf 2006, S. 187, ISBN 978-3-00-019837-3.
- Herbert Obenaus (Hrsg.), David Bankier, Daniel Fraenkel: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Band 1. Göttingen 2005, S. 465, ISBN 3-89244-753-5.
- garysam.typepad.com [27. August 2012]
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 199.
- Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG) in der Fassung vom 17. Dezember 2010; § 46 – Zahl der Abgeordneten, abgerufen am 22. März 2017.
- https://votemanager.kdo.de/20210912/032565408/praesentation/ergebnis.html?wahl_id=225&stimmentyp=0&id=ebene_8_id_25
- https://www.dieharke.de/Nachrichten/Annegret-Trampe-bleibt-Buergermeisterin-in-Diepenau-140302.html
- Museumsbahn Rahden–Uchte