Bottenhorn
Bottenhorn (mundartlich Boddehern) ist ein Ortsteil der Gemeinde Bad Endbach im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Bottenhorn Gemeinde Bad Endbach | |
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Höhe: | 485 (485–541,2) m ü. NHN |
Fläche: | 8,62 km²[1] |
Einwohner: | 1155 (Mai 2011)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 134 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1974 |
Postleitzahl: | 35080 |
Vorwahl: | 06464 |
Bottenhorn inmitten der Hochflächen mit dem Sendeturm auf der Angelburg im Hintergrund |
Ortsvorsteher ist Thomas Kramer.
Geografische Lage
Der Ortsteil Bottenhorn der Gemeinde Bad Endbach liegt im Gladenbacher Bergland (östlicher Ausläufer des Westerwaldes, der sich hier überschneidet mit dem Südausläufer des Rothaargebirges) in einer wechselhaften Mittelgebirgslandschaft, im Naturpark Lahn-Dill-Bergland, zwischen den Städten Dillenburg und Marburg, nördlich von Wetzlar, also mitten im Hessischen Hinterland. Mit einer Ortskernhöhe von 485 m ü. NN ist Bottenhorn nach Hülshof die zweithöchstgelegene Ortschaft des Landkreises Marburg-Biedenkopf.
Naturräumlich wird das Plateau rund um Bottenhorn, das sich vom 552 m hohen Daubhaus nördlich von Gladenbach bis zum Nordrand des Schelder Waldes (Angelburg (Berg) 609 m ü. NN) zieht, als Bottenhorner Hochflächen (über 50 km² groß) bezeichnet. Diese Hochflächen, entstanden im Tertiär, sind eine der ältesten Landoberflächen des Rheinischen Schiefergebirges.
Im Ort kreuzen sich die Landstraßen 3049 und 3288
Geschichte
Chronik
Bottenhorn ist der älteste Ort dieses Gebietes. Er dürfte seinen hydrographischen Voraussetzungen nach in der Zeit seiner Entstehung zum Perfgau gehört haben. Eine ursprüngliche Trennung vom Gericht Gladenbach könnte der Flurname „Scheid“, östlich Bottenhorn, andeuten.[3]
Versammlungsplatz fränkischer Heere 778
Einer Sage nach sollen sich die fränkischen Heere auf der „Bottenhorner Hochfläche“ gesammelt haben, bevor sie über die Heerstraße (frühmittelalterlicher Höhenweg auf der Wasserscheide Perf/Dautphe verlaufend, Beginn: Gemeindegrenze Bottenhorn/Holzhausen) nach Norden gegen die Sachsen (Sachsenkriege Karls des Großen) zogen, insbesondere vor der großen Schlacht bei Laisa und Battenfeld 778.
Anlass für diese sagenhafte Deutung gab wohl die zentrale Lage auf einer Hochebene, auf der ehemals bedeutende Altstraßen von allen Seiten zusammenliefen[4]. Über die große Hochebene verlief der Strang der alten Ost-West Fernhandelsstraße, der Messestraße Leipzig-Köln-Antwerpen, Brabanter Straße genannt. Bei der Angelburg kreuzte sie mit dem von Süden, aus Richtung Gießen, auf der Aar/Salzböde-Wasserscheide verlaufenden Westfalenweg. Dort mündeten auch die von Herborn kommende „Hohe Straße“ und etwas weiter nördlich bei Hirzenhain die „Rheinstraße“ aus Richtung Dillenburg.
Es standen hier ausreichend Weideflächen mit kleinen Bächen und Quellen für die Versorgung der Reit- und Zugtiere für die Rast zur Verfügung. Insgesamt gesehen ein idealer Versammlungsort für ein großes, mehrere Tausend Reiter und Fußsoldaten umfassendes Heer.
In jeder Sage steckt ein Körnchen Wahrheit.
Hochwertiges Eisenerzvorkommen
Außerdem gab es nördlich von Rachelshausen, am Rande der Hochebene, in Spalten des Diabas ein hochwertiges Eisenerzvorkommen (Hämatit) mit bis zu 70 % Eisengehalt, was für die Waffenherstellung von Bedeutung gewesen sein dürfte.
Ersterwähnung
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Bottenhorn erfolgte im Jahr 1253 unter dem Namen Budehorn in einer Kirchenakte, die eine Aufstellung über die Laaspher Pfarrgüter zum Inhalt hat.
Weitere Erwähnungen:[1]
- 1304 Botinhorne
- 1324 Buttinhorn
- 1491 Bettehorn
- 1502 Bottenhorn
Beschreibung 1830
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Bottenhorn:
„Bottenhorn (L. Bez. Gladenbach) evangel. Filialdorf; liegt 2 St. von Gladenbach in einer rauhen Gegend, hat 94 Häuser und 552 Einw., die alle evangelisch sind, ferner 1 Kapelle und 1 Mahlmühle. Der Ort gehörte im 15. Jahrhundert zum Gladenbacher Kirchengebiete.“[5]
Kirchengebäude
Gebietsreform
Zum 1. Juli 1974 wurden im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz die bis dahin selbständigen Gemeinden Bad Endbach, Bottenhorn, Dernbach, Hartenrod und Hülshof zur erweiterten Großgemeinde mit dem Namen Bad Endbach zusammengeschlossen.[6][7] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Bad Endbach wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[8]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Bottenhorn lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][9][10]
- ab 1336:Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, nach Ende der Dernbacher Fehde und Friedensschluss mit Nassau
- um 1360: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Gericht Gladenbach.
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Blankenstein, Gericht Gladenbach.
- 1604–1648: strittig zwischen Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt (Hessenkrieg)
- ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Blankenstein
- ab 1627: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Amt Blankenstein, Obergericht Gladenbach[11][12]
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Oberfürstentum Hessen, Amt Blankenstein, Land- und Rügengericht[13]
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Blankenstein[14]
- ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gladenbach
- ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf (übergangsweise Hinterlandkreis)[12]
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
- ab 1932: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Dillenburg
- ab 1933: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Biedenkopf
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Nassau, Landkreis Biedenkopf
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Biedenkopf
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Biedenkopf
- ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Biedenkopf
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- am 1. Juli 1974 wurden Bottenhorn als Ortsteil der Gemeinde Bad Endbach eingegliedert.
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Einwohnerzahlen
Quelle: Historisches Ortslexikon[1] | |
• 1501: | 19 Männer |
• 1577: | Hausgesesse | 38
• 1630: | zweispännige, 17 einspännige Ackerleute, 14 Einläuftige | 35 Hausgesesse; 4
• 1742: | 80 Haushalte |
• 1791: | 385 Einwohner[15] |
• 1800: | 385 Einwohner[16] |
• 1806: | 451 Einwohner, 76 Häuser[13] |
• 1829: | 552 Einwohner, 94 Häuser[5] |
Bottenhorn: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2011 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1791 | 385 | |||
1800 | 385 | |||
1806 | 451 | |||
1829 | 552 | |||
1834 | 630 | |||
1840 | 644 | |||
1846 | 657 | |||
1852 | 677 | |||
1858 | 673 | |||
1864 | 558 | |||
1871 | 550 | |||
1875 | 693 | |||
1885 | 723 | |||
1895 | 797 | |||
1905 | 796 | |||
1910 | 833 | |||
1925 | 976 | |||
1939 | 1.038 | |||
1946 | 1.403 | |||
1950 | 1.355 | |||
1956 | 1.267 | |||
1961 | 1.284 | |||
1967 | 1.340 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 1.155 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[2] |
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Bottenhorn 1155 Einwohner. Darunter waren 27 (2,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 204 Einwohner unter 18 Jahren, 456 zwischen 18 und 49, 249 zwischen 50 und 64 und 146 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 471 Haushalten. Davon waren 102 Singlehaushalte, 144 Paare ohne Kinder und 171 Paare mit Kindern, sowie 48 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 84 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 303 Haushaltungen lebten keine Senioren.[2]
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1] | |
• 1830: | evangelische (= 100 %) Einwohner | 552
• 1885: | %), 2 katholische (= 0,25 %) Einwohner | 721 evangelische (= 90,46
• 1961: | 1147 evangelische (= 89,33 %), 129 römisch-katholische (= 10,05 %) Einwohner |
Flugplatz Bottenhorn
Innerhalb der Gemeinde gibt es einen Flugplatz mit einer 525 m langen Gras-Landebahn. Er ist als Sonderlandeplatz ausgewiesen und besitzt den ICAO-Code EDGT. Betreiber ist die Luftsportgemeinschaft Bottenhorn e. V.
Literatur
- Literatur über Bottenhorn nach Stichwort nach GND In: Hessische Bibliographie
- Suche nach Bottenhorn In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Weblinks
- Ortsteil Bottenhorn. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Gemeinde Bad Endbach, archiviert vom Original; abgerufen im März 2020.
- Bottenhorn, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Bottenhorn, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 22. Mai 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 24 und 64 .
- Ulrich Lennarz, Die Territorialgeschichte des hessischen Hinterlandes, Hrsg. Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, N.G. Elwertsche Verlagsbuchhandlung Marburg 1973, S. 31
- Ulrich Lennarz, Die Territorialgeschichte des hessischen Hinterlandes, Hrsg. Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, N.G. Elwertsche Verlagsbuchhandlung Marburg 1973, Karte Nr. 6, Alte Straßen
- Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 34 (Online bei google books).
- Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 18 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 351.
- Hauptsatzung. (PDF; 27 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Bad Endbach, abgerufen im Oktober 2020.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
- Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 7 (Online bei google books).
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 27 ff., § 40 Punkt 6c) (google books).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 244 (Online in der HathiTrust digital library).
- Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 416 (online bei Google Books).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 189 (Online in der HathiTrust digital library).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 201 (Online in der HathiTrust digital library).