Dimercaptopropansulfonsäure
Dimercaptopropansulfonsäure (DMPS) (Handelsname: Dimaval, Hersteller: Heyl) ist ein SH-Gruppen-haltiges Antidot (Gegengift), welches als Chelat-Therapie zur Behandlung von Vergiftungen mit Schwermetallen verwendet wird.
Strukturformel | |||||||||||||
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Strukturformel ohne Stereochemie | |||||||||||||
Allgemeines | |||||||||||||
Name | Dimercaptopropansulfonsäure | ||||||||||||
Andere Namen |
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Summenformel | C3H8O3S3 | ||||||||||||
Kurzbeschreibung |
weißer bis cremefarbener Feststoff[1] (Natriumsalz, Monohydrat) | ||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | |||||||||||||
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Arzneistoffangaben | |||||||||||||
ATC-Code |
V03AB | ||||||||||||
Wirkstoffklasse |
Antidot/ Komplexbildner | ||||||||||||
Wirkmechanismus |
Chelatkomplexbildung | ||||||||||||
Eigenschaften | |||||||||||||
Molare Masse | 188,29 g·mol−1 | ||||||||||||
Aggregatzustand |
fest | ||||||||||||
Schmelzpunkt | |||||||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||||||
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Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Anwendung
Es wird eingesetzt bei Kupfer-, Blei-, Arsen-, Quecksilber-, Gold-, Bismut-, Antimon- und Chromvergiftungen. Bei Vergiftungen mit Thallium, Selen, Eisen oder Cadmium ist Dimercaptopropansulfonsäure nicht sinnvoll. DMPS wird als wasserlösliches Natriumsalz eingesetzt und kann somit auch langsam intravenös verabreicht werden. Die Anwendung von DMPS ist wie bei jedem Medikament mit Nebenwirkungen verbunden. Die Anwendung sollte nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
Wirkweise
Die Wirkungsweise von DMPS beruht auf der Bildung stabiler Chelatkomplexe. Diese Komplexbildung verhindert ein Anlagern der toxischen Metallionen an lebenswichtige Enzyme. Zudem werden die als Komplexe gebundenen Schwermetalle schneller ausgeschieden.
Ursprung
DMPS ist wie DMSA ein Nachfolger von Dimercaprol (BAL). Letzteres ist gut in Öl löslich (lipophil) und musste in öliger Lösung (häufig in Erdnussöl) in den Muskel gespritzt werden. Die Lipophilie von Dimercaprol hatte auch zur Folge, dass mehr Nebenwirkungen eintraten, da dieser Stoff die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann und somit Schwermetalle in das Gehirn transportieren konnte.[2]
Andere Anwendung
DMPS wird als Off-Label-Use (gerade im alternativmedizinischen Bereich) auch benutzt, um Patienten auf Schwermetallbelastungen zu testen, z. B. auf kumulative Ablagerungen im Körper, die von Zahnmetallen stammen (beispielsweise Amalgam und Metalle in Kronen, Brücken und Implantaten). Dazu wird einmalig intravenös DMPS gespritzt, alternativ wird es auch in Form einer Kapsel zu sich genommen.[3]
Der Urin vor Gabe und nach Gabe wird dann auf Schwermetalle untersucht.[4] Die Verabreichung von DMPS zu diagnostischen Zwecken ist keine zugelassene Anwendung.[2] Sie ist weder ein standardisiertes Verfahren, noch wird sie einheitlich durchgeführt. Dies führt zu gravierenden Unterschieden bei den Testergebnissen[3] und ist zur Diagnostik ungeeignet[5].
Diese Anwendung ist mit den gleichen Risiken verbunden wie die Anwendung zur Entgiftung, allerdings kann auch vorher gebundenes Schwermetall nun umverteilt werden.[2] Zu den Nebenwirkungen zählen Übelkeit, Schwäche, Hautausschlag und Schwindel.[3] Ein weiteres Problem ist, dass durch DMPS auch für die Körperfunktion nötige Schwermetalle wie Kupfer, Chrom und Zink gebunden werden.
Einzelnachweise
- Datenblatt 2,3-Dimercapto-1-propanesulfonic acid sodium salt monohydrate, 95% bei AlfaAesar, abgerufen am 6. Dezember 2019 (PDF) (JavaScript erforderlich).
- Wolfgang Bayer: Durchführung, Referenzbereiche und Interpretation des DMPS-Testes Eine kritische Datenanalyse (pdf; 1,8 MB) www.himbeerrot-design.de. 2008. Abgerufen am 22. Februar 2011.
- Julia Harlfinger: Fragwürdiger Quecksilbertest mit DMPS. In: Medizin transparent. 26. Oktober 2016, abgerufen am 11. Juni 2021.
- Medizinisches Labor Bremen: DMPS-Test.
- Amalgam: Stellungnahme aus umweltmedizinischer Sicht. Mitteilung der Kommission „Methoden und Qualitätssicherung in der Umweltmedizin“. In: RKI (Hrsg.): Bundesgesundheitsblatt. Band 50, 5. Oktober 2007, doi:10.1007/s00103-007-0338-z.
Weblinks
- Nachgebohrt - Dimaval® in der täglichen Praxis, Heyl Chemisch-pharmazeutische Fabrik GmbH & Co. KG. Stand: April 1994.(pdf; 3,8 MB)
- Fachinformation Dimaval® Injektionslösung, Heyl Chemisch-pharmazeutische Fabrik GmbH & Co. KG. Stand: Juli 2013. (pdf; 64 kB)