Brežice
Brežice (deutsch Rann) ist eine Stadt und eine Gemeinde im Landschaftsbezirk Posavje (Spodnjeposavska; Untersavetal) in Slowenien, nahe der Grenze zu Kroatien. Der Ort gehörte zur historischen Region Untersteiermark.
Brežice | |||
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Basisdaten | |||
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Staat | Slowenien | ||
Historische Region | Untersteiermark / Štajerska | ||
Statistische Region | Posavska (Region Untere Save) | ||
Koordinaten | 45° 54′ N, 15° 36′ O | ||
Fläche | 268 km² | ||
Einwohner | 24.577 (2008) | ||
Bevölkerungsdichte | 92 Einwohner je km² | ||
Telefonvorwahl | (+386) 07 | ||
Kfz-Kennzeichen | KK | ||
Struktur und Verwaltung | |||
Bürgermeister: | Ivan Molan | ||
Website |
Bei Brežice mündet die Krka (Gurk) und das Grenzflüsschen Sotla (Sattelbach) in die Save.
Seit Beginn der 1990er Jahre dient Brežice als ausgezeichneter Erholungsort mit vielfältigem Sportangebot als Haupttrainingsort für die Kroatische Fußballnationalmannschaft.
Geschichte
1028 erfolgte eine Schenkung Kaiser Konrads II. an Graf Wilhelm von der Sann, Ehemann der Hemma von Gurk 30 Königshufen bei Kozje/Drachenburg sowie 30 Königshufen zwischen Save und Sann, Sotla und Neiring/Mirna. Nach dem Tod ihres Mannes 1036 und ihrer Kinder gründete Hemma 1043 in Gurk ein Nonnenkloster, das 1072 durch Erzbischof Gebhard von Salzburg in ein Eigenbistum umgewandelt wurde. Gräfin Hemma übereignete dem Salzburger Erzbischof Balduin (1041–1060) ihre Güter an der Save. Daraus ging das geschlossene Salzburger Territorium mit den Herrschaften Rann/Brežice, Lichtenwald/Sevnica, Reichenburg/Brestanica, Pischätz/Pišece und Reichenstein/Raštanj hervor.
Seit 1220 ist in Rann/Brežice eine Münzstätte nachweisbar. Rann wird 1314 noch als Markt bezeichnet, 1322 erstmals als Stadt mit Gericht und Maut. 1353 verlieh Erzbischof Ortolf von Weißeneck (1343–1365) Rann eine Ordnung, welche die Rechte der Bürger und das Gerichtswesen regelte.
Um 1475 wurde ein steirisches Heer bei Rann von den Türken geschlagen. 1479 wurde Rann von dem mit dem Salzburger Erzbischof Bernhard von Rohr (1466–1481/1487) verbündeten Ungarn-König Matthias Corvinus besetzt. 1480 konnte Georg von Schaunberg bei Rann den Türken Lager, Beute und Gefangene abnehmen und sie aus dem Lande verjagen. 1490 gelang es König Maximilian I. nach dem Tod von Matthias Corvinus den Ungarn Rann (und die übrigen Salzburger Besitzungen in der Steiermark) zu entreißen. Während nach längeren Verhandlungen Maximilian die meisten Güter dem Erzstift zurückstellte, behielt er Rann (und Pettau) in habsburgischem Besitz.
1496/1515 war Rann Schauplatz von Aufständen von Zehntausenden windischer Bauern, die ihre alten Rechte (stara pravda) einforderten. Der steirische Landeshauptmann Siegmund von Dietrichstein konnte Rann zurückerobern. 1573 wurde Rann wieder von aufständischen Bauern eingenommen („Bauernkönig“ Matija Gubec und „Bauernkaiser“ Elia Gregorič), doch von den regulären Truppen wieder entsetzt.
Im 16. Jahrhundert hatte Rann als steirischer Grenzort wiederholt auch unter Türkenangriffen zu leiden. 1660 wurde in Rann ein Franziskanerkloster gestiftet. 1694 kaufte Ignaz Maria Graf Attems die Herrschaft Rann/Brežice.
Bis ins 20. Jahrhundert hinein war Rann eine deutschsprachige Stadt mit einem slowenischen Umland. Bei der Volkszählung 1900 gaben von den 1164 Einwohnern 723 Deutsch und 391 Slowenisch als Umgangssprache an.[1]
Rann gehörte bis 1918 zum Herzogtum Steiermark in Österreich-Ungarn und wurde dann mit der Untersteiermark dem neuen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (später Königreich Jugoslawien) zugeschlagen. Im Zweiten Weltkrieg lag Rann von 1941 bis 8. Mai 1945 in der besonderen Verwaltungseinheit CdZ-Gebiet Untersteiermark, die später dem Deutschen Reich angegliedert werden sollte. Dann kam es wieder zu Jugoslawien.
Massengrab Mostec
Im Herbst 2010 wurde in einem ehemaligen Panzergraben beim Dorf Mostec (dt. Brückel am Gurk) nahe Brežice ein Massengrab aus der Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gefunden.[2] Der Vorsitzende der slowenischen Regierungskommission für Massengräber der Nachkriegszeit, Jože Dežman, vermutet hier etwa 2000 bis 3000 Tote, darunter deutsche Soldaten bzw. volksdeutsche Angehörige der 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“, möglicherweise aber auch Volksdeutsche aus der Region, die hier zwischen Mai und Oktober 1945 nach ihrer Gefangennahme von Partisanen getötet wurden.[3] Marko Štrovs, Chef der slowenischen Behörde für Massengräber, sprach nach zweiwöchigen Sondierungen gar von möglicherweise 10.000 Skeletten. Das Massengrab von Brežice sei somit das größte in Slowenien.[4] Unter den Opfern vermutet er überwiegend kroatische Flüchtlinge. Aus den gefundenen Zahnprothesen wird geschlossen, dass viele ältere Personen darunter waren. Anwohner berichten davon, dass auch Bürger von Brežice getötet worden seien.[5]
Flüchtlingskrise 2015
Im Zuge der Flüchtlingskrise in Europa 2015 geriet der Grenzort Brežice wegen des Grenzübergangs Harmica und des kurzfristig dort eingerichteten Flüchtlingslagers in den Blickpunkt der überregionalen Öffentlichkeit.[6] Dabei wurde auch von Menschenrechtsverletzungen berichtet.[7]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter:
- Željko Ražnatović („Arkan“; 1952–2000), Anführer einer paramilitärischen Miliz während der Jugoslawienkriege 1990–1995
- Nuša Derenda (* 1969), Popsängerin
- Davorin Kablar (* 1977), kroatischer Fußballspieler
- Nika Fleiss (* 1984), kroatische Skirennläuferin
- Antonio Šančić (* 1988), kroatischer Tennisspieler
- Urh Kastelic (* 1996), Handballspieler
Personen mit Bezug zur Stadt/Gemeinde:
- Ludwig von Kosiack (15. Jahrhundert), adliger Burg- und Feldhauptmann, geriet 1475 bei einem Gefecht bei Rann (Brežice) in osmanische Gefangenschaft
Orte innerhalb der Gesamtgemeinde
- Arnovo Selo (dt. Arnoldsdorf, auch Arnsdorf)
- Artiče (dt. Artitsch)
- Bizeljska Vas (dt. Wisell)
- Bizeljsko Blatno (dt. Kothdorf)
- Bojsno Boršt (dt. Forst)
- Bračna Vas (dt. Brattersdorf, auch Bratschendorf)
- Brezje pri Bojsnem (dt. Pirk)
- Brezje pri Veliki (dt. Pirch)
- Dolini Brezovica na Bizeljskem (dt. Nieder Birkdorf)
- Brvi (dt. Wervi)
- Bukošek (dt. Buchenort)
- Bukovje (dt. Buchdorf in der Wisell)
- Bušeča Vas (dt. Puschendorf, auch Waschendorf)
- Čatež ob Savi (dt. Tschattesch bei Wierstein, auch Teufelsdorf)
- Čedem (dt. Burgenbüchel, auch Gramsdorf)
- Cerina (dt. Drachenhof)
- Cerklje ob Krki (dt. Zirklach, auch Birkenfeld)
- Cirnik (dt. Zirnig)
- Črešnjice pri Cerkljah (dt. Kirchstätten)
- Cundrovec (dt. Zundersberg)
- Curnovec (dt. Zornsberg)
- Dečno (dt. Vedesendorf)
- Selo Vas (dt. ')
- Dobeno (dt. Duben)
- Dobova (dt. Dobau)
- Dolenja Pirošica (dt. Nieder-Piroschitz)
- Dolenja Vas pri Artičah (dt. Niederdorf, auch Wulfingsdorf)
- Dolenje Skopice (dt. Nieder-Skopitz)
- Dramlja (dt. Dreml)
- Drenovec pri Bukovju (dt. Drenowitz)
- Dvorce (dt. Höflein)
- Gabrje pri Dobovi (dt. Gaber, auch Gabersdorf)
- Gaj (dt. Gai)
- Gazice (dt. Gassendorf, auch Gassitz)
- Globočice (dt. Tiefenbach)
- Globoko (dt. Martz, auch Martzgeschiess)
- Glogov Brod (dt. ')
- Gorenja Pirošica (dt. Ober-Piroschitz)
- Gorenje Skopice (dt. Ober-Skopitz)
- Gornji Lenart (dt. Ober St. Leonhard)
- Gregovce (dt. Gregorsdorf)
- Hrastje pri Cerkljah (dt. Chrasst, auch Chratze)
- Izvir (dt. Isvier)
- Jereslavec (dt. Jereslawetz)
- Jesenice (dt. Jessenitz)
- Kamence (dt. Kamentsche)
- Kapele (dt. Kapellen bei Rann, auch Wogrinsdorf, Sankt Georgen)
- Koritno (dt. Goritten)
- Kraška Vas (dt. Kraxendorf, auch Kraschkendorf)
- Križe (dt. Kreuzen)
- Krška Vas (dt. Munkendorf, auch Wertlein)
- Laze (dt. Laase)
- Loče (dt. Ried, auch Lotsch bei Rann)
- Mala Dolina (dt. Kleinthal)
- Mali Cirnik (dt. Klein-Zirnig)
- Mali Obrež (dt. Klein Brisach)
- Mali Vrh (dt. Kleinberg)
- Mihalovec (dt. Michaelsdorf, auch Sankt Michael)
- Mostec (dt. Brückel am Gurk)
- Mrzlava Vas (dt. Kaltendorf, auch Merslaudorf)
- Nova Vas ob Sotli (dt. Neudorf am Sattelbach, auch Neuendorf)
- Nova Vas pri Mokricah (dt. Neudorf bei Mokritz)
- Obrežje (dt. Obrischach, auch Obresche)
- Oklukova Gora (dt. Oklukenberg)
- Orešje na Bizeljskem (dt. Nussdorf in der Wisell)
- Pavlova Vas (dt. Paulsdorf)
- Pečice (dt. Petschitz)
- Perišče (dt. Perische)
- Piršenbreg (dt. Pirschenberg, auch Pirsenberg, Graflinden)
- Pišece (dt. Pischätz)
- Podgorje pri Pišecah (dt. Dreml bei Pischätz)
- Podgračeno (dt. Gretsching)
- Podvinje (dt. Podwein)
- Ponikve (dt. Ponikel)
- Poštena Vas (dt. Postendorf, auch Ehelberg)
- Prilipe (dt. Bergelip)
- Račja Vas (dt. Ratschendorf)
- Rajec (dt. Raitz)
- Rakovec (dt. Rakowitz)
- Ribnica (dt. Fischering bei Gegenthal)
- Rigonce (dt. Ringelsdorf, auch Riegelsdorf)
- Sela pri Dobovi (dt. Dörflein)
- Silovec (dt. Silowetz)
- Slogonsko (dt. Kreisendorf)
- Slovenska Vas (dt. Windischdorf )
- Sobenja Vas (dt. Sobendorf, auch Sobindorf)
- Spodnja Pohanca (dt. Unter-Bohanz)
- Sromlje (dt. Mannsburg)
- Stankovo (dt. Stankau)
- Stara Vas–Bizeljsko (dt. Altendorf)
- Stojanski Vrh (dt. Feistenberg)
- Trebež (dt. Trebesch)
- Velika Dolina (dt. Grossthal)
- Velike Malence (dt. Maleschenfurt, auch Grossmallenz)
- Veliki Obrež (dt. Gross Brisach)
- Vinji Vrh (dt. Weinberg)
- Vitna Vas (dt. Wittmannsdorf, auch Wittersdorf, Wittendorf)
- Volčje Vrhje (dt. Wolfsberg)
- Vrhovska Vas (dt. Oberdorf , auch Werchovendorf)
- Zasap (dt. Sasapp)
- Žejno (dt. Scheina)
- Zgornja Pohanca (dt. Ober-Bohanz)
- Zgornji Obrež (dt. Ober Brisach)
- Župeča Vas (dt. Siebendorf)
- Župelevec (dt. Kupellewitz)
Literatur
- Herwig Ebner: Die politische und verfassungsrechtliche Stellung der Traungauer in der ehemaligen Untersteiermark. In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): Das Werden der Steiermark. Die Zeit der Traungauer. Festschrift zur 800. Wiederkehr der Erhebung zum Herzogtum. Verlag Styria, Graz u. a. 1980, ISBN 3-222-11281-9, (Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchives 10), S. 277–307.
- Joseph Wartinger: Kurzgefasste Geschichte der Steiermark. Ferstl, Grätz 1815
Einzelnachweise
- K.K. Statistische Zentralkommission: Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder. Band IV Steiermark. Wien 1904, S. 258.
- Massengrab in Slowenien entdeckt. Bericht auf FAZ-online, 12. November 2010.
- Karl-Peter Schwarz: Massengrab in Slowenien entdeckt. Eine eineinhalb Meter starke Schicht von Skeletten. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. November 2010
- Thomas Roser: Slowenien. Größtes Massengrab aus Zweiten Weltkrieg. Die Presse, 9. November 2010.
- Janoš Zore: Zjutraj niso smeli iti k maši čez polja. Pri Mostecu potrdili obstoj povojnega grobišča. (Memento des Originals vom 26. Oktober 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Delo, 23. Oktober 2010.
- Krsto Lazarevic: "Wir wissen nicht mehr, was wir tun sollen" In: welt.de, 22. Oktober 2015, abgerufen am 26. Oktober 2015
- Alena Jabarine: "Kehrt um!" In: Zeit Online, 3. November 2015, abgerufen am 4. November 2015