Das Geheimnis der schwarzen Koffer
Das Geheimnis der schwarzen Koffer ist ein deutscher Kriminalfilm, der Ende 1961 unter der Regie von Werner Klingler in West-Berlin gedreht wurde. Die Verfilmung des Romans Der Tod packt seinen Koffer (Originaltitel: Death Packs a Suitcase) von Bryan Edgar Wallace war zugleich der erste von insgesamt zehn Bryan-Edgar-Wallace-Filmen von Artur Brauners CCC-Film, mit denen der Filmproduzent am Erfolg der 1959 gestarteten Edgar-Wallace-Serie der Konkurrenz teilhaben wollte. Der Schwarzweißfilm wurde am 23. Februar 1962 in den bundesdeutschen Kinos gestartet.
Film | |
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Originaltitel | Das Geheimnis der schwarzen Koffer |
Produktionsland | Bundesrepublik Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 1962 |
Länge | 85[1] Minuten |
Altersfreigabe | FSK 16 |
Stab | |
Regie | Werner Klingler |
Drehbuch | Gustav Kampendonk (als Percy Allan), Bryan Edgar Wallace (Roman) |
Produktion | Artur Brauner |
Musik | Gert Wilden |
Kamera | Richard Angst |
Schnitt | Walter Wischniewsky |
Besetzung | |
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Handlung
Eine äußerst makabere Mordserie schreckt die Bürger Londons auf. Alle Opfer finden kurz vor ihrem Ableben ihren fertig gepackten Koffer. Dann lässt ein maskierter Messerwerfer nicht lange auf sich warten. Inspektor Finch von Scotland Yard nimmt die Hilfe des Kriminalwissenschaftlers Humphrey Curtis in Anspruch, der aus den USA stammt und eine zweifelhafte Identität besitzt. Auch der kauzige Geräuschesammler Arnold Wickerley, ein Vetter des Inspektors, interessiert sich für den Fall. Eine verschwundene Reisetasche führt Finch zu dem Armenarzt Dr. Bransby und dessen attraktiver Assistentin Susan Brown. Kurze Zeit später wird ein gewisser Kudernacz, dem Bransby vorher einen Hausbesuch abstattete, ermordet. Als sich Finch und Susan am Abend in einem Restaurant treffen, lässt Curtis die beiden von dem mysteriösen Straßenhändler Ponko beobachten. In derselben Nacht besucht der offensichtlich süchtige Curtis die verruchte Soho-Bar, deren Geschäftsführer mit Meskadrin, einer synthetischen Droge auf der Basis von Mescalin, handelt.
Am nächsten Morgen findet Wickerley an der Themse den völlig durchnässten Curtis, der nur knapp einem Mordanschlag des Geschäftsführers der Soho-Bar entkommen ist. Derweil stellt Dr. Bransby seiner Assistentin Susan vergeblich einen Heiratsantrag, was diese dem Inspektor erzählt. Während des Gesprächs erzählt die aus den Vereinigten Staaten stammende Susan von ihrem totgeglaubten Bruder Oliver. Etwa zur gleichen Zeit entführt Curtis den Geschäftsführer der Soho-Bar, den er im Keller seiner Villa an einen Stuhl fesselt. Durch ein Verhör will Curtis herausfinden, vom wem das Rauschgift Meskadrin stammt. Gleichzeitig findet sich in der Villa eine Gesellschaft ein. Unter den Gästen befindet sich auch ein gewisser Beach, das nächste Opfer des Messerwerfers. Keiner der Gäste ahnt, was währenddessen im Keller des Hauses vor sich geht. Wickerley, immer auf der Suche nach Geräuschen, macht zufällig eine Tonbandaufnahme des dort stattfindenden Verhörs.
Inzwischen weiß Finch, dass sich an der Kleidung des ermordeten Kudernacz die Droge Meskadrin befand. Nachdem er sich das Tonband mit Curtis’ Stimme angehört hat, fliegt der Inspektor nach New York, wo er beim FBI mehr über eine frühere Meskadrin-Affäre erfahren will. Susan, die von Yard-Beamten überwacht wird, trifft sich am nächsten Tag mit Curtis, bei dem es sich um ihren totgeglaubten Bruder Oliver handelt. Dieser bittet Susan, London zu verlassen und niemandem zu sagen, dass er noch am Leben ist. Beim FBI macht Finch unterdessen ausfindig, dass Susans Bruder einst ein angesehener Agent des FBI war, bis er selbst mit dem Rauschgift Meskadrin handelte und aus dem Dienst entlassen wurde. Dann soll er tödlich verunglückt sein. In Phoenix (Arizona) lässt Finch die Leiche Oliver Browns exhumieren. Sein Verdacht, dass es sich dabei um einen anderen Toten handelt, wird bestätigt.
Nach London zurückgekehrt, stellt der Inspektor Susan zur Rede, da sie ihm wichtige Details über ihren Bruder verschwiegen hat. Susan verrät Finch weiterhin nicht die wahre Identität von Curtis. Dieser spürt an der Soho-Bar den Meskadrin-Lieferanten auf, von dem er sich zum Hintermann des Drogenkartells bringen lässt. Er gelangt schließlich im Park des düsteren Schlosses Cronsdale Castle. Dessen wohlhabender Schlossherr führt ein Doppelleben als Dr. Bransby und ist fest entschlossen, England bald zu verlassen und Susan, die er in einem verlassenen Trakt des Schlosses gefangen hält, gegen ihren Willen zu heiraten.
Finch weiß nun, dass es sich bei Curtis um Susans verschollenen Bruder handelt. Weil Finch Susan liebt, fürchtet er, dass diese etwas mit den kriminellen Machenschaften zu tun hat. Während einer Durchsuchungsaktion entdecken Polizeibeamte im Tresor von Curtis zahlreiche Meskadrin-Ampullen. Finch findet in Bransbys Praxis einen Hinweis auf den Cronsdale Castle. Mit Wickerley eilt er zum Schloss, wo der skrupellose Lord ihn, Susan und Curtis in ein raffiniert verstecktes Rauschgiftlaboratorium sperrt. Auflösung: Susans Bruder erzählt, dass er einst unschuldig vom FBI entlassen wurde, nachdem man bei ihm einen Koffer mit Meskadrin und ein Flugticket nach Mexiko fand. Er gesteht, hinter den Rachemorden an den Mitgliedern des Drogenkartells zu stecken. Plötzlich kippt Cronsdale das Pulver der heimtückischen Todesdroge in die Ventilation des Labors. Durch Zufall kann Wickerley im letzten Moment die Panzertür öffnen. Finch kann die Flucht von Lord Cronsdale verhindern. Bei der Verhaftung wird Curtis wiederum von einem tödlichen Messer getroffen. Es stammt aus der Hand des vermeintlichen Bettlers Ponko, der ebenfalls meskadrinsüchtig ist und, ebenfalls aus Rache, die Morde ausführte, während Curtis die Koffer packte.
Entstehungsgeschichte
Vorgeschichte
Die seit 1959 von Constantin Film vermarkteten Edgar-Wallace-Filme der Rialto Film entwickelten sich zu einer der erfolgreichsten Kinoserie der deutschen Filmgeschichte. 1960 startete der bereits in den 1950er Jahren etablierte Filmproduzent Artur Brauner mit den Doktor-Mabuse-Filmen eine eigene Filmserie, die zwar ebenfalls von Constantin Film bzw. vom Prisma-Filmverleih vertrieben wurden, als Krimis jedoch in Konkurrenz zu den Wallace-Filmen der Rialto standen. Aufgrund der Beschränkung auf die Titelfigur und der Tatsache, dass Kriminalfilme weiterhin enormen Erfolg versprachen, nahm Artur Brauner Anfang der 1960er Jahre Kontakt mit Bryan Edgar Wallace auf. Der 1904 geborene Sohn des bekannten Schriftstellers Edgar Wallace hatte selbst bereits einige Romane verfasst, die vor allem von Science-Fiction und Weltbeherrschungsplänen handelten. Brauner erwarb die Verfilmungsrechte für die Romanvorlagen und das Recht, den Namen Bryan Edgar Wallace für frei erfundene Filmstoffe zu verwenden.
Vorproduktion und Drehbuch
Für den ersten Bryan-Edgar-Wallace-Film wählte Brauner die 1961 erstmals erschienene Romanvorlage Death Packs a Suitcase (dt. Titel: Der Tod packt seinen Koffer). Bei dem Namen Percy Allan, der als Drehbuchautor angegeben ist, handelt es sich laut mehrerer Quellen um Gustav Kampendonk.[2] Es war seinerzeit auch üblich, dass ein Pseudonym gewählt wurde, wenn das Drehbuch durch mehrere Autoren, den Produzenten oder den Regisseur überarbeitet wurde. Bei der 1972 realisierten Neuverfilmung Der Todesrächer von Soho sind der Regisseur Jess Franco und Art Bernd, ein Pseudonym Artur Brauners, als Drehbuchautoren genannt.
Weil der Film durch den Gloria-Filmverleih verliehen wurde, standen Artur Brauner weder Regisseure noch Darsteller zur Verfügung, die vertraglich an Rialto Film oder den Constantin-Filmverleih gebunden waren. Die Liste der Darsteller führte aber dennoch zahlreiche namhafte Schauspieler. Einige von ihnen, darunter Senta Berger, waren seinerzeit vertraglich an Brauners CCC-Film gebunden.
Der seit den 1930er Jahren erfolgreiche Regisseur Werner Klingler hatte in seiner Laufbahn bereits mehrere erfolgreiche Kriminalfilme inszeniert, darunter Der Verteidiger hat das Wort (1944), Razzia (1947) und Spion für Deutschland (1956). Der renommierte Kameramann Richard Angst war 1961 bereits für den Edgar-Wallace-Krimi Die seltsame Gräfin tätig.
Dreharbeiten
Die Dreharbeiten fanden vom 17. November bis 20. Dezember 1961 in West-Berlin sowie in den CCC-Studios in Berlin-Haselhorst statt. Als Filmarchitekten wurden Paul Markwitz und Wilhelm Vorwerg verpflichtet. Für die Kostümberatung war Vera Mügge verantwortlich. Produktionsleiter war Erwin Gitt.
Im Film sind folgende Drehorte zu sehen:[3]
- Palais Mendelssohn, Bismarckallee / Herthastraße, Berlin-Grunewald: Cronsdale Castle
- Villa, Wildpfad 22, Berlin-Grunewald: Villa Curtis
- Friedrich-Krause-Ufer 23/24 (Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal), Berlin-Moabit: Restaurant Roma, Schrottplatz, Themse
- Westhafen, Berlin-Moabit: Londoner Hafen
- Eisenbahnbrücke (Wiesendamm), Berlin-Ruhleben: Verfolgung von Garnett
- Behnitz, Berlin-Spandau
- Fischerstraße / Wasserstraße, Berlin-Spandau: Straße vor Bishop’s Hotel
- Gatower Straße / Straße 270, Berlin-Spandau: Landstraße
- Hoher Steinweg 6, Berlin-Spandau: Fisher Street, Treppenhaus und Hof Kudernacz
- Kirche St. Maria, Hilfe der Christen am Askanierring (heute Flankenschanze), Berlin-Spandau: Schlosskapelle
- Plantage 10/11, Berlin-Spandau: Haus Dr. Bransby
- Zitadelle Spandau: Katakomben von Schloss Cronsdale
- Jagdschloss Glienicke, Berlin-Wannsee: Verlassener Trakt von Schloss Cronsdale
- Glienicker Park (u. a. Klosterhof), Berlin-Wannsee: Hyde Park, Wald, Park von Schloss Cronsdale
- Nordufer / Föhrer Straße, Berlin-Wedding
- Robert-Koch-Institut am Nordufer, Berlin-Wedding: Scotland-Yard-Gebäude
Außerdem wurden etwa 10 bis 12 Minuten Film an Originalschauplätzen in London gedreht, allerdings ohne Mitwirkung von Darstellern.[4] Im Film ist auch eine Aufnahme der Skyline von New York City zu sehen, die vermutlich aus einem anderen Film stammt.
Filmmusik
Der Filmkomponist Gert Wilden wählte bei der Filmmusik ein außergewöhnliches Orchester aus vier Gitarren, drei Schlagzeugen, einem Cembalo sowie einem Bass.[5] Vier Musiktitel des Soundtracks erschienen im Jahr 2000 auf der CD Kriminalfilmmusik No. 4:[6]
- Titelmusik 1:39
- Verfolgungsthema 0:47
- Susan im Schloß 1:39
- Flucht durch den Park 2:28
Der auf mehreren CD-Veröffentlichungen befindliche Titel Cool Blues ist im Film nicht zu hören.
Rezeption
Der Film hatte während der Produktionszeit mehrere Arbeitstitel wie Ein Toter packt die Koffer, Das Schloß des Grauens und Das Schloß des Schreckens. Die FSK gab den Film nach einer Prüfung am 8. Februar 1962 ab 16 Jahren frei. Von den meisten Kritikern wurde der Film, wie üblich, als typisches Serienprodukt im Edgar-Wallace-Stil wahrgenommen, ohne jedoch auf künstlerische oder filmtechnische Details einzugehen. Wie bei den echten Edgar-Wallace-Filmen konnte dies dem Erfolg an der Kinokasse kaum etwas anhaben. Der nur eine Woche später gestartete Wallace-Film Das Rätsel der roten Orchidee, der von Horst Wendlandts Rialto Film hergestellt wurde, hatte deutlich weniger Zuschauer als seine Vorgänger. Dies war zum Teil auf die neue Konkurrenz durch Brauners Bryan-Edgar-Wallace-Film zurückzuführen. Bei den damals durchgeführten Umfragen des Fachblattes Filmecho/Filmwoche, bei denen die Kinobesucher aktuelle Filme auf einer Skala von 1 (ausgezeichnet) bis 7 (sehr schlecht) bewerteten, schnitt der Film mit der Note 3,3 ab. Zum Vergleich: Die im gleichen Jahr veröffentlichten Filme Das Rätsel der roten Orchidee (3,1), Die Tür mit den sieben Schlössern (2,5) und Der Teppich des Grauens (3,0).
Das Geheimnis der schwarzen Koffer wurde auch im Ausland vermarktet und lief dort unter anderem unter den folgenden Titeln:
- Frankreich: Le secret des valises noires
- Griechenland: To mystiko tis mavris valitsas
- Italien: Il pugnale siamese
- Niederlande: Het geheim van de zwarte koffer
- Portugal: O Segredo das Malas Pretas
- Schweden: Mannen i svart
- Spanien: El misterio de la maleta negra
- Vereinigte Staaten: The Secret of the Black Trunk
1972 brachte Artur Brauner mit dem von Trash-Regisseur Jess Franco inszenierten Streifen Der Todesrächer von Soho eine wenig erfolgreiche Neuverfilmung des Stoffes in die Kinos. Das Geheimnis der schwarzen Koffer wurde bereits mehrfach im Fernsehen gezeigt sowie auf VHS und in der Originalfassung auf DVD veröffentlicht.
Kritiken
„Dieser Kriminalfilm nach Motiven von Altmeister Wallace ist jedoch leicht und frisch gedreht. Gebrauchsanweisung für die spannende Gruselmahlzeit: Nichts ernst nehmen und ordentlich lachen, denn schließlich ist Chris Howland mit von der Partie.“
„Eine nicht übel erdachte, nur in ihrer Endlösung schwer zu überblickende Geschichte, die in gut gestelltem Londoner Milieu […] einige Spannung vermittelt.“
„Rauschgiftschmuggel und Messermorde nach Edgar-Wallace-Schablone in einem durchschnittlichen Kriminalfilm mit unfreiwillig komischen Einlagen.“
Literatur
- Bryan Edgar Wallace: Der Tod packt seinen Koffer. Ungekürzte Ausgabe. Wilhelm Goldmann Verlag, München 1962, Goldmanns Taschen-Krimi 1100.
Hörbuch
- Das Geheimnis der schwarzen Koffer. Ein Hörspiel nach dem Original-Kinofilm von 1962. Manuskript und Regie: Susa Gülzow. Eichborn Verlag. Frankfurt am Main 2010. ISBN 978-3-8218-6313-9
Weblinks
- Das Geheimnis der schwarzen Koffer in der Internet Movie Database (englisch)
- Das Geheimnis der schwarzen Koffer bei filmportal.de
- Das Geheimnis der schwarzen Koffer (Memento vom 7. November 2007 im Internet Archive) bei deutscher-tonfilm.de
Einzelnachweise
- 85 Minuten bei Kinoprojektion (24 Bilder/Sekunde), 81 Minuten bei Fernsehwiedergabe (25 Bilder/Sekunde), Filmlänge: 2330 Meter
- Das Geheimnis der schwarzen Koffer. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 1. September 2017.
- Antrag der CCC-Film für Drehgenehmigungen, 1961 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 103 kB)
- Liste von CCC-Film der London-Aufnahmen, 1961 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 141 kB)
- Gert Wilden: Erkennen Sie die Melodie? Ein Komponistenleben zwischen Pop und Klassik. Aufgezeichnet von Thomas Voigt. Allitera Verlag, München 2007, ISBN 978-3-86520-246-8, S. 65–66.
- CD Kriminalfilmmusik No. 4. BSC Music. 2000. Best-Nr. 398.6560.2
- Das Geheimnis der schwarzen Koffer. In: Hamburger Abendblatt. 16. März 1962, S. 19 (abendblatt.de [PDF; 2,0 MB]).
- Das Geheimnis der schwarzen Koffer. In: Paimann’s Filmlisten. Nr. 2704-6, 3. Mai 1962 (reizfeld.net). reizfeld.net (Memento des Originals vom 4. Januar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Das Geheimnis der schwarzen Koffer. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 25. April 2017.