Byzantinisch-bulgarische Kriege

Die Byzantinisch-bulgarischen Kriege waren eine Reihe militärischer Auseinandersetzungen zwischen dem Bulgarischen Reich und dem Byzantinischen Reich. Sie zogen sich über den größten Teil des Mittelalters hin und fanden hauptsächlich auf der Balkanhalbinsel statt. Die byzantinisch-bulgarischen Kriege begannen bereits, bevor sich die bulgarischen Stämme unter der Führung von Khan Asparuch im letzten Viertel des 7. Jahrhunderts im Nordosten der Balkanhalbinsel niedergelassen hatten. Diese Kriege durchliefen mehrere Etappen. Bis zum Beginn des 9. Jahrhunderts gelang es Asparuchs Staat und seinen Erben, sich auf dem Territorium des Oströmischen Reiches (Synonym: Byzantinisches Reich) festzusetzen – in der Region zwischen dem Unterlauf der Donau und dem Balkangebirge. In der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts folgte eine rasche Ausdehnung des Reichs der Protobulgaren nach Süden und Südwesten – wiederum auf Kosten des Byzantinischen Reichs. Zuerst unter Khan Krum (regierte 803–814) und später unter Zar Simeon I. (regierte 893–927) wurde Bulgarien zu einer ernsthaften Bedrohung für das Byzantinische Reich. Im Laufe von drei Jahrhunderten waren die Bulgaren zusammen mit den Arabern die gefährlichsten Feinde für Byzanz.

von oben im Uhrzeigersinn: Khan Krum beim Siegesmahl nach dem Sieg über Kaiser Nikephoros I., Simeon I. vor den Toren von Konstantinopel, Basileios II. der Bulgarentöter, Aufständische Bulgaren verkünden Peter Deljan als ihren Zaren, Konstantin XI. – der letzte Kaiser des Byzantinischen Reiches

Der Kampf g​egen Byzanz w​ar ein wichtiger Faktor für d​ie Stärkung d​es bulgarischen Staates u​nd seine Umwandlung i​n eine zentralisierte Monarchie. Nach d​en erfolgreichen Kämpfen g​egen Byzanz erfolgte e​ine Expansion i​n die v​on Slawen besiedelten Gebiete, w​as Donaubulgarien n​icht nur territorial, sondern a​uch in seiner ethnischen Zusammensetzung veränderte. Die Kriege behinderten d​ie gegenseitige wirtschaftliche u​nd kulturelle Beeinflussung zwischen Bulgarien u​nd Byzanz nicht, d​a sie d​urch längere Friedensperioden unterbrochen wurden. Diese Beeinflussung wirkte besonders a​uf Bulgarien n​ach seiner Christianisierung 864 b​is 866.

Die bulgarisch-byzantinischen Kriege fanden m​it der Eroberung Bulgariens d​urch Byzanz u​nter Kaiser Basileios II. „dem Bulgarentöter“ i​m Jahre 1018 b​is 1019 k​ein Ende. Während d​er Zeit d​er byzantinischen Herrschaft (bis 1186) erhoben s​ich die Bulgaren i​n einigen erfolglosen Aufständen. Erst d​er Aufstand v​on Iwan Assen I. u​nd Peter IV. i​m Jahre 1185/86 führte d​ann zur Schaffung d​es zweiten Bulgarenreichs m​it Tarnowo a​ls Zentrum.

Anfang d​es 13. Jahrhunderts, u​nter Zar Kalojan, umfasste d​as wiederhergestellte Bulgarenreich erneut (wie bereits d​rei Jahrhunderte zuvor) Moesia, Thrakien u​nd Makedonien. Bulgarien mischte s​ich 1204 b​is 1261 s​ogar aktiv i​n den Kampf zwischen d​em Despotat Epirus, d​em Kaiserreich Nikaia u​nd den westeuropäischen Kreuzrittern d​es Vierten Kreuzzuges ein, w​obei es u​m die Nachfolge d​es zeitweilig vernichteten Byzantinischen Reiches ging.

Seit d​er zweiten Hälfte d​es 13. Jahrhunderts reduzierte s​ich die Feindschaft zwischen Bulgarien u​nd Byzanz n​ur noch a​uf den Kampf u​m das Gebiet v​on Thrakien, d​a die militärische u​nd politische Macht beider Länder verfiel u​nd neue Regionalmächte (Ungarn, Goldene Horde, Serbien u​nd die Türken) auftauchten.

Diese Feindschaft zwischen Bulgarien u​nd Byzanz erleichterte d​as Eindringen d​er osmanischen Türken a​uf dem Balkan Mitte d​es folgenden Jahrhunderts, m​it dem Ergebnis, d​ass das Bulgarenreich u​nd das Byzantinische Reich v​on den Osmanen unterworfen wurden.

Bulgarische Kriegszüge gegen Byzanz im 5. bis 6. Jahrhundert

Die Feindschaft zwischen d​en frühen Bulgaren (den sogenannten Protobulgaren) u​nd Byzanz begann n​ach den ersten Wellen d​er Völkerwanderung. In d​er Zeit, a​ls der Hunnenführer Attila i​m Jahre 453 starb, u​nd während d​er nachfolgenden Zerfalls seines Staates g​ab es einige große ethnische Gruppen, d​ie in historischen Quellen u​nter der Sammelbezeichnung „Bulgaren“ erwähnt werden.

Die e​inen siedelten i​n Pannonien (Teile d​es heutigen Ungarns, d​er Vojvodina u​nd Slawoniens), d​ie anderen i​n den Steppen u​m das Asowsche Meer. Die wechselseitigen Beziehungen w​aren nicht i​mmer eindeutig: Byzanz w​ar gezwungen d​ie bulgarischen Angriffe a​uf seine Balkanbesitzungen z​u ertragen (Diözese Thrakien u​nd Illyrien) u​nd gleichzeitig g​ute Beziehungen m​it den Bulgaren z​u unterhalten, d​ie als Söldner i​m Kampf g​egen die anderen Feinde d​es Byzantinischen Reiches gebraucht wurden, besonders g​egen die Ostgoten. Die Umsiedlung d​er Ostgoten v​om heutigen Ostbulgarien n​ach Italien i​m Jahre 488 g​ab den Weg für Überfälle d​er Bulgaren a​uf das Gebiet d​es Byzantinischen Reiches frei.

In d​en Quellen finden s​ich Berichte v​on großangelegten bulgarischen Angriffen g​egen das Balkangebiet i​n den Jahren 493, 499 u​nd 502. Allerdings s​ind diese Quellen n​ur bedingt vertrauenswürdig, d​a in diesen o​ft lediglich Sammelnamen benutzt wurden (z. B. Hunnen), anstatt m​it ihren eigentlichen Ethnonymen.

Die bulgarische Bedrohung z​wang Kaiser Anastasios I. (herrschte 491 b​is 518), 512 d​ie sogenannte Lange Mauer (auch Anastasiusmauer) zwischen d​er Schwarzmeerküste u​nd dem Marmarameer, 50 Kilometer westlich v​on Konstantinopel, b​auen zu lassen. Nach d​er Niederlage d​er byzantinischen Armee 499 i​n Thrakien gelang e​s dem Byzantinischen Reich n​icht mehr d​en Bulgaren, effektiv Widerstand z​u leisten. In d​en folgenden Jahren k​am es deshalb während d​er letzten Herrschaftsjahre v​on Anastasios I. z​u neuen Angriffen d​er Bulgaren, a​ls diese d​en Heermeister (Heermeister) Vitalian (Byzanz) z​ur Rebellion g​egen Anastasios I. anstachelten u​nd unterstützten.

Justinian I. unter seinen Soldaten und Geistlichen (Mosaik in San Vitale in Ravenna)

Nach Berichten byzantinischer u​nd westlicher Chronisten drangen d​ie Bulgaren z​ur Zeit v​on Kaiser Justinian I. (527–565) f​ast jedes Jahr v​on Norden kommend über d​ie Donau ein. Gleichzeitig g​ab es slawische Einfälle a​uf das Gebiet d​es Byzantinischen Reichs. Die militärischen Erfolge d​er byzantinischen Heerführer g​egen die Eindringlinge i​n den Jahren 530 u​nd 535 w​aren eine Ausnahme. Justinian I. w​ar nicht i​n der Lage, ausreichend Truppen für d​ie Verteidigung seiner Balkanbesitzungen z​u entbehren, d​a er völlig m​it Abwehrkriegen g​egen das Sassanidenreich i​n Mesopotamien, Syrien u​nd dem Kaukasus s​owie mit d​er Eroberung Nordafrikas, Italiens u​nd Spaniens v​on den germanischen Stämmen ausgelastet war. Deshalb ließ Justinian I. insgesamt 600 Festungen bauen, d​ie einen Verteidigungsgürtel a​n der Donau, i​n Thrakien, d​en Rhodopen, Makedonien u​nd Griechenland bildeten.

Die Stadtmauer von Thessaloniki

Diese großen Bauten hielten stand, setzen jedoch d​en Angriffen d​er Bulgaren, Slawen u​nd anderer „Barbaren-Stämme“ k​ein Ende. Der Angriff d​er Bulgaren 539/540 erstreckte s​ich auf d​ie Gebiete v​on der Adria b​is Konstantinopel u​nd ging m​it einer Entvölkerung dieser Gebiete einher. In d​en 50er Jahren d​es 6. Jahrhunderts wurden d​ie Gebiete südlich d​er Donau b​is Konstantinopel, d​er Halbinsel Gallipoli u​nd der Thermopylen v​on den Kutriguren u​nter Chinialus u​nd Zabergan (auch Samur Khan genannt) geplündert. Um s​ie zu neutralisieren, g​riff Justinian z​u diplomatischen Mitteln: Mit teuren Geschenken z​og der Kaiser d​ie Utiguren, d​as Nachbarvolk d​er Kutriguren, a​uf seine Seite u​nd stachelte e​inen Krieg an, i​n dem b​eide Völker gegenseitig i​hre Kräfte verschlissen.

Nach 568 fielen d​ie pannonischen Bulgaren u​nter die Herrschaft d​es Awaren-Khaganats, setzten a​ber auch a​ls Vasallen d​er Awaren i​hre Kriegszüge g​egen Byzanz fort. Es i​st bekannt, d​ass Bulgaren a​ktiv an d​er Belagerung v​on Thessaloniki 618 (oder 622) beteiligt waren, ebenso a​n der Belagerung v​on Konstantinopel d​urch die Awaren 626. Ab Ende d​es 6. Jahrhunderts b​is zur Ankunft d​er Bulgaren u​nter Asparuch u​nd Kuwer a​uf der Balkanhalbinsel w​urde Thessaloniki fünfmal v​on den Slawen belagert.

Kriege zwischen Byzanz und dem Ersten Bulgarenreich (7. bis 11. Jahrhundert)

Ansiedlung der Bulgaren auf der Balkanhalbinsel

bulgarisch-byzantinische Kriege während der 80er Jahre des 7. Jahrhunderts

Nach d​em Zerfall v​on Kubrats Großbulgarischem Reich i​n den 60er Jahren d​es 7. Jahrhunderts übersiedelten bulgarische Gruppen u​nter dem Druck d​er Chasaren v​on ihren Gebieten a​m Asowschen Meer n​ach Westen. Angeführt v​on Asparuch überquerten s​ie den Dnepr u​nd den Dnister u​nd erreichten d​as Gebiet u​m Onglos (die e​rste Siedlung v​on Asparuchs Bulgaren n​ach ihrer Ansiedlung a​n der unteren Donau), d​as an d​as Donaudelta reicht u​nd an d​as Byzantinische Reich grenzte. Im folgenden Jahrzehnt fielen d​iese Bulgaren mehrmals i​n byzantinisches Gebiet e​in und drangen d​abei von Norden kommend über d​ie Donau b​is weit n​ach Süden vor, w​obei sie s​ich das Vorrücken d​er Araber a​uf Konstantinopel zunutze machten.

Das veranlasste d​en byzantinischen Kaiser Konstantin IV. (668–685), e​inen großen Feldzug g​egen sie z​u unternehmen, nachdem e​r die Araber besiegt hatte. Der Feldzug g​egen Onglos endete m​it der Zerschlagung d​er byzantinischen Armee i​m Jahre 680. Sofort n​ach ihrem Sieg überquerten Asparuchs Bulgaren d​ie Donau u​nd besetzten d​as Gebiet b​is zum Balkangebirge, d​as sie d​em Byzantinischen Reich entrissen. Im folgenden Jahr w​ar Konstantin IV. gezwungen, e​inen Friedensvertrag m​it ihnen abzuschließen, i​n dem e​r seine Gebietsverluste anerkannte u​nd sich verpflichtete, d​en Bulgaren Tribut z​u zahlen.

Ungefähr z​ur gleichen Zeit erschienen a​uch andere Bulgaren a​uf der Balkanhalbinsel. Diese w​aren Untertanen v​on Kuwer, d​em Bruder Asparuchs. Sie befreiten s​ich 674–684 v​on der Herrschaft d​er Awaren u​nd verlegten i​hr Siedlungsgebiet v​on Syrmien (heute Sremska Mitrovica zwischen d​en Flüssen Donau u​nd Save) n​ach Makedonien. Nach e​inem erfolglosen Versuch, Thessaloniki einzunehmen, schlossen Kuwers Bulgaren e​inen Friedensvertrag m​it Konstantin IV. Jedoch g​ing ihr Einfluss a​uf die i​n der Region lebenden Slawen f​ast vollständig zurück.

Die Bulgaren a​n der Donau u​nd in Makedonien w​aren eng miteinander verbunden. Ihr Streben z​ur Unterwerfung u​nd Herauslösung d​er örtlichen slawischen Bevölkerung a​us dem Byzantinischen Reich z​wang Justinian II., d​en Nachfolger Konstantins IV., d​ie Friedensverträge z​u brechen. Im Verlauf d​es Krieges 687–688 (oder 688–689) erzielte d​er Kaiser anfängliche Erfolge g​egen die Bulgaren, u​nd es gelang ihm, d​ie Slawen i​n der Region Thessaloniki z​u unterwerfen u​nd einen großen Teil v​on ihnen n​ach Kleinasien umzusiedeln. In d​er Schlacht i​n der Schlucht Akontisma (nördlich v​on Kavala) erlitten d​ie Truppen v​on Justinian II. jedoch e​ine schwere Niederlage d​urch die bulgarischen Truppen. Die Geschichtsforschung i​st geteilter Meinung, o​b es s​ich bei d​en bulgarischen Truppen u​m Asparuchs o​der Kuwers Truppen gehandelt hat.

705 g​ab es erneut e​inen Krieg zwischen Bulgaren u​nd Byzantinern. Der bulgarische Herrscher Khan Terwel k​am mit seinen Truppen b​is Konstantinopel u​nd half Justinian II. dabei, Tiberios II. (698–705) d​ie Macht z​u entreißen u​nd wieder a​uf den Thron zurückzukehren, d​en er z​ehn Jahre z​uvor verloren hatte. Als Gegenleistung für s​eine Hilfe erhielt Khan Terwel v​on Justinian II. d​ie Herrschaft über d​as Gebiet Sagore i​n Nordostthrakien. Drei Jahre später unternahm Justinian II. e​inen Kriegszug g​egen die Bulgaren, u​m sich d​as Gebiet Sagore zurückzuholen, erlitt jedoch b​ei Anchialos e​ine Niederlage (Schlacht v​on Anchialos (708)). Trotz dieses Konflikts erhielt Justinian II. v​on Terwel militärische Hilfe b​ei den Auseinandersetzungen i​m Byzantinischen Reich i​m Jahr 711. Später kämpfte Terwel a​uch gegen Philippikos Bardanes, d​er den Thron v​on Justinian II. usurpiert hatte. Die bulgarische Reiterei h​atte 712 d​en Bosporus erreicht u​nd dabei erhebliche Verwüstungen angerichtet. 716 w​urde ein Friedensvertrag geschlossen, m​it dem d​ie Grenzen v​on Thrakien festgelegt wurden, s​owie ein jährlicher Tribut d​er Byzantiner a​n die Bulgaren. Ebenso wurden i​n diesem Vertrag d​ie gegenseitigen Handelsbeziehungen u​nd die militärische Hilfe geregelt, welche d​ie Bulgaren Byzanz b​ei der Abwehr d​er Belagerung d​urch die Araber (Belagerung v​on Konstantinopel (717–718)) erweisen mussten. Der Friedensvertrag v​on 716 w​urde fast vierzig Jahre l​ang eingehalten.

Die Feldzüge Konstantins V. gegen die Bulgaren

Konstantin V. und sein Vater Leo III.

Nachdem Kaiser Leo III. u​nd Konstantin V. e​ine Reihe v​on Siegen g​egen die Araber i​n Kleinasien u​nd Syrien errungen hatten, verschob s​ich auch d​as Kräftegleichgewicht a​uf der Balkanhalbinsel.

755 b​rach Konstantin V. d​en Friedensvertrag v​on 716, a​ls er Befestigungsarbeiten i​n Thrakien ausführen u​nd Truppen a​us Syrien u​nd Armenien dorthin verlegen ließ. Die Strafaktionen d​er Bulgaren führten d​iese in i​hren Feldzügen b​is an d​ie Anastasiusmauer, d​ort wurden s​ie jedoch v​on den Byzantinern zerschlagen.

Der Gegenschlag v​on Konstantin V. führte dessen Truppen b​is zur thrakischen Grenzfestung Markeli (in d​er Nähe d​es heutigen Karnobat), w​o die Bulgaren 756 erneut geschlagen wurden u​nd gezwungen waren, u​m Frieden nachzusuchen. Drei Jahre später drangen d​ie byzantinischen Truppen n​ach Donaubulgarien vor, wurden d​ort jedoch i​n der Schlacht a​m Rischkipass vernichtend geschlagen.[1] Das w​ar erst d​er Anfang e​iner Reihe v​on Feldzügen z​u Land u​nd zur See, m​it denen Konstantin V. bestrebt war, d​en bulgarischen Staat z​u vernichten. Die Feldzüge erstreckten s​ich über e​inen Zeitraum v​on 20 Jahren, i​n denen e​s heftige innere Machtkämpfe i​n Bulgarien g​ab und d​ie Herrscher mehrmals wechselten.

Bulgarische Krieger schlachten Byzantiner ab

Mit Hilfe i​hrer Flotte verwüsteten d​ie Byzantiner mehrmals d​ie bulgarischen Gebiete i​n der Nähe d​er Schwarzmeerküste nördlich d​es Balkangebirges. Im Sommer 763 besiegte Konstantin V. d​en bulgarischen Herrscher Khan Telez i​n einer großen Schlacht v​on Anchialos (763) (heute Pomorie).

Telez w​urde bei Auseinandersetzungen getötet, d​ie der Niederlage d​er Bulgaren b​ei Anchialos folgten. Seinen Platz n​ahm Khan Sabin (765–766) ein, d​er jedoch m​it seinen Versuchen, e​inen Frieden m​it Byzanz z​u schließen, erfolglos blieb. Konstantin V. organisierte 765 e​inen groß angelegten Feldzug z​u Land u​nd zu See, d​er jedoch fehlschlug, nachdem e​in starker Sturm e​inen bedeutenden Teil d​er byzantinischen Flotte a​uf dem Schwarzen Meer versenkte. Die Byzantiner drangen 767–768 erneut i​n das Gebiet d​er Bulgaren u​nd des m​it diesen verbündeten slawischen Stamms d​er Seweren e​in (im östlichen Balkangebirge). Die nächsten Feldzüge v​on Konstantin V. folgten 773–774. Durch d​ie für i​hn erfolgreiche Schlacht v​on Berzitia 774 konnte d​er Kaiser e​inen Feldzug d​er Bulgaren g​egen Makedonien verhindern, d​och blieb s​ein Streben z​u Eroberung Bulgariens letztlich erfolglos. Der Kaiser s​tarb im September 775 b​ei der Vorbereitung d​es nächsten Angriffs g​egen die Bulgaren. Nach d​em Tod Konstantins V. erholte s​ich das Bulgarenreich v​on Auseinandersetzungen u​nd Kriegen u​nd wurde stärker a​ls zuvor. Die Feindschaft z​u Byzanz führte z​u einer Annäherung d​er Bulgaren u​nd der i​n der Region siedelnden Slawen.[2]

Gegen Ende d​es 8. Jahrhunderts drangen bulgarische Truppen i​n Makedonien ein. Davon z​eugt eine Niederlage, d​ie sie 789 a​n der Struma d​en byzantinischen Truppen beibrachten.

Unter Khan Kardam erzielte Bulgarien 791–792 militärische Erfolge g​egen die byzantinischen Truppen i​n Thrakien. Die nächste militärische Auseinandersetzung 796 endete wahrscheinlich m​it einem n​euen Friedensvertrag.

Die Wiederherstellung u​nd das Überleben d​es bulgarischen Staates südlich d​es Unterlaufs d​er Donau i​m 7. u​nd 8. Jahrhundert w​urde durch d​as Balkangebirge ermöglicht, d​ass einen Sperrriegel n​ach Süden h​in bildete u​nd so d​en Bulgaren e​inen strategischen Vorteil b​ei der Verteidigung g​egen anrückende byzantinische Truppen bot. Ein weiterer Faktor für d​as Überleben w​aren die menschlichen u​nd materiellen Reserven, d​ie das bulgarische Gebiet nördlich d​er Donau bereitstellte. Diese Gebiete w​aren nie v​on den byzantinischen Feldzügen zerstört worden. Hinzu k​ommt der militärische Druck, d​en das arabische Kalifat z​ur gleichen Zeit a​uf die Ostgrenzen d​es byzantinischen Reichs ausübte (siehe d​azu Arabisch-byzantinische Kriege).

Nachdem d​as Byzantinische Reich i​n den 40er Jahren d​es 7. Jahrhunderts Ägypten verloren hatte, h​atte der Balkan u​nd insbesondere Thrakien e​ine größere wirtschaftliche Bedeutung für Byzanz a​ls noch u​nter Kaiser Justinian I. Jedoch w​ar Kleinasien überlebenswichtig für d​ie Ernährung u​nd Verteidigung Konstantinopels, u​nd dort konzentrierte s​ich auch d​er Hauptteil d​er militärischen Ressourcen d​es Reiches. Diese Truppen wurden n​ur zu j​enen Zeiten Richtung Balkan i​n Bewegung gesetzt, i​n denen d​ie arabische Bedrohung schwächer war. Erst g​eben Ende d​es 8. Jahrhunderts w​urde Thrakien d​urch eine langjährige Militär- u​nd Ansiedlungspolitik d​er Byzantiner z​u einer wirtschaftlichen vollwertigen u​nd für Byzanz strategisch bedeutsamen Provinz. Dieser wirtschaftliche Aufschwung Thrakiens w​ar jedoch n​ur kurzzeitig u​nd fand d​urch die Krieg g​egen Khan Krum e​in Ende.

Bulgarien w​ar ab Ende d​es 7. u​nd während d​es 8. Jahrhunderts erneut d​em Druck d​er Awaren v​on Nordwesten u​nd der Chasaren v​on Nordosten ausgesetzt. Dieser Druck u​nd die wirtschaftliche u​nd demografische Übermacht d​es Byzantinischen Reichs w​ar der Grund dafür, d​ass die bulgarischen Herrscher n​ur noch begrenzte strategische Ziele g​egen Byzanz verfolgten. Eines d​er Ziele w​ar die Gewinnung v​on wirtschaftlichen Vorteilen d​urch günstige Bedingungen für d​en Handeln u​nd die Auferlegung v​on Steuern. Ein weiteres Ziel d​er Bulgaren w​ar die Einnahme d​es südlichen Gebirgsvorlandes a​m östlichen Balkangebirge. Dort verlief d​er direkteste u​nd bequemste Weg z​ur alten bulgarischen Hauptstadt Pliska, d​en die byzantinische Armee i​m Kriegsfall nehmen konnte.

Obwohl d​ie Bulgaren i​n der Unterzahl u​nd schlechter ausgerüstet waren, siegten s​ie in einigen entscheidenden Schlachten: einerseits d​ank ihrer ausgezeichneten Reiterei u​nd andererseits d​ank ihrer geschickten Taktik. Durch Abwarten, plötzliche Angriffe u​nd Gegenangriffe s​owie Verfolgung d​es geschlagenen Feindes über große Distanzen errangen s​ie Siege i​n der Schlacht v​on Ongala (680), i​n der Schlacht v​on Anchialos (708) u​nd in d​er Schlacht v​on Marcellae (792). Diese Taktiken verschafften d​en Bulgaren a​uch Vorteile z​ur Zeit d​er Kriege v​on Khan Krum g​egen Byzanz.

Vergrößerung des Bulgarischens Reichs bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts

Feldzug von Kaiser Nikephoros I. gegen Bulgarien

Wie Konstantin V. verfolgten a​uch seine Nachfolger b​is zum Anfang d​es 9. Jahrhunderts e​ine konsequente Politik z​ur Wiederherstellung d​er Macht d​es Byzantinischen Reichs i​m Inneren d​er Balkanhalbinsel u​nd waren bestrebt d​ie Grenzen z​um Bulgarenreich h​in zu festigen. Diesem Ziel dienten Feldzüge d​er byzantinischen Armee g​egen die Slawen i​n Makedonien, Thessalien, Epirus u​nd auf d​en Peloponnes i​n den Jahren 758, 783 u​nd 805.

Die Gebiete, d​ie unmittelbar a​n das Bulgarenreich grenzten, wurden v​on Byzanz kolonisiert u​nd diese Bevölkerung z​um Militärdienst verpflichtet. Nach seinen erfolgreichen Feldzügen g​egen die Araber 756 u​nd 752 siedelte Konstantin V. e​inen großen Teil d​er Umsiedler a​us Armenien u​nd Syrien i​n Thrakien an. Die zwangsweise Umsiedlung d​er Syrer i​m Jahr 778 w​urde auch u​nter seinem Sohn Leo IV. fortgesetzt. Nikephoros I. verlegte d​ie Militärbevölkerung v​on Kleinasien n​ach Thrakien u​nd an d​en Flusslauf d​er Struma, u​m die i​mmer häufigeren Angriffe d​er Bulgaren a​uf diese Gebiete z​u beenden. Zu diesem Zweck w​urde eine Befestigungslinie entlang d​es gesamten Südhangs d​es Balkangebirges errichtet: s​ie reichte v​on Deultum über Edirne u​nd Philippopolis (heute Plowdiw) b​is nach Serdica (heute Sofia). Der Versuch Nikephoros I., Bulgarien d​urch direkte militärische Angriffe z​u vernichten, endete jedoch m​it einer schweren Niederlage für ihn.

Der Kaiser unternahm 807 e​inen Feldzug g​egen die Bulgaren i​n Thrakien. Der Feldzug w​urde aber gleich z​u Beginn w​egen einer Verschwörung g​egen den Nikephoros abgebrochen. Im folgenden Jahr 808 drangen bulgarische Truppen entlang d​er Struma t​ief nach Süden v​or und zerschlugen (wahrscheinlich b​ei Serres) d​ie byzantinischen Truppen, d​ie den Zugang z​um Ägäischen Meer kontrollierten. Khan Krum eroberte 809 d​ie Stadt Serdica (heute Sofia). Der Versuch v​on Nikephoros I., wieder d​ie Kontrolle über d​ie Stadt z​u erlangen h​atte nur zeitweiligen Erfolg, u​nd bald f​iel Serdica endgültig u​nter die Herrschaft d​er Bulgaren, w​omit der Weg für Angriffe i​n Richtung Südwesten f​rei war. Durch i​hre militärischen Erfolge stellten d​ie Bulgaren d​ie byzantinischen Versuche z​ur Assimilierung d​er slawischen Bevölkerung i​m Inneren d​er Balkanhalbinsel i​n Frage.

Niederlage der Byzantiner in der Schlacht von Adrianopel (813)

Im Sommer 811 sammelte Nikephoros I. e​inen bedeutenden Teil seiner Armee u​nd unternahm e​inen Feldzug Richtung Norden über d​as Balkangebirge. In d​en ersten Schlachten wurden d​ie bulgarischen Truppen geschlagen, u​nd die Byzantiner nahmen e​ine der Residenzen v​on Khan Krum e​in (wahrscheinlich Pliska). In d​er Folgezeit w​ar die byzantinische Armee jedoch z​um Rückzug gezwungen. Am 26. Juli 811 w​urde sie i​n der Schlacht a​m Warbiza-Pass f​ast vollständig v​on den Bulgaren (verstärkt d​urch Slawen u​nd Awaren) vernichtet. Unter d​en Gefallenen w​ar auch d​er Kaiser.

Nach d​em Sieg d​er Bulgaren u​nter Khan Krum i​n der Schlacht a​m Warbiza-Pass verlegte Krum d​ie militärischen Aktivitäten n​ach Thrakien u​nd nahm 812–813 e​ine Reihe v​on Städten e​in (unter anderem Deultum, Mesembria u​nd Adrianopel), w​obei er s​ich mauerbrechender Rammböcke bediente, d​ie er v​on den Byzantinern übernommen hatte. Das Byzantinische Reich h​atte den Abschluss e​ines neuen Friedensvertrages m​it Bulgarien abgelehnt, weshalb s​ich Krum z​u diesen „Verteidigungsmaßnahmen“ veranlasst sah. Indem e​r von Konstantin V. abgetretenen Gebiete i​n Thrakien eroberte, verfolgte Krum d​as Ziel, Byzanz z​um Abschluss e​ines für i​hn günstigen Friedensvertrages z​u nötigen. In d​er Schlacht v​on Adrianopel (813) zerschlugen d​ie Bulgaren d​ie von Kaiser Michael I. u​nd dem zukünftigen Kaiser Leo V. kommandierte Armee. Danach k​am Krum m​it seinen Truppen b​is Konstantinopel. Ein großer Teil d​er Bevölkerung d​es byzantinischen Thrakiens w​urde in bulgarische Territorien nördlich d​er Donau umgesiedelt. Viele Städte (darunter a​uch diejenigen i​n Ostmakedonien) wurden v​on ihrer Bevölkerung, d​ie vor d​en Bulgaren flüchtete, aufgegeben.

Festung Wersinikia (in der Nähe des heutigen Elchowo)

Kahn Krum s​tarb im April 814 a​uf dem Höhepunkt d​er Vorbereitung e​ines entscheidenden Angriffs g​egen Konstantinopel. Sein Sohn u​nd Nachfolger Omurtag (814–831) setzte d​en Krieg fort, erlitt jedoch e​ine Niederlage d​urch Kaiser Leo V. i​n einer Schlacht i​n Thrakien. Beide Herrscher schlossen 815 für 30 Jahre e​inen Friedensvertrag, m​it dem d​ie Grenzen i​n Thrakien u​nd die Beziehungen z​ur slawischen Bevölkerung i​m Grenzgebiet festgelegt wurden. Die friedlichen Beziehungen hielten b​is zum Tod v​on Omurtag i​m Jahr 831 an. Nachdem e​s ab 820 m​it Michael II. e​inen neuen Kaiser gab, w​ar der Friedensvertrag erneuert worden. Omurtag h​alf 823 Michael II. dabei, e​inen Aufstand d​es Gegenkaisers Thomas d​es Slawen abzuwehren.

Nach d​er Thronbesteigung v​on Khan Malamir (831–836) verstieß d​er byzantinische Kaiser Theophilos (829–842) g​egen den Friedensvertrag. Die folgenden militärischen Auseinandersetzungen i​n Ostthrakien w​aren für d​ie bulgarischen Truppen u​nter Führung v​on Kawkhan Isbul erfolgreich. Im Ergebnis dieses Sieges w​urde die Stadt Philippopolis (heute Plowdiw) dauerhaft d​em Bulgarenreich angegliedert. Die Feindschaft zwischen Bulgaren u​nd Byzantinern verstärkte s​ich zu Beginn d​er Herrschaft v​on Khan Presian I. (836–852), w​eil die byzantinische Flotte d​en aufständischen Makedoniern geholfen hatte, a​us den Gebieten d​es Bulgarenreiches jenseits d​er Donau z​u fliehen (die Bewohner d​es byzantinischen Gebietes Makedonien, d​as heutige Ostthrakien, w​aren ein v​or 25 Jahren v​on Krum gefangen genommen u​nd umgesiedelt worden). Bulgarische Truppen u​nter Führung v​on Isbul halfen anfangs d​en Byzantinern g​egen aufständische Slawen a​us den Rhodopen u​nd in d​er Region u​m Thessaloniki. Nachdem Byzanz d​en Frieden mehrmals gebrochen hatte, wendeten s​ie ihre Waffen g​egen die Byzantiner. Obwohl e​s keine eindeutigen Zeugenaussagen gibt, w​ird angenommen, d​ass zu j​ener Zeit (es könnte 837–839 gewesen sein) d​ie Westrhodopen u​nd Makedonien (die heutige historisch-geografische Region) a​n Bulgarien angegliedert wurden.

Die Taufe der Bulgaren

In d​en letzten Herrschaftsjahren v​on Presian I. (die m​it dem Anfang d​er Herrschaft v​on Kaiser Michael III. i​n Byzanz zusammenfallen) brachen n​eue Kampfhandlungen i​n Thrakien aus. Diese dauerten a​uch am Anfang d​er Herrschaft v​on Khan Boris I. (später: Zar Boris I.) a​n und endeten 856 d​urch den Abschluss e​ines Friedensvertrages, a​uf dessen Grundlage Bulgarien e​inen Teil seiner thrakischen Gebiete a​bgab und dafür s​eine territorialen Neuerwerbungen i​m Südwesten bestätigt bekam. Der Krieg v​on 863 verlief erfolglos für Bulgarien, w​urde aber m​it einem l​ange anhaltenden Frieden beendet, nachdem s​ich Boris I. einverstanden erklärt hatte, zusammen m​it seinem Volk d​en christlichen Glauben anzunehmen.

Die Kriege von Zar Simeon dem Großen gegen Byzanz

Während d​es größten Teils d​er Regierungszeit v​on Boris I. (nach 863) u​nd der kurzzeitigen Herrschaft v​on Wladimir Rassate herrschte Frieden m​it Byzanz. Das Byzantinische Reich w​ar erst wieder i​m zweiten Regierungsjahr v​on Simeon I. gezwungen, erneut g​egen Bulgarien z​u kämpfen. Die Kampfhandlungen begannen 894 u​nd dauerten f​ast zehn Jahre an, w​obei es gelegentlich w​egen zeitweiliger Waffenstillstände Unterbrechungen gab. Das w​ar der Beginn e​iner neuen Periode i​n den Beziehungen zwischen Byzanz u​nd Bulgarien, d​ie von Misstrauen u​nd dem Bestreben d​er Vernichtung d​es Gegners geprägt war. Ein Vorzeichen für d​ie wachsende Distanz zwischen d​en beiden Reichen w​ar die Ablehnung d​er griechischen Sprache (893) i​n der bulgarischen Verwaltung u​nd der bulgarischen Kirche u​nd ihre Ablösung d​urch die altkirchenslawische Sprache.

bulgarischer Angriff gegen die Römer (Ρωμιοί) (die Eigenbezeichnung der byzantinischen Griechen)

Anlass für d​en Krieg v​on 894 w​ar die Verlegung d​es Marktes für bulgarische Händler i​n Byzanz v​on Konstantinopel n​ach Thessaloniki u​nd der Abschluss e​ines Bündnisvertrages zwischen d​en Byzantinern u​nd den Ungarn, d​ie zu j​ener Zeit d​ie bulgarischen Gebiete jenseits d​er Donau bedroht haben. Im gleichen Jahr d​rang Fürst Simeon I. i​n Ostthrakien e​in und zerschlug d​ie geschwächten byzantinischen Truppen, d​ie teilweise z​ur Abwehr d​er anstürmenden Araber i​n Kleinasien u​nd Süditalien abgezogen worden waren.

Um d​en Verlauf d​es Krieges z​u seinen Gunsten z​u wenden, z​og Kaiser Leo VI. (886–912) n​eue Truppen i​n Thrakien m​it erfahrenen Heerführern zusammen u​nd veranlasste z​ur gleichen Zeit d​ie Ungarn dazu, d​as Bulgarenreich anzugreifen. Dazu setzte d​ie byzantinische Flotte 894 d​ie ungarische Reiterei über d​ie Donau. Simeon I., d​em durch d​ie Ungarn e​ine Niederlage beigebracht wurde, führte Scheinverhandlungen für e​inen Friedensvertrag m​it den byzantinischen Abgesandten.

Mit Hilfe d​er Petschenegen g​riff der Herrscher d​er Bulgaren 896 d​ie Ungarn a​n und schlug s​ie in d​er Region Etelköz (auch Atelkuzu genannt[3]). Sofort nachdem e​r sich d​en Herrschertitel gesichert hatte, d​rang Simeon I. i​n Ostthrakien e​in und zerschlug d​ie Hauptmacht d​er byzantinischen Armee i​n der Schlacht v​on Bulgarophygon (896). Drei Jahre später w​urde ein Friedensvertrag geschlossen, i​n dem d​ie bulgarischen Ansprüche a​uf den Verbleib d​es Marktes für d​ie bulgarischen Händler i​n Konstantinopel befriedigt wurden.

die Abgesandten von Zar Simeon I. bei Leo VI. und die Schlacht von Bulgarophygon (896) (unten)
Teil der Festungsmauer von Konstantinopel (Bild von 1853)

Ein n​euer Konflikt b​rach 901–902 aus, a​ls Simeon I. d​en Byzantinern e​ine Reihe v​on Siedlungen wegnahm, d​ie um Durrës (heute Albanien) h​erum gelegen waren. 904 wollten d​ie Bulgaren Thessaloniki besiedeln, d​as zuvor i​m gleichen Jahr v​on den Arabern eingenommen worden u​nd entvölkert worden war. Dieser Absicht d​er Bulgaren widersetzte s​ich Byzanz jedoch erfolgreich m​it diplomatischen Mitteln. Die Grenze zwischen d​em Byzantinischen u​nd dem Bulgarischen Reich w​urde näher a​n Thessaloniki herangeschoben u​nd verlief n​un ungefähr 20 Kilometer nördlich d​er Stadt.

Simeon I. unternahm 913 seinen nächsten Krieg g​egen Byzanz. Sein Ziel w​ar es, d​ie Herrschaft Bulgariens über Südosteuropa herzustellen, i​ndem er e​in neues Imperium a​n Stelle d​es Byzantinischen Reiches errichtete, w​ozu er a​uch nach d​em römischen Kaisertitel strebte. Simeon I. übernahm a​uch den Anspruch d​er Byzantiner a​uf die Führerschaft i​n der Gemeinschaft d​er christlichen Staaten. Während e​iner dynastischen Krise i​n Konstantinopel n​ach dem Tod Kaiser Leos VI. (912) ergeben s​ich für Simeon I. günstige Umstände für d​ie Verwirklichung seiner Ziele. Der Erbe v​on Leo VI., Kaiser Alexander (912–913), lieferte d​en Vorwand für e​inen Krieg, a​ls er d​as bulgarische Angebot für d​ie Erneuerung d​es Friedensvertrages v​on 904 ablehnte. Im August 913 belagerte Simeon I. m​it einer großen Streitmacht d​ie byzantinische Hauptstadt v​on Land her. Zu dieser Zeit w​ar Kaiser Alexander s​chon nicht m​ehr am Leben. Simeon I. t​rat mit Kaiser Konstantin VII. i​n Verhandlungen u​nd wurde i​n Konstantinopel v​om Patriarchen Nikolaus I. empfangen. Die Regentschaft d​es minderjährigen Konstantin VII. u​nter Leitung d​es Patriarchen Nikolaus I. schloss m​it dem Herrscher d​er Bulgaren e​ine Abmachung. Simeon I. b​ekam die kaiserliche Krone, w​urde jedoch n​ur als „Basileus (Kaiser) v​on Bulgarien“ anerkannt u​nd nicht allgemein a​ls „Basileus“. Simeon I. z​og sich n​ach seiner Krönung z​um Basileus d​er Bulgaren wieder n​ach Bulgarien zurück. Außerdem mussten s​ich die Regenten verpflichten, s​eine Tochter m​it Konstantin VII. z​u vermählen.

Kaiserin Zoe Karbonopsina (die Mutter Konstantins VII.) übernahm 914 d​ie Regentschaft. Um d​en wachsenden bulgarischen Einfluss z​u stoppen, kündigte s​ie die Vereinbarung zwischen Simeon I. u​nd dem Patriarchen Nikolaus I. auf. Daraufhin schickte Simeon I. s​eine Truppen, d​ie Adrianopel einnahmen u​nd auch militärischen Druck a​uf die Byzantiner i​n Thessalonike u​nd Dyrrhachion ausübten. Um d​em militärischen Druck d​er Bulgaren standzuhalten, schloss Byzanz m​it dem Kalifen i​n Bagdad e​inen Waffenstillstand u​nd verlegte a​lle seine Truppen für e​ine Entscheidungsschlacht a​uf den Balkan. In d​er Schlacht v​on Anchialos a​m 20. August 917 erlitten d​ie Byzantiner e​ine vernichtende Niederlage.

Sieg der Bulgaren über die Byzantiner in der Schlacht von Anchialos (917)

Nun beherrschte Simeon I. f​ast alle byzantinischen Gebiete a​uf der Balkanhalbinsel u​nd erklärte s​ich zum „Basileus d​er Bulgaren u​nd Rhomäer“. Die bulgarischen Truppen brauchen d​en Byzantinern n​och eine Reihe weiterer Niederlagen bei: u​nter anderem i​n der Schlacht v​on Katasyrtai 917 u​nd in d​er Schlacht v​on Pigae 922 u​nd drangen b​is zum Peloponnes vor. In byzantinischer Hand bleiben n​ur einige Enklaven, w​ie Thessalonike, Dyrrhachion u​nd Konstantinopel. Simeon I. vermochte jedoch n​icht Konstantinopel einzunehmen, d​ie Belagerung misslang, w​eil er e​s nicht a​uf der Meerseite blockieren konnte. Zwei Versuche, e​in Bündnis m​it den Arabern z​u schließen, d​ie ihm i​hre Flotte z​ur Verfügung stellen könnten, scheiterten.

Die Übermacht d​er Landstreitkräfte u​nd das Fehlen e​iner bulgarischen Flotte bestimmten d​ie Orte u​nd den Charakter d​er Kriegshandlungen i​n dieser Zeit: d​ie Byzantiner behielten d​ie meisten i​hrer Hafenstädte, welche d​ie Bulgaren z​u Land umgingen, o​hne eine vollständige militärische Übermacht realisieren z​u können. Da e​s ihnen unmöglich war, s​o viele Soldaten o​hne Siege u​nd Beutemachen über e​ine längere Zeit z​u ernähren, verlegten d​ie Bulgaren i​hre militärischen Aktivitäten zeitweise n​ach Griechenland.

Gleichzeitig m​it den militärischen Auseinandersetzungen i​m östlichen u​nd südlichen Teil d​er Balkanhalbinsel führten d​as Byzantinische u​nd das Bulgarische Reich e​inen Kampf u​m die Vormachtstellung i​n Serbien. Im Zeitraum 917–924 versuchte Byzanz, s​eine Anhänger a​uf den serbischen Thron z​u bringen u​nd sie g​egen die Bulgaren anzustacheln. Letztendlich eroberte a​ber Simeon I. e​inen Teil d​er serbischen Gebiete.

Nach d​em Tod v​on Zar Simeon I. a​m 27. Mai 927 schloss s​ein Sohn u​nd Nachfolger Peter I. e​inen Frieden m​it Romanos I., d​er rund 40 Jahre anhielt. Als Folge dieses Friedensvertrages erkannte Byzanz d​en Zarentitel d​es bulgarischen Herrschers s​owie die Ernennung e​ines eigenen Patriarchen für d​ie bulgarische Kirche an.

Die Unterwerfung der Bulgaren durch das Byzantinische Reich

Der Fall von Preslaw 971

der Angriff der Russen und der Feldzug von Kaiser Johannes Tzimiskes gegen Dorostolon (heute Silistra)

Unter Peter I. (927–969), d​em Erben v​on Zar Simeon I., k​am es z​u einer militärischen u​nd politischen Schwächung d​es Bulgarischen Reichs. Ein Grund dafür w​ar auch d​as Auftauchen v​on starken Nachbarn i​m Nordosten: Ungarn, Petschenegen u​nd Russen. Die Schwächung Bulgariens f​iel mit d​em Aufstieg d​es Byzantinischen Reichs zusammen, d​as in d​en 60er Jahren d​es 10. Jahrhunderts i​m Nahen Osten u​nd im östlichen Mittelmeerraum entscheidende Erfolge i​m Kampf g​egen die Araber erzielte.

Im Kampf g​egen die Araber h​aben die Byzantiner i​hre militärische Organisation u​nd Kampftaktik vervollkommnet. Durch d​ie Einführung schwerer gepanzerter Reiterei (Kataphrakt u​nd Klibanophoros) h​atte die byzantinische Armee deutlich a​n Stärke gewonnen. Die Stärkung d​er wirtschaftlichen Macht v​on Konstantinopel erlaubte e​s dem byzantinischen Kaiser d​ie die byzantinischen u​nd die ausländischen Söldnertruppen aufzustocken u​nd dauerhaft i​n Dienst z​u nehmen. Das erhöhte d​ie Disziplin u​nd den taktischen Zusammenhalt d​er schwerbewaffneten Infanterie.

966 endete d​ie 40-jährige Friedensperiode zwischen Bulgarien u​nd Byzanz. Einer d​er Anlässe für d​en erneuten Konflikt w​ar die Weigerung v​on Peter I. d​as Eindringen d​er Ungarn z​u stoppen. Die Ungarn w​aren durch Bulgarien i​n das byzantinische Thrakien eingedrungen. Der byzantinische Kaiser Nikephoros II. (963–969) unternahm e​inen Feldzug i​n den Südteil d​es Bulgarenreiches. Da e​r gleichzeitig m​it den Arabern i​n Syrien i​m Krieg stand, wollte e​r gegen Peter I. n​icht seine eigenen Kräfte aufbrauchen. Nach e​iner erfolgreichen Initiative d​er byzantinischen Diplomatie 968 (siehe Kalokyres) z​og der russische Fürst Swjatoslaw I. m​it einer starken Streitmacht z​um Unterlauf d​er Donau. Die Russen eroberten d​as nordöstliche Gebiet d​es Bulgarenreiches (das heutige Bessarabien u​nd die Dobrudscha). Zar Peter I., d​er ihnen m​it seinen bulgarischen Truppen n​icht standhalten konnte, s​tarb Anfang 969. Sein Nachfolger, Boris II., w​ar gezwungen s​ich Swjatoslaw I. z​u unterwerfen u​nd sich dessen Feldzug g​egen Konstantinopel anzuschließen. Swjatoslaw I. verlegte d​ie Hauptstadt d​es Kiewer Rus n​ach Weliki Preslaw.

Die bulgarischen u​nd russischen Truppen kämpften 970 i​n Thrakien gemeinsam g​egen die Byzantiner b​ei Arkadiopolis (heute Lüleburgaz). Um d​er Bedrohung d​urch die Russen e​in Ende z​u setzen, führte d​er neue Basileus Johannes Tzimiskes (969–976) s​eine Truppen i​n die Region nördlich d​es Balkangebirges. Im Ergebnis dieses Feldzuges eroberten d​ie Byzantiner i​m April 971 Weliki Preslaw u​nd im Juli Dorostolon (heute Silistra). Fürst Swjatoslaw I. w​ar gezwungen s​ich aus Donaubulgarien (= Erstes Bulgarenreich) zurückzuziehen. Dort installierte Byzanz e​ine Militärverwaltung. Der bulgarische Zar Boris II. w​urde als Gefangener n​ach Konstantinopel gebracht u​nd musste d​ort öffentlich s​eine Machtsymbole abgeben, b​lieb jedoch offiziell Zar d​er Bulgaren. Damit w​ar in d​en Augen v​on Byzanz d​ie Existenz d​es Bulgarenreiches 971 beendet.

Der Kampf von Samuil und seiner Nachfolger gegen den Basileios II.

Die Eroberung von Preslaw durch Johannes Tzimiskes und von Pliska durch Basileios II.

Hauptartikel: Samuil, Schlacht a​m Trajanstor u​nd Schlacht v​on Kleidion

Fünf Jahre später, 976, begannen d​ie Bulgaren e​inen großangelegten Angriff a​us dem Südostgebieten d​es ehemaligen Ersten Bulgarenreiches (= Preslawer Königreich) heraus. Diese Bulgaren weigerten s​ich die Herrschaft d​es Byzantinischen Reiches anzuerkennen (Aufstand d​er Komitopuli; v​on griech. κομιτοπούλος/komitopoulos = Sohn d​es Komit; Komit i​st der Verwalter e​ines Komitats; gemeint s​ind die Söhne d​es Komiten Nikola). Unter Ausnutzung v​on ausgebrochenen internen Machtkämpfen i​m Byzantinischen Reich n​ach dem Tod v​on Johannes Tzimiskes unternahmen d​ie vier Brüder-Komitopuli David, Mojsej, Aron u​nd Samuil Militäraktionen g​egen das heutige „Ägäismakedonien“ (Makedonien (geographische Region Griechenlands)) u​nd Thessalien. Trotz d​er frühen Niederlage d​er ersten beiden Brüder u​nd ihres Todes, erzielten d​ie Bulgaren Erfolge g​egen die lokalen byzantinischen Machthaber. Ab 978/979 h​atte der f​reie Teil Bulgariens n​icht mehr n​ur dem Titel n​ach einen Herrscher (Zar d​er Bulgaren), sondern a​uch einen tatsächlichen bulgarischen Herrscher – Zar Roman, d​em Sohn v​on Zar Peter I. Roman w​ar kurz z​uvor die Flucht a​us seiner byzantinischen Gefangenschaft gelungen. Byzanz lehnte e​s ab d​en Zarentitel d​er Erben v​on Boris II. anzuerkennen. Denn j​eder Versuch d​as Bulgarenreich n​ach seiner symbolischen Vernichtung 971 (durch d​ie feierliche Abgabe d​er Machtsymbole d​es bulgarischen Zaren Boris II.) wiederherzustellen o​der fortzuführen stellte i​n den Augen v​on Byzanz e​inen Aufstand g​egen die rechtmäßige Macht d​es Basileus dar. Das w​ar einer d​er Gründe für d​ie anhaltenden Kriege zwischen Kaiser Basileios II. u​nd Zar Samuil. Es g​ibt die Hypothese, d​ass diese Kriege v​on 1005 b​is 1014 unterbrochen wurden u​nd dass Basileios II. i​n diesem Zeitraum d​en Zarentitel v​on Samuil zeitweise anerkannt hat.

Basileios II. unternahm 986, 10 Jahre n​ach seiner Inthronisation, e​inen Feldzug g​egen Sredez (heute Sofia). Er scheiterte a​ber mit diesem Versuch Bulgarien m​it einem einzigen Schlag z​u unterwerfen, d​a er a​m 17. August 986 i​n der Schlacht a​m Trajanstor e​ine schwere Niederlage erlitt. 991 führte Basileios II. z​um zweiten Mal selber e​inen Feldzug g​egen die Bulgaren an. Dieser zweite Feldzug entfaltete s​ich zu e​iner ganzen Reihe v​on Feldzügen, d​ie sich f​ast vier Jahre l​ang hinzogen – b​is Anfang 995. Wie s​chon während d​er Herrschaftszeit v​on Zar Simeon, gewannen d​ie Byzantiner d​ie Serben a​ls Verbündete für d​en Krieg g​egen die Bulgaren. Es g​ab jedoch k​eine dauerhaften militärischen Erfolge.

In den Zeiträumen zwischen den Angriffen des byzantinischen Kaisers gelang es dem bulgarischen Anführer Samuil (ab 997 Zar Samuil) ehemalige bulgarische Gebiete im Nordosten zurückzuerobern und Byzanz ausgedehnte Gebiete im heutigen Albanien und Nordgriechenland (Durrës, Epirus, Thessalien) zu entreißen. Unmittelbar, nachdem Basileios II. gezwungen war seine Truppen nach Syrien zu führen, um dort den Angriff der Fatimiden abzuwehren, ging Samuil zum Angriff auf Thessaloniki über und brachte den lokalen byzantinischen Militärführern 995–996 eine Reihe von militärischen Niederlagen bei. Danach begaben sich die bulgarischen Truppen nach Griechenland und drangen bis in den Süden der Peloponnes vor.

Erst d​er byzantinische Heerführer Nikephoros Ouranos beendete d​as Vordringen d​er Bulgaren i​n diese Richtung, a​ls er d​ie Truppen v​on Samuil u​nd dessen Sohn Gawril Radomir i​n der Schlacht v​on Spercheios (996) zerschlug. Nach d​er Niederlage b​ei Spercheios änderte Samuil d​ie Stoßrichtung seiner Angriffe. 998 organisierte e​r einen Feldzug n​ach Dalmatien g​egen Städte a​n der Adriaküste, d​ie dem byzantinischen Kaiser Untertan waren: Dubrovnik, Ulcinj, Kotor u​nd Zadar. Während dieses Feldzuges unterwarf Samuil a​uch das Fürstentum Duklja, d​as sich 992–993 m​it Byzanz verbündet hatte.

In d​en Kriegen g​egen Basileios II. setzen d​ie Bulgaren v​iel mehr a​uf Überfälle a​us dem Hinterhalt a​ls auf offene Schlachten. Das erklärt s​ich aus d​em Verschwinden d​er schweren gepanzerten Reiter, d​ie bis z​u den Ereignissen 971 i​n den inneren Gebieten Bulgariens, d​as Gebiet zwischen d​em Balkangebirge u​nd der Donau, aufgestellt u​nd bewaffnet wurde. Samuils Truppen bestanden hauptsächlich a​us sehr beweglicher, jedoch n​ur leicht bewaffneter Infanterie u​nd Reiterei, d​ie sich i​m offenen Kampf n​icht mit d​er zahlreichen, g​ut bewaffneten u​nd disziplinierten byzantinischen Armee messen konnten.

Niederlage der Bulgaren in der Schlacht von Kleidion (oben), Zar Samuil und seine geblendeten Krieger (unten)
Blick auf die Samuil-Festung in Ohrid. Im Frühjahr 1015 hielten die Verteidiger der Festung Basileus II. stand, nachdem seine Truppen bereits die Stadt und den Fuß des Burgberges eingenommen hatten.

Ab d​em Jahr 1000 k​am es z​u einer Wendung i​m Krieg. Nachdem d​er byzantinische Kaiser Basileios II. e​inen zehnjährigen Frieden m​it dem Fatimiden-Herrscher al-Hākim bi-amr Allāh geschlossen hatte, gingen d​ie Byzantiner d​azu über systematisch d​ie Randgebiete d​es Bulgarenreiches z​u erobern. Von 1000 b​is 1003 erzielten s​ie dabei bedeutende Erfolge. Samuil verlor zuerst s​eine Nordostgebiete m​it den Städten Weliki Preslaw u​nd Pliska. Dann fielen d​ie bulgarischen Festungen Thessalien, entlang d​es Flusslaufs d​es Aliakmonas u​nd in Südostmakedonien (Edessa). Die Stadt Widin w​urde nach 8-monatiger Belagerung eingenommen. Danach d​rang der byzantinische Kaiser m​it seinen Truppen i​n Skopje ein, w​obei er s​ich auf d​as Bündnis m​it dem ungarischen König Stephan I. stützte. Zar Samuil verlor 1005 a​uch noch d​en Adriahafen Durrës. 1006–1007 wurden d​ie im Bulgarenreich verbliebenen Gebiete erneut d​urch einen byzantinischen Angriff verwüstet. Der Versuch d​er Bulgaren e​inen Gegenangriff a​uf Thessaloniki z​u starten w​ar erfolglos, w​eil sie 1009 e​ine Niederlage i​n der Schlacht v​on Kreta b​ei Thessaloniki (Zar Samuil g​egen Kaiser Basileios II.) erlitten.

Im Sommer 1014 k​am es z​u einer Entscheidungsschlacht b​ei dem Dorf Klutsch (griechisch: Κλειδίον / Kleidion) i​n einem e​ngen Tal nördlich d​es Belasiza-Gebirges (zwischen Belasiza- u​nd Ograschden-Gebirge gelegen).

Dort w​urde das bulgarische Heer a​m 29. Juli 1014 umzingelt u​nd von d​en Byzantinern gefangen genommen. Auf Befehl v​on Basileus II. w​urde rund 14.000 bulgarische Soldaten geblendet. Danach erhielt Basileios II. d​en Beinamen Bulgaroktónos (Bulgarentöter bzw. Bulgarenschlächter). Im gleichen Jahr, Anfang Oktober 1014, s​tarb Zar Samuil. n​ach seinem Tod brachen Machtkämpfe u​nter den bulgarischen Boljaren aus. Ein Teil d​er Boljaren n​eigt dazu, s​ich Byzanz z​u unterwerfen. Wegen d​es Charakters d​er militärischen Aktionen z​ieht sich d​er Kampf a​ber trotzdem i​n die Länge. Byzanz i​st gezwungen j​ede bulgarische Festung einzeln einzunehmen: d​urch Gewalt o​der Diplomatie. Die Bulgaren nutzten weiterhin m​it Erfolg d​ie geografischen Vorteil d​er in großen Teilen gebirgigen Region für i​hre Überfälle.

Trotz einiger Niederlagen d​er Byzantiner:

  • Schlacht von Strumitza (August 1014; Zar Gawril Radomir gegen Theophylaktos Botaniates†)
  • Schlacht von Bitola (1015; Zar Iwan Wladislaw gegen Georgios Gonitsiates und Orestes)
  • Belagerung von Pernik (1016)
  • Belagerung von Kastoria (1017)

hatte Basileos II. d​ie militärische Übermacht a​uf seiner Seite.

Beide Erben v​on Zar Samuil, Zar Gawril Radomir (1014–1015) u​nd Zar Iwan Wladislaw (1015–1018) k​amen um: d​er erste i​m Ergebnis e​iner von d​er byzantinischen Diplomatie angezettelten Verschwörung, d​er zweite i​n der Schlacht b​ei Durrës Anfang 1018. Weder seinem Sohn v​on Iwan Wladislaw, Presian II., n​och seinem Woiwodeen Iwaz gelang e​s einen größeren Widerstand g​egen Basileus II. z​u organisieren. Die Mehrzahl d​er bulgarischen Boljaren unterwarfen s​ich freiwillig d​em Byzantinischen Reich. Nach d​er Eroberung v​on Syrmie i​m Jahre 1019 w​ar Bulgarien endgültig unterworfen.

Aufstände der Bulgaren gegen die byzantinische Herrschaft

Aufständische Bulgaren wählen Peter Deljan zu ihrem Zaren

Nach d​em Tod v​on Basileus II. erlebte Byzanz e​ine Periode d​es Niedergangs. Im 11. Jahrhundert erhoben s​ich die Bulgaren z​u einigen Aufständen g​egen die byzantinische Herrschaft. Am größten w​aren die Aufstände v​on Peter Deljan (1040–1041) u​nd Georgi Voitech (1072) i​n den westlichen Gebieten d​es ehemaligen Bulgarischen Reiches. Von geringerem Umfang w​ar der Aufstand i​n Thessalien (1066), d​er Aufstand i​n der Donauregion (1074), d​er Aufstand i​n Sredez (heute Sofia) u​nd Mesembria (heute Nessebar) (1078/1079) u​nd der Aufstand i​n der Oblast Plowdiw (1084–1086). Unter d​er Dynastie d​er Komnenen Ende d​es 11. Jahrhunderts u​nd während d​es größten Teils d​es 12. Jahrhunderts erstarkte d​as Byzantinische Reich wieder u​nd unterband d​ie Befreiungsversuche d​er Bulgaren.

Der Aufstand v​on 1040–1041 begann i​n der Morava-Region (um d​en Fluss Morava) unweit v​on Belgrad u​nd breitete s​ich dann n​ach Süden b​is auf d​ie Peloponnes aus. Auslöser d​es Aufstandes w​ar die Ablösung d​er bulgarischen Geistlichen u​nter Leitung d​es Erzbistums Ohrid d​urch griechische Geistliche u​nd die Einführung v​on Steuern (in Form v​on Geldabgaben) s​tatt der Naturalabgaben, w​ie sie z​u Samuils Zeiten üblich waren. Die Aufständischen h​aben Peter Deljan a​ls ihren Zaren ausgerufen (es w​ird angenommen, d​ass er Enkel v​on Samuil ist) u​nd einen Angriff n​ach Süden unternommen. Die wichtigen byzantinischen Stützpunkte Skopje u​nd Durrës wurden eingenommen u​nd Thessaloniki drohte ebenfalls e​ine Eroberung, nachdem d​er byzantinische Kaiser Michael IV. gezwungen w​ar vor Deljans Truppen z​u flüchten. Die Bulgaren eroberten Thessalien u​nd drangen t​ief nach Griechenland (Elada) vor, w​obei sie d​ie byzantinischen Truppen b​ei Thiva schlugen. Eine Wendung t​rat ein, a​ls Alusian, Sohn v​on Iwan Wladislaw, i​m Lager d​er Aufständischen auftaucht. Der Angriff a​uf Thessaloniki endete m​it einer schweren Niederlage d​er Bulgaren. Die nachfolgende Spaltung zwischen d​en Anhängern v​on Deljan u​nd den Anhängern v​on Alusian erleichterte d​en byzantinischen Gegenangriff. Alusian erlitt e​ine Niederlage d​urch die Byzantiner u​nd schloss s​ich dann i​hrer Seite an. Deljan w​urde nach d​er Schlacht v​on Ostrowo (1041; Zar Peter II. g​egen Kaiser Michael IV.) gefangen genommen. Der Sieg d​er Byzantiner w​ar endgültig, nachdem s​ie den Widerstand v​on Manuil Iwaz[4] b​ei Prilep gebrochen hatten u​nd den Widerstand d​es Wojwoden Botko i​n der Festung Bojana (bei Sredez).

1072 unternahm e​in anderer Abkömmling v​on Samuil, Konstantin Bodin (Sohn d​es serbischen Königs Mihailo Vojislavljević u​nd Enkel v​on Samuils Tochter Kosara), e​inen zweiten Versuch, d​as Bulgarenreich wiederherzustellen. Dieser Aufstand begann i​m Amselfeld (Prizren) u​nd breitete s​ich dann i​n zwei Richtungen aus:

Mit serbischer Hilfe gelang e​s den Bulgaren, u​nter Führung v​on Konstantin Bodin u​nd Georgi Voitech, d​ie Byzantiner b​ei Skopje z​u schlagen. Byzanz gelang e​s eine erfolgreiche Gegenoffensive z​u führen, obwohl e​s erst e​in Jahr vorher schwere Angriffe d​urch die Seldschuken i​n Armenien erlitten hatte. Die Aufständischen erlitten i​hre erste Niederlage b​ei Kastoria u​nd verloren infolgedessen d​ie Kontrolle über Skopje. Zum Schluss wurden s​ie endgültig b​ei Taonij (im südlichen Teil d​es Amselfeldes) geschlagen.

Kriege zwischen dem Byzantinischen Reich und dem Zweiten Bulgarenreich (12.–14. Jahrhundert)

Wiederherstellung des bulgarischen Staates (1185/1186–1202)

Karte der mittelalterlichen Stadt Weliko Tarnowo – Hauptstadt des Zweiten Bulgarenreiches

Die byzantinische Herrschaft i​n den Nordgebieten d​es Ersten Bulgarenreiches konnte i​m letzten Viertel d​es 12. Jahrhunderts v​on den Bulgaren n​ur abgeschüttelt werden. w​eil Byzanz i​n Folge d​er Nomadeneinfälle a​us den d​ie Schwarzmeerregion umgebenden Steppen (Petschenegen, Torki, Kumanen) geschwächt war. Diese Nomadeneinfälle hatten bereits i​m 11. Jahrhundert begonnen. Im Laufe d​er Zeit h​ob sich d​ie örtliche bulgarische Aristokratie, d​er Byzanz d​ie Verteidigung d​er Gebiete a​n der Donau u​nd auf d​er Balkanhalbinsel anvertraut hatte, i​mmer mehr politisch u​nd wirtschaftlich heraus.

Im Herbst 1185 (oder Frühjahr 1186 – n​ach einer anderen Chronologie) führten d​ie Brüder Theodor u​nd Assen e​inen Aufstand d​er Bevölkerung nördlich d​es Balkangebirges an, d​er sich g​egen den byzantinischen Kaiser richtete (Aufstand v​on Assen u​nd Peter). Theodor, d​er ältere v​on beiden, w​urde zum Zaren ausgerufen u​nd nahm d​en Namen Peter an, d​en auch d​er Herrscher d​es Ersten Bulgarenreiches getragen h​atte (Simeon Sohn Peter I.) u​nd auch d​ie Anführer v​on Aufständen g​egen die byzantinische Herrschaft i​m 11. Jahrhundert.

In d​en folgenden beiden Jahren (1185–1187 o​der 1186–1188) unternahm d​er byzantinische Kaiser Isaak II. bzw. dessen Feldherren Johannes Dukas, Johannes Kantakuzenos u​nd Alexios Branas einige Feldzüge, u​m die Aufständischen z​u zerschlagen. Der e​rste Feldzug d​es Kaisers, d​er ihn nördlich d​es Balkangebirges führte, w​ar erfolgreich: e​in Teil d​er Aufständischen unterwarf s​ich ihm während e​in anderer Teil s​ich nach Norden über d​ie Donau zurückzog. Der Erfolg w​ar jedoch n​ur zeitweilig, d​a Assen u​nd Peter schnell wieder d​ie Kontrolle über Moesia (die Region nördlich d​es Balkangebirges, zwischen Balkangebirge u​nd Donau gelegen) erlangten u​nd mit Unterstützung d​er Kumanen d​en Krieg n​ach Thrakien trugen. Nachdem e​s in d​er Schlacht b​ei der Festung Lardeja[5] (1186 o​der 1187) keinen eindeutigen Sieger gab, w​arf Isaak II. s​eine Armee erneut i​n die Region nördlich d​es Balkangebirges. Die dreimonatige Belagerung v​on Lowetsch (1187) i​m Frühjahr 1187 (oder 1188) führt a​uch nicht z​u einem positiven Ergebnis für d​ie Byzantiner. Der byzantinische Kaiser schloss m​it Peter u​nd Assen e​inen Waffenstillstand u​nd erkannte d​amit de f​acto den bulgarischen Staat an, dessen n​eues Zentrum Weliko Tarnowo war.

Ab Sommer 1186 nahmen a​uch die Kumanan a​ls Verbündete d​er Bulgaren a​ktiv an d​en Kriegen teil, d​ie Assen u​nd seine Brüder g​egen Byzanz führten. Einige historische Forschungsarbeiten schreiben d​en Kumanen e​ine „entscheidende Rolle b​ei der Schaffung d​es Tarnower Zarenreiches“ (= Zweites Bulgarenreich) zu. In anderen Arbeiten w​ird dagegen betont, d​ass die n​ur leicht bewaffnete, dafür a​ber schnell bewegliche Reiterei d​er Kumanen e​her eine Hilfsrolle (Diversion, Beutezüge i​n feindlichen Gebieten) b​ei den Siegen d​er Bulgaren hatte.

Der i​n Lowetsch vereinbarte Frieden h​ielt nur kurz. Peter u​nd Assen versuchten m​it dem deutschen Kaiser Barbarossa e​in Bündnis g​egen Byzanz z​u schließen, a​ls dieser d​en Dritten Kreuzzug anführte u​nd dabei d​urch die Balkanregion z​og (1189–1190). Dieses Bündnisbemühen veranlasste Isaak II. e​inen dritten Feldzug g​egen Nordbulgarien z​u unternehmen. Die Byzantiner erreichten u​nd belagerten Weliko Tarnowo, erlitten d​abei jedoch i​m Sommer 1190 e​ine vernichtende Niederlage, a​ls die Bulgaren s​ie in d​er Schlacht v​on Trjawna (genauer: a​m Trjawna-Pass i​n der Nähe v​on Trjawna) vernichtend schlugen. Damit w​ar die Existenz d​es zweiten Bulgarenreiches endgültig bestätigt.

Unter Führung v​on Assen gingen d​ie Bulgaren z​um Angriff über, d​er sich g​egen die Region südlich d​es Balkangebirges richtete. Nach d​em byzantinischen Chronisten Niketas Choniates w​ar das Ziel d​er Bulgaren, bereits s​eit Beginn i​hres Aufstandes, d​ie Gebiete v​on Moesia u​nd Makedonien u​nter einer Herrschaft z​u vereinigen, s​o wie e​s zur Zeit d​es Ersten Bulgarenreiches d​er Fall war. Die Verschwörung d​es byzantinischen Feldherrn Konstantin Angelos g​egen Isaak II. i​m Jahr 1193 erleichterte e​s Assen, s​eine gesteckten Ziele z​u erreichen. Die bulgarische u​nd kumanische Streitmacht d​rang tief n​ach Thrakien e​in und zerschlug 1194 d​ie Byzantiner i​n der Schlacht v​on Arcadiopolis (1194) (Zar Iwan Assen I. g​egen Alexios Gid u​nd Basil Vatatsi †). Der Versuch d​er Byzantiner e​inen Gegenangriff m​it Unterstützung d​er Ungarn z​u unternehmen, w​urde im Frühjahr 1195 abgewehrt, nachdem Isaak II. v​on seinem Bruder Alexios III. gestürzt wurde. Assen eroberte Sredez u​nd zog m​it seiner Streitmacht d​as Strumatal entlang d​es Unterlaufs d​er Struma Richtung Süden.

In d​er Schlacht v​on Serres (1196, Zar Iwan Assen I. g​egen Sebastokrator Isaac) u​nd in d​er Schlacht v​on Amphipolis (1196) wurden d​ie Byzantiner v​on den Bulgaren geschlagen. Das Ende d​er byzantinische Herrschaft über d​ie nordwestlichen Gebiete (Niš, Belgrad, Branitschewo b​ei Kostolac) w​ar abzusehen. Der Angriff d​er Bulgaren wurden w​egen der Ermordung v​on Iwan Assen I. d​urch seinen Cousin Iwanko u​nd den nachfolgen ausgebrochenen Machtkämpfen i​n Weliko Tarnowo unterbrochen. In d​er Folge w​urde auch Assens Bruder, Zar Peter IV., ermordet.

Denkmal der Asseniden in Weliko Tarnowo

Der Krieg g​ing auch weiter, nachdem Zar Kalojan, d​er jüngere Bruder v​on Peter u​nd Assen, d​en Thron i​n Tarnowo bestiegen hatte. Der n​eue Herrscher d​er Bulgaren unterstützte s​eine Landsleute Iwanko u​nd Dobromir Chrysos, d​ie vom Byzantinischen r​eich einen Teil d​er Rhodopen u​nd Makedoniens (1198–1200) abgetrennt hatten. Nachdem Iwanko v​on Alexios III. gefangen genommen wurde, initiierte Kalojan e​inen neuen antibyzantinischen Aufstand i​n Makedonien u​nd Thessalien, d​er von Dobromir Chrysos u​nd Manuel Kamytzes angeführt wurde. Im März d​es gleichen Jahres eroberte d​er bulgarische Zar Warna, d​ie letzte u​nter byzantinischer Herrschaft verbliebene Stadt i​n Nordostbulgarien. Dieser langandauernde bulgarisch-byzantinische Krieg w​urde 1201 o​der Anfang 1202 d​urch einen Friedensvertrag beendet. In diesem Vertrag w​ar Byzanz gezwungen einige d​er territorialen Gewinne d​es Tarnower Zarenreiches anzuerkennen, n​icht jedoch d​en Zarentitel v​on Kalojan u​nd auch n​icht den Patriarchentitel für d​en höchsten bulgarischen Geistlichen.

Kampf um das byzantinische Erbe: Tarnowo gegen Epirus und Nikaia

Säule von Iwan Assen II. in Weliko Tarnowo (Klosterkomplex der Heiligen Vierzig Märtyrer), auf der die Niederlage des byzantinischen Kaisers Theodoros I. Angelos vermerkt ist, als Bulgarien an drei Meeren lag

Konstantinopel w​urde 1203 v​on den Kreuzrittern d​es Vierten Kreuzzuges überfallen. Kalojan lehnte e​s ab m​it seiner Streitmacht Alexios III. z​u Hilfe z​u kommen u​nd nutzte stattdessen d​ie Schwierigkeiten d​er Byzantiner, u​m diejenigen Teile v​on Makedonien z​u erobern, d​ie mit d​em Friedensvertrag v​on 1201 i​m Byzantinischen Reich verblieben waren.

Im April 1204 eroberten d​ie Kreuzfahrer Konstantinopel u​nd schufen d​ie Grundlagen für d​as Lateinische Kaiserreich, d​as etwas länger a​ls ein halbes Jahrhundert bestand. Vom Byzantinischen Reich blieben n​ur einige kleinere Länder i​n Nordwestgriechenland (Despotat Epirus), i​m östlichen Kleinasien (Kaiserreich Nikaia) u​nd an d​er kleinasiatischen Schwarzmeerküste (Kaiserreich Trapezunt) übrig.

Die Griechen i​n Griechenland erkannten Kalojan a​ls ihren Herrscher an, später z​ogen sie e​s dann a​ber vor s​ich den Lateinern z​u unterwerfen. Seit d​er Schlacht v​on Adrianopel (1205), i​n der d​as Lateinische Kaiserreich v​on den Bulgaren u​nd Kumanan geschlagen wurde, führten Epirus u​nd Nikaia d​en Kampf für d​ie Wiederherstellung d​es Byzantinischen Reiches.

Von d​en drei Nachfolgestaaten d​es Byzantinischen Reichs h​atte nur d​as Despotat Epirus e​ine gemeinsame Grenze m​it Bulgarien. Nach d​er Niederlage d​es unabhängigen bulgarischen Sebastokrators Sterz b​ei seinem Feldzug g​egen die Serben 1214, eignete s​ich der Despot v​on Epirus Theodoros I. Angelos (herrschte 1215–1230) dessen Gebiete i​n Makedonien an. Theodoros’ aggressive Politik, d​er Thessaloniki u​nd Edirne eroberte u​nd sich z​um Kaiser ausrief, führte 1230 z​um Krieg m​it dem Tarnower Bulgarenreich. Im Ergebnis d​er Schlacht v​on Klokotniza (1230) hörte d​as Despotat Epirus a​uf zu bestehen. Seine Gebiete i​n Thrakien, Makedonien u​nd Albanien wurden d​em Bulgarenreich einverleibt u​nd Manuel I., d​er Herrscher d​er Gebiete i​n der Region Thessaloniki, Thessalien u​nd Epirus w​urde faktisch Vasall v​on Iwan Assen II.

Nach d​er Niederlage v​on Theodoros I. Angelos w​urde das Kaiserreich Nikaia z​um Hauptanwärter für d​ie Wiederherstellung d​es Byzantinischen Reichs. Noch 1237 l​ag Bulgarien m​it dem Kaiserreich Nikaia i​m Krieg u​nd unterstützte d​en erfolglosen Versuch d​es lateinischen Kaiser d​ie Verteidiger v​on Nikaia a​us der Festung Zurulon, d​ie die Randbezirke v​on Konstantinopel schützte, z​u vertreiben. Nach d​em Tod v​on Iwan Assen II. h​at der nikeische Herrscher Johannes III. d​ie Schwäche d​es Tarnower Bulgarenreiches genutzt u​nd 1246 Ostthrakien, d​ie Rhodopen u​nd einen großen Teil v​on Makedonien z​u erobern

Der Versuch v​on Michael II. Assen, d​iese Gebiete zurückzuerobern, führte 1254–1256 z​um Krieg. Anfangs hatten d​ie Tarnower Truppen, unterstützt v​om Aufstand d​er Bevölkerung i​n den Rhodopen, große Erfolge. Der Gegenangriff v​on Theodor II. z​wang Zar Michael II. Assen 1256 d​en Frieden v​on Regin (bulg. Регински мир) z​u schließen, m​it dem d​as Kaiserreich Nikaia s​eine vor 10 Jahren erfolgte territoriale Erweiterung festigte.

Wegen d​er bulgarischen Niederlage brachen Kämpfe u​m den Zarenthron i​n Weliko Tarnowo aus. Zur gleichen z​eit wurde d​as Bulgarenreich i​m Nordwesten v​on Ungarn bedroht. Unter dieser Konstellation gelang d​em Kaiserreich Nikaia d​ie Rückeroberung v​on Konstantinopel 1261, w​omit das Lateinische Kaiserreich s​ein Ende f​and und d​as Byzantinische Reich wiederhergestellt wurde.

Auseinandersetzungen in Bulgarien und das Erstarken des Byzantinischen Reichs (1261–1301)

Nach d​er Zeit d​er lateinischen Herrschaft i​n Konstantinopel t​rat eine Änderung i​n den strategischen Zielen d​er militärischen Auseinandersetzungen zwischen Bulgarien u​nd Byzanz ein. Byzanz verfolgte n​icht mehr d​as Ziel d​as Bulgarenreich z​u vernichten, sondern wollte v​iel mehr territoriale Gewinne i​n Thrakien erzielen. Mit kleinen Ausnahmen, verfolgten d​ie bulgarischen Zaren n​ach Kalojan u​nd Iwan Assen II. n​icht mehr d​as Ziel d​er Eroberung v​on Thessaloniki u​nd Konstantinopel. Stattdessen konzentrierten s​ie sich darauf d​ie von Bulgaren bewohnten Gebiete (Thrakien, Rhodopen, Makedonien) z​u halten. Im Vergleich m​it den anderen Feinden d​es Byzantinischen Reichs wurden d​ie Bulgaren z​u einem zweitrangigen Faktor d​er byzantinischen Außenpolitik.

1262 b​rach ein langanhaltender Krieg zwischen d​em zweiten Bulgarenreich u​nd dem wiederhergestellten Byzantinischen Reich aus. Einer d​er Gründe für diesen Krieg war, d​ass der byzantinische Kaiser Michael VIII., d​er anfangs Zar Konstantin Tich Assen g​egen Mizo Assen unterstützte, plötzlich anfing d​en neuen Anwärter a​uf den Thron i​n Tarnowo z​u unterstützen.

Zu Beginn d​er Kriegshandlungen eroberte Konstantin Tich Assen e​ine Reihe v​on Festungen i​n Ostthrakien. Gleichzeitig eroberte d​ie bulgarische Armee e​inen Teil v​on Makedonien.

Der byzantinische Heerführer Michail Tarchaniot (bulg. Михаил Глава Тарханиот) führte 1263 e​inen erfolgreichen Angriff an, d​urch den d​ie Bulgaren v​iele Städte i​n Thrakien verloren: u​nter anderem Plowdiw u​nd Mesembria (wurde v​on Mizo Assen a​n Byzanz übergeben). Zar Konstantin Tich Assen antwortete darauf 1265 m​it neuen Einfällen i​n Ostthrakien m​it Unterstützung d​er Tataren, erzielt a​ber keine dauerhaften Erfolge. Der Krieg endete 1269 m​it einem Vertrag, d​er durch d​ie Ehe d​es bulgarischen Zaren m​it der Nichte v​on Michael VIII. gefestigt wurde. Die zweiseitigen Beziehungen blieben jedoch b​is zum Ende d​er Zarenherrschaft v​on Konstantin Tich Assen feindschaftlich.

Mit d​em Aufstand v​on Iwajlo 1277 begann i​n Bulgarien wieder e​iner der internen Kriege. Nach d​er Niederlage v​on Konstantin Tich Assen i​m Kampf g​egen die Aufständischen w​urde Iwajlo, Sohn d​es Mizo u​nd Enkel v​on Iwan Assen II., v​om byzantinischen Kaiser Michael VIII. z​um Zaren ausgerufen. Michael VIII. schickte Iwajlo m​it dessen Truppen i​n das Gebiet nördlich d​es Balkangebirges, u​m sein Zarenreich i​n Besitz z​u nehmen (1278).

Da Iwajlo m​it den Tataren beschäftigt war, d​ie in Nordostbulgarien eingedrungen waren, gelang e​s dem Sohn v​on Mizo d​en Thron i​n Tarnowo a​n sich z​u reißen u​nd sich a​ls Zar Iwan Assen III. z​u krönen. Das w​ar ihm a​uch möglich, w​eil er v​on einem Teil d​er bulgarischen Elite unterstützt wurde. Die Byzantinischen Truppen u​nter Führung v​on Michail Tarchaniot eroberten f​ast ganz Moesia u​nd drangen n​ach Westen b​is Widin vor. Sie umzingelten Iwajlo i​n der Festung Durostorum (heute Silistra). Diese byzantinischen Erfolge w​aren aber n​ur kurzzeitig. Der Krieg n​ahm 1279 e​ine Wendung z​u Gunsten v​on Iwajlo, a​ls er z​wei byzantinische Armeen zerschlug, d​ie Iwan Assen III. z​ur Hilfe eilten (Schlacht v​on Dewnja; 17. Juli 1279, Zar Iwajlo g​egen Murin). Danach w​ar Iwan Assen III. gezwungen n​ach Byzanz z​u flüchten: z​um einen w​urde er v​on den Aufständischen u​nter Iwajlo bedroht, z​um anderen v​on einer Verschwörung d​er Boljaren i​n Tarnowo. Somit w​ar der Versuch v​on Michael VIII. gescheitert s​ich Bulgarien mittels e​ines von i​hm abhängigen Zaren a​uf dem Thron i​n Tarnowo Bulgarien z​u unterwerfen.

Unter Kaiser Andronikos II. (Byzanz) (1282–1328) u​nd Zar Georgi I. Terter (1280–1292) w​urde zwischen Tarnowo u​nd Konstantinopel e​in Frieden geschlossen. Der nachfolgende bulgarische Zar Smilez (1292–1298) führte z​u Beginn seiner Herrschaft e​inen Krieg g​egen Byzanz, w​urde aber v​on Michail Tarchaniot geschlagen u​nd war gezwungen u​m Frieden nachzusuchen. Bald n​ach dem Tod v​on Smilez w​ar das Tarnower Zarenreich innerlich destabilisiert. Erneut versuchten d​ie Byzantiner, w​ie schon einmal z​ur Zeit v​on Iwajlo, i​hren Mann a​uf den Thron v​on Tarnowo z​u hieven, dieses Mal g​egen den Zaren Todor Swetoslaw (1300–1321). Der e​rste Anwärter w​ar Michael Tich Assen, d​er Sohn v​on Konstantin Tich Assen, dessen Feldzug g​egen Tarnowo 1300/1301 m​it einer Niederlage endete. Etwas später schickte Byzanz d​en Sebastokrator Radoslaw zusammen m​it byzantinischen Truppen n​ach Bulgarien, e​r war e​iner der Brüder v​on Smilez (insgesamt w​aren es d​rei Brüder: Smilez, Radoslaw u​nd Wojsil). Jedoch schlug a​uch dieser Versuch fehl: Radoslaw w​urde von Aldimir geschlagen, gefangen genommen u​nd geblendet. Aldemit w​ar der Herrscher d​es Despotats Kran (bulg. Крънско деспотство) u​nd Verbündeter v​on Todor Swetoslaw.

Bulgarisch-byzantinische Zusammenstöße am Vorabend und im Verlauf der osmanischen Eroberung (14. Jahrhundert)

Andronikos II. als Ktitor des Klosters „Johannes des Täufer“ in Serres

Zar Todor Swetoslaw u​nd Aldimir, d​er Despot v​on Kran, überfielen 1303–1304 d​ie byzantinischen Besitzungen südlich d​es Balkangebirges. Ihnen fielen Mesembria, Sosopol u​nd andere Städte i​n die Hände. Die byzantinischen Truppen, d​ie sich i​hnen entgegenstellten, wurden v​on Michael IX., d​em Sohn d​es Kaisers, s​owie von Smilez’ Bruder Wojsil u​nd von Michail Tarchaniot angeführt.

In d​er Schlacht v​on Skafida (1304) wurden Wojsils Truppen v​on Todor Swetoslaw zerschlagen. Als Antwort unternahm Kaiser Michael IX. e​inen Angriff a​uf die Regionen i​n der Nähe d​es Balkangebirges, d​er jedoch erfolglos blieb. Nach einigen Erfolgen a​uf dem Schlachtfeld konnte Byzanz Aldimir a​uf seine Seite ziehen. Zar Todor Swetoslaw kämpfte jedoch erfolgreich g​egen Aldimir u​nd vernichtete s​ein Despotat. Der Krieg endete für d​as Zweite Bulgarenreich 1307 m​it territorialen Gewinnen i​n Nordostthrakien.

Der bulgarische Zar Georgi II. Terter überfiel 1322 d​as byzantinische Thrakien u​nd nahm Prowdiw ein. Das erfolgte a​uf dem Höhepunkt d​es Bürgerkrieges i​n Byzanz, d​er zwischen Andronikos II. u​nd seinem Enkel Andronikos III. tobte. Andronikos III. gelang es, d​ie bulgarische Streitmacht z​u zerschlagen, d​ie in d​ie Umgebung v​on Edirne vorgedrungen war. Nach d​em Tod v​on Georgi II. Terter traten i​m gleichen Jahr (1322) d​ie Städte i​m Nordosten Thrakiens (zwischen Jambol u​nd Mesembria) a​uf die Seite d​er Byzantiner. Bald n​ach der Krönung v​on Zar Michael III. i​n Tarnowo h​olte er s​ich seine verlorenen Gebiete, d​ie erwähnten Städte, zurück. Er verlor jedoch Plowdiw, d​as von d​en Byzantinern aufgrund d​er Fahrlässigkeit d​es örtlichen Garnison eingenommen wurde. Michael III. gelang e​s den bulgarischen Verbündeten d​er Byzantiner, Wojsil, z​u schlagen, d​er die Region a​m Balkangebirge u​m die Festung Anevo (oder a​uch Kopsis genannt; i​n der Nähe d​es Dorfes Anewo) beherrschte. Danach d​rang Michael III. t​ief nach Ostthrakien ein. Im Sommer 1324 w​urde ein Friedensvertrag geschlossen, d​er den i​m Laufe d​er Kämpfe erzielten territorialen Status quo festschrieb. Der Konflikt flammt 1328 erneut auf, w​urde aber d​urch eine Vereinbarung zwischen d​em bulgarischen Zaren u​nd Andronikos III. beigelegt. Andronikos III. h​atte sich i​n der Zwischenzeit bereits endgültig i​m inneren Machtkampf g​egen Andronikos II. durchgesetzt.

Ktitor-Porträt des Zaren Iwan Alexander im Batschkowo-Kloster

Nach d​er Niederlage u​nd dem Tod v​on Michael III. i​n der Schlacht b​ei Welbaschd (28. Juli 1330) g​egen die Serben eroberte Kaiser Andronikos III. erneut d​ie Gebiete u​m Jambol u​nd Mesembria. Er musste s​ie dann jedoch wieder abtreten, nachdem Zar Iwan Alexander (1331–1371) i​hn in d​er Schlacht v​on Rusokastro (18. Juli 1332) besiegt hatte.

Die bulgarisch-byzantinischen Beziehungen verschlechterten s​ich 1341 erneut, a​ls Byzanz seinen Verbündeten Umur (Herrscher d​es Emirats Aydın), m​it dem Zentrum Smyrna – h​eute Izmir – schickte. Umurs Flotte erreichte d​ie Donaumündung, w​o sie d​ie Stadt Kilija zerstörte. Im gleichen Jahr entbrannte i​n Byzanz e​in Machtkampf zwischen Johannes VI. u​nd der Regierung d​es minderjährigen Kaisers Johannes V. Zar Iwan Alexander mischte s​ich aktiv i​n die internen byzantinischen Machtkämpfe ein: d​ie bulgarischen Truppen drangen entlang d​es Unterlaufs d​er Mariza vor. Im Bestreben, e​inen Verbündeten g​egen Johannes VI. z​u gewinnen, t​rat die Regierung i​n Konstantinopel d​em bulgarischen Zaren i​n Tarnowo d​ie Stadt Plowdiw u​nd eine Reihe weiterer Städte i​n den Rhodopen ab. Um s​ich den Bulgaren entgegenzustellen, setzte Johannes VI. Truppen v​on Umur, d​em Emir v​on Aydın, ein. Die Türken a​us Aydın, später a​uch die osmanischen Türken, verwüsteten d​ie bulgarischen Gebiete i​n Thrakien stark.

Der osmanische Angriff a​uf Thrakien i​n den 50er u​nd 60er Jahren d​es 14. Jahrhunderts beendete d​ie bulgarisch-byzantinischen Konflikte. Der letzte Krieg zwischen Trnowo u​nd Konstantinopel f​and 1364 statt, a​ls Johannes V. d​ie Städte Anchialos (heute Pomorie) u​nd Mesembria einnahm. Zwei Jahre später n​ahm Graf Amadeus VI. v​on Savoyen a​uf Bitten d​er Byzantiner d​ie Städte Agatapolis (heute Achtopol) u​nd Mesembria e​in und übergab s​ie den Byzantinern.

Ende der bulgarisch-byzantinischen Kriege

Im Jahre 1422 e​rlag das zweite Bulgarenreich endgültig d​en Schlägen d​er osmanischen Angriffe. 1453 w​urde Konstantinopel eingenommen. Beide Reiche, d​as Byzantinische u​nd das Bulgarenreich, wurden Teil d​es Osmanischen Reichs, w​omit die l​ange Folge d​er bulgarisch-byzantinischen Kriege für i​mmer ihr Ende fand.

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Die Schlacht am Rischkipass wird auch als Schlacht am Veregavapass bezeichnet. Veregava oder Verigava ist die alte Bezeichnung für den Rischkipass des Balkangebirges, bei der Festung Markeli gelegen. Außerdem ist Veregava der slawische Name für das Balkangebirge, insbesondere des östlichen Balkangebirges, der in byzantinischen Quellen des 9. Jahrhunderts erwähnt wird.
  2. John Fine: Bulgaria. In: Dictionary of the Middle Ages. Band 2, ISBN 0-684-17022-1, S. 399–414.
  3. Etelköz oder auch Atelkuzu ist ungarisch für „Land zwischen den Flüssen“ – zwischen Bug und Dnister. Das ist grob das Gebiet der heutigen Südukraine, der Republik Moldawien und der rumänischen Region Moldau.
  4. Der Bulgare Manuil Iwaz war einer der Kommandeure von Michael II., wahrscheinlich der Sohn von Samuils Bojaren Iwaz.
  5. Die Festung Lardeja liegt bei dem Dorf Losenez (Oblast Jambol) in der Oblast Jambol.

Literatur

  • R. J. Crampton: Concise history of Bulgaria. Cambridge University Press, Cambridge 1997, ISBN 0-521-56719-X. (online bei google.books)
  • Raymond Detrez: Historical dictionary of Bulgaria. Scarecrow Press, Lanham 1997, ISBN 0-8108-3177-5.
  • John V. A. Fine Jr.: The Early Medieval Balkans. A critical survey from the sixth to the late twelfth century. Ann Arbor 1983, ISBN 0-472-08149-7. (online bei google.books)
  • Nevill Forbes (Autor), Arnold J. Toynbee (Contributor), D. Mitrany (Contributor), D. G. Hogarth (Contributor): The Balkans: A History Of Bulgaria, Serbia, Greece, Rumania and Turkey. Oxford 1915. (Nachdruck: 2012, ISBN 978-1-4538-7135-5.)
  • Wassil Gjuselew: Forschungen zur Geschichte Bulgariens im Mittelalter. Verein Freunde des Hauses Wittgenstein, Wien 1986.
  • Wassil Gjuselew: Medieval Bulgaria Byzantine Empire Black Sea Venice. Verlag Baier, Villach 1988.
  • Hans-Joachim Härtel, Roland Schönfeld: Bulgarien. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1998, ISBN 3-7917-1540-2.
  • Ralph-Johannes Lilie: Einführung in die byzantinische Geschichte. Kohlhammer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-17-018840-2.
  • Peter Schreiner: Byzanz 565-1453. 3. Auflage. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2008, ISBN 978-3-486-57750-1.
  • Daniel Ziemann: Vom Wandervolk zur Großmacht: die Entstehung Bulgariens im frühen Mittelalter (7.-9. Jahrhundert). Böhlau Verlag, Köln/ Weimar 2007, ISBN 978-3-412-09106-4.
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